„TABUN – Tod aus der Ostsee“

von Michael Paul

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 04. Mai 2019
Verlag: Bunte Hunde
Ausgaben: Taschenbuch, eBook, Hörbuch und Audio CD
ISBN:  978-3947081035
Seitenanzahl: 324 Seiten
Preise: 12,00€ (Taschenbuch), 07,99€ (eBook)
Reihe: „Katharina König“, Band 01 von 01

Homepage:
https://www.michael-paul.eu/bücher/

Klappentext:
„Seinerzeit hat Hitlers tödliches Giftgas Tabun niemanden umgebracht. Doch seit dem Krieg tötet es jedes Jahr ahnungslose Touristen an den deutschen Küsten!
Auf den Gleisen des Rasenden Roland verbrennt ein junger Familienvater. Die blinde ehemalige Oberstaatsanwältin Katharina König ahnt, dass es kein normaler Unfall war, wie es die Behörden auf Rügen glauben machen wollen. Alle schweigen und bald geraten sie und ihr junger Assistent Elias selbst in Lebensgefahr.
Als ein hochintelligenter Rechtsradikaler auftaucht, wird klar, dass es um viel mehr geht. Wie soll eine Blinde gemeinsam mit einem charmanten, erfolglosen Jazzmusiker den teuflischen Plan eines Terroristen verhindern, der die Welt aus den Angeln heben will? 
Michael Pauls fesselnder Öko-Politthriller TABUN fasst ein heißes Eisen an! Hochspannung ist bis zur letzten Seite garantiert! Nach „Wimmerholz“ und „Das Haus der Bücher“ ist es der erste Fall von  Katharina König.“

*Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise vom Autor auf der Buchmesse in Hinterzarten als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank dafür.
– Ich habe vom Autor keinerlei finanzielle Gegenleistungen erhalten, die Rezension spiegelt meinen persönlichen Lese-Eindruck wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars kennzeichne ich diese Rezension als Werbung.

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Das Buch „TABUN – Tod aus der Ostsee“ von Michael Paul ist ein Politthriller und beschäftigt sich mit den Überresten und der Entsorgung der Kampfmittel des Zweiten Weltkriegs in die Ostsee und deren furchtbaren Nachwirkungen und Bedrohungen in der heutigen Zeit.

„»Das Tabun – und Sie wissen, dass das nur einer von vielen tödlichen Stoffen dort unten am Meeresboden ist – kann heftigen Schaden anrichten. Es ist doch naiv und gleichzeitig skandalös, darauf zu hoffen, dass es sich im Wasser auflöst und dann kein Problem mehr darstellt. Nach dem Motto: Was in den letzten mehr als sechzig Jahren nicht passiert ist, wird auch in Zukunft nicht geschehen? (…)«“

[Seite 152]

Als der Jazzmusiker Elias in New York mitten in der Nacht von seiner Tante aus Deutschland angerufen wird, lässt er alles stehen und liegen und fliegt zu ihr. Noch am Flughafen übergibt diese ihm Dokumente, welche ihn auf die Insel Rügen führen. Dort ist unter mysteriösen Umständen ein junger Familienvater ums Leben gekommen und Elias soll sich mit diesen Umständen etwas näher befassen. Als er auf Rügen die blinde ehemalige Oberstaatsanwältin Katharina König trifft, sind sich die Beiden sicher, dass es kein gewöhnlicher Unfall war und die Behörden etwas verschweigen.
Katharina und Elias beginnen mit ihren Nachforschungen, welche sie ins Visier eines hochintelligenten und schwerreichen Rechtsradikalen bringt und dem ein Menschenleben nichts bedeutet – auch das von Elias und Katharina nicht. Denn es geht um viel mehr und um etwas sehr großes.

Michael Pauls historische Romane „Wimmerholz“, „Das Haus der Bücher“, „Versteckt im Schwarzwald“ und „Die Trostbriefschreiberin“ haben mich sehr berührt, da diese Romane unvergessliche Geschichten gegen das Vergessen sind.
Mit seinem Thriller „TABUN – Tod aus der Ostsee“ beschreitet Michael Paul ein neues Genre. Auch wenn das Genre Thriller nicht zu meinen bevorzugten Genres gehört, wollte ich dieses Buch dann doch lesen, da es in diesem Thriller auch historische Elemente und Tatsachen verarbeitet sind.
Freundlicherweise bekam ich vom Autor ein Exemplar als kostenloses Rezensionsexemplar, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte.
Schon der Prologs des Buches riss mich förmlich in die Handlung hinein, aus der es ab der ersten Seite kein Entrinnen mehr gibt. Eigentlich wollte ich nur ein wenig reinlesen – und blieb einfach hängen. Kontinuierlich spitzt sich die Handlung auf ein Ereignis zu und Michael Pauls rasanter und bildhafter Sprachstil sorgen für ein enormes Lesetempo und eine außerordentliche und gleichzeitig bedrückende Atmosphäre, da viele der beschriebenen Dinge und Begebenheiten auf Tatsachen beruhen. Nur ungern legte ich das Buch zur Seite, hielt, vor allem gegen Ende, vor Spannung stellenweise die Luft an und rauschte durch die insgesamt 324 Seiten.

»Ja, ihre Tante hat sich wohl etwas dabei gedacht, als sie mich gefragt hat. Es tut mir gut, wieder eine Aufgabe zu haben, vor allem aber, dass sie mir das zutraut. Auch wenn ich nichts mehr sehen kann, kann ich immer noch recherchieren und Schlüsse ziehen. Mein Verstand ist immer noch hellwach. Ich konnte es noch nie akzeptieren, wenn die Reichen und Mächtigen dieser Welt ihr Spielchen treiben und dabei auf nichts und niemanden Rücksicht nehme. Deshalb habe ich mich damals für das Jurastudium entschieden. (…)«“

[Seite 62]

Neben der spannenden Handlung konnten mich auch die interessanten Haupt- und Nebenfiguren in diesem rasanten Politthriller überzeugen. Sie alle haben ihre eigene Vergangenheit, ihre Geschichten und Erlebnisse, die sie zu den Menschen gemacht haben, welche sie sind.
Elias ist, neben Katharina König, einer der Protagonisten. Er ist in seinem Leben noch nicht so wirklich angekommen, nach einem abgebrochenen Studium schlägt er sich als Jazzmusiker in New York durch. Gerade als der große Durchbruch winkt, wird er von seiner Tante nach Deutschland beordert. Ich mochte Elias ehrliche Art, vor allem aber, dass er in einigen Situationen über sich hinauswächst und sich auch trotzdem seiner Schwächen bewusst ist.
Auch die Art, wie die beiden Hauptfiguren aufeinandertreffen und nicht wissen, wie sie auf den jeweils anderen reagieren sollen und wie sie dann zu einem Team zusammenwachsen schildert Michael Paul sehr authentisch und einfühlsam.
Katharina, eine ehemalige und berühmte Staatsanwältin, hat einen schweren Schicksalsschlag hinter sich. Nach ihrer Erblindung ist in ihrem Leben nichts mehr so, wie es einmal war – ihr Berufsleben aber auch ihr Privatleben liegen in Scherben. Sie muss sich nun in einem völlig anderen Leben zurechtfinden, was ihr an einigen Tagen gut gelingt, an anderen Tagen nicht. Denn: Katharina kennt zwar viele (einflussreiche) Menschen, doch sie ist am Ende des Tages doch sehr einsam und seht sich nach einer tiefen Freundschaft und Verbundenheit. Katharinas vielschichtiger und interessanter Charakter zeigt sich im Laufe der Handlung, immer wieder zeigen sich dem Leser/ der Leserin neue Facetten.
Neben diesen beiden Hauptfiguren spielen noch einige weitere Figuren große und auch kleine Rollen. Michael Paul stattet diese mit vielen Details aus, was zu ihrer großen Authentizität führt. Außerdem besitzen sie alle ihre Ecken und Kanten und vieles aus ihren Lebensgeschichten offenbart sich erst im Laufe der Handlung. Dies sorgt zusätzlich für einen guten Lesefluss, da man als Leser/ Leserin einfach wissen muss, wie und warum es so gekommen ist und wie es mit ihnen im weiteren Handlungsverlauf weitergeht.

„»Es ist immer das Gleiche! Beifang! Tödlicher Beifang, Giftgasmunition! (…) Der ganze Meeresboden ist voll von dem Dreck! Und wir baden es aus! Wissen Sie, wie viele Millionen Granaten die Briten und Russen damals hier ins Meer gekippt haben`? Das kommt alles wieder hoch!« (…)
»Das hat damals keinen interessiert. Aber seit Jahren kommt der ganze Mist langsam wieder hoch: Senfgas, Sarin, Lost, Phosphor und noch viel mehr. Jedes Jahr gibt es Tote und Schwerverletzte. Nicht nur die Fischer auf den Schiffen, sondern auch die Touristen an den Stränden. Und keiner will es wissen, geschweige denn, dass laut darüber geredet werden darf.(…)«“

[Seiten 105/106]

Das große Thema des Buches „TABUN – Tod aus der Ostsee“ ist die Versenkung von Munition und chemischer Kampfstoffe in die Nord- und Ostsee nach Ende des Zweiten Weltkriegs.
In der deutschen Nord- und Ostsee lagern Altlasten von ca. 1,6 Millionen Tonnen konventioneller Munition und 5.000 Tonnen chemischer Kampfstoffe, die im Zweiten Weltkrieg durch Militäroperationen oder danach durch Verklappung versenkt wurden. Heute bedrohen alte Minen, Bomben und Torpedos das Meer und seine Anwohner: Denn bis zu 3000 Kilogramm Munition im Jahr gehen einem Fischer ins Netz.
Doch nicht nur die alten Minen, Bomben und Torpedos bedrohen die Nord- und Ostsee: Neben diesen konventionellen Munitionen wurden auch große Menge des Nervengiftes Tabun, entgegen ursprünglicher Informationen der USA, in der Ostsee versenkt. Hier ist die Rede davon, dass in der nördlichen Ostsee rund eine halbe Million Tabun-Bomben verklappt wurden.
Tabun ist ein Nervenkampfstoff, der 1936 vom deutschen Chemiker Gerhard Schrader entdeckt wurde. Ab 1942 wurde es industriell gefertigt und im Zweiten Weltkrieg von der deutschen Wehrmacht in Bomben und Granaten verfüllt, jedoch nicht eingesetzt.
Im Körper blockiert Tabun die Acetylcholinesterase. Diese ist Bestandteil der Kommunikationsvorgänge im Nervensystem. Daher kommt es, je nach Stärke der Vergiftung, zu Kopfschmerzen, Übelkeit mit Erbrechen und Durchfällen, Augenschmerzen, Müdigkeit, Krampfanfälle, Zittern, Zucken der Muskulatur, unkontrollierter Harn- und Stuhlabgang, Atemnot, Appetitlosigkeit, Angstzustände, Spannungen, Verwirrtheit, Bewusstlosigkeit. Der Tod tritt schlussendlich durch Atemlähmung ein.
Michael Paul beschreibt diese historischen Hintergründe und auch den Status Quo sehr intensiv – hier merkt man, wie sehr sich der Autor in das Thema hineingearbeitet hat und auch, wie wichtig ihm die Aufarbeitung des schwierigen Themas ist. Er legt den Finger in eine offene Wunde und stellt damit das Thema ‚Urlaub an der Ost- oder Nordsee‘ in Frage.
Auf der Rückseite des Buches steht folgende Warnung:

„Warnung! Nach diesem brillant recherchierten Thriller ist ein unbedarfter Urlaub an der Ost- und Nordsee kaum noch möglich.“


Nach Beendigung des Buches kann ich diese Warnung nur unterschreiben. Denn nach dieser Lektüre macht man sich unweigerlich so seine Gedanken, ob ein Urlaub dort wirklich so anstrebsam ist.

Fazit: Der Thriller „TABUN – Tod aus der Ostsee“ ist ein spannender und vor allem aufrüttelnder und eindringlicher Thriller, welcher mit interessanten und vielfältigen Figuren besticht. Ab der ersten Seite reißt die Handlung den Leser/ die Leserin mit und lässt diese auch nach der letzten Seite nicht mehr los und mit vielen Eindrücken und Gedanken zurück. Absolut lesenswert!

*Ich habe für diese Rezension vom Verlag Autor keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein

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