„Peggy Guggenheim und der Traum vom Glück“

von Sophie Villard

Erschienen am 10. August 2020 im Penguin-Verlag
ISBN: 978-3-328-10488-9
https://www.randomhouse.de/Paperback/Peggy-Guggenheim-und-der-Traum-vom-Glueck/Sophie-Villard/Penguin/e555147.rhd

Das Buch „Peggy Guggenheim und der Traum vom Glück“ von Sophie Villard zeigt das Leben von Peggy Guggenheim in den Jahren 1937 bis 1942, eine Zeit, in der sie auf der Suche nach persönlichem Glück ist, aber auch im Kampf für die Kunst alles aufs Spiel setzt.

Coverrechte: Penguin-Verlag

Das Jahr 1937 neigt sich dem Ende zu. Auch die Zeit in Paris geht für Peggy Guggenheim zu Ende – sie möchte in London eine Gallerie, ihre „Guggenheim Jeune“, eröffnen. Der Abschied von der Stadt, von den Menschen fällt ihr schwer. Die Beziehung mit dem Schriftsteller Samuel Beckett macht den Weggang auch nicht gerade leichter.
Doch am Horizont ziehen unaufhaltsam die dunklen Wolken des Krieges auf und bedrohen viele Künstler in ihrer Existenz. Niemand kann einschätzen, wie es weitergeht – Peggy Guggenheim schreitet zur Tat. Sie verhilft vielen Künstlern zur Flucht, kauft aber auch Kunstwerke der Künstler, um die Kunst dieser Zeit zu bewahren – ihre Familie und ihre große Liebe bringt sie damit aber in immer größere Gefahr.

Das Buch habe ich auf dem „Bloggerportal von Randomhouse“ entdeckt. Cover und Titel weckten sofort mein Interesse. Ich habe schon so einiges von Peggy Guggenheim gehört, aber noch nichts gelesen. Der Name Guggenheim stand für mich lange mit dem Untergang der Titanic in Verbindung, da Peggys Vater bei diesem Unglück sein Leben verlor. Es wurde also mal Zeit, etwas mehr über Peggy Guggenheim zu erfahren.
Das Buch habe ich dann freundlicherweise vom Penguin-Verlag als Rezensionsexemplar zugesendet bekommen.
An dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön an den Penguin-Verlag für die Zusendung.

Ab der ersten Seite hat mich das Buch „Peggy Guggenheim und der Traum vom Glück“ in seinen Bann gezogen. Vor meinen Augen wurden Abendgesellschaften in Paris lebendig, ich nahm an Diskussionen teil und lernte viele Künstler kennen, die ich bisher nur mit Namen kannte.
Peggy mochte ich von Anfang an – auch wenn sie anfangs sehr zielstrebig wirkt, plagen sie doch auch immer wieder Selbstzweifel. Ihr gelingt nicht alles, was sie sich vornimmt, sie muss auch Rückschläge hinnehmen. Sie ist mutig, wagt einen Neuanfang in London, bleibt aber Paris immer treu. Im Nachwort wird sie als erste „Weltbürgerin“ bezeichnet. Und genau so nahm ich sie auch wahr: Sie liebt Paris über alles,kommt auch immer wieder dorthin zurück, fasst aber auch in anderen Ländern Fuß und findet dort auch immer das Schöne.
In ihrem Privatleben geht alles etwas drunter und drüber: Ihre Mutter ist noch nicht lange tot, sie ist geschieden, ihre Kinder in Internaten. Ihr Ex-Mann hat sich eine neue Familie aufgebaut, Peggy kann sich treiben lassen. Mit dem Erbe ihres Vaters kann sie sich selbst verwirklichen, aber eines fehlt ihr… oder auch nicht: Ein Mann. Sie hat viele kurze Affären, verliert auch oft ihr Herz, aber ob sie wirklich einen Mann in ihrem Leben braucht weiß sie nicht. Sie liebt ihre Unabhängigkeit, sehnt sich aber auch nach Liebe und Geborgenheit.
Und als sie den Entschluss fasst, den Künstlern zu helfen, die Kunst zu bewahren, hat sie bei mir noch mehr Sympathie-Punkte hinzugewonnen. Eine Frau der Tat, die auch vor Gefahren nicht zurückschreckt und sich nicht unterkriegen lässt. Sie ist für immer andere Menschen da.
Peggy Guggenheim steht in diesem Buch sehr im Mittelpunkt, aber auch die anderen Charaktere, die um sie herum agieren, empfand ich sehr lebendig und authentisch beschrieben. Jeder Charakter wurde äußerlich beschrieben, durch seine Eigenheiten und seine Handlungen konnte ich dann den Menschen richtig kennen lernen. Es machte Spaß, so manche historische Figur auf diese Weise näher zu kommen.

Die Sprache von Sophie Villard empfand ich als sehr angenehm und farbenfroh. Sie beschreibt Menschen mit so viel Gefühl und so vielen Details, dass ich ein genaues Bild vor Augen hatte. Aber auch Städte, hier allen voran Paris, und auch Landschaften beschreibt sie mit so viel Liebe. Paris, eine Stadt, die ich noch nie real besucht habe, habe ich mit diesem Buch besucht und durch Peggys Augen kennen und lieben gelernt.
Aber auch die anderen Orte, an denen das Buch spielt, wurden vor meinem inneren Auge lebendig. Die Ruhe an einem abgelegenen Strand in Portugal, der Tumult in New York, wo sich Menschenmassen rastlos durch die breiten Straßen drängen. In New Orleans hörte ich Bands zu, spürte die Lebensart der Bevölkerung.

Das große Thema in diesem Buch ist die Kunst des 20. Jahrhunderts. Peggy Guggenheim lebte für die Kunst – vor allem für die Moderne Kunst.
Ihr ist es zu verdanken, dass viele Kunstwerke überlebt haben. Das machte sie nicht, um sich daran zu bereichern, ihr war wichtig, dass diese Kunst bewahrt wird und für die Öffentlichkeit zugänglich wird.
Doch nicht nur Kunstwerke hat sie gerettet: Ein anderes großes Thema ist die Emigration der Künstler-Elite in die USA. Peggy Guggenheim hat einigen Künstlern diese Flucht überhaupt erst möglich gemacht. Anfangs wollte sie von der Politik nicht wirklich was hören. Doch je dunkler die Wolken am Horizont wurden, desto mehr wusste Peggy, dass sie handeln musste.
Mit Mut und Leidenschaft stand sie für die Künstler und deren Kunstwerke ein – eine beeindruckende Frau, die nie vergessen werden sollte.

Ein Buch, welches ich immer wieder gerne in die Hände genommen habe. Durch das Buch habe ich noch mal einiges in Sachen Kunst und die Künstler dazu gelernt. Ich habe Peggy Guggenheim und all die anderen Menschen um sie herum kennengelernt, spazierte mit ihr durch die verschiedensten Städte und Landschaften und begab mich mit ihr auf die Suche nach Kunstwerken.

Fazit: Ein Buch, was mich auf eine emotionale Reise mitgenommen hat, von der ich gehofft hatte, dass sie nie endet.

Hinweis: Das Buch habe ich freundlicherweise vom Penguin-Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen – es hat meine Meinung aber nicht beeinflusst.


„Die englische Gärtnerin – Weißer Jasmin“

von Martina Sahler

Erschienen am 03.08.2020 im Ullstein Verlag
ISBN: 9783548060736
https://www.ullstein-buchverlage.de/nc/buch/details/die-englische-gaertnerin-weisser-jasmin-die-gaertnerin-von-kew-gardens-3-9783548060736.html

Hinweise: Bitte lest diese Rezension nicht, wenn ihr den ersten Teil der Reihe („Die englische Gärtnerin – Blaue Astern“) und den zweiten Teil („Die englische Gärtnerin – Rote Dahlien) noch nicht kennt. Diese Rezension könnte euch sonst spoilern.
Meine Rezensionen zu den ersten beiden Teilen findet ihr hier:
– „Die englische Gärtnerin – Blaue Astern“
– „Die englische Gärtnerin – Rote Dahlien“

Das Buch „Die englische Gärtnerin – Weißer Jasmin“ ist der dritte Teil um die Botanikerin Charlotte, die im Jahr 1929, das Jahr der Wirtschaftskrise, vor großen Entscheidungen und vielen Abschieden steht.

Coverrechte: Ullstein Verlag

Es ist das Jahr 1926: Gespannt erwartet Charlotte Besuch der ‚Linnean Society‘. Von dieser Gesellschaft erhofft Charlotte sich eine Medaille, eine Auszeichnung für ihren Garten. Doch zu dieser Auszeichnung soll es nicht kommen. Ihr wird ans Herz gelegt, zu promovieren, vorher hätte sie keinerlei Chance auf Anerkennung.
Drei Jahre später schlittert die Papierfirma von Charlottes Mann Victor immer mehr in finanzielle Schwierigkeiten. Ein Kunde nach dem anderen springt ihm ab, schon bald weiß er nicht mehr, wie es weitergeht.
Charlotte kümmert sich weiter mit Hingabe um ihren Garten, ihre kleine Tochter Eliza Rose steht ihr in Begeisterung für die Pflanzenwelt in Nichts nach.
‚Summerlight House‘, der Wohnsitz ihrer Familie leert sich – immer mehr Menschen, die Charlottes Leben mit ausgemacht haben, verabschieden sich.

Da ich die ersten beiden Teile der Reihe mit Begeisterung gelesen habe, musste ich diesen letzten Teil der natürlich auch direkt lesen.


Die Charaktere sind mir mittlerweile sehr ans Herz gewachsen, vor allem Charlotte. Es ist immer wieder schön, wenn Figuren eine Wandlung durchmachen, sich dabei aber trotzdem selbst treu bleiben. Genau so ist Charlotte. Sie kämpft, sie leidet, sie fällt, sie steht auf. Ein einzigartiger Charakter. Immer wieder muss sie sich den gesellschaftlichen Normen anpassen, was ihr immer schwerer fällt und sie auch immer mehr in Frage stellt.
Victor, ihr Ehemann, sind diese gesellschaftlichen Normen nach wie vor wichtig. Einerseits lässt er Charlotte wieder sehr viele Freiräume, schränkt sie aber auch mit unter sehr ein. Er ist ein Mensch, der vieles mit sich selbst ausmacht, Charlotte aber auch als enge Vertraute sieht. Mit ihr kann er reden, auch wenn er an ihren Lösungsvorschlägen eher weniger interessiert ist.
Natürlich verändern sich auch die Charaktere um Charlotte, allen voran ihre junge Schwester Debbie. Am Anfang des ersten Buches noch ein Kind ist sie mittlerweile nun eine erwachsene Frau, die ihren Weg geht. Sie hat mich mit ihren Entscheidungen doch sehr oft überrascht.
Leider spielen Aurora, eine meiner Lieblingen, in diesem Teil nur eine Rolle am Rande. Sie lebt mittlerweile mit ihrem Mann Robert, Charlottes Bruder, und ihrer Pflegetochter in den USA. Dort ist sie glücklich, sie scheint im Leben endlich ihren Platz gefunden zu haben.
Es kommen noch die ein oder anderen neuen Figuren in diesem Teil dazu. Alle Figuren haben eine tolle Geschichte, die mich sehr begeistert haben. Sie fügen sich gut zu den anderen Charakteren hinzu und es machte Spaß, ihre Entwicklungen mit anzusehen.
Spannend fand ich auch, dass sie auch reale Persönlichkeit unter die fiktiven Charaktere mischen. Welche das sind, bespricht die Autorin in ihrem ausführlichen und spannenden Nachwort.
Der Abschluss einer Reihe ist immer sehr emotional, auch, oder vor allem bei dieser Reihe. Selten habe ich Charaktere und den Handlungsort so ins Herz geschlossen wie diese. Alles hat halt leider mal ein Ende.

Ich konnte der Handlung des Buches immer gut folgen. Ich konnte das Buch teilweise nur noch schwer aus den Händen legen, weil ich unbedingt wissen musste, wie es weitergeht.
Die Sprache ist immer sehr flüssig, mit vielen Details, aber niemals langweilig.
Bemerkenswert finde ich immer wieder, wie akribisch Martina Sahler recherchiert hat: Sie hat die Gärten in England des 20. Jahrhunderts vor meinen Augen entstehen und wachsen lassen. Jeder, der sich für Pflanzen und Gartenarchitektur interessiert, ist mit dieser Reihe bestens bedient.

Auch in diesem Buch wird der gesellschaftliche Stand der Frauen in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts wieder sehr deutlich. Ja, es gab mittlerweile das Frauenwahlrecht, Frauen durften auch studieren und promovieren – aber von Gleichberechtigung war man noch meilenweit entfernt. Ohne Mann war es für eine Frau unmöglich in der Gesellschaft zu bestehen.
Die Weltwirtschaftskrise im Jahr 1929, die mit dem Börsencrash am 24. Oktober 1929 in New York begann, ist „Die Englische Gärtnerin – Weißer Jasmin“ ein großes Thema. Es wird klar, wie schnell es ging, dass Unternehmen in den Ruin gingen. Auch die besten Beziehungen konnten viele (auch große) Unternehmen nicht retten.Die große Arbeitslosigkeit trieb die Arbeiter auf die Straße, sorgte für Tumulte und Unfrieden. Ein sehr spannendes, aber auch trauriges Kapitel der Weltgeschichte.

Mir hat der dritte Teil dieser Reihe außerordentlich gut gefallen. Es bricht vieles auseinander, anderes fügt sich zusammen. Es ist ein wunderbarer Abschluss einer wirklich empfehlenswerten Reihe.

Fazit: Unbedingt lesen. Kopfkino vom Feinsten.

Hinweis: Das Buch habe ich gekauft.

„Die englische Gärtnerin – Rote Dahlien“

von Martina Sahler

Erschienen am 02. Juni 2020 im Ullstein Verlag
ISBN: 978-3548060729
https://www.ullstein-buchverlage.de/nc/buch/details/die-englische-gaertnerin-rote-dahlien-die-gaertnerin-von-kew-gardens-2-9783548060729.html

Hinweise: Bitte lest diese Rezension nicht, wenn ihr den ersten Teil der Reihe („Die englische Gärtnerin – Blaue Astern“) noch nicht kennt und noch lesen wollt. Diese Rezension könnte euch sonst spoilern.
Hier findet ihr meine Rezension zu dem ersten Teil:

„Die englische Gärtnerin – Blaue Astern“

Das Buch „Die englische Gärtnerin – Rote Dahlien“ ist der zweite Teil um die Botanikerin Charlotte, die im Jahr 1923 einen Garten anlegen möchte, der für Aufsehen sorgen soll.

Coverrechte: Ullstein Verlag

Die Handlung setzt dort an, an der der erste Teil endete: Charlotte Bromberg, geborene Windley, immer noch herrlich chaotisch, arbeitet nach wie vor in den Kew Gardens. Als Frau eher ungewöhnlich und so dauert es nicht lange, bis sie diese Stelle schweren Herzens aufgeben muss.
Charlotte lässt sich von diesem beruflichen Rückschlag aber nicht unterkriegen, sondern wendet sich einem anderen Großprojekt zu: Der Gestaltung des riesigen Anwesens ihres Mannes Victor. Rund um das ‚Summerlight House‘ entsteht ein Garten, der für Aufsehen sorgen soll.
Dafür reist Charlotte in Begleitung von Aurora und ihres Gärtners Quinn quer durch England, auf der Suche nach neuen Pflanzen. Diese Reise wird nicht nur eine Suche nach Pflanzen, Charlotte entflieht damit auch den Pflichten der englischen Upper Class, die sie immer mehr einengen. Aber nicht nur das: Auch mit Quinn erfährt sie eine neue Freiheit und kommt ihm näher, als sie sollte.

Da ich den ersten Teil (hier findet ihr meine Rezension) mit großer Begeisterung gelesen habe, musste ich den zweiten der Geschichte rund um Charlotte auch lesen. Ich wollte unbedingt wissen, wie es mit Charlotte, Victor, Robert, Elizabeth, Debbbie und Aurora weitergeht. Sie sind alle Charaktere geworden, die mir sehr ans Herz gewachsen sind.

Es gibt in diesem Teil ein paar neue Charaktere, einige Charaktere werden vertieft. Nach wie vor steht Charlotte aber sehr im Vordergrund.
Charlotte ist eine Frau, die eigentlich frei sein möchte, aber immer mehr unter den Verpflichtungen leidet, die in der englischen Upper Class gelten. Sie ist auf der einen Seite eine gute Gastgeberin, auf der anderen Seite langweilt sie sich bei Empfängen, Dinner oder Festen sehr. Ihr Ehemann Victor vergöttert sie, er legt ihr aber auch Fesseln an. Ich denke, dass er das auch machen muss, um sein Gesicht in der Gesellschaft zu wahren. Trotz allem trägt er seine Frau auf Händen, schenkt ihr sogar eine Forschungsreise in den Orient und nimmt dafür alle Strapazen in Kauf.
Der Gärtner Quinn ist ein sehr spannender Charakter: Gefangen in einer unglücklichen Ehe, aber ein sehr liebevoller Vater. Für seine Söhne ist er immer da, seine Frau geht ihm nur noch auf die Nerven. Da flüchtet er sich lieber in den Garten von ‚Summerlight House‘. Hier kann er arbeiten und mit Charlotte Fachgespräche führen. Im ersten Teil der Reihe konnte er Charlotte noch nicht richtig einschätzen, in diesem Teil wird sie ihm sehr wichtig.
Aurora macht in diesem Teil eine wunderbare Wandlung durch. Sie erkennt sich selbst als Frau und kann mit Ideen und Tatkraft so manchen Plan umsetzen. Sie hat mir in diesem Teil nochmal besser gefallen, als im ersten. Da war sie sehr oft das Elend auf zwei Beinen – hier ändert sie etwas.
Auch Robert, Charlottes querschnittgelähmter Bruder, wandelt sich in diesem Buch. Er ist ein sehr undurchschaubarer Charakter, der sich immer mal wieder von seinen Launen leiten lässt.
Elizabeth, Charlottes Mutter, ist gezeichnet von ihrer schweren Krankheit. Sie ist aber trotzdem für ihre Kinder da, sie hört zu und gibt ihren Kindern Denkanstöße.
Jeder Charakter in diesem Buch konnte mich überzeugen, da sie alle so unterschiedlich, aber lebensecht beschrieben sind. Sie machen (große) Fehler, sie haben auch mal schlechte Laune, aber sie lieben das, was sie tun. Vor allem Charlotte: Es ist eine Freude mit ihr neue Pflanzen zu finden, Ableger und Samen zu nehmen, Pflanzen zu setzen …

Die Sprache von Martina Sahler ist sehr detailliert, aber kein bisschen langweilig. Sie beschreibt den Duft der Pflanzen, die Hitze in den südlichen Ländern so intensiv, dass ich das Gefühl hatte, neben Charlotte zu stehen und sie zu begleiten.

Das große Thema in diesem Buch ist, wie schon im ersten Teil, der Stand der Frau in den 20er/ 30er Jahren des 19. Jahrhunderts in der höheren Gesellschaft. Frauen wurden zwar ausgebildet, durften auch studieren, aber wenn sie verheiratet waren, sollten sie sich bitte dem Mann unterordnen, Kinder bekommen und voll in der Rolle der Hausfrau und Mutter aufgehen. Machte das Frau nicht, war sie gleich das Gesprächsthema der Gesellschaft. Charlotte hat einen unbändigen Freiheitsdrang. Die Ehe mit Victor gibt ihr Sicherheit, die große Erfüllung aber nicht.
Ein anderes Thema ist die Entdeckung der Pflanzenwelt: Zu dieser Zeit gab es noch so viele unentdeckte Pflanzen, es musste geschaut werden, welchen Standort sie vertragen. Hier merkt man, wie sehr und wie genau Martina Sahler recherchiert hat.

Mir hat der zweite Teil noch besser gefallen als der erste Teil. Ich kam den Charakteren nochmal näher. Das Buch hat mich bestens unterhalten und ich konnte völlig in der Geschichte abtauchen. Ich bin sehr gespannt auf den dritten Teil.

Fazit: Eine spannende Fortsetzung. Berührend und intensiv.

Hinweis: Das Buch habe ich mir gekauft.

„Der Garten unter dem Eiffelturm“

von Elena Eden

Erschienen am 03.06.2020 (Independently published) und 24.06.2020 (Books in Demand)
ISBN: 979-8650075660 (Taschenbuch Independently published) und 978-3751951937 (Books on Demand)
ASIN: B089FZ1FGM (eBook auf amazon.de)
https://www.amazon.de/Garten-unter-dem-Eiffelturm/dp/B089M59TYC/ref=sr_1_1?__mk_de_DE=ÅMÅŽÕÑ&crid=1QS9YKARK8UXB&dchild=1&keywords=der+garten+unter+dem+eiffelturm&qid=1597301991&sprefix=der+garten+un%2Caps%2C178&sr=8-1

Das Buch „Der Garten unter dem Eiffelturm“ von Elena Eden zeigt, wie sich eine verzweifelte Frau nach dem plötzlichen Tod ihres Partners wieder dem Leben und der Liebe zuwendet.

Coverrechte: Elena Eden

Alina ist eine junge Frau aus Berlin. Sie ist in Paris unterwegs, eine Stadt, die sie sehr liebt und zu der sie eine tiefe Verbundenheit hat. Doch Alinas Leben ist mit dem plötzlichen Unfalltod ihres Partners Pierre aus den Fugen geraten. Sie besucht Paris noch einmal für eine Woche, um Pierre besonders nahe zu sein: Hier ist er aufgewachsen, hier haben sie sich kennengelernt. Sie möchte auch Pierres Halbschwester Nathalie besuchen, die erst vor Kurzem Mutter geworden ist. Zusätzlich treiben sie die Gärten von Paris in die Stadt, welche sie erkunden und erleben.
Alina verbietet sich selbst eine neue Liebe, da sie sich für den Tod von Pierre verantwortlich fühlt. Doch dann läuft ihr Florian über den Weg, ein gut aussehender Mann, der ihre Leidenschaft für Gärten und den Künstler Claude Monet teilt. Diese eine Woche soll ihr Leben verändern.

Auf das Buch bin ich durch die Autorin aufmerksam gemacht worden. Sie schrieb mich auf Instagram an und fragte, ob ich ihr Buch lesen möchte. Nach einem Blick auf den Klappentext und auch ihre Beschreibungen in der Nachricht, war meine Interesse geweckt. Ich liebe Paris (auch wenn ich noch nie da war) und ich liebe Gärten. Das Buch musste ich einfach lesen.
An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an die Autorin Elena Eden für die Zusendung des Buches als Rezensionsexemplar und die wunderschöne Signierung. Ich habe mich so sehr gefreut – und – so viel kann ich schon mal verraten: Das Buch hat mich zum Tanzen gebracht.

Alina lernen wir als eine zutiefst verletzte und verunsicherte Frau kennen. Ihr wurde das Liebste im Leben entrissen, von einem Moment auf den anderen fehlt der geliebten Partner.
Die Reise nach Paris verlangt ihr emotional alles ab, immer wieder gehen ihre Gedanken zurück, wie sie die Beziehung mit Pierre erlebt hat, wie sie zusammen gelebt haben und schließlich auch der letzte Streit. Alina macht all das mit sich selbst aus, da ihr Umfeld nach über zwei Jahren kein Verständnis mehr für ihre tiefe Trauer hat, in der sie sich noch immer befindet.
Durch Alinas viele Gedanken, die kursiv abgesetzt ganze Abschnitte einnehmen, konnte ich mich gut in sie rein versetzen und sie auch verstehen. Teilweise musste ich heftig schlucken, wenn ihre Gedanken zu dem Abend zurück gingen, als die beiden Polizisten ihr die schreckliche Nachricht verkündeten. Ein absoluter Albtraum, den man nie erleben möchte.
Sie hat sich selbst an einen Schwur gebunden, dass sie nie wieder glücklich sein darf – und genau so kommt sie auch in den ersten Kapiteln rüber. Es wird einerseits klar, dass sie auf dieser Reise noch einmal Pierre nahe sein möchte, aber sie möchte diese Reise auch nutzen, um mal wieder raus zu kommen und etwas anderes zu sehen. Die Gärten von Paris, die sie besucht, helfen ihr. Hier kann sie abschalten, ihre Gedanken ordnen. Alina ist ein ehrlicher und lebensechter Charakter, der in meinem Herzen bleiben wird. Sie macht im Laufe der Handlung eine große Wandlung durch und findet sich wieder zu sich und in ihr Leben zurück.
Die Charaktere, die um Alina herum agieren sind ebenfalls sehr lebendig und authentisch beschrieben. Sie alle bringen einen ganz besonderen Charme in dieses Buch. Hier ist zum Beispiel die liebenswerte Gitta zu nennen, die für Alina eine Art mütterliche Rolle einnimmt und einfach herrlich ehrlich ist. Sie lies mich des Öfteren schmunzeln.
Auch Florian empfand ich als einen sehr angenehmen Charakter. Mit seinem Strohhut und seinem Wissen über all die Gärten und ihre Geschichten hat er nicht nur Alina überzeugt – sondern auch mich.
Alinas Eltern spielen nur am Rande eine Rolle, dafür ist Alinas verstorbene Großmutter auf dieser Reise immer sehr präsent. Mit Alinas liebevollen Erinnerungen an sie und ihre klugen Sprüche ist sie für Alina unsterblich und ein Anker in dieser schweren Zeit, auch wenn sie nicht mehr da ist.

Ich war noch nie richtig in Paris, mit diesem Buch bin ich aber gedanklich in Paris gewesen: Ich konnte es fühlen und riechen. Elena Eden beschreibt alles mit so vielen Details. Habt ihr euch schon mal Gedanken gemacht, wie man den Geruch der Pariser Metro beschreiben könnte? Elena Eden hat so passende Worte dafür gefunden.
Und auch die vielen Gärten in Paris und in der Normandie: Elena Eden hat hier äußerst viel und akribisch recherchiert, das Buch ist gleichzeitig auch ein kleiner Reiseführer zu den schönsten Gärten. Mir war gar nicht bewusst, dass Paris eine so große Vielfalt an Gärten hat, so grün ist.
Am liebsten hätte ich nach der Lektüre meine Koffer gepackt und wäre nach Paris gefahren. In Gedanken bin ich da gewesen, im „Garten unter dem Eiffelturm“.
Das Buch zeigt zu dem eindringlich, wie unterschiedlich Menschen mit Trauer und Verlust umgehen, und das jeder Mensch seine Zeit braucht, um mit Verlusten fertig zu werden. Trauer ist ein Prozess, der keine klar definierten Zeitfenster hat.

Für Gartenfreunde und auch Kunstliebhaber ist das Buch „Der Garten unter dem Eiffelturm“ absolut zu empfehlen – ich habe einiges über verschiedene Künstler dazu gelernt – vor allem aber über Claude Monet und seine Werke.
Die Stimmung in diesem Buch ist ganz besonders intensiv – ich konnte mich völlig in die Geschichte fallen lassen. Ein Buch, welches mich zum Tanzen brachte. Es hat sogar einen eigenen Soundtrack, da in der Geschichte Musikstücke eine große Rolle einnehmen.
Mit einer ausführlichen Zusammenstellung der Gärten, die in der Geschichte vorkommen, endet das Buch. Also wenn ich irgendwann mal nach Paris fahre, kommt dieses Buch auf jeden Fall mit – und dann werde ich mich auf die Spuren von Elena und Florian machen. 🙂
Danke für diesen Buch-Schatz.

Fazit: Ein sehr starkes Buch. Emotional, aber auch lehrreich. Eine perfekte Urlaubslektüre, aber auch für Tage, an denen man einfach Fernweh hat und nur mit dem Kopf verreisen kann.

Hinweis: Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin Elena Eden als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen – es hat meine Meinung aber nicht beeinflusst.

„Kinder ihrer Zeit“

von Claire Winter

Erschienen am 27. Juli 2020 im Diana Verlag
ISBN: 978-3453291959
https://www.randomhouse.de/Buch/Kinder-ihrer-Zeit/Claire-Winter/Diana-Verlag/e517284.rhd

Das Buch „Kinder ihrer Zeit“ von Claire Winter handelt in der Zeit, als Berlin ein Spielball zwischen Ost und West wurde und der Kalte Krieg einen neuen Höhepunkt erreichte.

Coverrechte: Diana-Verlag

Der Prolog des Buches setzt im Juni 1961, zwei Wochen vor Mauerbau an. Ein Mann läuft durch Wien, er ist bewaffnet und verschafft sich Zutritt zu dem Hotelzimmer einer jungen Frau.
Dann geht es zurück in das Jahr 1945 nach Ostpreußen. Es ist Winter, als eine Mutter mit ihren Zwillingen Alice und Emma die Flucht wagt. Weit kommen sie nicht, denn Alice wird krank, sie finden bei einer hilfsbereiten Bäuerin Unterschlupf. Kurze Zeit später wird Alice durch einen grausamen Zwischenfall von ihrer Mutter Rosa und der Schwester Emma getrennt.
12 Jahre später, Emma wohnt mit ihrer Mutter in West-Berlin. Sie hat den Verlust ihrer Schwester Alice nie überwunden, ihre Mutter rechnet fest damit, dass Alice nicht mehr lebt. Doch in Emma wachsen Zweifel und sie beginnt Nachforschungen nach ihrer Schwester.

„Kinder ihrer Zeit“ von Claire Winter war mein erstes Buch der Autorin. Ich habe es immer mal wieder in den Sozialen Medien gesehen, das Cover, aber auch der Klappentext machten mich sehr neugierig. Dieses Buch wollte ich unbedingt lesen, da mich der Konflikt zwischen der DDR und der BRD schon immer sehr interessiert hat, vor allem aber die Geheimdienste und die Geschichte der Spione.
An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an den Diana-Verlag für die Zusendung eines Rezensionsexemplars.

Durch den Prolog des Buches, der im Jahr 1961 ansetzt, war ich gleich in der Geschichte angekommen. Er wirft viele Fragen auf, da nicht klar ist, wie es zu dieser Begebenheit kam. Die Handlung geht dann 16 Jahre zurück und sorgte bei mir für Gänsehaut. Die Flucht der Menschen aus Ostpreußen, die Angst und die Verzweiflung waren mit jedem Wort zu spüren. Unvorstellbar, was die Menschen damals durchgemacht haben – sie mussten ihr komplettes Leben aufgeben, alles zurück lassen und waren völlig sich selbst überlassen.
Emma und Alice lernen wir als 11 Jährige Mädchen kennen, ein Alter, in dem man noch eigentlich noch völlig arglos und fröhlich durchs Leben gehen sollte. Doch das ist den Beiden nicht vergönnt. Mit einem ungewissen Ziel sind die beiden mit ihrer Mutter auf der Flucht.
Fünf Jahre später, Emma ist inzwischen 16 und wohnt mit ihrer Mutter in West-Berlin. Sie ist ein sehr liebes und verständnisvolles Kind, aber auch zutiefst verunsichert. Sie vermisst ihre Schwester, hegt immer wieder Hoffnungen, dass ihre Schwester noch lebt. Doch ihre Mutter Rosa möchte von diesen Hoffnungen nichts hören. Den Suchantrag, den Emma gestellt hat, zerreißt sie. Für sie ist ihre Tochter Alice tot.
Emmas Freund Max, mit dem sie schon seit Jahren befreundet ist, aber keine Beziehung führt, ist ihre Stütze. Bei ihm kann sie sich ausweinen und er gibt ihr neue Denkanstöße. Er ist eine Figur, die den Leser im gesamten Buch begleitet. Er gerät auch in Zwickmühlen und hat Probleme, ist aber trotzdem immer für andere da. Vor allem für seine Freundin Emma gibt er alles.
Rosa ist ein Charakter mit einer Tiefe, die man selten in Büchern findet. Gezeichnet vom Verlust ihres Ehemanns und einer Tochter lässt sie sich nicht unterkriegen. Sie ist gesundheitlich sehr angeschlagen. Sie möchte um das Verschwinden ihrer Tochter Alice keine Gewissheit haben.
Im Laufe des Buches kommen noch einige Charaktere hinzu, die alle so hinreißend authentisch gezeichnet sind. Jeder Charakter hat mich überzeugt, in seinem Handeln, aber auch im Denken. Sie geben ein gutes Bild der Menschen zu dieser Zeit ab, wie sie dachten und fühlten. Interessant fand ich, auch mal zu lesen, wie die Menschen den Sozialismus gesehen haben, wie sie ihn auch erlebt und auch verteidigt haben.

Die Sprache von Claire Winter ist sehr detailliert ohne dabei langweilig zu sein. Die Handlung wird immer weiter erzählt und es baut sich immer wieder Spannung auf. Ich habe mit den Figuren sehr mitgefiebert, hatte Gänsehaut und auch feuchte Hände, weil es teilweise so spannend wurde.
Das Cover des Buches ist sehr eindrucksvoll und sprach mich direkt an. Es zeigt auch eine Teilung in Form einer Mauer, die durch die Mitte des Covers geht. Auf der einen Seite sind Grenzsoldaten zu sehen und Arbeiter, die die Mauer hochziehen. Auf der anderen Seite der Mauer läuft eine Frau in einem bunten Kleid und zieht damit alle Blicke auf sich. Sie steht für den aufblühenden Westen der Stadt.

Die Themen des Buches sind sehr vielfältig, das große Thema ist aber der Konflikt zwischen Ost und West. Dieser Konflikt war in Berlin so spürbar, wie sonst nirgends, da am Anfang noch ein reger Verkehr über die Grenze möglich war. Viele Ost-Berliner hatten das aufblühende West-Berlin direkt vor Augen und die Regierung der DDR hatte immer mehr Probleme die Menschen in der DDR zu halten. Immer mehr Flüchtlinge kamen in Flüchtlingslagern in West-Berlin an. Diese Menschen mussten auch alles zurück lassen, und ob sie dann auch wirklich aufgenommen wurden, stand auf einem anderen Blatt.
Spannend fand ich das Thema Geheimdienste und Spionage ja schon immer. In diesem Buch ist es ein großes Thema und sehr spannend aufgearbeitet, ich habe so einiges Neues dazu gelernt.
Wie schnell man als Bürger in der DDR ins Visier der STASI kommen konnte und auch wie man dann auch zwischen die Fronten der Geheimdienste geraten konnte, hat mich sehr schockiert und fassungslos gemacht.
Am Anfang des Buches steht die Flucht und Vertreibung aus Ostpreußen. Wie schon oben beschrieben sorgt dieses Thema bei mir immer wieder für Gänsehaut. Vor allem dann, wenn es um die sogenannten „Wolfskinder“ geht. Es ist immer wieder erschreckend, wie aktuell das Thema Flucht ist.
Durch dieses Buch habe ich einiges an Wissen dazugewonnen, aber auch altes Wissen wieder aufgefrischt. Einige Begebenheiten sind mir nun klarer und ich habe das Gefühl, dass ich bei einigen Historischen Momenten live dabei war und auch die ein oder andere Historische Figur getroffen habe.

Fazit: Spannend und lebendig geschrieben. Hier wird Geschichte lebendig und erlebbar. Unbedingt lesen. Ein Highlight.

Hinweis: Dieses Buch habe ich freundlicherweise vom Diana-Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, es hat meine Meinung aber nicht beeinflusst.

„Margeritenjahre“

von Eva-Maria Bast

Erschienen am 08. Juli 2020 im Gmeiner – Verlag
ISBN: 978-3839227350
https://www.gmeiner-verlag.de/buecher/titel/margeritenjahre.html

Hinweis:
Das Buch ist der fünfte Teil der Jahrhundert-Saga von Eva-Maria Bast. Bitte lest diese Rezension nur, wenn ihr die ersten vier Teile schon gelesen habt, da es euch sonst Teile der Handlung vorweg nehmen könnte. Die Bücher sind in folgender Reihenfolge erschienen:
– „Mondjahre“

– „Kornblumenjahre“
– „Dornenjahre“
– „Wolkenjahre“
– „Margeritenjahre“

Das Buch „Margeritenjahre“ von Eva-Maria Bast ist der fünfte Teil der Jahrhundert-Saga und hat als Schwerpunkt die 60er Jahre in der BRD, in der DDR, in Frankreich und in den USA.

Coverrechte: Gmeiner – Verlag

Das Buch beginnt im November 1968 an der Berliner Mauer, im Osten der Stadt. Der junge Wachsoldat Kurt hat mit einem Kollegen Dienst und bekommt direkt mit, was passiert, wenn Fluchtversuche aus der DDR scheitern. In ihm wachsen Zweifel an diesem Staat und er plant seine eigene Flucht.
Zu diesem Zeitpunkt plant auch Lisabeth zusammen mit ihrem Mann ihre Flucht aus dem Osten. Sie sieht für sich und ihre Familie keinerlei Perspektive mehr.
Im Westen beherrschen die Studentenbewegungen, die Außerparlamentarische Opposition und der Vietnamkrieg die Schlagzeilen und die Gemüter der Menschen. Hier lernen wir den Architekten Otto kennen, der kurz vor dem Mauerbau noch in den Westen flüchten konnte. Er führt eine scheinbar glückliche Ehe mit Helga, aber die Fassade bröckelt zunehmend.
In den USA bringt die Bürgerrechtsbewegung Menschen auf die Straße, mittendrin ist Susanne, eine Deutsche, die in den 30er Jahren vor den Nazis geflohen ist.
In Überlingen scheint die Zeit langsamer zu laufen. Das alte Schulhaus, der Dreh- und Angelpunkt in allen bisherigen Teilen, wird auf Melissa übertragen. Sie träumt von einem eigenen Café, welches aber alles andere als leicht zu realisieren ist.
Auf der Gegenwartsebene, 46 Jahre nach all diesen Ereignissen, sind wir wieder am Bodensee. Dort wird die Familiengeschichte Stück für Stück zusammen gesetzt und viele Geheimnisse kommen ans Tageslicht.

Eva-Maria Bast gehört für mich seit Jahren zu meinen Lieblingsautorinnen. 2014 ist das Buch „Mondjahre“ als reiner ‚Coverkauf‘ bei mir eingezogen. Davor habe ich noch nichts von Eva-Maria Bast gelesen. Das Buch zog mich damals in seinen Bann, innerhalb weniger Tage war es gelesen und ich war so gespannt, wie es weitergeht, da es ja als Trilogie angekündigt war. Bei jedem weiteren Teil ging mein Weg direkt in die Buchhandlung und ich konnte es kaum erwarten, wie es weitergeht und welche Geheimnissen noch ans Tageslicht kommen. Nach dem dritten Teil war ich traurig, dass es vorbei sein sollte, da eigentlich noch so viel zu erzählen war – und siehe da: Es gab einen vierten Teil! Und jetzt sogar noch den fünften Teil. Was möchte das Bücherherz mehr? Einen Sechsten Teil…?! 😀

An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an den Gmeiner – Verlag für die Zusendung des Buches als Rezensionsexemplar.


Das Buch „Margeritenjahre“ hat mich von der ersten Seite an wieder in der Geschichte ankommen lassen. Auch wenn seit dem Erscheinen des vierten Teils über ein Jahr vergangen ist, konnte ich der Handlung gut folgen und auch die Charaktere waren wieder sehr präsent.
Die Charaktere in diesem Buch, in dieser Reihe, haben mich sehr überzeugt – sie sind alle so verschieden und lebensecht gezeichnet. Sie durchleben Höhen und Tiefen, sie sind Kinder ihrer Zeit.
Lisabeth, eine junge Mutter aus der DDR wird mir mit ihrer Geschichte noch länger in Erinnerung bleiben. Sie hat mit ihren Gefühlen, ihren Ängsten tiefen Eindruck bei mir hinterlassen. Für mich als Mutter, einfach unvorstellbar, was ihr und ihrer Familie widerfahren ist.
Melissa, wohnhaft in Überlingen am Bodensee muss sich auch all den Ungerechtigkeiten dieser Zeit stellen – lässt sich aber nicht unterkriegen. Sie ist eine starke Frau, auch wenn sie ihr Selbstwertgefühl des Öfteren vergisst. Durch sie wird klar, wie es mit der Gleichberechtigung der Frau in den 60er Jahren noch bestellt war.
In Berlin gibt es viele Figuren, die es mir angetan haben: Zum einen ist da Otto, der sich mit einem Sprung aus dem Fenster noch in den Westen gerettet hat, dadurch aber seinen jüngeren Bruder Karl zurück gelassen hat. Otto ist eigentlich mit seinem Leben zufrieden, er hat eine hübsche Frau und einen Beruf, der ihm Spaß macht. Seine Frau Helga ist halt leider nur seine Frau, eine Partnerin sucht er in ihr vergebens.
Sein jüngerer Bruder Karl gerät nach seiner Flucht in etwas undurchschaubare Kreise, er lernt über seine Freundin Anni den Wortführer der Studentenbewegung – Rudi Dutschke – kennen. Karl ist ein Charakter, der noch nicht so ganz weiß, was er möchte. Aus der DDR geflohen, wird er im Westen mitten in Unruhen und Aufstände geworfen.
Susanne, wohnhaft in den USA, gefangen in einer unglücklichen Ehe, lassen Unruhen und Aufstände nicht nur Ruhe kommen. Die Morde an Martin Luther King und Robert King halten sie in Atem. Mit Susanne, die all ihre Wurzeln hinter sich lassen musste, erleben wir Weltgeschichte zum Anfassen. Es wird klar, wie es zu diesen Unruhen kam, was die Menschen dachten und fühlten. Es fühlte sich an, als wäre ich mit Susanne mitten im Geschehen gewesen.
Es gibt in diesem Buch so viele Charaktere, aber ich konnte wirklich mit jedem mitfiebern. Sie erleben so viel Gleiches aber auch Gegensätzliches.

Die Sprache von Eva-Maria Bast ist sehr eindrücklich und lebendig. Es gibt keine unnötigen Längen, sie besticht aber trotzdem mit wunderbaren Details über Land und Leute.

Die Hauptthemen in diesem Buch sind sehr vielfältig: Vietnamkrieg, Studentenbewegungen, Fluchtversuche aus der DDR, Zwangsadoptionen und die Bürgerrechtsbewegungen in den USA. All diese Themen, die man aus den Geschichtsbüchern und vielleicht aus Erzählungen der Eltern kennt, werden hier lebendig. Wie schon oben geschrieben, hatte ich das Gefühl, bei so einigen Ereignissen dabei gewesen zu sein und habe auch historische Figuren, wie zum Beispiel Martin Luther King kennen gelernt. Eva-Maria Bast beschreibt die Charaktere und all die geschichtlichen Ereignisse so lebendig und mitreißend, dass ich das Buch nur ungern aus der Hand legen wollte.
Das Thema Zwangsadoptionen in der DDR ist ein Thema, welches mir sehr zu Herzen geht. Es ist unvorstellbar, was die Eltern, aber auch die Kinder durch machen mussten.
Die Bürgerrechtsbewegung in den USA nimmt auch einen Großteil der Handlung des Buches ein und hat mich sehr berührt. Das Thema hatten wir auch im Unterricht, hier wird es aber nochmal erlebbarer, vor allem aber durch die Einstreuung realer Persönlichkeiten.

Das Buch „Margeritenjahre“ von Eva-Maria Bast ist ein sehr aufregendes Buch und zeigt ein authentisches Bild der bewegten 60er Jahre. Durch die vielen verschiedenen Schauplätze bekommt man viel Weltgeschichte mit.
Ich habe mich bestens unterhalten gefühlt und lege euch das Buch, die ganze Reihe, sehr ans Herz.
Und ja: Bitte einen sechsten Teil – es gibt noch so viel zu erzählen.

Fazit: Tolle Charaktere, spannende Handlung und sehr lehrreich. Große Leseempfehlung.

Bemerkung: Das Buch habe ich freundlicherweise vom Gmeiner – Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, es hat meine Meinung aber nicht beeinflusst.

„Der unsichtbare Pilot: Und der Himmel war blau“

von Mirko Zuleger

Erschienen am 05. Mai 2020, im Selbstverlag
ISBN: 979-8636735175
https://www.amazon.de/unsichtbare-Pilot-Himmel-war-blau/dp/B0882J1ZJT/ref=sr_1_1?__mk_de_DE=ÅMÅŽÕÑ&crid=22EDYPK5C5UOG&dchild=1&keywords=der+unsichtbare+pilot&qid=1595763662&sprefix=der+unsichtbare+pi%2Caps%2C340&sr=8-1

In dem Buch „Der unsichtbare Pilot: Und der Himmel war blau“ beschreibt der Autor Mirko Zuleger das Leben seines Großvaters Kurt Eismann, der während des Zweiten Weltkrieges als Pilot im Einsatz war.

Coverrechte: Mirko Zuleger

Das Buch beginnt mit einem Prolog, der einen sofort in die Geschichte eintauchen lässt.
[…] „Ein Russe und ein Deutscher sitzen an einem klapprigen Holztisch in einem Vorgarten.“[…] (S. 3, Z. 1 und 2). Wie es zu dieser Szene kommt, ist die große Frage, auf die die Handlung des Buches zuläuft.
Zuerst werden die Hintergründe des Buches erklärt, der Autor Mirko Zuleger berichtet von seiner Kindheit, in der er viel Zeit bei seinem Großvater verbracht hat. Ein kleines Dorf im Erzgebirge in der DDR, ein Großvater, der ihm seine Lebensgeschichte erzählt.
Es geht in die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg, wir lernen den jungen Kurt Eismann kennen, der schnell lernen muss, dass man im Leben nichts geschenkt bekommt und dass man für seine Träume hart arbeiten muss. Und das macht Kurt. Er arbeitet sich zu einem angesehen Piloten hoch – und erhält seinem Spitznamen: „Der unsichtbare Pilot“. Er entkommt ganz oft nur knapp dem sichern Tod und bleibt aber immer sich selber treu.

Das Buch wäre wohl komplett an mir vorbei gegangen, wenn sich der Autor nicht bei mir gemeldet hätte. Mirko Zuleger fragte mich, ob ich mir vorstellen könnte, sein Buch zu lesen und eventuell zu rezensieren. Nach Lesen des Klappentextes war mein Interesse geweckt, da ich Bücher, die den Zweiten Weltkrieg behandeln, sehr spannend finde. Eine Biographie, bzw. ein Lebensbericht habe ich bisher selten gelesen. An dieser Stelle möchte ich mich herzlich bei Mirko Zuleger für die Zusendung des Buches bedanken – und auch für die schöne Signierung.

Nach diesem Buch kann ich behaupten, dass Kurt Eismann sicher ein toller Mensch war. Ein Mensch, der in eine Zeit hineingeboren wurde, in der man funktionieren musste, in der man ein Teil eines Zahnrades war. Kurt ist seinen Weg gegangen, mit Höhen und Tiefen. Er hat sich das „Mensch-sein“ bewahrt, auch wenn ihm das vieles abverlangt hat. Was diese Generation durchgemacht hat, ist so absolut unvorstellbar, mit diesem Buch wird es aber deutlicher und greifbarer.
Dem Autor Mirko Zuleger, geboren in der ehemaligen DDR, gilt aber auch mein großer Respekt: Es ist so wunderbar, dass er seinem Großvater zugehört hat, dafür gesorgt hat, dass diese Familiengeschichte nicht verloren geht. Die Verbindung zwischen Großvater und Enkel war eine sehr enge, liebevolle Verbindung. Mit diesem Buch hat Mirko Zuleger seinen Großvater Kurt unsterblich gemacht.
Aber auch Kurts Ehefrau, Mirko Zulegers Großmutter, war ein warmherziger, guter Mensch. Und wie sie mit ihrem liebenswerten Dialekt Ehemann und Enkel in die Schranken wies …
Eine Familie, die weiß, was familärer Zusammenhalt bedeutet. Es hat mich wirklich sehr beeindruckt, wie in dieser Familie jeder für jeden einsteht und wie sie füreinander da sind und sich zuhören.

Wie schon erwähnt, berichtet der Autor teilweise aus seiner Sicht über die Gespräche mit seinem Großvater Kurt. Viel Raum nehmen aber die Passagen ein, in denen Kurt direkt berichtet – also in der Ich-Form. Diese Abschnitte ließen mich teilweise atemlos zurück, es war so spannend und mitreisend. Ich konnte Kurts Gedanken und den Handlungen nochmal so viel näher kommen. Teilweise musste ich das Buch aber auch aus den Händen legen, da es so manche Szenen gibt, die mich unfassbar schockiert und traurig gemacht haben. Mit dem Gedanken, dass das alles mal so passiert ist – nicht fiktiv ist, kämpfte ich oft mit den Tränen. Manche Geschichten brachten mich auch zum Schmunzeln.
Der Schreibstil ist immer sehr flüssig und lebhaft, ich nahm das Buch immer wieder gerne in die Hand.

Ich könnte wahrscheinlich noch unendlich viele Zeilen über dieses Buch schreiben, was ich aber nicht mache. Dieses Buch ist es wert, von euch selbst entdeckt zu werden. Auch wenn ihr vielleicht nicht gerne Biographien/ Lebensberichte lest, lege ich euch dieses Buch sehr ans Herz. Es liest sich flüssig und zieht den Leser in ein Wechselbad der Gefühle.
Ein Leben, dass 1001 Geschichten erzählt. Das Buch erhält in meinem Regal einen Ehrenplatz.
Kurt, mit diesem Buch bist du nicht mehr unsichtbar, du bist sichtbar geworden – du und dein eindrucksvolles Leben. Ruhe in Frieden.

Fazit: Ein sehr außerordentliches und starkes Buch, dass mich sehr beeindruckt hat. Lesen.

Bemerkung: Das Buch habe ich freundlicherweise vom Autor als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, es hat meine Meinung aber nicht beeinflusst.

„Die Gartenvilla“

von Cristina Caboni

Erschienen am 15. Juni 2020 im Blanvalet Verlag
ISBN: 978-3734107986
https://www.randomhouse.de/Taschenbuch/Die-Gartenvilla/Cristina-Caboni/Blanvalet/e552855.rhd

Hinweis: Alle angeführten Zitate in dieser Rezension beziehen sich auf die gedruckten Ausgabe des Titels.

Das Buch „Die Gartenvilla“ von Cristina Caboni ist ein Roman, der in der Gegenwart und in den 1950er Jahren spielt und zeigt, wie Entscheidungen und Ereignisse auch immer die Zukunft beeinflussen.

Coverrechte: Blanvalet Verlag

Die Handlung beginnt in der Gegenwart, hier lernen wir im italienischen Positano die junge Milena kennen. Schon früh hat sie ihre Mutter verloren und sie verlebt viel Zeit in der Villa ihres Großvaters Michele. Die Vergangenheit ihrer Großmutter Eva, die vor Jahrzehnten über Nacht spurlos verschwand, lässt die junge Frau nicht zur Ruhe kommen. Als bei Bauarbeiten im Garten der Villa ein menschliches Skelett gefunden wird, versucht Milena die Schatten der Vergangenheit endgültig zu lüften.
Siebzig Jahre früher: Die junge Eva träumt von einer Karriere als Schauspielerin. Sie lernt den jungen Goldschmied Michele kennen und lieben. Die beiden heiraten und gründen eine Familie, doch verändert eine verhängnisvolle Begegnung alles – und damit auch das Schicksal der kommenden Generationen.

Cristina Caboni gehört seit Jahren zu meinen absoluten Liebelingsautorinnen: Sie entführt mich mit ihren Geschichten immer wieder in vergangene Zeiten, aber auch in eines meiner Lieblingsländer – Italien. Sie beschreibt dieses Land und die Menschen so sinnlich, dass jedes Buch eine Art Kurzurlaub in Italien ist. Ihren Büchern fiebere ich schon Wochen vor dem Erscheinungstermin entgegen. Von daher war klar, dass ich das neue Buch „Die Gartenvilla“ direkt lesen musste.
An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an den Blanvalet Verlag, der mir dieses Buch als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.

Das Buch „Die Gartenvilla“ hat mich schon auf den ersten Seiten absolut begeistert.
Milena ist ein etwas ruheloser Typ, der einerseits auf der Suche nach sich selbst, aber auch auf der Suche nach ihrer Vergangenheit ihrer Familie ist. Und diese Familie stellt sie über alles: Ihr Großvater ist für sie der Fels in der Brandung, da gibt es für sie auch keine Diskussion, für ihn da zu sein, als er erkrankt. Sie wird mir als eindrucksvoller tiefer und authentischer Charakter in Erinnerung bleiben – sie macht auch Fehler, reagiert öfters über und trifft Entscheidungen aus dem Bauch heraus.

[…] sie hatte das Gefühl, die ganze Zeit in einer Blase gelebt zu haben, in die nicht eindringen konnte, was in ihrer Familie geschehen war. Jetzt holte die Vergangenheit sie schlagartig ein und beraubte sie jeder Sicherheit. […] (S. 75 Zeilen 4 – 8)

Ihr Großvater Michele ist ein ebenso beeindruckender Charakter. Auch wenn schon sehr bald klar ist, dass er ein Geheimnis mit sich herum trägt, welches er aber durch seine Krankheit immer mehr zu vergessen droht. Durch die Rückblenden in die Vergangenheit lernt man ihn aber als Künstler kennen und als herzensguten, ehrlichen Menschen, der für seine große Liebe Eva alles erdenkliche getan hat und bereit ist, noch zu tun.
In den Teilen der Geschichte, die in der Vergangenheit spielen, lernen wir auch Eva kennen – Milenas Großmutter. Sie möchte Schauspielerin werden, hat dafür in den USA ihre Mutter zurückgelassen. Auch hier wurde schnell klar, dass da auch ein gut gehütetes Geheimnis dahinter steckt. Eva ist eine Kämpferin, die für ihre Familie alles tut. Hier kommen immer mehr Ähnlichkeiten zu ihrer Enkeltochter Milena auf, die ihr damit nicht nur optisch sehr gleicht.
Um diese drei Figuren agieren noch einige andere Charaktere, die ich alle als sehr authentisch und lebensecht wahrnahm. Es machte Spaß, die Geschichten der Figuren mit Rückblenden zu erleben und auch zu verstehen, wie das alles zusammenhängt. Der leitende Kommissar, Maresciallo Federico Marra, lies mich teilweise etwas ratlos zurück, da er schwer zu durchschauen ist.
Rosaria, die als Hausdame in der Villa angestellt ist, mochte ich besonders: Mit ihrer Art brachte sich diesen italienischen Zauber in die Geschichte: Mit Rezepten, aber auch mit ihren Problemlösungen. Für sie geht es immer weiter – auch wenn es Rückschläge gibt.

Cristina Caboni beschreibt Düfte, Orte und Menschen absolut sinnlich und Detail-verliebt, dass man das Gefühl hat, selbst dort zu sein (oder den Wunsch bekommt, sofort dorthin zu reisen). Diese Beschreibungen, zusammen mit den authentischen Charakteren, machen dieses Buch so liebenswert. Es ist ein Roman, den ich immer wieder gerne in die Hand genommen habe und mitgefiebert habe. 280 Seiten voller Leben, Tragödien und Tiefgang.

Das große Thema in diesem Buch ist, wie sehr die Gegenwart und die Vergangenheit miteinander zusammenhängen. Auch wenn man im Hier und Jetzt lebt, möchte jeder Mensch gerne wissen, wo er her kommt, wo seine Wurzeln sind. Und wenn es Geheimnisse gibt, möchte man sie lösen.
Klar wird auch, dass jede Entscheidung die man trifft, auch immer die nachfolgenden Generationen beeinflussen.
Mich hat ein Teil der Geschichte von Eva sehr beeindruckt, die Autorin geht in ihrem Nachwort auch darauf ein. Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten, da es sonst zu viel von der Handlung verrät.

Fazit: Ein sehr authentischer Roman, mit einem gut recherchierten Hintergrund, der mich sehr gut unterhalten hat. Ganz klar eine große Leseempfehlung für euch!

Bemerkung: Das Buch habe ich freundlicherweise vom Blanvalet Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, es hat meine Meinung aber nicht beeinflusst!

„Riviera – Der Weg in die Freiheit“

von Julia Kröhn

Erschienen am 15. Juni 2020 im Blanvalet Verlag
ISBN: 978-3734108099
https://www.randomhouse.de/Paperback/Riviera-Der-Weg-in-die-Freiheit/Julia-Kroehn/Blanvalet/e555829.rhd

Hinweise: Alle angeführten Zitate in dieser Rezension beziehen sich auf die gedruckte Ausgabe des Buches.
+++ ACHTUNG: Wenn ihr den ersten Teil noch nicht kennt, kann diese Rezension über den zweiten Teil SPOILER enthalten+++

Das Buch „Riviera – Der Weg in die Freiheit“ von Julia Kröhn ist der zweite und letzte Teil einer Buchreihe, in der die beiden Freundinnen Ornella und Salome im Mittelpunkt der Geschichte stehen und in den Jahren von 1938 bis 1945 in Südfrankreich angesiedelt ist.

Coverrechte: Blanvalet Verlag

Die Handlung beginnt dort, wo der erste Teil aufgehört hat: die mittlerweile 24jährige Salome ist im Jahr 1938 Fremdenführerin in Italien und führt dort mit Witz und Charme Touristen aus Deutschland auf den vermeintlichen Spuren Hitlers durch Rom. Doch nicht nur das: Sie nutzt die Trips nach Rom, die das Reisebüro ihren Vaters organisiert, um jüdischen Familien die Ausreise aus Deutschland zu ermöglichen.
Doch auch hier sind die jüdischen Familien nicht mehr lange sicher, da Mussolini diese nicht länger in seinem Land haben möchte. Salome organisiert die Flucht über das Mittelmeer nach Frankreich. Auf einer der Überfahrten kreuzt sich ihr Weg mit Félix, der mit ihrer Freundin Ornella verheiratet ist, sein Herz aber eigentlich an Salome verloren hat. Félix möchte auch nicht tatenlos zusehen, was in Deutschland passiert und bringt die Emigranten in seinem Hotel an der Mittelmeerküste unter.
Wenig später bricht der Zweite Weltkrieg aus und die deutsche Wehrmacht fällt in Frankreich ein. Damit wird auch die Lage der jüdischen Emigranten noch problematischer. Salome und Félix treten in den aktiven Widerstand gegen das NS Regime und brechen mit Ornella, die mit ihrer Tochter, ihrem ehemaligen Kindermädchen Rosa und Félix‘ Mutter Hélène in Saint Tropez zurück bleibt.

Im Mai 2020 habe ich den ersten Teil der Reihe gelesen: „Riviera – Der Traum vom Meer“. Meine Rezension findet ihr hier. Auch wenn nur knappe zwei Monate zwischen dem Erscheinen lagen, konnte ich es kaum erwarten, wie es weitergeht. Schon im ersten Teil war ich von den starken und eindrucksvollen Charakteren, so wie von der poetischen Sprache sehr begeistert.
An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an den Blanvalet Verlag für die Zusendung des Buches als Rezensionsexemplar.

Von der ersten Seite an war ich wieder in der Geschichte angekommen. Die Handlung setzt genau dort an, wo der erste Teil aufgehört hat. Ich war gespannt, ob Salome ihr Versprechen, welches sie sich am Ende des ersten Bandes selbst gibt, auch in die Tat umsetzen wird. Und sie setzt es um, mit großer Entschlossenheit und Stärke und Selbstlosigkeit. Salome ist eine Frau, wie wir sie in der heutigen Zeit auch brauchen könnten. Sie macht zwar Fehler, versucht aber alles und bringt sich damit selbst in Gefahr.
Die anderen Charaktere haben mich mit ihrer Tiefe, ihren Stärken und Schwächen ebenfalls sehr beeindruckt. Vor allem ist hier Félix zu nennen, eine Figur, die ich nie vergessen werde. Auf der einen Seite mag er Menschen nicht, ist ein Mensch, der oft böse und verletzende Sachen sagt. Aber dem menschenverachtenden Treiben in Deutschland und Italien kann er nicht tatenlos zusehen.
Ornella übernimmt einen tragischen Teil der Geschichte: Sie hat aus ihrer einseitigen Liebe Félix geheiratet ist aber alles andere als glücklich. Ihr wird bewusst, dass sie Félix von Anfang an um Salome betrogen hat und damit auch ihre tiefe, innige Freundschaft mit Salome verloren hat.
Ganz besonders mitgenommen hat mich das Schicksal der jüdischen Familie Feingold, der Salome und Felix zur Flucht verhelfen. Sie verlieren ihre Heimat, ihre Wurzeln, werden immer wieder irgendwo versteckt und wieder herausgerissen. Immer umgeben von der Angst aufzufliegen und in Lager verbracht zu werden.
Wie im ersten Teil bestechen die Hauptfiguren, aber auch jede Nebenfigur mit Vielschichtigkeit und vielen Facetten. Jede Figur hinterlässt bei mir einen großen Eindruck und sie werden noch einige Zeit nachklingen. Félix Mutter agiert zwar nur am Rande, ist mir aber besonders ans Herz gewachsen.

Das große Thema ist die Flucht und Vertreibung. Mir wurde klar, wie aktuell dieses Thema ist, vor allem die Flucht über das Mittelmeer. Getrieben von der Hoffnung auf ein sicheres Leben, nehmen diese Menschen alles in Kauf: Überfüllte Boote, Unsicherheit und Ängste über ihre Zukunft. Sie lassen ihr gesamtes Leben, ihre Heimat, ihre Geschichte zurück. Das war damals so und heute ist es noch genau so.

[…] Zum ersten Mal war sie damals jener stummen Verzweiflung eines Menschen begegnet, der seine Heimat verloren hatte, ohne dafür eine Zukunft zu gewinnen, der nicht mehr selbst bestimmen konnte, was er war – Vater, Ehemann, Freund, Träumer, Kämpfer, Arzt , Künstler , sondern der in den Augen aller anderen nur mehr als eines wahrgenommen wurde: als ein Flüchtling.“ […] (S. 90/91, Z. 30 und 31 und 1 bis 5)

Entsetzt hat mich eine Szene, die in einem Lager spielt. Hier mussten die jüdischen Familien vor der bevorstehenden Deportation Aufstellung beziehen und die Entscheidung treffen, ihre Kinder an eine amerikanische Hilfsorganisation zu übergeben, die die Kinder in die USA bringt und dort Familien für sie sucht oder bei sich zu behalten und mit ihnen eine Reise in ein Konzentrationslager anzutreten. Ein geschichtlicher Aspekt, welcher mir neu war und mir sehr zusetzte. Ich konnte die Verzweiflung der Familien spüren und musste sehr mit den Tränen kämpfen.

Ein weiteres Thema ist der Beginn, Verlauf und das Ende des Zweiten Weltkriegs. Den Schwerpunkt legt Julia Kröhn auf die südfranzösische Region, und sie zeigt den Schrecken des Krieges und verpackt ihn eine direkte, aber auch sehr poetische Sprache:

„[…] sie blickte zum Himmel, von wo der Knall kam, sah, wie ein rotes Licht kurz durch Nebel blitzte, erlosch. Wahrscheinlich war ein feindliches Flugzeug getroffen worden und abgestürzt. Noch einer, ging es ihr durch den Kopf, noch einer zu viel, der stirbt, während die, die am Ende leben, immer zu wenig sein würde. […]“ (S. 404 Z. 12 – 17)

Sie zeigt aber auch, wie der Widerstand – „Résistance“ – gegen das NS Regime, in Frankreich auflebte, wie dieser agierte und was es für Strömungen gab. Ein, wie ich finde, sehr spannendes Thema, welches man zwar im Geschichtsunterricht angesprochen hat, mit diesem Buch ist man immer mitten drin.

Das Buch „Riviera – Der Weg in die Freiheit“ und der Vorgänger „Riviera – Der Traum vom Meer“ sind zwei Bücher, die noch lange nachklingen werden. Die Charaktere sind lebensnah, mit Stärken und Schwächen. Die Handlung ist fesselnd, auch wenn ich das ein oder andere mit den Tränen gekämpft habe, musste ich immer weiterlesen.

Fazit: Eine wertvolle Buchreihe, die ich euch sehr ans Herz lege. Der zweite Teil steht dem ersten Teil in Nichts nach, ich fand ihn sogar noch intensiver.

Hinweise: Das Buch habe ich freundlicherweise vom Blanvalet Verlag als Rezensionsexemplar bekommen – es hat meine Meinung aber nicht beeinflusst!

„Eine Liebe zwischen den Fronten“

von Maria W. Peter

Erschienen am 29. Juni 2020 im Lübbe Verlag
ISBN: 978-3404179893
https://www.luebbe.de/bastei-luebbe/buecher/historische-romane/eine-liebe-zwischen-den-fronten/id_6801946

Das Buch „Eine Liebe zwischen den Fronten“ von Maria W. Peter zeigt den Ausbruch des Deutsch-Französische Krieges 1870/1871, vor allem aber, wie sich dieser Krieg auf die Grenzregionen Elsass und Lothringen ausgewirkt und Menschen auseinander gerissen hat.

Coverrechte: Lübbe Verlagsgruppe

Berlin im Juli 1870: Die junge Französin Madeleine Tellier könnte nicht glücklicher sein – sie feiert mit Paul Gerlau, einem preußischen Arzt, ihre Verlobung. In diese Verlobungsfeier platzt eine schreckliche Nachricht: Preußen und das Französische Kaiserreich befinden sich im Krieg. Paul wird sofort ins ferne Coblenz beordert, Madeleine verlässt mit ihrem Vater Berlin und reißt zurück in ihre lothringische Heimatstadt. Eine Reise, die einen großen Schicksalsschlag begleiten wird.
Wenig später befindet sich Paul an der Front, wo das große Sterben begonnen hat. Madeleine und ihr algerisches Hausmädchen Djamila kämpfen in Metz gegen das Sterben und gegen Madeleines Mutter, die vergangenen Zeiten hinterhertrauert. Zwischen Paul und Madeleine liegt nun eine Kriegsfront, sie sind sich teilweise nah und doch Welten voneinander entfernt.
Da taucht Madeleines älterer Bruder Clément auf – mit einem unbändigen Hass auf die Deutschen. Und auch das algerische Hausmädchen Djamila steht große Ängste um ihren Bruder Karim aus, der sich ebenfalls an der Französischen Front befindet und dem Tod näher ist als dem Leben.

Auf das Buch bin ich durch die sozialen Medien aufmerksam geworden, dort kündigte es die Autorin auf ihrer Seite an. Mir war klar, dass ich dieses Buch lesen muss, da ich die Bücher „Die Festung am Rhein“ und „Die Melodie der Schatten“ von Maria W. Peter sehr gerne gelesen habe. Außerdem findet man Bücher, die im 19. Jahrhundert spielen, momentan eher selten auf dem Markt und ich empfinde diese Epoche als eine sehr spannende Zeit, da sich aus dieser Zeit viel ableiten lässt, was dann im 20. Jahrhundert geschehen ist.
An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an den Verlag Lübbe und an die Autorin für die Zusendung eines Vorab-Exemplares.

Maria W. Peter hat in diesem Buch ganz besondere Charaktere geschaffen: Sie sind stark, gleichzeitig spielt das Leben aber auch ein unerbittliches Spiel mit ihnen, welches sie öfters an ihre persönlichen Grenzen bringt.
Madeleine war mir gleich auf den ersten Seiten sympathisch, sie hat ihr Herz am rechten Fleck, genoss eine gute Erziehung und Bildung und wird von ihrem Vater respektiert. Während der ersten 100 Seiten macht Madeleine eine große Entwicklung durch, sie lässt sich aber nicht unterkriegen. Eine starke und einfühlsame Person, die auch eine verletzliche Seite hat. Für ihr Glück mit Paul alles gibt sie alles und verliert dabei ihren Bruder Clément nicht aus den Augen. Auch ein Zerwürfnis mit ihrer Mutter wirft sie nicht aus der Bahn, ganz im Gegenteil: Es macht sie noch stärker.
Mit Paul ging es mir ähnlich: Er ist ebenfalls ein Kämpfer, der sich nicht so schnell von seinen Idealen abbringen lässt. Er zeigt als Arzt an der Front soviel Menschlichkeit und versucht dort den Soldaten zu helfen. Auch wenn er immer wieder an seine Grenzen gebracht wird, verliert er seinen großen Traum nicht aus den Augen: Ein gemeinsames Leben mit seiner geliebten Madeleine.
Madeleines Bruder Clément ist ein sehr tragischer Charakter: Schon früh hatte er das Gefühl, dass sein Vater ihn nicht ernst nimmt, er sogar im Schatten von Paul steht. Er ist eine Figur, die ständig auf der Suche nach sich selbst ist und verzweifelt versucht, Halt zu finden – dabei wirkt er immer rastloser.
Das algerische Geschwisterpaar Djamila und Karim hat eine sehr grausame und bewegte Geschichte, die sich erst nach und nach offenbart. Die Beiden sind lange Zeit voneinander getrennt, haben aber immer eine immense Verbindung zueinander.
Viele Charaktere agieren um die Hauptfiguren, und sie alle sind lebensnah gezeichnet, mit Stärken und Schwächen. Jede Figur hat eine eigene Geschichte und entwickelt sich während der Geschichte. Auch historische Persönlichkeiten, wie z.B. Otto Graf von Bismarck, wurden in diesem Buch greifbarer.
Von den historischen Persönlichkeiten hat es mir vor allem Katharine Weißgerber, ein Dienstmädchen von der Saar, angetan: Sie muss eine wunderbare, starke Frau gewesen sein.

Die Sprache von Maria W. Peter ist sehr bild- und lebhaft. Stellenweise hatte ich das Gefühl, dabei zu sein, die Schreie der Soldaten zu hören und spürte die Verzweiflung sowie die körperlichen und seelischen Verletzungen der Figuren. Die Autorin führt uns das Grauen des Krieges, bei dem es nicht mehr Mann gegen Mann ging, so genau vor Augen, dass ich das Buch teilweise zur Seite legen und durchatmen musste. Aber das Buch zeigt auch, dass es, wie grausam die Zeit auch war, immer wieder Hoffnung gab. Und auch Menschen, die sich das Mensch-sein bewahrt haben.

Das große Thema des Romans ist der Deutsch- Französische Krieg von 1870 bis 1871. Auslöser des Konflikts war der Streit zwischen Frankreich und Preußen um die Frage der spanischen Thronkandidatur des Prinzen Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen.
Da der Haupthandlungsort die lothringische Stadt Metz ist, wird in diesem Buch klar, wie dieser Krieg das Leben der Menschen in den Grenzregionen verändert hat. Aus Freunden wurden plötzlich Feinde, Menschen auseinander gerissen und viele Bewohner verloren nach Ende des Krieges ihre Identität. Mir wurde klar, wie sehr sich der weitere Verlauf der Geschichte eigentlich auf diesen Krieg zurückführen lässt.
Maria W. Peter beschreibt den Beginn und Verlauf des Krieges so eindringlich, ich konnte durch den Roman einige Bildungslücken schließen.
Außerdem zeigt Maria W. Peter auch das Schicksal algerischer Muslime, die fern ihrer Heimat von Frankreich für den Kriegsdienst verpflichtet wurden. Es wird klar, wie der Kolonialismus Frankreichs in diesen Ländern seine, teils grausamen, Spuren hinterlassen hat.
Im Geschichtsunterricht endete der Deutsch-Französische Krieg immer mit der Kapitulation Frankreich und den Versailler Vorverträgen. Maria W. Peter hat mir gezeigt, dass es aber, vor allem in Paris, noch lange dauerte, bis tatsächlich Frieden hergestellt war.

Zahlreiche Denkmäler in verschiedenen Städten erinnern heute noch an diesen Krieg. Auch in meiner Heimatstadt steht eines, das sogenannte „Siegesdenkmal“. Ich habe mir das Denkmal etwas genauer angeschaut:

Das Cover und der Titel des Buches suggerieren, dass in diesem Buch eine Liebesgeschichte im Vordergrund steht. Dem ist aber nicht so. Ich würde das Buch eher in dem Genre ‚Kriegsroman‘ sehen, bei dem die Liebe eine Rolle spielt – aber nicht die Hauptrolle.
Ein ausführliches Nachwort rundet den Roman perfekt ab.

Fazit: Ein starker Roman, der so manche Bildungslücke schließt und einen mal wieder dankbar dafür sein lässt, in friedlichen Zeiten zu leben. Ein Buch mit starken Charakteren, die ich nicht mehr vergessen werde.

Bemerkung: „Das Buch habe ich freundlicherweise von der Lübbe Verlagsgruppe als Rezensionsexemplar erhalten – es hat meine Meinung aber nicht beeinflusst.