von Marie Lacrosse
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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 23. April 2025
Verlag: Goldmann Verlag
Ausgaben: Paperback & eBook
ISBN: 978-3-442-20654-4
Seitenanzahl: 624 Seiten
Preise: 17,00€ (Paperback), 12,99€ (eBook)
Homepage:
https://www.penguin.de/buecher/marie-lacrosse-montmartre-licht-und-schatten/paperback/9783442206544 (Verlag)
https://www.maritaspang.de
Klappentext:
„Paris im Sommer 1866: Elise Lambert und Valérie Dumas werden am selben Tag geboren. Sonst haben die beiden Mädchen nicht viel gemeinsam. Elise, Tochter einer einfachen Wäscherin, wächst in Armut auf dem Hügel von Montmartre auf. Valérie hingegen ist die Tochter eines wohlhabenden Kunsthändlers vom Boulevard de Clichy. In einer Zeit, in der Frauen kaum Möglichkeiten haben, hegen die beiden große Träume. Valérie ist eine begnadete Malerin, die es an die Kunstakademie schaffen möchte, wo auch Toulouse-Lautrec und van Gogh studieren. Elise dagegen möchte als Tänzerin in den schillernden Varietés von Montmartre berühmt werden. Schicksalsschläge und die Liebe stellen beide vor ungeahnte Herausforderungen, doch die jungen Frauen kämpfen für ihr Glück …“
*Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin und dem Goldmann Verlag als vorzeitiges Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank dafür.
– Ich habe von der Autorin und vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistungen erhalten, die Rezension spiegelt meinen persönlichen Lese-Eindruck wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars, der Verlinkung der Homepages und der Leseempfehlung kennzeichne ich diese Rezension als WERBUNG.
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Das Buch „Montmartre – Licht und Schatten“ von Marie Lacrosse ist der Auftakt einer historischen Romanreihe, die im 19. Jahrhundert in Paris spielt und zeigt, wie zwei völlig unterschiedliche Frauen ihren eigenen Lebensweg in einer von Männern dominierten Gesellschaft suchen.
„»(…) Beiden Mädchen habe ich am gleichen Tag auf die Welt geholfen. Die eine lebt im Überfluss, die andere in bescheidenen Verhältnissen. (…)«“
[Kapitel 5, Seite 80]
Die Geschichte beginnt am 20. Juni 1866 in Montmartre: Hier bringt die arme Wäscherin Jeanne Lambert mit Unterstützung der Hebamme Marianne ihre Tochter Elise zur Welt. Kurz darauf, am gleichen Tag, hilft Marianne in einer vornehmen Wohnung der kleinen Valérie Dumas auf die Welt.
Doch die beiden Mädchen eint nur ihr gemeinsamer Geburtstag – ansonsten könnten sie und ihre Leben nicht unterschiedlicher sein: Während Elise von klein auf als Wäscherin arbeiten muss und ein ärmliches Leben führt, wächst Valérie als Tochter eines wohlhabenden Kunsthändlers im Überfluss auf.
Während die Beiden zu jungen Frauen heranwachsen, zeigen sich die künstlerischen Talente und die ehrgeizigen Ziele der Beiden: Elise möchte als Tänzerin ihren Weg gehen, Valérie als Malerin.
Doch ihre Mütter und auch die von Männern geprägte Gesellschaft stehen den Beiden bei der Verwirklichung ihrer Träume im Weg.
Marie Lacrosse ist das Pseudonym der Autorin Marita Spang. Unter beiden Namen begleitet und verzaubert sie mich schon seit einigen Jahren mit ihren historischen Romanen. Auch mit ihrem neusten Pseudonym Tessa Duncan („Wer das Vergessen stört“ & „Wer mit den Wölfen heult“) konnte sie mich in Sachen Spannungsliteratur überzeugen.
Die Buchreihen unter Marie Lacrosse um „Das Weingut“ (erschienen 2018, 2019) „Das Kaffeehaus“ (erschienen 2020, 2021) und das „KaDeWe“ (erschienen 2022. 2023) haben mich bestens unterhalten und stehen an der Spitze meiner absoluten Lieblingsbücher.
Deshalb war meine Freude riesig, als sie im Herbst 2024 ihre neue Buchreihe „Montmartre“ ankündigte. Paris ist mein absoluter Sehnsuchtsort und ich liebe die wechselvolle Geschichte dieser Stadt. Deshalb musste ich dieses Buch einfach lesen. Freundlicherweise bekam ich das Buch als vorzeitiges Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte.
Die Ausgabeart des Buches ist, wie auch bereits die anderen Reihen der Autorin, wieder eine sehr schön gestaltete und hochwertige Klappbroschur: In der vorderen Klappe finden sich die graphischen Elemente des Covers wieder, auf der Klappe steht ein etwas ausführlicherer Klappentext. Das Innere der hinteren Klappe schmückt die Vorstellung der beiden Bände der Reihe, während auf der Klappe die sympathische Autorin vorgestellt wird.
Das wunderschön gestaltete Cover weckt die Lust auf die Geschichte und hebt sich gelungen von anderen historischen Romanen ab.
Ab der ersten Seite hat mich die Geschichte mitgenommen und ich wollte das Buch nur noch ungern aus den Händen legen. Hierfür sorge vor allem die klare und bildhafte Sprache von Marie Lacrosse, mit der sie vergangene Zeiten wieder aufleben lässt und ihre Leser und Leserinnen damit auf eine interessante und spannende Zeitreise mitnimmt.
Ganz wunderbar fand ich wieder die Übersicht über die Figuren des Romans zu Beginn des Buches und das ausführliche Nachwort der Autorin am Ende des Buches.
Auch die gute Struktur innerhalb des Romans sorgte dafür, dass ich während des Lesens immer den Überblick über die Handlung behalten habe: Diese ist in insgesamt fünf Teile aufgeteilt und spielt von Juni 1866 bis Oktober 1889. Während der Handlung folgen die Leser und Leserinnen den Schicksalen mehrerer Figuren – hauptsächlich den zwei Hauptprotagonistinnen Valérie und Elise.
Die Beiden sind völlig unterschiedlich und sehr sympathisch und bekommen von der Gesellschaft immer wieder Steine in den Weg gelegt. Doch sie bleiben auch bei allen Rück- und Schicksalsschlägen größtenteils sich selbst treu und arbeiten ausdauernd daran, ihre Ziele zu erreichen und ihre Träume und Wünschen zu verwirklichen: Elise möchte unbedingt Tänzerin werden, Valérie möchte Malerin werden. Einfach unvorstellbar, wie schwer es Frauen zu dieser Zeit in Sachen Bildung und vor allem in Sachen Selbstverwirklichung noch hatten.
Ganz besonders mitgenommen haben mich die dramatischen Schicksale von Simone Lambert – Elises jüngere Schwester – und von Elises Mutter Jeanne.
Die Hebamme Marianne hat zwar nur etwas kleinere Auftritte und trotzdem trägt sie die Geschichte mit. Sie stellt immer wieder Dinge richtig und bildet mit ihrer gutmütigen und ehrlichen Art für einige Figuren so etwas wie den Fels in der Brandung.
Ganz im Gegenteil zu Amélie Dumas – die Mutter von Valérie: Sie war mir ab der ersten Seite mit ihrer unzufriedenen und pessimistischen Art sehr unsympathisch – auch wenn sie ihre Gründe hat, warum und wie sie zu dieser Frau geworden ist.
Valéries Vater, Alphonse Dumas, ist ein zwiegespaltener Charakter: Er ermöglicht seiner Tochter einiges, auf der anderen Seite ist er auch sehr starrsinnig und verfahren in seinen Ansichten.
So viel zu den fiktiven Charakteren der Geschichte. Wie bereits geschrieben, kommen auch einige historische Figuren in diesem Roman vor. Hier ist zum Beispiel Louise Weber zu nennen, die Marie Lacrosse sehr ambivalent dargestellt und als Gegenpol zu der liebenswerten Elise gestellt hat. In Louises Leben gibt es nur einen wichtigen Menschen – und das ist sie selbst. Alle anderen Menschen in ihrer Umgebung behandelt sie wie Spielbälle.
Viele der weiteren Figuren, die neben diesen beiden Hauptprotagonistinnen stehen, sind historisch – andere fiktiv und Marie Lacrosse versteht sich außerordentlich gut darin, diese zum Leben zu erwecken und hat sie alle facettenreich und komplex gestaltet. Sie müssen zahlreiche Herausforderungen überwinden – vor allem persönliche Tragödien und gesellschaftliche Konflikte. Marie Lacrosse bietet mit ihren vielen und vielfältigen Figuren einen Einblick in die verschiedenen Lebensweisen im Paris des 19. Jahrhunderts und beschreibt mit ihnen die sozialen Strukturen der Zeit. Dabei sind die Beschreibungen so detailliert, dass ich während des Lesens völlig in die vergangenen Zeiten eintauchen konnte.
Ich bin schon sehr gespannt, wie es mit all den Figuren im zweiten Band „Montmartre – Traum und Schicksal“ (erscheint im November 2025) weitergehen wird.
Den historischen und gesellschaftlichen Hintergrund bildet das 19. Jahrhundert in Paris. Es war eine Zeit der großen Umbrüche und Veränderungen.
Die Gesellschaft war in drei Schichten unterteilt:
– Die Oberschicht bestand aus Adel und Aristokratie und dem aufstrebenden Bürgertum und verfügten über großen Reichtum und Einfluss.
– Die Mittelschicht bestand aus Kleinbürgern (zum Beispiel Ladenbesitzern und Handwerkern) und den Intellektuellen (Schriftsteller, Künstler, Wissenschaftler).
– Die Unterschicht bildeten die Arbeiter, die oft unter schwierigen Bedingungen leben mussten. Auch die Prostituierten, die in Paris weit verbreitet waren, lebten oft am Rande der Gesellschaft.
Diese patriarchalisch geprägte Gesellschaft war von großen sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Veränderungen geprägt:
– Zur sozialen und wirtschaftlichen Veränderung trug die Industrialisierung bei, da viele Menschen von der Landwirtschaft in die Industrie wechselten. Daraus folgte die Urbanisierung, die zu einer schnellen Vergrößerung der Stadtbevölkerung und zu sozialen Problemen wie Armut und Überbevölkerung führte.
– Paris war im 19. Jahrhundert ein Zentrum der Kunst und Literatur. Unter anderen brachte die Entstehung des Impressionismus eine kulturelle Veränderung: Dieser brach mit den traditionellen Kunstformen (z.B. Historienmalerei), die Künstler wollten stattdessen das Alltagsleben und die Natur darstellen. Hierzu wählten sie oft Themen, die als „unwürdig“ oder „unbedeutend“ angesehen wurden (z.B. Straßenszenen, Fabrikszenen usw.). Es wurden neue Maltechniken entwickelt (z.B. kurze, dicke Pinselstriche), was dazu führte, dass den Impressionisten fehlende Fertigkeiten vorgeworfen wurde und der Impressionismus als unkonventionell und ungeschickt angesehen wurde.
Neben der Veränderung der Gesellschaft der Kunst steht ein weiteres (bedrückendes) Thema in diesem Roman im Mittelpunkt: Die Prostitution. Dieses komplexe Phänomen wurde durch verschiedene Faktoren begünstigt:
– Wirtschaftliche Not: Viele Frauen lebten in Armut und sahen in der Prostitution eine Möglichkeit, Geld zu verdienen. Außerdem sorgte die Industrialisierung für eine Veränderung der Wirtschaftsstruktur und viele Frauen verloren ihre traditionellen Arbeitsplätze.
– Patriarchalische Gesellschaft: Frauen hatten nur wenige Rechte und es gab eine Doppelmoral: Männer durften ihre sexuellen Bedürfnisse ausleben und befriedigen, während Frauen hierfür bestraft wurden.
Auch wenn die Stadt Paris einiges dafür tat, die Prostitution zu reglementieren und zu kontrollieren (z.B. mit Gesundheitskontrollen, Registrierungen) wurde dieser nur schwer Herr.
Der Roman spielt größtenteils in Montmartre, der heutzutage ein berühmter Stadtteil von Paris ist. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert war es ein Zentrum der Armut und des Elends. Hier lebten viele Arbeiter und auch Künstler in schlecht ausgestatteten Wohnungen. Die Straßen waren eng und die hygienischen Bedingungen schlecht.
All diese gesellschaftlichen und geschichtlichen Hintergründe hat Marie Lacrosse akribisch recherchiert und stellt diese, auch anhand und mit den Schicksalen ihrer zahlreichen Figuren, sehr greif- und erlebbar dar. Ich habe viel Neues gelernt und damit meinen geschichtlichen Horizont erweitert. Genau so muss ein historischer Roman sein.
Herzlichen Dank liebe Marie Lacrosse für das lehrreiche Lesevergnügen. Ich freue mich schon so sehr auf die Fortsetzung der Geschichte.

Fazit: Während des Lesens von „Montmartre – Licht und Schatten“ von Marie Lacrosse bin ich völlig in der Geschichte versunken. Die Geschichte hat mich von Anfang bis zum Ende bestens unterhalten und ich habe wieder so viel Neues gelernt und erfahren. Auch die facettenreichen und komplexen Figuren sorgen für ein wunderbares und unvergessliches Leseerlebnis. Eines meiner persönlichen Jahreshighlights, das ihr euch nicht entgehen lassen solltet. Sehr lesenswert!
*Ich habe für diese Rezension von der Autorin und vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung eines kostenlosen Rezensionsexemplars, der uneingeschränkten Leseempfehlung und der Verlinkung der Homepage der Autorin und der Verlagshomepage, ist diese Rezension als WERBUNG gekennzeichnet.