„Lindenblütenzeit“

von Simona Wernicke

[Werbung*]

Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 12. Februar 2025
Verlag: Gmeiner
Ausgaben: Paperback & eBook
ISBN: 978-3-8392-0807-6
Seitenanzahl: 544 Seiten
Preise: 18,00€ (Paperback), 13,99€ (eBook)

Homepage:
https://www.gmeiner-verlag.de/buecher/titel/lindenbluetenzeit.html

Klappentext:
„Das Glück in der glänzenden Metropole Berlin zu finden, davon träumt die junge Clara, als sie 1928 ihr Dorf verlässt. Im Alten Eierhäuschen in Treptow lernt sie den feschen Friseur Otto kennen, die Liebe zieht in ihr Herz. Doch die Weltwirtschaftskrise lässt die jungen Eheleute mit ihrem Salon in Kreuzberg scheitern. Als Otto 1940 zum Wehrdienst eingezogen wird, brechen für Clara harte Zeiten an. Sie muss allein Friseursalon, Haushalt und Kinder bewältigen, bis sie im Bombenhagel nur noch den Ausweg der Flucht sieht …“

*Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin als Rezensionsexemplar (PDF) und vom Gmeiner Verlag als Rezensionsexemplar (Print) zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank dafür.
– Ich habe von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistungen erhalten, die Rezension spiegelt meinen persönlichen Lese-Eindruck wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars, der Verlinkung der Verlags-Homepage und der Leseempfehlung kennzeichne ich diese Rezension als WERBUNG.

_

Das Buch „Lindenblütenzeit“ von Simona Wernicke ist ein Roman, der an wahre Begebenheiten angelehnt ist und von 1926 bis 1952 größtenteils in Berlin und dem fiktiven Ort Kranzig spielt.

„Einmal eines der schicken Cafés und Tanzlokale besuchen, einmal ein Kaufhaus von innen sehen! Und sie spürte, irgendwo in Berlin wartete die Liebe auf sie, das große Glück, von dem sie schon lange träumte.“

[Kapitel 02, Seite 29]

Kranzig 1926: Das Leben der jungen Clara ist von der beschwerlichen Arbeit auf dem elterlichen Hof geprägt – ihre eigenen Wünsche und Träume haben hier keinen Platz. Deshalb wünscht sich Clara sehnlichst, zu ihrer Tante ins nahegelegene Berlin zu ziehen und dort ihre Freiheit und ihr persönliches Glück zu finden.
Doch das Leben in der großen Stadt bringt auch große Veränderungen mit sich:
Als Clara den jungen Friseur Otto kennenlernt, ist es Liebe auf den ersten Blick und die Beiden machen sich mit einem eigenen Salon selbstständig.
Als Otto 1940 zum Wehrdienst antreten muss, bleibt Clara mit dem Salon und ihren Kindern allein zurück und sie muss die schwierigen Kriegsjahre ohne ihren Mann durchstehen. Und dann fallen Bomben auf Berlin und Clara und ihren Kindern bleibt als Ausweg nur noch die Flucht.

Im Juli 2023 habe ich mit großer Begeisterung das Debüt „Kornblumenzeit – Eine ostpreußische Familiengeschichte“ von Simona Wernicke gelesen. Diese starke und unvergessliche Geschichte, welche ebenfalls auf wahren Begebenheiten beruht, mich zu Tränen gerührt, mich mitgerissen und nicht mehr losgelassen.
Deshalb freute ich mich sehr, als die Autorin ihr neues Buch „Lindenblütenzeit“ ankündigte – diesen Roman wollte ich sehr gerne lesen. Freundlicherweise bekam ich das Buch vom Gmeiner Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte.
Das Buch ist eine schön gestaltete Klappbroschur mit 544 Seiten. Auf dem Cover ist ein See zu sehen, der das Licht der untergehenden oder aufgehenden Sonne spiegelt. Die ganze Szenerie wirkt auf mich sehr ruhig und idyllisch, weshalb mich das Cover direkt ansprach. Ich mag Cover mit Landschaften sehr und dieses könnte einen wichtigen Ort in der Geschichte abbilden, an dem viele Szenen spielen.
Auf der vorderen Klappe wird der Inhalt des Buches kurz wiedergegeben, auf der hinteren Klappe findet sich ein Foto und eine kurze Biografie der sympathischen Autorin. Das Innere der Klappen ist leer geblieben.
Der Inhalt des Buches gliedert sich in 16 – mitunter sehr lange – Kapitel auf und spielt von 1926 bis 1952. Schön fand ich die Überschriften der einzelnen Kapitel und auch die Orts- und Zeitangaben, die für eine gute Orientierung in der Geschichte sorgen.
Ein Personenregister gibt es nicht, welches ich auch zu keiner Zeit vermisst habe – ich konnte jedem Charakter und dessen Geschichte immer gut folgen.
Mit ihrem bildhaften und sehr flüssigen Sprachstil nahm mich Simona Wernicke ab der ersten Seite mit in eine Geschichte, an der ich gerne dran geblieben bin. Wie in ihrem Roman „Kornblumenzeit“ beschreibt sie mit viel Gespür die damalige Zeit und die verschiedenen Örtlichkeiten so detailliert, dass ich mir alles gut vorstellen konnte – auch die fiktiven Orte wie zum Beispiel der Ort Kranzig. Zu keiner Zeit kam während des Lesens Langweile auf und ich flog nur so durch die 544 Seiten.

„Sie war versessen auf Berlin, dort wollte sie glücklich werden. In sich spürte sie, dass dort ihr Leben auf sie wartete.“

[Kapitel 1, Seite 26]

Clara ist eine der Figuren, die im Mittelpunkt der Geschichte stehen. Die Leserin/ der Leser lernt Clara direkt zu Beginn der Geschichte kennen – und ich schloss sie schnell in mein Herz. Ihr Wunsch nach Freiheit führt sie weg von ihrem kleinen Heimatdorf in die große Stadt Berlin. Dort muss Clara einige Rückschläge hinnehmen, verfolgt ihre Träume und Ziele trotzdem weiterhin ehrgeizig. Als sie auf Otto trifft, lernt sie die Liebe kennen.
Ich fand es spannend zu verfolgen, wie sich Clara im Laufe der Geschichte von einer jungen Frau, die die Welt noch kennenlernen muss, zu einer liebevollen und auch kämpferischen Mutter und Ehefrau entwickelt, die für ihre Kinder – und auch für ihren Mann – viel und oft zurücksteckt und dann über sich selbst hinauswächst. Simona Wernicke hat für Clara und deren Lebensgeschichte ihre Großmutter als Vorbild genommen und hat mit ihr eine sympathische und lebensechte Figur geschaffen, die ich ab der ersten Seite sehr gemocht habe und deren Schicksal mich stellenweise sehr mitgenommen hat.
Neben Clara steht Otto – Claras erste und große Liebe. Ab dem ersten Moment habe ich das Knistern zwischen den Beiden gespürt und verfolgte deren beiden Lebensgeschichten sehr gerne. Auch wenn ich mit seinen Ansichten und Taten nicht immer ganz einverstanden war – er bürdet seiner Frau mitunter viel auf – mochte ich seine lebensfrohe Art. Auch er durchläuft eine große Wandlung und muss durch den Krieg einiges hinter sich lassen.
Neben diesen beiden Hauptfiguren stehen noch einige weitere Figuren : Hier ist zum Beispiel die Familie von Clara zu nennen: Ihre Geschwister und ihre Eltern leben nach dem Umzug von Clara weiterhin in dem Ort Kranzig. Hier haben sich alle eingerichtet und Clara kommt mit ihrer eigenen Familie immer wieder hier hin zu Besuch. Innerhalb der Familie in Kranzig gibt es immer wieder Probleme, Streitereien und Reibereien – es überwiegt aber der familiäre Zusammenhalt. Einerseits verspürt Clara eine Sehnsucht nach dem Ort ihrer Kindheit und zu ihrer Familie, auf der anderen Seite liebt sie das Leben und die Freiheit in der Großstadt, wo sie sich ein eigenes Leben aufgebaut hat.
Auf die vielen anderen Figuren, die in diesem Roman große und kleinere Rollen spielen, möchte ich nicht genauer eingehen, da ich sonst zu viel von der Handlung vorwegnehme. Wie ich bereits angemerkt habe, konnte ich jeder Figur und deren Geschichte gut folgen. Simona Wernicke zeichnet mit ihnen allen ein gutes Bild der damaligen Gesellschaft und Zeit und verknüpft sie mit den vielen historischen Ereignissen. Dabei waren auch die inneren und äußeren Konflikte der Figuren immer wahrnehmbar und ich wollte immer wissen, wie es mit ihnen allen weitergeht.

„Nun saß sie mit Otto auf deren braunen Kanapee. Gedankenvoll strich sie über den leicht abgewetzten braunen Samt. Es war nicht gerecht, das spürte sie in sich. Doch was war in diesen Zeiten gerecht?“

[Kapitel 6, Seite 174]

Den geschichtlichen Hintergrund bilden die Jahre von 1926 bis 1952.
Zwischen 1924 und 1929 erlebte die Weimarer Republik eine Zeit der relativen Stabilität: Die Wirtschaft erholte sich und die Weimarer Republik genoss außenpolitische Anerkennung und Wertschätzung. Doch Ende 1929 kam es zur Weltwirtschaftskrise, die Zahlungsunfähigkeiten vieler Unternehmen, massenhafte Arbeitslosigkeit und soziales Elend und politische Krisen verursachte.
Außerdem sorgten die sogenannten Präsidialkabinette nach dem Bruch der Großen Koalition im März 1930 und der Aufstieg der Nationalsozialisten schließlich für den endgültigen Untergang der Weimarer Republik.
Mit der Machtergreifung der NSDAP – und der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 – endete die erste parlamentarische Demokratie in Deutschland. Die demokratischen Strukturen wurden durch Verordnungen des Reichspräsidenten sowie mit Inkrafttreten des Ermächtigungsgesetzes am 24. März 1933 in nur neun Wochen beseitigt und es folgte der NS-Staat:
Innerhalb weniger Monate schuf das NS-Regime durch die Gleichschaltung von Politik und Gesellschaft einen zentralistischen Staat: Gewerkschaften und alle politischen Parteien außer der NSDAP wurden verboten. Mit Hilfe der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) und Parteiorganisationen wie SA und SS verwandelte das Regime den Rechtsstaat in einen Polizeistaat mit Konzentrations- und später auch Vernichtungslagern. Die systematischen Genozide an Juden, Sinti und Roma, die Verfolgung und Ermordung Oppositioneller, Andersdenkender, Behinderter und Homosexueller wie auch die NS-Krankenmorde forderten mehrere Millionen Menschenleben.
Knappe sechseinhalb Jahre später brach der Zweite Weltkrieg (1939-1945) aus. Schätzungen zufolge starben im Verlauf des Krieges 65 Millionen Menschen.
Diese mitunter komplexen und sehr schweren geschichtlichen Themen und Hintergründe stellt Simona Wernicke in ihrem Roman eindringlich und ungeschönt da und verbindet diese unmittelbar mit ihren Figuren und deren Geschichten. Neben der Situation an der Heimatfront schildert Simona Wernicke auch den Verlauf des Krieges durch die Augen von Otto an der West- und Ostfront.
Stellenweise musste ich sehr mit den Tränen kämpfen, so sehr nahm mich die Geschichte, die an die Familiengeschichte der Autorin angelehnt ist, mit. Sie zeigt, wie unsagbar schwer und entbehrungsreich die Zeiten während und nach dem Krieg waren, aber auch, dass sich die Menschen trotz des erfahrenen Leids und der vielen unfassbaren Schicksalsschläge nicht unterkriegen ließen und ihre Leben so gut es ging gelebt haben. Danke liebe Simone Wernicke für dieses bemerkenswerte und bewegende Lese-Erlebnis.

„Auf dem Rückweg kam sie am Dorfanger an der alten Linde vorbei. Ganz schwarz stand sie da mit ihren knorrigen Ästen vor dem grauen Novemberhimmel. Vielleicht würde es schon bald Schnee geben. Davor stand immer noch die Holzbank, auf der sie schon als junges Mädchen mit Anna und in ihrer Verlobungszeit einmal mit Otto gesessen hatte. Sie erinnerte sich an den herrlich süßen Duft, wenn der Baum Ende Juni blühte. Wie lange war das schon her?“

[Kapitel 12, Seite 388]

Fazit: Der Roman „Lindenblütenzeit“ von Simona Wernicke ist an wahre Begebenheiten angelehnt und hat mich von der ersten bis zur letzten Seite bestens unterhalten. Ich bin einfach nur begeistert und tief berührt von dieser eindrucksvollen Geschichte, in der ich völlig versunken bin. Stellenweise konnte ich nicht schnell genug lesen, um zu erfahren, wie es mit den liebgewonnen Figuren weitergeht… und ja: Es fällt mir gerade sehr sehr schwer, mich von diesen zu verabschieden und deren Welt zu verlassen. Absolut lesens- und empfehlenswert. 

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung eines kostenlosen Rezensionsexemplars, der uneingeschränkten Leseempfehlung und der Verlinkung der Verlagshomepage, ist diese Rezension als WERBUNG gekennzeichnet.

„Ein geschwind listig Wib“

von Dorothe Zürcher

[Werbung*]

Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 10. Februar 2025
Verlag: Südverlag
Ausgaben: Hardcover & eBook
ISBN: 978-3-87800-987-0
Seitenanzahl: 320 Seiten
Preise: 22,00€ (Hardcover), 11,99€ (eBook)

Homepage:
https://bedey-thoms.de/products/geschwind-listig-wib?_pos=3&_sid=8f2d5d2c3&_ss=r (Verlagshomepage)

http://www.dorothe-zürcher.ch/veröffentlichungen/index (Homepage der Autorin)

Klappentext:
„Mit 11 Jahren verlobt, 10 Jahre später Witwe und bereit, hinter den Kulissen zu herrschen.
Wien, 1298: Nach jahrelangen Verhandlungen wird die Habsburgerin Agnes mit dem König von Ungarn verheiratet, einem Gegenspieler ihres Vaters. Tatkräftig übernimmt Agnes die Pflichten einer Königin, wird jedoch vom Adel ausgebremst. Ein Seilziehen beginnt. Als der König überraschend stirbt, müssen Agnes und ihre Stieftochter um ihr Leben fürchten. Beide sind bereit, um ihren Rang und ihre Macht zu kämpfen.
Agnes von Ungarn gilt heute als heimliches Oberhaupt der frühen Habsburger-Dynastie, Friedensstifterin und Spenderin von Spitälern und Klöstern. Nach ihrem Tod wurden ihre Taten verunglimpft und sie als blutrünstiges Weib dargestellt. Dies ist die Geschichte ihrer frühen Jahre, als sie die ersten Schritte auf einer politischen Bühne wagte, die auf junge und kinderlose Frauen nicht vorbereitet war.“


*Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin als signiertes Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank dafür.
– Ich habe von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistungen erhalten, die Rezension spiegelt meinen persönlichen Lese-Eindruck wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars, der Verlinkung der Homepages und der Leseempfehlung kennzeichne ich diese Rezension als WERBUNG.

_

Das Buch „Ein geschwind listig Wib“ von Dorothe Zürcher ist eine Romanbiografie über die historischeAgnes von Habsburg und Ungarn (1281-1364) und handelt im Zeitraum von 1287 bis 1312.

„Agnes spürte, wie sie ruhiger wurde, als sie das Kleinod betrachtete. Konnte es sein, dass die Kraft und die Gedanken ihrer Vorgängerinnen durch ihren Körper flossen, wenn ihr die Krone aufgesetzt wurde?“

[Kapitel 5, Seite 69]

Wien 1297: Die junge Agnes von Habsburg wächst als Tochter des deutschen Königs Albrecht I. (1255-1308) und dessen Gattin Elisabeth von Görz-Tirol (1262-1313) mit vielen weiteren Geschwistern auf.
Durch die Hochzeit mit dem ungarischen König Andreas III. (1265-1301) wird Agnes zur Königin von Ungarn. Doch nur fünf Jahre nach der Eheschließung stirbt König Andreas und Agnes und ihre Stieftochter Elisabeth müssen um ihr Leben fürchten. Die beiden flüchten, sind aber nicht bereit, ihren Rang und ihre Macht aufzugeben.

Mit ihrem Buch „Im Schatten der Krone – Die Grafen von Lenzburg“ und den ersten Teilen ihrer Buchreihe um die Köchin Alkmene („Bittermandeln aus Byzanz“ & „Anisbrot in Antiochia“) hat sich Dorothe Zürcher in mein Leseherz geschrieben. Ich mag ihre fundierten und gleichzeitig unterhaltsamen und lehrreichen Romane sehr gerne und fiebere jeder ihrer Neuerscheinung entgegen.
Deshalb wollte ich auch unbedingt ihr neues Werk „Ein geschwind listig Wib“ lesen und freute mich sehr, dass ich das Buch von der Autorin als signiertes Rezensionsexemplar erhalten habe. An dieser Stelle ganz herzlichen Dank dafür.
Die Ausgabeart des Buches ist ein sehr hochwertig gestaltetes Hardcover mit Lesebändchen und insgesamt 320 Seiten. Das schlichte und doch stimmungsvolle Cover zeigt einen Ausschnitt eines Fensterbildes aus Buntglas: Dargestellt ist hier, laut dem Nachwort der Autorin, nicht Agnes von Ungarn, sondern die Heilige Clara. Zu finden sind die gotischen Farbfenster in der Kirche Königsfelden – diese wurden von Agnes gespendet und mitkonzipiert. Allerdings ist das Glasfenster, auf dem Agnes zu sehen war, zerstört.
Das Buchinnere ist wunderschön gestaltet: Es beginnt mit einer Karte, die das Wachstum des Habsburger Reiches zeigt und auf der auch einige Handlungsorte des Buches zu finden sind.
Die Handlung gliedert sich in einen Prolog (spielt 1287 in Wien) und vier Teile auf. Das erste Kapitel spielt zehn Jahre nach dem Prolog im November 1297. Das letzte der insgesamt 24 Kapitel setzt im September 1312 in Königsfelden an. Es folgen ein informatives Nachwort der Autorin, ein Personen- und Ortsverzeichnis, Worterklärungen, einige Abbildungen, eine Zeittafel, die Bibliografie und eine Kurzbiografie der Autorin. Besonders gefallen hat mir die Abbildung des imposanten „Agnesenmantels“ am Ende des Anhangs.
Mit ihrem bildhaften und farbenprächtigen Sprachstil hat mich Dorothe Zürcher ab der ersten Seite mitgenommen und ich begab mich auf eine atemberaubende, atmosphärische und lehrreiche Zeitreise. Die historischen Hintergründe sind akribisch recherchiert und Dorothe entführte mich mit viel Wissen an die Orte des Geschehens und ließ in meinem Kopf eindrückliche Bilder einer längst vergangenen Epoche entstehen.

„»Ich spreche von dir, Agnes. Du wirst Königin von Ungarn.«
Ungarn – sie hörte nur das Kriegsgeheul der Krieger, wenn sie an Ungarn dachte. Agnes spürte plötzlich die Schwere der Verantwortung auf sich.“

[Kapitel 2, Seite 26]

Ein Blick in das Personenverzeichnis am Ende des Buches zeigt, dass in diesem Buch eine große Menge an historischen Figuren vorkommen, aber auch ein paar Figuren, die historisch nicht verbürgt sind.
Mit Agnes von Habsburg und Ungarn steht eine historische Persönlichkeit im Zentrum des Geschehens, von der ich bisher nur sehr wenig wusste.
Zu Beginn des Buches ist sie ein kleines Mädchen, das mit ihren Eltern und Geschwistern aus Wien fliehen muss. Im ersten Kapitel ist Agnes ein fünfzehnjähriges Mädchen (damals junge Frau) und heiratet den mehr als doppelt so alten König Andreas III. von Ungarn. Dorothe Zürcher stellt Agnes sehr menschlich da: Sie hat Ängste, erleidet Schicksalsschläge und wird oft von ihren Gefühlen überrollt. Besonders gefallen hat mir, dass sie ihre Pflichten als Königin tatkräftig aufnimmt und sich auch nicht von Ausbremsungen und Rückschlägen unterkriegen lässt.
Die Personen, die unmittelbar an ihrer Seite stehen sind (fast) alle historische Persönlichkeiten, die Dorothe Zürcher gekonnt zum Leben erweckt damit lebensecht darstellt – hier sind an erster Stelle die Eltern von Agnes und ihr Ehemann Andreas zu nennen. Ich finde es einfach schön, diese Menschen der Vergangenheit zu treffen, sie ein Stück weit begleiten zu dürfen und einen Einblick in Menschenleben zu bekommen, von denen man bisher nur, wenn überhaupt, die Lebensdaten gewusst hat.
Die unverbürgten Figuren fügt Dorothe Zürcher gut in die Handlung ein und ergänzt mit ihnen die historischen Persönlichkeiten.
Mit ihren authentisch dargestellten Figuren, die in einen spannenden historischen Hintergrund eingebettet sind, zeigt Dorothea Zürcher ein sehr lebendiges Bild des Spätmittelalters (ca. 1250-ca. 1500) und setzt Agnes von Habsburg und Ungarn, die heute als heimliches Oberhaupt der frühen Habsburger-Dynastie und als eine der mächtigsten Frauen der Schweiz gilt, ein literarisches Denkmal.

„Sie wusste, was er in ihr sah: eine kinderlose Witwe ohne Macht und Mitspracherecht. Sie reckte sich. Sie war Königin und Habsburgerin.“

[Kapitel 12, Seite 161]

Den geschichtlichen Hintergrund bilden die Jahre von 1287-1312.
Seit dem Spätmittelalter waren die Habsburger zu einer der mächtigsten Fürstenfamilien Europas aufgestiegen und stellten bis zum Ende des Heiligen Römischen Reiches 21 Könige und Kaiser. Ausgehend von ihrer im 13. Jahrhundert errungenen Hausmacht über das Herzogtum Österreich erlangten sie zeitweilig die Herrschaft über einen großen Länderkomplex, der auch Ungarn, Böhmen, Teile Italiens und die Niederlande umfasste sowie die Königreiche Spanien und Portugal.
Agnes Vater Albrecht I. war der Sohn von Rudolf I. (1218-1291) – dieser war ab etwa 1240 Graf von Habsburg und von 1273 bis 1291 der erste römisch-deutsche König aus dem Geschlecht der Habsburger. Rudolf I. versuchte, Albrecht noch zu seinen eigenen Lebzeiten zum Mitkönig zu erheben, um die Königswürde im Haus Habsburg erblich zu machen. Das ließen die Kurfürsten, insbesondere der Pfalzgraf und die geistlichen Kurfürsten, jedoch nicht zu. Als Rudolfs Nachfolger wurde 1292 Adolf von Nassau zum neuen römisch-deutschen König gewählt.  In der Ritterschlacht von Göllheim im Juli 1298 fiel Adolf im Kampf gegen den Habsburger. Albrecht wurde zum deutschen König gewählt und im August 1298 in Aachen gekrönt.
Nach einigen politischen Auseinandersetzungen und einer geschickten Hochzeitspolitik schien eine politische Einigung Mitteleuropas unter der Führung der Habsburger zum Greifen nahe.
In Ungarn brachen nach dem Tod von Agnes Ehemanns König Andreas III. Wirren um die Thronfolge aus, vor denen sich Agnes in Wien in Sicherheit brachte. Es vergingen sieben Jahre und Agnes ging keine zweite Ehe ein. Nach dem Tod ihres Vaters kehrte Agnes in den Aargau zurück und kümmerte sich um die Verwaltung des habsburgischen Stammlandes.
Agnes war eine erfolgreiche Herrscherin, in der Schweizer Geschichte kursierte lange Zeit ein anderes Bild von ihr: Sie wurde als hinterhältig, blutrünstig und brutal beschrieben, die Tausende ermorden ließ. Da ich nicht zu viel von der Handlung vorwegnehmen möchte, gehe ich nicht weiter auf die geschichtlichen Hintergründe ein.
Diese mitunter komplexen historischen Hintergründe stellt Dorothe in ihrer Romanbiografie sehr anschaulich und nachvollziehbar dar und ich konnte meinen geschichtlichen Horizont wieder erweitern. Herzlichen Dank liebe Dorothe Zürcher für dieses gelungene Lese-Erlebnis.

Fazit: Die Romanbiografie „Ein geschwind listig Wib“ von Dorothe Zürcher ist eine sehr gelungene und lesenswerte Romanbiografie. Ich mochte die atmosphärische Geschichte ab dem ersten Moment und fühlte mich direkt in diese hineingezogen. Den Figuren konnte ich immer gut folgen und deren Gedanken, Gefühlen und Beweggründe nachvollziehen.
Dorothe Zürcher zeichnet mit ihrem bildhaften und farbenprächtigen Sprachstil ein sehr stimmungsvolles Bild einer längst vergangenen Epoche und nimmt den Leser/ die Leserin mit auf eine atemberaubende und lehrreiche Zeitreise. Absolut empfehlenswert.

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung eines kostenlosen Rezensionsexemplars, der uneingeschränkten Leseempfehlung und der Verlinkung der Homepage der Autorin und der Verlagshomepage, ist diese Rezension als WERBUNG gekennzeichnet.

„Die Zuverlässigkeit des Zufalls“

von Lilli Beck

[Werbung*]

Triggerwarnung: Buch und Rezension behandeln Themen wie Trauer, Verlust, Krankheit und Tod.

Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 07. Januar 2025
Verlag: Atlantik Verlag
Ausgaben: Paperback & eBook
ISBN: 978-3-455-01843-1
Seitenanzahl: 384 Seiten
Preise: 18,00€ (Paperback), 14,99€ (eBook)

Homepage:
https://hoffmann-und-campe.de/products/67086-die-zuverlaessigkeit-des-zufalls?variant=45344979714316

Klappentext:
„Nina-Marie hat eine kleine, feine Buch- und Blumenhandlung am Stadtrand. Seit dem Verlust ihrer großen Liebe hat sie sich in die Arbeit gestürzt und findet Trost darin, wunderschöne Sträuße zu binden oder ihre Kundinnen und Kunden und mit einer Buchempfehlung glücklich zu machen. Dass sie selbst noch einmal glücklich sein kann, daran glaubt sie nicht mehr. Als sie eines Tages einen wohlriechenden Strauß an einen übellaunigen älteren Herren ausliefert, wendet sich das Schicksal. Der Herr ist ein Bestsellerautor, der aber seit langem nicht mehr schreibt. Und auch sein Sohn ist Nina-Marie nicht unbekannt… Der Zufall beginnt, eine zarte Liebesgeschichte zu schreiben, die Ninas Leben neu aufblühen lässt.“

*Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin als signiertes Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank dafür.
– Ich habe von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistungen erhalten, die Rezension spiegelt meinen persönlichen Lese-Eindruck wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars, der Verlinkung der Verlags-Homepage und der Leseempfehlung kennzeichne ich diese Rezension als WERBUNG.

_

Der Roman „Die Zuverlässigkeit des Zufalls“ von Lilli Beck spielt in Berlin und zeigt, wie eine junge und in tiefer Trauer gefangene Frau wieder neuen Lebensmut schöpft.

„Wir verkaufen die beiden vielleicht schönsten Dinge der Welt: Bücher und Blumen, weshalb unser Laden auch Buch & Blume heißt.“

[Seite 14]

Nach dem Verlust ihrer großen Liebe hat Nina-Marie sich ihren großen Traum einer eigenen Buchhandlung am Rande Berlins erfüllt. Zusammen mit ihrer Mutter führt sie die Buch- und Blumenhandlung Buch & Blume. Doch Nina-Marie ist in ihrer Trauer gefangen und sie glaubt selbst nicht daran, dass sie noch einmal in ihrem Leben glücklich werden kann.
Eines Tages muss sie einen Blumenstrauß an einen übelgelaunten älteren Mann ausliefern. Das Schicksal beginnt sich zu wenden, als sie Jack, den Sohn des Mannes, kennenlernt.
Kann Nina-Marie ihre alles überschattende Trauer überwinden?

Mit großer Begeisterung habe ich in den vergangenen Jahren die Buchreihe „Die Schwestern vom See“ gelesen. Mittlerweile gehört Lilli Beck zu meinen Lieblingsautorinnen – ich mag die ruhigen und emotionalen Geschichten sehr gerne und freue mich auf jede ihrer Neuerscheinungen. Als sie das Buch „Die Zuverlässigkeit des Zufalls“ ankündigte, weckten das bezaubernde Cover, der interessante Klappentext und der wunderbare Buchtitel mein Interesse. Ich bin selbst gelernte Gärtnerin und Buchhändlerin und träumte lange Zeit von einem eigenen Blumen- und Bücherladen. Dieses Buch musste ich einfach lesen und ich freute mich sehr, als die Autorin Ende Dezember 2024 eine Rezension bei mir anfragte. Nach meiner Zusage bekam ich Ende Januar 2025 das signierte Buch zusammen mit einer Autogrammkarte und einem Lesezeichen zugesendet – herzlichen Dank dafür.
Das ausgesprochen schöne Cover ist in zwei Teile aufgeteilt: Die obere Teil ist ein Foto eines Buchladens, in dessen Außenbereich einige Pflanzen stehen. Den Mittelpunkt bildet eine junge Frau in einem blauen Kleid, die gerade eine Pflanze an den Türrahmen hängt. Nach der Lektüre muss ich allerdings sagen, dass ich mir den Laden von Nina-Marie und ihrer Mutter ganz anderes vorstelle. Der untere Bereich des Covers wird mit dem Namen der Autorin und dem Buchtitel ausgefüllt.
Die Ausgabeart ist ein hochwertig gestaltetes Paperback mit Klappen und insgesamt 384 Seiten. Auf der vorderen Klappe findet sich ein kleiner Textausschnitt, auf der hinteren wird die Autorin mit einem Foto und einem Text vorgestellt. In den Innenklappen finden sich zwei Zitate.
Der Prolog des Buches spielt in Paris: Hier lernt der Leser/ die Leserin ein junges verliebtes Paar kennen. Mit dem ersten Kapitel von insgesamt 39 Kapiteln befinden wir uns im Heute: Auch hier erzählt Nina-Marie die Geschichte aus ihrer direkten Sicht. Durch diese Erzählperspektive kam ich Nina-Marie und ihren Gedanken und Gefühlen sehr nahe. In unregelmäßigen Abständen geht es wieder zurück in Nina-Maries und Erics gemeinsame Vergangenheit – allerdings in der auktorialen Erzählperspektive: Stück für Stück wird so auf zwei Zeitebenen die Geschichte erzählt. Der Epilog verbindet die beiden Erzählebenen miteinander und sorgt für einen gelungenen Abschluss der Geschichte.
Ab der ersten Seite nahm mich die Handlung mit und ich konnte völlig in dieser abtauchen. Auch wenn es eine sehr ruhige Geschichte ist, nahm ich das Buch immer wieder gerne in die Hände und freute mich aufs weiterlesen. Dafür sorgte ebenfalls der angenehme und bildhafte Sprachstil der Autorin – sie beschreibt die Handlungsorte so wunderbar, dass ich mir alles gut vorstellen konnte und verbindet tiefgründige Themen mit Leichtigkeit.

„Seit Wochen merke ich, wie erschöpft ich bin. Wie mich jeder Anfall von Trauer körperlich anstrengt. Dass ich mich an manchen Tagen wie ein zerfleddertes Buch mit Leserillen und umgeknickten Seiten fühle.“

[Seite 37]

Im Zentrum der Geschichte steht die Buchhändlerin Nina-Marie, die von einem harten Schicksalsschlag getroffen wurde. Nach einer viel zu kurzen Zeit des Glücks und des Verliebtseins, wird ihre große Liebe Eric aus dem Leben gerissen. Nina-Marie steht seit dem völlig neben sich – auch wenn sie sich den Traum einer eigenen Buchhandlung erfüllen konnte. Nicht nur beruflich ist sie eng mit ihrer Mutter verbunden, sie wohnt auch seit einiger Zeit wieder in der mütterlichen Wohnung. Nina-Marie ist eine sehr facettenreiche und interessante Figur. Einerseits wirkt sie in ihrem beruflichen Leben sehr professionell, andererseits liegt ihr Privatleben in Scherben. Diese innere Zerrissenheit hat Lilli Beck sehr gut herausgearbeitet und ich hätte Nina-Marie gerne das ein oder andere mal am liebsten ganz fest in den Arm genommen.
Neben Nina-Marie spielt Eric, ihre große Liebe, eine ganz besondere in diesem Buch. Auch wenn er zum Zeitpunkt der Handlung bereits verstorben ist, wird er durch die vielen Erinnerungen und liebevollen Beschreibungen wieder sehr greifbar – und man kann einfach nicht anders und muss diesen immer positiven und an Zufälle-glaubenden Mann einfach gerne haben. Man merkt, was er für Nina-Marie bedeutet hat.
Paula, Nina-Maries Mutter, ist der eigentliche Star in diesem Buch. Sie stupst ihre Tochter immer wieder an und konnte mir mit ihrer liebevollen und gleichzeitig doch auch etwas forschen mütterlichen Art, immer wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubern.
Im Fortgang der Handlung lernt Nina-Marie Jack kennen. Er steht im krassen Gegensatz zu Erik, denn er denkt sehr rational. Auch wenn eine Künstlerseele in ihm schlummert, muss er doch einen Brotjob erledigen, der ihm nicht wirklich Freude macht.
Der ältere mürrische Herr, dem Nina-Marie Blumen ausliefert, bereichert die Geschichte noch einmal mehr. Um nicht zu viel von der Handlung vorwegzunehmen, möchte ich an dieser Stelle nicht näher auf diesen spannenden Charakter und seine Geschichte eingehen.
Lilli Beck hat eine Handvoll liebenswerter und facettenreicher Figuren geschaffen, die ich gerne begleitet habe, die mich mit ihren Handlungen und Denkweisen überzeugen konnten und mit Sicherheit noch lange in meinem Herzen bleiben werden.

„»Ich bin ganz deiner Meinung, ohne Erlebnisse, Erfahrungen, Dramen und Schicksalsschläge wären wir nicht die, die wir heute sind. Aber sich daran zu klammern, hieße, in der Vergangenheit stehenbleiben. Sich nicht weiterzuentwickeln. Wir leben jetzt, und wenn wir eine Zukunft haben wollen, sollten wir Neues zulassen. Wer Neuem keine Chance gibt, blockiert jegliche Veränderung. Verhindert, jemals wieder glücklich zu werden. (…)«“

[Seite 336]

Das große Thema des Buches ist die Trauerbewältigung. Jeder Mensch geht mit dem Verlust eines geliebten Menschen anderes um, jeder verarbeitet es anders. Lilli Beck stellt dieses bewegende, emotionale und tiefsinnige Thema sehr einfühlsam da.
Danke liebe Lilli Beck für die tollen Lesestunden und die Geschichte, die für mich persönlich einfach zur richtigen Zeit kam.

Fazit: Das Buch „Die Zuverlässigkeit des Zufalls“ von Lilli Beck hat mich auf vielen Ebenen überzeugt: Facettenreiche Figuren, eine wunderbare Sprache und eine tiefsinnige, emotionale und bewegende Handlung, die mich ab der ersten Seite in ihren Bann gezogen hat. Sehr sehr lesenswert – ein absolutes Jahres-Highlight!

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung eines kostenlosen Rezensionsexemplars, der uneingeschränkten Leseempfehlung und der Verlinkung der Homepage der Autorin, ist diese Rezension als WERBUNG gekennzeichnet.

„Ein fast fehlerloser Prinz – Die Cossin-Saga“

von Kristina Herzog

[Werbung*]

Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 04. Februar 2025
Verlag: Selbst-Verlag
Ausgaben: Taschenbuch & eBook
ISBN: 978-3910798076
Seitenanzahl: 280 Seiten
Preise: 14,99€ (Taschenbuch), 04,99€ (eBook)
Reihe: „Die Cossin-Saga“, Band 03 von 03

Homepage:
https://www.kristinaherzog.de/ein-fast-fehlerloser-prinz/

Klappentext:
„Ein attraktiver englischer Prinz, eine liebevolle Freundschaft, aus der sich starke Gefühle entwickeln und ein aufregender Sommer, der das Leben einer jungen Frau für immer verändert. Der romantische dritte Band der Regency–Liebesroman-Reihe über die Familie Cossin.
Nichts ist für Luise von Cossin so schwierig, wie sich von ihren begabten Geschwistern abzuheben. Da trifft es sich gut, dass sich ein Gast bei ihrem Freund Waldemar angesagt hat: Ein waschechter britischer Prinz, der nach Preußen kommt, um sich auf Brautschau zu begeben. Luise ist fest entschlossen, sein Herz zu gewinnen und ihre Familie stolz zu machen. Doch sie ist nicht die Einzige, die den Prinzen von ihren Qualitäten überzeugen will, so dass sie sich ziemlich ins Zeug legen muss, um sich von den Konkurrentinnen abzuheben. Sie besucht Bälle, Picknicks, sogar sportliche Veranstaltungen und tut alles, um den hohen Ansprüchen eines Prinzen gerecht zu werden. Waldemar entdeckt derweil, dass er tiefere Gefühle für Luise hegt. Dann geschehen beunruhigende Dinge, die Luises Entschluss allmählich ins Wanken bringen. Ist sie auf dem richtigen Weg, um ihr Glück zu finden?
Eine berührende und bezaubernde historische Liebesgeschichte mit großen Gefühlen.“

*Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin als vorzeitiges Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank dafür.
– Ich habe von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistungen erhalten, die Rezension spiegelt meinen persönlichen Lese-Eindruck wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars kennzeichne ich diese Rezension als Werbung.

– Meine ausführliche Rezension zum ersten Band findet ihr hier: „Ein fast perfekter Herzog – Die Cossin-Saga“, zum zweiten Band hier: „Ein fast tadelloser Graf – Die Cossin-Saga“
– Solltet ihr die ersten Bände noch nicht gelesen haben, dies aber wollen, solltet ihr diese Rezension nicht lesen – Spoilergefahr!

_

Das Buch „Ein fast fehlerloser Prinz“ von Kristina Herzog ist der dritte Band der historischen Liebesroman-Reihe  „Die Cossin-Saga“, welche in Preußen des 19. Jahrhunderts spielt und in dem die junge Luise um die Gunst eines englischen Prinzen kämpft.

„Sie war keine derartige Kämpferin wie ihre beiden älteren Schwestern und hatte stets das Gefühl gehabt, ein wenig hinter Friederikes Impulsivität und Charlottes ausgeprägten Willen unterzugehen.“

[Kapitel Eins, Seite 08]

Preußen im 19. Jahrhundert: Nachdem die beiden älteren Schwestern von Luise von Cossin mit einem Herzog und einem Grafen verheiratet sind, möchte sie sich auch nach einem geeigneten Ehemann umschauen – und sich vor allem mit ihrer Wahl von ihren Schwestern abheben.
Als der englische Prinz Robert bei Luises Freund Waldemar absteigt und sich auf Brautschau begibt, sieht Luise ihre Chance gekommen – sie ist fest entschlossen das Herz des Prinzen zu erobern. Sie möchte ihre Familie stolz auf sich zu machen, endlich in ihren Platz im Leben und das persönliche Glück finden.
Doch Luise ist nicht die Einzige, die den Prinzen überzeugen möchte, es gibt zahlreiche Konkurrentinnen.
Und als dann noch beunruhigende Dinge geschehen und Waldemar erkennt, dass er Gefühle für Luise hat, gerät Luises ergeiziger Plan immer mehr ins Wanken.

Mit ihrer „Sternberg-Saga“, welche mich mit den starken und authentischen Charakteren, der spannenden Handlung und den akribisch recherchierten geschichtlichen Hintergründen völlig begeistern konnte, hat sich die Autorin Kristina Herzog fest in mein Leserherz geschrieben und sie gehört mittlerweile zu meinen absoluten Lieblingsautorinnen. Nach Ende des dritten und letzten Bandes der „Sternberg-Saga“ war ich sehr traurig, als ich die Geschichte und die liebgewonnen Figuren verlassen musste. Umso größer war die Freude, als die Autorin ihre neue Buchreihe „Die Cossin-Saga“ ankündigte, welche zwar in einer anderen Zeit spielt und eher Richtung ‚historischer Liebesroman‘ geht und trotzdem mein Interesse geweckt hat.
Der Auftakt der Reihe „Ein fast perfekter Herzog“ hat mich und mein Herz zum Tanzen gebracht, denn es ist eine herrliche und romantische Liebesgeschichte, in der ich versinken konnte und ich mich einfach nur wohlgefühlt habe. Auch die etwa 280 Seiten des zweiten Bandes „Ein fast tadelloser Graf“ flogen so dahin und ich mochte die vielschichtigen Charaktere, die Irrungen und Wirrungen, die Dramatik und Romantik in dieser Geschichte sehr gerne.
Deshalb war es absolut klar, dass ich auch den dritten Band lesen wollte, welchen ich freundlicherweise von der Autorin als vorzeitiges, kostenloses und signiertes Rezensionsexemplar zugesendet bekommen habe, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte.

Das wunderschöne und stimmige Cover passt hervorragend zum ersten und zweiten Band der Reihe.
Zu sehen ist eine Frau, welches ein goldfarbenes Kleid mit weißen Elementen trägt (ja, dieses Kleid kommt in der Handlung vor) vor einem mit Vorhängen verhängten Fenster seitlich zum Betrachter steht. Die oberer Hälfte des Kopfes der Frau ist am oberen Bildrand ‚abgeschnitten‘ – so kann sich jeder Leser/ jede Leserin selbst ein Bild von der Hauptfigur machen.

Die Ausgabeart des Buches ist ein einfaches Taschenbuch mit 280 Seiten. Diese Seiten teilen sich auf zwanzig Kapitel, einen Epilog und ein Nachwort der Autorin auf.
Wie in den ersten beiden Bänden der Reihe stehen in den Kapiteln abwechselnd die verschiedenen Figuren im Mittelpunkt der Geschichte, wodurch deren Gefühle und Hintergründe gut zu erfassen sind. Außerdem sorgen diese Perspektivwechsel für einen guten Lesefluss – ich konnte schnell in die Geschichte abtauchen und fand mich schnell wieder zurecht.
Dazu trägt auch der bildhafte und detaillierte Sprachstil von Kristina Herzog bei: Dieser hat mich von Anfang an mit in die Geschichte genommen und mich die Zeit während des Lesens völlig vergessen. Ab der ersten Seite war ich wieder ein Teil der wunderbaren Familie von Cossin und freute mich so sehr viele der liebgewonnenen Charaktere wieder zu treffen.
Dadurch, dass in diesem Band andere Figuren im Zentrum stehen als in den ersten beiden Bänden, empfinde ich es als nicht unbedingt erforderlich, dass man diese im Vorfeld gelesen haben muss. Allerdings finde ich, dass die Geschichte runder wirkt, wenn man die ersten beiden Bände im Vorfeld gelesen hat – und man freut sich einfach die vielen Charaktere wieder zu treffen.

„Sie war entschlossen, ihre Familie nicht zu enttäuschen. Nicht, dass jemals irgendwer eine derartige Erwartung formuliert hätte, aber Luise glaubte stets, im Schatten ihrer Geschwister zu stehen und weniger Aufmerksamkeit von ihren Eltern zu bekommen als ihre Brüder und Schwestern. Eine herausragende Heirat würde diesen Umstand allerdings schnell ändern. Würde sie eine Prinzessin werden, wäre ihr das Interesse sämtlicher Familienmitglieder gewiss.“

[Kapitel Zwei, Seite 22]

Im ersten Band der Reihe steht Friederike im Mittelpunkt der Geschichte, im zweiten Band ist es Charlotte und im dritten Band nun Luise.
Mit ihrer ruhigen, unaufgeregten und doch auch kämpferischen Art habe ich Luise schnell in mein Herz geschlossen. Sie bleibt sich selbst nicht immer ganz treu und ist verzweifelt auf der Suche nach ihrem Platz im Leben und nach ihrem persönlichen Glück. Sie ist so gefangen in ihrem Denken, die Familie stolz zu machen und die Aufmerksamkeit ihrer Familie zu bekommen, dass sie einige Dinge und Menschen in ihrem unmittelbaren Umfeld nicht mehr richtig erkennen und einschätzen kann. Luise ist ein unglaublich starker, aber gleichzeitig verunsicherter Charakter.
An Luises Seite steht ihr gutherziger Freund Waldemar: Nachdem er unglücklich in Friederike, Luises älteste Schwester, verliebt war, hat er mit der Liebe abgeschlossen und kümmert sich um den Familienbesitz. Er packt an, wo er gebraucht wird und ist sich für keine Arbeit zu schade – einfach ein richtig sympathischer Charakter. Für Luise ist er der Fels in der Brandung. Als sich jedoch der englische Prinz Robert samt Gefolge bei ihm einnistet, bringt das große Unruhe in sein und auch in Luises Leben. Ich mochte die ehrliche Freundschaft zwischen den beiden Charakteren. Waldemar wird ab einem gewissen Punkt klar, dass er tiefere Gefühle für Luise hat, Luise hingegen ist fest entschlossen das Herz des Prinzen zu gewinnen. Manches Mal hätte ich Luise und Waldemar gerne zugerufen, dass sie mal unbedingt miteinander sprechen und sich gegenseitig zuhören sollen.
Prinz Robert aus England ist ein Charakter, den ich von Anfang an wenig fassen konnte. Er hat auch sein Päckchen zu tragen und es gibt Gründe, warum er so ist, wie er ist. Um nicht zu viel von der Handlung und der Spannung vorwegzunehmen, möchte ich hier nicht detailliert auf diesen Charakter eingehen – lest am besten selbst. 🙂
Viele der vorkommenden Figuren sind bereits aus dem ersten beiden Bänden bekannt und ich freute mich sehr, diese wieder zu treffen und weiter zu begleiten. Es kommen auch einige neue Figuren hinzu – sie alle konnten mich, wie auch die bereits bekannten Figuren, mit ihrer Vielfältigkeit und ihrer Lebendigkeit überzeugen.

„Durch das unliebsame Interesse, das der Prinz an Luise entwickelt hatte, verdüsterte sich Waldemars Leben außerdem. Vorher war alles so einfach gewesen, so unkompliziert und fröhlich. Nun aber wirkte alles dunkel und schwer.“

[Kapitel Zwölf, Seite 149]

Die geschichtlichen Hintergründe treten auch in dieser Geschichte in den Hintergrund, dafür bildet Kristina Herzog durch ihre glaubhaft gezeichneten Figuren ein sehr authentisches Bild der Gesellschaft des 19. Jahrhundert. und gibt durch sie interessante Einblicke in die damalige Denk- und Lebensweisen. Wunderbar fand ich die dargestellten Unterschiede zwischen dem englischen und preußischen Adel und die Unterhaltungsspiele dieser Zeit.
Nun freue mich, dass diese Buchreihe nicht, wie befürchtet, zu Ende ist, sondern weitergehen wird und fiebere einem weiteren Treffen mit Familie von Cossin entgegen.
Danke liebe Kristina Herzog für dieses erneute wunderbare Lesevergnügen.

Fazit: „Ein fast fehlerloser Prinz“ von Kristina Herzog ist ein lesenswerter dritter Band einer insgesamt ganz wunderbaren und überzeugenden Buchreihe. Die vielfältigen Charaktere, deren mitreißenden Geschichten und der lebendige und einnehmende Sprachstil der Autorin konnten mich von Anfang abholen und nahmen mich mit in diese gefühlvolle Geschichte. Sehr lesenswert!

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung eines kostenlosen Rezensionsexemplars, der uneingeschränkten Leseempfehlung und der Verlinkung der Homepage der Autorin, ist diese Rezension als WERBUNG gekennzeichnet.


„Die Schwestern von Krakau“

von Bettina Storks

[Werbung*]

Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 27. Dezember 2024 (eBook), 15. Januar 2025 (Paperback)
Verlag: Heyne
Ausgaben: Paperback & eBook
ISBN: 978-3-453-36118-8
Seitenanzahl: 576 Seiten
Preise: 17,00€ (Paperback), 13,99€ (eBook)

Klappentext:
„Als Édiths Vater Simon Mercier 2016 in Paris stirbt, erfährt die 53-Jährige völlig überraschend von ihren deutsch-polnischen Wurzeln. Anscheinend war Simon ein angenommenes Kind, dessen jüdischer Vater Opfer der großen Razzia im Juli 1942 wurde. Doch wie ist Simon in die Familie Mercier gekommen und was geschah mit Simons Mutter Helene? Als Édith ihre Großcousine Tatjana in der Nähe von Stuttgart ausfindig macht, suchen die Frauen gemeinsam nach Antworten und beginnen, ein jahrzehntelanges Schweigen zu durchbrechen. Wie hat Helenes Schwester, Tatjanas Großmutter Lilo, damals im von Deutschen besetzten Polen gelebt? In Krakau stoßen sie auf eine Apotheke, die nicht nur für Lilo eine zentrale Rolle gespielt hat, sondern auch für den jüdischen Widerstand.“

Homepage:
https://www.penguin.de/buecher/bettina-storks-die-schwestern-von-krakau/paperback/9783453361188

https://www.bettinastorks.de/die-schwestern-von-krakau/

Hinweise:
– Dieses Buch durfte ich testlesen – herzlichen Dank an die Autorin.
– Ich habe von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistungen erhalten, die Rezension spiegelt meinen persönlichen Lese-Eindruck wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen
Vorab-Exemplars und der Verlinkung der Verlagshomepage und der Homepage der Autorin, kennzeichne ich diese Rezension als Werbung.

_

Das Buch „Die Schwestern von Krakau“ von Bettina Storks ist ein Roman, der auf zwei Zeitebenen vorwiegend in Krakau, Paris und Fellbach spielt und zeigt wie zwei Frauen das jahrzehntelange Schweigen ihrer Familie zu durchbrechen versuchen.

„»Helene ist mir immer wie eine Schwester gewesen, und das bist du jetzt auch für mich. Gemeinsam sind wir die Schwestern von Krakau. Einverstanden?«“

[Kapitel 44]

Paris 2016: Kurz nach dem Tod ihres Vater Simon erfährt Édith, dass er ein angenommenes Kind der Familie war. Simons jüdischer Vater wurde Opfer der großen Razzia im Jahr 1942 in Paris. Die Spuren von Simons Mutter Helene führen nach Krakau.
Als Édith ihre Großcousine Tatjana in Fellbach (in der Nähe von Stuttgart) ausfindig macht, versuchen die beiden Frauen gemeinsam Licht in die lang gehüteten Familiengeheimnisse zu bringen. Tatjana reist nach Krakau, um dort dem Leben ihrer bereits verstorbenen Großmutter Lilo und deren Schwester Helene nachzuspüren. Die beiden Schwestern wuchsen in dem von Deutschen besetzten Polen als sogenannte Reichsdeutsche auf. In einer Apotheke findet sich eine Spur von Lilo – dort scheint sie eine zentrale Rolle gespielt zu haben. Doch was hat der jüdische Widerstand mit Lilos Leben zu tun?

Bettina Storks gehört bereits seit einigen Jahren zu meinen absoluten Lieblingsautorinnen und begeistert mich mit ihren vielfältigen, lehrreichen und authentischen Geschichten und den akribisch recherchierten Hintergründen immer wieder aufs Neue. Es sind Geschichten, die unter die Haut gehen und sich abseits des Gewohnten befinden.
Zuletzt konnte sie mich mit ihrem Buch „Die Kinder von Beauvallon“ bestens unterhalten und auch hier neues Buch „Die Schwestern von Krakau“ versprach ein ähnlich emotionales Leseerlebnis. An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei der Autorin für ihr Vertrauen bedanken, denn ich durfte das Buch vorab als Testleserin lesen.
Das Cover zeigt zwei junge Frauen, die an einer Mauer stehen. Dahinter erhebt sich die in schwarz-weiß gehaltene Stadt Krakau – unverwechselbar mit dem Rathausturm in der Mitte. Auch dieses Cover zeigt, wie viele Bücher von Bettina Storks, eine Szene aus dem Buch – und man erkennt zwei der Hauptfiguren.
Erschienen ist das Buch als eBook und als hochwertig gestaltetes Paperback mit 576 Seiten. Auf der vorderen Klappe befindet sich ein kurzes Interview mit der Autorin, innen finden sich verschiedene Abbildungen zu den Figuren und Handlungsorten. Auf der hinteren Klappe wird die Autorin mit einer Biografie und einem Foto vorgestellt, im Inneren wir das Buch „Die Kinder von Beauvallon“ vorgestellt.

„Es war etwas anderes, an diesem Ort mit seinen eigenen Füßen zu stehen, anstatt mit den Fingerspitzen auf einem Stadtplan den Straßen zu folgen. Es bedeutete, die ambivalenten Gefühle zwischen dem widersprüchlichen Wunsch nach Entschuldung ihrer eigenen Familie und dem nach der schonungslosen Wahrheit auszuhalten.“

[Kapitel 15]

Die Handlung beginnt mit einem im April 1943 in Krakau ansetzenden und emotionalen Prolog – dieser hat mich direkt abgeholt und in die Geschichte gezogen. Danach geht es ins Frühjahr 2017 nach Paris, hier lernt der Leser/ die Leserin zuerst die Charaktere Édith Mercier und ihre Tante Adeline kennen – und die Geschichte des bereits verstorbenen Simon – Vater von Édith und Bruder von Adeline.
Im weiteren Verlauf geht es dann nach Bad-Canstatt und Fellbach bei Stuttgart – auch dieser Erzählstrang spielt im Frühjahr 2017. Hier stehen Tatjana und ihre Mutter Doro im Mittelpunkt und es gibt erste Rückblicke auf das Leben von Lilo Wagner – der Mutter von Doro und Großmutter von Tatjana.
Die beiden Erzählstränge wechseln sich ab, bis dann eine dritte Erzählebene hinzu kommt: Diese beginnt im Frühjahr 1941 und spielt in Krakau. Neben Lilo Wagner steht auch Helene, ihre jüngere Schwester und ihre gemeinsamen Eltern im Mittelpunkt der Geschichte. Die Familie lebt als sogenannte Reichsdeutsche in Krakau, Lilo arbeitet in einer Apotheke, sie sich im Krakauer Ghetto befindet und (zusammen mit dem Inhaber) zum Dreh- und Angelpunkt der Geschichte wird. Dieser Erzählstrang arbeitet sich fortwährend auf die Geschehnisse des Prologs zu.
Im Fortgang der Handlung verbinden sich diese Handlungsstränge und Erzählebenen immer mehr und bilden eine große und zusammenhängende Geschichte.
Der Epilog, der 1946 in Krakau spielt, geht schlussendlich nochmals auf die Geschehnisse des Prologs ein und führt auch diesen Erzählstrang zu einem Ende.
Zu Beginn ist nicht wirklich klar, wie alles miteinander zusammenhängt – doch ab einem gewissen Punkt machte es dann ‚klick‘ und ich versank voll und ganz in dieser emotionalen und dramatischen Geschichte – die Seiten flogen nur so dahin. Bettina Storks verbindet gekonnt historische Fakten mit den Schicksalen ihrer fiktiven und auch historischen Figuren.
Dazu kam der äußerst bildhafte und sehr angenehme Sprachstil der Autorin und die vielen und vielfältigen Figuren, die Bettina Storks sehr ambivalent und lebensecht gezeichnet hat.

„»(…) Was soll ich sagen? Mir ist das meiste, was Sie sagen, fremd, vollkommen neu. Trotzdem weiß ich schon lange, dass in meiner Familiengeschichte eine große Lücke klafft. Lilo hat nicht viel über ihre Vergangenheit gesagt, geschweige denn erklärt.«“

[Kapitel 08]


Alle Figuren, egal ob Haupt- oder Nebenfiguren und fiktiv oder historisch, konnten mich mit ihren individuellen Lebensgeschichten und ihren Hintergründen und ihren vielen Facetten bestens unterhalten. Ich habe zu allen ein große Verbindung gespürt – ganz besonders zu Lilo. Sie ist auf der einen Seite so stark, trägt aber doch auch große Ängste mit sich herum und ist mitunter auch verunsichert und erleidet immer wieder Rückschläge. Diese spornen sie jedoch eher an und sie lässt sich nicht unterkriegen.
Der Apotheker Tadeusz Pankiewicz (1908 – 1993) ist eine der historischen Figuren des Buches. Er wird mit seiner eindringlichen Geschichte mit Sicherheit noch lange nachklingen. Ebenso wie die Geschichte um die ebenfalls historische Gusta Draenger – zwei Widerstandskämpfer, deren Erinnerungen den historischen Kern des Romans bilden. Die Geschichte um die deutschstämmige Familie Wagner ist hingegen rein fiktiv.
Den geschichtlichen, politischen und gesellschaftlichen Hintergrund bildet das Jahr 1942 in Krakau. Mit dem Überfall Polens durch die Wehrmacht begann am 01. September 1939 der Zweite Weltkrieg. Fünf Tage später wurde Krakau besetzt und die Besatzer errichteten am rechten Weichselufer für jüdische Stadtbürger das Ghetto Krakau. Hier wurden zeitweise 20.000 Menschen als Arbeitssklaven gefangen gehalten und im Herbst 1941 2.000 Menschen aus dem Ghetto für die Tötung „selektiert“, weggebracht oder dort ermordet.
Und genau hier entstand ein jüdischer Widerstand, die zionistische Bewegung Akiba, die mit ihren Aktionen teilweise die Pläne der Deutschen sabotierten und durchkreuzten.
Es wohnten auch die sogenannten Reichsdeutschen in Krakau, hier dargestellt durch Familie Wagner, die im Besitz der vollen politischen Rechte waren.
Bettina Storks hat diese Hintergründe akribisch recherchiert und stellt diese mit ihren fiktiven Figuren und deren Lebensgeschichten sehr nachvollziehbar da.
Nebenbei habe ich noch einiges zu der Geschichte Krakaus gelernt und möchte die Stadt irgendwann gerne besuchen.

„Die Schwestern waren so unterschiedliche Wege gegangen, und keine hatte den elterlichen Ansprüchen genügt, im Gegenteil. Am Ende hatten die Schwestern die Eltern enttäuscht (…).“

[Kapitel 31]


Am Ende dieser Rezension möchte ich mich ganz herzlich bei Bettina Storks für dieses lehrreiche und emotionale Lesevergnügen bedanken. Alles Gute für dein neues Buch – und ich wünsche dir für diese mitreißende und emotionale Geschichte viele begeisterte Leser und Leserinnen.

Fazit: Das Buch „Die Schwestern von Krakau“ von Bettina Storks ist ein bestens recherchierter historischer Roman. Auf mehreren Zeitebenen spielend und mit interessanten und facettenreichen Figuren ausgestattet lässt dieser lehrreiche und spannende Roman keine Wünsche offen. Sehr lesenswert und eine absolute Leseempfehlung für dieses Highlight!

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung eines Vorab-Exemplars und der uneingeschränkten Leseempfehlung ist diese Rezension als Werbung gekennzeichnet.

„Bernie und Luise – Die vergessene Geschichte einer jüdischen Familie“

von Rachel Soost

Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 04. November 2024
Verlag: Selbstverlag
Ausgaben: Taschenbuch, eBook & Hörbuch
ISBN:  978-3759258922
Seitenanzahl: 368 Seiten
Preise: 14,99€ (Paperback), 04,99€ (eBook)
Reihe: „Die vergessene Geschichte einer jüdischen Familie“ 01/02

Kontakt:
https://www.instagram.com/schwarzgraubunt/?hl=de

Klappentext:
„Berlin 1924 Die junge Luise kommt aus Heidelberg ins geschäftige Berlin. Sie will im Pestalozzi-Fröbel-Haus eine Ausbildung zur Kindergärtnerin beginnen. Durch Zufall macht sie die Bekanntschaft des warmherzigen Bernhard. Die beiden sind voneinander fasziniert und verlieben sich Hals über Kopf. Aber hat ihre Liebe überhaupt eine Chance? Denn Bernhard und seine Familie sind Juden. Außerdem hat ein anderer Mann ein Auge auf Luise geworfen. Dieser schreckt nicht vor Gewalt zurück, um die junge Frau an sich zu binden. Die Wirren der Weimarer Republik und das Erstarken der Nationalsozialisten werfen zusätzliche Schatten auf eine gemeinsame Zukunft. Können Bernhard und Luise den Kampf gegen diese Widerstände gewinnen? Ein berührender Roman, der auf wahren Begebenheiten beruht.“

Hinweise:
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder – das eBook habe ich mir selbst gekauft.

_ _ _

_ _ _

Tief berührt und mit Tränen in den Augen habe ich das Buch „Bernie und Luise – Die vergessene Geschichte einer jüdischen Familie“ beendet. Dieses Werk, das auf wahren Begebenheiten basiert und die Familiengeschichte der Autorin Rachel Soost nachzeichnet, ist weit mehr als nur ein Roman, es ist ein eindringliches Dokument menschlicher Stärke und Verzweiflung im Angesicht historischer Grausamkeiten. Die 368 Seiten habe ich innerhalb von nur drei Tagen verschlungen, doch die Intensität der Geschichte fühlte sich an, als hätte ich ein ganzes Leben durchlebt.

„(…) Unser Leben ist von Einschränkungen und Verfolgung gekennzeichnet. Was meinst du, warum wir unsere Heimat verlassen haben? Die vielen Ausschreitungen haben uns vertrieben; ein Pogrom jagte das Nächste. Und auch hier hört es nicht auf. Die Zeiten werden immer schlimmer. (…)“

[Kapitel 28]

Die Geschichte nimmt ihren Anfang im pulsierenden Berlin des Jahres 1924: Die junge Luise, die für eine Ausbildung zur Kindergärtnerin in die Hauptstadt kommt, lernt durch Zufall den warmherzigen Bernhard (Bernie) kennen. Aus dieser Begegnung entwickelt sich eine zarte, romantische Liebesgeschichte. Die anfängliche „Wohlfühl-Lektüre“ und die ansteckende Lebensfreude der Protagonisten lassen schnell eine starke Verbindung zu den Figuren entstehen. Man fühlt sich sofort als Teil ihres Lebens und ihrer Hoffnungen.
Doch diese Idylle ist trügerisch. Sehr bald fallen die immer größer und gefährlicher werdenden Schatten der Nationalsozialisten über ihr Glück. Die Handlung spitzt sich dramatisch zu, als Ausgrenzung, Übergriffe und Verfolgung immer mehr Raum im Alltag von Bernie und Luise einnehmen. Die Charaktere entwickeln sich unter diesem enormen Druck authentisch weiter, zeigen Risse, aber auch unbändige Widerstandskraft. Die emotionale Wucht des Buches erreicht einen Punkt, an dem ich es nicht mehr aus der Hand legen konnte, jedoch nur noch zwischen etlichen Taschentüchern sitzend weiterlesen konnte.
Ein zentraler Aspekt, der dieses Buch so herausragend macht, ist die Art und Weise, wie Rachel Soost die geschichtlichen und gesellschaftlichen Hintergründe darstellt. Sie beschreibt diesen Teil ihrer eigenen Familiengeschichte nicht nur faktisch, sondern bildhaft und lebendig.
Der Roman liefert einen erschütternden Einblick in das Leben einer jüdischen Familie in Deutschland zwischen den 1920er und 1940er Jahren. Er beleuchtet die subtilen Anfänge der Diskriminierung, die sich rasend schnell zu einem System des Terrors und der Vernichtung entwickelten. Leserinnen und Leser werden Zeugen der schrittweisen Entrechtung: vom „Judenstern“ über Berufsverbote bis hin zu den Deportationen. Soost gelingt es, die Atmosphäre der ständigen Angst, des Misstrauens und der Isolation greifbar zu machen. Die historischen Ereignisse sind nicht nur Kulisse, sondern treibende Kraft der Tragödie, die sich vor den Augen der Leser entfaltet.
Danke für diese emotionale Geschichte, die ich mit Sicherheit nie wieder vergessen werde.

Fazit: „Bernie und Luise“ ist kein Buch, das man einfach zuklappt und vergisst. Es ist ein wichtiges und unvergessliches Buch, das mit Sicherheit noch lange, lange nachklingen wird. Es ist ein Mahnmal gegen das Vergessen und ein Zeugnis für das, was Menschen ertragen mussten, und für die Kraft der Liebe, die selbst in dunkelsten Zeiten bestehen kann.

_ _ _

„Mein Herz bei ihr“

von Rosina Grün

[Werbung*]

Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 28. Oktober 2024
Verlag: BoD
Ausgaben: Taschenbuch & eBook
ISBN: 978-3758338359
Seitenanzahl: 394 Seiten
Preise: 16,99€ (Taschenbuch), 04,99€ (eBook)
Reihe: „Mein Herz“ 01/02

Klappentext:
„Als Mayla ihre Großmutter besucht, ahnt sie nicht, dass eine geheimnisvolle Entdeckung die Familiengeschichte ins Wanken bringen wird. In einer alten Kiste findet sie Liebesbriefe. Die Absenderin: Betty. Die Empfängerin: Maylas Großmutter. Verwirrt beginnt Mayla Fragen zu stellen, die ihre Großmutter dazu bewegen, Stück für Stück ihre Vergangenheit zu enthüllen. Norwegen, 1965: Emma lebt ein bescheidenes Leben in Bergen, wo sie zusammen mit ihrem besten Freund auf dem Markt arbeitet. Ihr Alltag verläuft ruhig und vorhersehbar – bis eine junge Frau auftaucht, die ihre gesamte Welt auf den Kopf stellt und eine einzige Entscheidung alles verändert.“

Kontakt:
https://www.rosinagruen.com

Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin als Rezensionsexemplar erhalten – ganz herzlichen Dank dafür!
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

_

Das Buch „Mein Herz bei ihr“ von Rosina Grün ist ein Roman, der in Norwegen spielt, auf zwei Zeitebenen erzählt wird und zeigt, wie ein lang gehütetes Familiengeheimnis aus der Vergangenheit ans Licht kommt.

„Du darfst einfach nicht darauf warten, dass alles perfekt ist, bevor du dich dazu entscheidest glücklich zu sein.“

[Kapitel 8]

Als Mayla ihre Großmutter Emma in Norwegen besucht, entdeckt sie eine Kiste mit Liebesbriefen. Diese sind an ihre Oma adressiert, Absender ist eine Betty aus den USA.
Mayla möchte Antworten und so beginnt Emma von ihrer Vergangenheit zu erzählen. Damals, als sie im Jahr 1966 in Bergen ein bescheidenes Leben geführt hat. Zusammen mit ihrem Freund arbeitet sie auf dem Markt, jeder Tag gleicht dem anderen – doch dann taucht Betty auf und stellt Emmas Leben und ihre Gefühlswelt auf den Kopf …

Anfang Dezember fragte die Autorin Rosina Grün an, ob ich ihren Debütroman „Mein Herz bei ihr“ lesen und rezensieren möchte. Nachdem ich den Klappentext gelesen hatte, war mein Interesse an dieser Geschichte geweckt – ich liebe Romane, die auf zwei Zeitebenen erzählt werden und in denen große Familiengeheimnisse ans Licht kommen. Also sagte ich der Autorin zu und bekam das eBook wenig später zugesendet. An dieser Stelle ganz herzlichen Dank dafür.
Neben dem Klappentext sprach mich auch das wunderschöne Cover an: Hier sind zwei Figuren (die beiden Hauptfiguren) im Scherenschnitt zu sehen, die dicht beieinander auf einer Wiese stehen. Rechts von ihnen steht eine Fichte, der stimmungsvolle Titel des Buches befindet sich über dieser Szenerie, der Name der Autorin ist im unteren Bereich des Covers zu finden.
Die Taschenbuch-Ausgabe hat insgesamt 394 Seiten, die sich auf 21 Kapitel verteilen. Die ersten drei Kapitel spielen im Hier und Jetzt – dann geht es mit dem vierten Kapitel zurück in die Vergangenheit in das Jahr 1965. Das letzte Kapitel spielt dann wieder in der Gegenwart und verspricht mit dem recht offenen Ende eine Fortsetzung. Zwischen den Kapiteln finden sich viele Briefe, welche einerseits einigen Geschehnissen des folgenden Kapitels vorgreifen und somit auch Spannung aufgebaut wird, gleichzeitig aber auch für eine zeitliche Orientierung im zweiten Erzählstrang sorgen.

„Meine Tage waren wie immer gewesen. Jeden Tag um halb fünf aufstehen, den Lieferwagen bepacken und auf der Fahrt zum Markt dieselben drei Lieder singen. Hatte ich davor tatsächlich Freude daran gehabt, so ging mir diese Routine mittlerweile auf die Nerven. Ich sehnte mich nach etwas Neuem, etwas Aufregendem, und ich hatte das Gefühl, dass die junge Frau mir genau das bieten könnte.“

[Kapitel 5]

Ab der ersten Seite hat mich diese gefühlvolle, emotionale und wichtige Geschichte mitgenommen – nur ungern legte ich das Buch zur Seite. Und ja: Ich musste (vor allem zum Ende hin) ein paar Tränchen verdrücken…
Die vielschichtigen Charaktere konnten mich mit ihren Entwicklungen überzeugen und außerdem konnte ich schnell eine Beziehung zu ihnen aufbauen – ganz besonders schnell zu der liebenswerten Emma, die direkt zu Beginn der Geschichte präsent ist und aus deren Sicht die Geschichte rückblickend erzählt wird.
Betty, die erst ein paar Kapitel später auftaucht, mochte ich auch sehr – allerdings dauerte es bei ihr etwas länger, bis ich sie und ihren Charakter und ihre Geschichte richtig erfassen konnte. Das liegt auch daran, dass sie selbst diese nur immer bruchstückhaft für Emma enthüllt.
Zwischen diesen beiden weiblichen Hauptfiguren steht Chris. Er ist der Sohn der Familie, bei der Emma lebt. Die beiden sind wie Geschwister aufgewachsen und dementsprechend eng ist ihre Bindung. Während Chris Gefühle für Emma hat, bleiben diese Gefühle bei Emma aus. Sie schätzt ihn sehr, aber sie liebt ihn nicht.
Eine weitere Figur, welche mich sehr positiv überrascht ist Sven: Anfangs kommt er nur am Rand vor und doch findet er in dieser Geschichte seinen Platz – und konnte mich doch sehr überraschen.
Neben diesen Hauptfiguren stehen noch einige weitere Charaktere: Sie alle sind liebevoll und vielseitig gezeichnet und tragen für den Fortgang der Handlung bei. Ich konnte ihnen allen gut folgen und wurde das ein oder andere Mal von ihren Gedanken und Handlungen überrascht.

Der Autorin ist es wunderbar gelungen das Thema gleichgeschlechtliche Liebe sehr feinfühlig darzustellen. Auf der zweiten Erzählebene zeigt sie die gesellschaftlichen Hintergründe und Ansichten zu dieser Zeit und setzt diese in Bezug zu den Schwierigkeiten und Vorurteilen, denen das Paar ausgesetzt war.
Mit ihrem ruhigen und unaufgeregten Sprachstil baut Rosina Grün eine Handlung auf, die ruhige aber auch spannende Passagen hat und sich vor allem zum Ende hin dramatisch zuspitzt.
Außerdem beschreibt sie die Handlungsorte so, dass der Leser/ die Leserin das Gefühl hat live dabei zu sein: Auf dem Markt in Bergen, auf einem Konzert der Rolling Stones oder dem Lieblingsplatz der Beiden mitten im Wald.
Danke liebe Rosina für dieses emotionale Leseerlebnis und ich bin schon sehr gespannt auf die Fortsetzung, die ich mit Sicherheit lesen werde.

Fazit: Der Roman „Mein Herz bei ihr“ von Rosina Grün erzählt eine sehr wichtige Geschichte und ist wie eine Achterbahnfahrt der Gefühle – brillant, mitreißend und unvergesslich! Ich bin schon so gespannt auf den zweiten Band. Sehr lesenswert!


*Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung eines Rezensionsexemplars und der uneingeschränkten Leseempfehlung ist diese Rezension als Werbung gekennzeichnet.

„Am Hof des purpurnen Königs“

von Silvia Hildebrandt

[Werbung*]

Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 26. November 2024
Verlag: Selbstverlag
Ausgaben: Taschenbuch, Hardvover & eBook
ISBN:  978-3964034298 (Taschenbuch), 978-3964034304 (Hardcover)
Seitenanzahl: 336 Seiten
Preise: 18,00€ (Taschenbuch), 26,00€ (Hardcover), 06,99€ (eBook)

Klappentext:
„England 1377.
Richard ist zehn Jahre alt, als er zum König gekrönt wird. Die Ränkespiele und Intrigen am Hof setzen dem Jungen zu, der als Kindermonarch in einer geradezu grotesken Wirklichkeit aufwächst. Sein einziger Vertrauter ist der Ritter Robert de Vere.
Als Richard heranwächst, wird er mit gewaltigen Herausforderungen konfrontiert. Das Volk ist unzufrieden und probt den Aufstand. Richards Lords scheinen sich gegen ihn zu verschwören, um ihre eigene Macht zu sichern. Sie verhöhnen ihn als weibisch und schwach, weil er lieber Bücher liest, statt Kriege zu führen. Richard hingegen spürt, dass er mehr für Robert de Vere empfindet als nur Freundschaft. Seine Zuneigung zu seinem Ersten Ritter stürzt England schließlich in einen Bürgerkrieg …“


Kontakt:
https://www.instagram.com/silvia.hildebrandt/

Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin als Geschenk erhalten – ganz herzlichen Dank dafür!
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

_

Der historische Roman „Am Hof des purpurnen Königs“ von Silvia Hildebrandt spielt in England des 14. Jahrhunderts und zeichnet das Leben von König Richard II. nach.

„Ich war mit einem Mal erwachsen geworden, aber mein Körper hatte nicht genug Kraft, mit meiner Seele mitzuhalten und so wandelte ich in erschöpften Tagträumen, einen Tag nach dem anderen.“

[III. Teil, Seite 188, Kapitel 5]

England 1377: Mit zehn Jahren wird Richard König von England und muss damit von einem Moment auf den anderen erwachsen werden. An seiner Seite stehen viele Verwandte – und sein Freund und Vertrauter Robert de Vere.
Umgeben von Intrigen und Ränkespielen wächst Richard zu einem jungen Mann heran – vieles über seinen Kopf hinweg entschieden und er steht schon bald mächtigen Herausforderungen gegenüber. Denn das Volk ist unzufrieden und es kommt zu Aufständen.
Richard wird als zu schwach und zu weibisch angesehen. Seine Zuneigung zu seinem Ritter Robert de Vere wird immer größer – und England stürzt in einen Bürgerkrieg.

Im Juni 2021 habe ich das Buch „Trümmerland“ von Silvia Hildebrandt gelesen, welches mich vor allem mit dem spannenden und perfekt recherchierten geschichtlichen Hintergrund begeistert hat. Im Februar 2024 folgte das Buch „Glasvulkan – Schall & Rauch“ – diese Geschichte hallte noch sehr lange nach.
In den Sozialen Medien kündigte die Autorin an, dass sie sich nun erstmal vom 20. Jahrhundert verabschiedet und stellte ihren neuen Roman „Am Hof des purpurnen Königs“ vor. Da mich die englische Geschichte sehr interessiert und mich besonders das englische Mittelalter fasziniert und ich bisher noch nichts über König Richard II. gelesen habe, landete der Roman sofort auf meiner Liste.
Überraschenderweise bekam das Buch dann im Dezember 2024 als Geschenk von der Autorin – an dieser Stelle nochmals ganz herzlichen Dank dafür – ich habe mich so sehr gefreut.

Neben dem Klappentext weckte auch das sehr stimmungsvolle und einzigartige Cover meine Aufmerksamkeit. Es besteht aus einer Zusammenstellung von verschiedenen Zeichnungen, in deren Mitte die Königskrone steht.
Bei der Ausgabeart handelt es sich um ein einfaches Taschenbuch ohne Klappen mit insgesamt 336 Seiten.
Die Handlung des Buches gliedert sich in fünf Teile auf:
– „I. Teil 1376 – 1377 Prince of Wales “
– „II. Teil 1381 Ritter“
– „III. Teil 1381 – 1385 Knechte“
– „IV. Teil 1387 – 1395 Duell“
– „V. Teil 1397 – 1400 Knechte“
Diese Teile sind in einzelne Kapitel unterteilt, welche alle mit einer Überschrift und Zeit- und Ortsangaben versehen sind. Dies sorgt für eine gute zeitliche und örtliche Orientierung in der Geschichte. Abgeschlossen wir das Buch mit einem Nachwort, einem Überblick über die Personen und einem Glossar.

Ich bin einfach nur ergriffen und tief berührt von dieser Geschichte.
Von und über König Richard II. (1367 – 1400) habe ich bis dato noch nichts gelesen oder gewusst. Ich wollte diese Geschichte auf mich zukommen lassen… doch sie riss mich ab der ersten Seite einfach mit.
Richard, den der Leser/ die Leserin als kleinen Jungen kennenlernt, dem plötzlich eine große Verantwortung auferlegt wird, erzählt die Geschichte aus seiner Sicht. Durch diesen Erzählstil kam ich ihm und seinen Gedanken und Gefühlen sehr nahe – das hätte keine andere Erzählweise so geschafft. Es zeigt einen zutiefst zerrissen Charakter, der nie er selbst sein durfte, oft verkannt wurde und bei dem vieles über seinen Kopf hinweg entschieden wurde und der auf diesen 336 Seiten eine unglaubliche und doch authentische Entwicklung durchlebt. Stellenweise wollte ich das Buch nicht mehr aus den Händen legen – und musste es dann ab und zu machen – um durchzuatmen und mich zu sammeln.
„Am Hof des purpurnen Königs“ von Silvia Hildebrandt ist keine Wohlfühl-Lektüre – und doch gibt diese Geschichte dem Leser/ der Leserin so viel mit und zeigt den Menschen hinter einer historischen Figur: Ein Mensch, der gelebt hat, gehasst wurde und gehasst hat – vor allem aber geliebt wurde und geliebt hat.

„Erneut war ich überwältigt von dem Leben um mich herum, dessen Rad sich drehte und drehte, während ich außerhalb stand und zuschaute. Ich fühlte mich ausgeschlossen vom gewohnten Gang des Lebens, war mir aber sicher, dass noch etwas ganz Besonderes kommen musste.“

[II. Teil, Seite 129, Kapitel 5]

Die mitunter komplexen historischen Hintergründe hat Silvia Hildebrandt akribisch recherchiert und stellt diese nachvollziehbar und greifbar in ihrem Roman dar – ich habe wieder eine Menge dazugelernt. Mit ihrem bildhaften, lebendigen und mitunter rauen Sprachstil baut Silvia Hildebrandt eine einnehmende Atmosphäre auf und hat mich auf eine unvergessliche Zeitreise mitgenommen – Danke dafür!

Fazit: „Am Hof des purpurnen Königs“ von Silvia Hildebrandt ist ein mitreißender und gleichzeitig lehrreicher Roman, mit einer tragischen und authentisch gezeichneten Hauptfigur, deren Geschichte mich ab der ersten Seiten ergriffen hat und wahrscheinlich noch lange nachklingen wird. Lasst euch diesen historischen Roman nicht entgehen – unbedingt lesen.

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung eines Frei-Exemplars (Geschenk) und der uneingeschränkten Leseempfehlung ist diese Rezension als Werbung gekennzeichnet.

„Im Takt des Herzens“

von Clara Langenbach

Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 27. November 2024
Verlag: S. Fischer Verlage
Ausgaben: Taschenbuch & eBook
ISBN:  978-3596709250
Seitenanzahl: 432 Seiten
Preise: 13€ (Paperback), 09,99€ (eBook)

Homepage:
https://www.fischerverlage.de/buch/clara-langenbach-im-takt-des-herzens-9783596709250

Klappentext:
„Als Tochter aus reichem Hause ist für Iwa nur ein Weg vorherbestimmt: gut zu heiraten und für Erben für die Familienbrauerei Abbing zu sorgen. Ihr Vater findet bald auch einen passenden Kandidaten für eine standesgemäße Hochzeit. Doch Iwa sehnt sich nach Freiheit, nicht nach einer Ehe. Als sie Wilhelm kennenlernt, einen Klavierspieler, der als Chauffeur seinen Lebensunterhalt zu verdienen scheint, lässt er mit seiner Musik ihre verlorene Leidenschaft für den Tanz neu aufflammen. Doch um ihre Träume wahr werden zu lassen, muss sie aus den Fesseln der Konvention ausbrechen und nach Dresden gehen – an die Schule der berühmten Mary Wigman. Ist sie wirklich bereit, für den »New German Dance« alles aufzugeben, um am Ende womöglich mit nichts dazustehen?“

Hinweise:
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder – das Buch habe ich mir selbst gekauft.

_ _ _

_ _ _

Der Roman „Im Takt des Herzens“ von Clara Langenbach ist ein wahres Juwel, das mich von der ersten bis zur letzten Seite in seinen Bann gezogen hat. Clara Langenbach gelingt es meisterhaft, die pulsierende Atmosphäre der 1920er Jahre wiederzubeleben und den Leser auf eine unvergessliche Zeitreise mitzunehmen.

„Die Musik trug sie davon. Sie konnte nicht einmal sagen, ob sie tanzte oder einfach nur seltsame Gymnastikübungen vollführte. Doch da war ihr egal, sie folgte nur ihrem sehnlichsten Wunsch, die Grenzen zu sprengen und der Enge in ihrer Brust zu entkommen.“

[Seiten 60/61, Kapitel 02]

Die Geschichte besticht durch ein faszinierendes Setting, das den Glamour und die Umbrüche dieser aufregenden Epoche spürbar macht. Man taucht tief in das Leben der Figuren ein, deren Schicksale geschickt mit den historischen und gesellschaftlichen Hintergründen verwoben sind. Der Roman liest sich unglaublich leicht, entwickelt aber dank der vielschichtigen Thematik schnell einen beeindruckenden Tiefgang. Die Thematik rund um Selbstverwirklichung und Freiheit ist zeitlos und berührend.
Besonders hervorzuheben sind die Haupt- und Nebenfiguren. Sie sind authentisch und lebendig gezeichnet, mit all ihren Stärken, Schwächen und Träumen. Man fiebert mit ihnen mit, leidet und hofft. Diese Verbundenheit zu den Charakteren ist es, die das Buch so besonders macht und die Geschichte in meinem Kopf und Herzen fest verankert.
Das gesamte Buch ist stimmig: Das ansprechende Cover fängt die Stimmung perfekt ein, der Titel ist passend gewählt und die Erzählung ist einfach nur wunderbar. Danke für dieses wunderbare Lesevergnügen.

Fazit: Wenn man das Buch „Im Takt des Herzens“ von Clara Langenbach einmal angefangen hat zu lesen, möchte man das Buch nicht mehr aus den Händen legen. Es ist für mich ein absolutes Highlight und ich möchte dieses Buch allen empfehlen, die historische Romane mit Herz und Tiefgang lieben. Top!

_ _ _

„Der Trug des Pilgers“

von Silke Elzner

[Webung*]

Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 30. November 2024
Verlag: Selbstverlag
Ausgaben: Taschenbuch & eBook
ISBN: 979-8342848916
Seitenanzahl: 404 Seiten
Preise: 14,95€ (Taschenbuch), 04,99€ (eBook)

Klappentext:
„Im Pestjahr 1348:
In Magdeburg taucht ein mysteriöser Pilger mit einem alten Siegelring auf. Sofort machen Gerüchte die Runde: Ist er wirklich der totgeglaubte Markgraf Waldemar?
Nicht nur der König, sondern auch andere Fürsten sehen ihre Chance gekommen, alte Rechnungen zu begleichen und den amtierenden Markgrafen zu stürzen – mit dramatischen Folgen für das gesamte Reich.
Was als harmlose Täuschung begann, wird bald tödlicher Ernst.
Erzählt nach wahren Begebenheiten.“


Homepage:
https://silkeelzner.de/der-trug-des-pilgers/

Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin als signiertes Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

_

_

Der historische Roman „Der Trug des Pilgers“ von Silke Elzner spielt im 14. Jahrhundert auf zwei Zeitebenen in der Mark Brandenburg und erzählt, nach einer wahren Begebenheit, die Geschichte des ‚falschen Waldemar‘.

„Es gab nur einen Weg, wie man Ludwig den Titel streitig machen konnte: Man musste jemanden finden, der von Rechtswegen einen größeren Anspruch auf die Mark hatte. Wie ein ehemaliger Markgraf, der auf Bußfahrt gegangen und nie zurückgekehrt war. Bis heute.“

[Kapitel 03, Seiten 75/76]

1320: Im kleinen Ort Hundeluft lebt und arbeitet der Müllergeselle Jakob Rehbock. Nachdem er mit der Tochter des Müllers anbandelt und sich nicht zu der Liebschaft bekennt, verliert Jacob seine Arbeit und sein Zuhause. Kurze Zeit später begibt er sich auf Pilgerfahrt ins Heilige Land, um dort sein Seelenheil zu retten.
Währenddessen ist die Mark Brandenburg in großer Aufregung: Markgraf Waldemar, aus dem Geschlecht der Askanier ist ohne eigenen Erben verstorben. Sein noch unmündiger Vetter Heinrich II. von Brandenburg folgt ihm ein Jahr später, im Alter von gerade mal 12 Jahren, nach: Damit erlischt die Linie der Askanier.
Daraufhin zieht König Ludwig IV. Brandenburg als erledigtes Reichslehen ein und belehnt 1323 seinen Sohn Ludwig mit der Mark Brandenburg – das erregt den Unmut vieler Menschen.
Im Jahr 1348, also 29 Jahre nach dem Tode Waldemar, meldet sich ein alter Mann beim Erzbischof von Magdeburg und behauptete, er sei der wirkliche Markgraf Waldemar, der soeben erst von einer Pilgerfahrt aus dem Heiligen Land zurückgekehrt ist. Ist diesem undurchsichtigen Menschen zu trauen?

Mit ihren bisherigen vier historischen Romanen „Die letzte Fehde an der Havel“, „Der Verrat der Kaufmannswitwe“, „Der Schwur der Gräfin“  und „Das Vermächtnis der Agnes Bernauer“ hat mich Silke Elzner sehr begeistert und mich auf unvergessliche Zeitreisen mitgenommen. Damit gehört sie mittlerweile zu meinen absoluten Lieblingsautorinnen und ich freue mich auf jede ihrer Neuerscheinung.
Auch ihr neuer Roman „Der Trug des Pilgers“ weckte schnell mein Interesse und versprach mir neues geschichtliches Wissen, denn über den ‚falschen Waldemar‘ hatte ich bisher noch nichts gelesen.
Freundlicherweise bekam ich dieses Buch von der Autorin als Rezensionsexemplar zugesendet, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte

Die Ausgabeart des Buches ist ein einfaches Taschenbuch ohne Klappen und hat einen Umfang von 404 Seiten. Das eindrucksvolle Cover wird mittig von dem ‚großen Siegel des falschen Waldemar‘ dominiert.
Das Buch umfasst 14 Kapitel, welche alle eine angenehme Länge haben und zu Beginn abwechselnd auf verschiedenen Zeitebenen spielen. Kapitel 1 setzt im Jahr 1348 an (erste Erzählebene), mit dem zweiten Kapitel befinden wir uns im Jahr 1320 (zweite Erzählebene). Die Handlung der zweiten Erzählebene arbeitet sich kontinuierlich weiter vor, bis die beiden Erzählebenen aufeinandertreffen und eine große Geschichte bilden.
Ich habe etwas gebraucht, bis ich die beiden Handlungsstränge gedanklich zusammen gebracht habe – und spätestens dann konnte und wollte ich das Buch nur noch ungern aus den Händen legen. Der Funke sprang schon direkt mit dem ersten Kapitel über – ich war mir sicher, dass mich diese Geschichte mitreißen wird.
Wie in ihren bisher erschienenen Büchern erzählt Silke Elzner bildgewaltig, fesselnd und mit großer Leidenschaft. Sie zeichnet wieder einmal ein starkes und unverzerrtes Bild der damaligen Zeit und schafft eine einnehmende Atmosphäre, in welcher ich völlig abtauchen konnte.

»(…) Sie wissen es! Jeder in der Mark weiß, dass das nicht der echte Waldemar ist. Sie mögen Bauern sein, aber rechnen können sie allemal. Niemand verschwindet für dreißig Jahre und kommt dann einfach zurück. Die Wahrheit ist, sie wollen die Lüge glauben. (…)«“

[Kapitel 11, Seite 288]

Besonders gefallen haben mir die ambivalent gezeichneten Figuren, die mich mit ihren unvorhersehbaren Taten und Gedanken überraschen konnten. Hier ist die Hauptfigur Jakob Rehbock an erster Stelle zu nennen. Einerseits stieß er mich mit seinen Handlungen und seinen Gedanken oft ab, auf der anderen Seite habe ich ihn aber doch irgendwie gemocht und in mein Herz geschlossen. Ich lebte, litt, trauerte und freute mich mit ihm mit. Wirkt er zu Beginn noch sehr ruhelos und unstet, wird er im Verlauf der Geschichte erwachsen und übernimmt Verantwortung. Auch wenn er es vermag Menschen (vor allem Frauen) um den Finger zu wickeln, wirkte er in meinen Augen mitunter immer etwas leichtgläubig.
Da die wahre Identität des ‚falschen Waldemar‘ bis heute noch ungeklärt ist, konnte Silke Elzner ihre ganz eigene Figur und dessen Geschichte erschaffen. Dies ist ihr außerordentlich gut gelungen und der Leser/ die Leserin kann sich wirklich vorstellen, dass es genau so gewesen sein könnte.
Auch die vielen anderen Figuren des Romans, welche größtenteils historisch sind, hat Silke Elzner sehr stark, authentisch und lebensecht beschrieben. Dadurch habe ich das Gefühl, wieder einige Figuren der Weltgeschichte kennengelernt zu haben.
Ich konnte zu allen Charakteren – egal ob historisch oder fiktiv – schnell eine Bindung aufbauen. Die Konflikte und Verbindungen zwischen ihnen waren immer spürbar.
Außerdem verbindet Silke Elzner die Schicksale der Figuren mit den historischen Hintergründen und bildet so ein gelungenes Bild der damaligen Gesellschaft und der Zeit ab.

»Überlegt, wie die letzten zwei, drei Jahrzehnte verlaufen sind in der Mark Brandenburg.(…) Eine Zeit voller Wirren, Scharmützel und Fehden. Ein Interregnum, weil keiner es vollbracht hat, die volle Kontrolle an sich zu reißen. (…)«“

[Kapitel 03, Seite 73]

Den geschichtlichen Hintergrund bildet das 14. Jahrhundert.
Im Jahr 1347 begann die Pestpandemie und verbreitete sich rasant. Innerhalb weniger Jahre starb geschätzt ein Drittel der europäischen Bevölkerung. Zuverlässige Opferzahlen gibt es nicht, die Schätzungen schwanken zwischen 20 und 50 Millionen Toten. Im Jahr 1353 endete die erste Pestwelle.
Genau zu dieser Zeit war die politische Lage in der Mark Brandenburg sehr brisant: Nachdem mit dem Tod Heinrich II. von Brandenburg die Linie der Askanier erloschen war, wurde Ludwig V., der Sohn des Wittelsbacher König Ludwig IV. im Jahr 1323 Markgraf von Brandenburg. Der Umstand, dass die sächsisch-anhaltischen Linie der Askanier mit dieser Belehnung umgangen wurde, erregte großen Unmut. Auch Ludwigs Ehe mit Margarete von Tirol begann sehr turbulent und sie war im Volk nicht sonderlich beliebt.
Die Mark Brandenburg und ihre Bewohner erlebten unruhige Jahre, die von Wirren und Fehden geprägt waren.

29 Jahre nach dem Tode des Markgrafen Waldemar, tauchte beim Erzbischof in Magdeburg ein älterer Mann auf und behauptete, dass er der wirkliche Markgraf Waldemar sei und soeben erst von einer Pilgerfahrt aus dem Heiligen Land zurückgekehrt sei. Dieser ‚falsche Woldemar‘ gewann schnell Anhänger – vor allem bei den fürstlichen Rivalen der Wittelsbacher. Er gab sich als Vertreter des angestammten askanischen Fürstenhauses aus, dessen Linien in Sachsen-Wittenberg und Anhalt ihn unterstützten, weil sie nach seinem Tode auf die Übernahme der Mark Brandenburg hofften. Binnen weniger Wochen konnte er große Teile der Mark von sich überzeugen. Auch Karl IV. kam der falsche Woldemar zur Schwächung der Wittelsbacher gerade recht: Er belehnte ihn mit der Mark Brandenburg.

Quelle: Hermann Bier: Märkische Siegel. Berlin 1933, Tafel I, Nr. 16


An dieser Stelle möchte ich nicht weiter auf die weitere Entwicklung eingehen, da ich sonst zu viel von der Geschichte und der Handlung vorwegnehme.
Silke Elzner erzählt hier eine spannende Episode im 14. Jahrhundert, von der ich bisher noch nichts gewusst habe. Sie stellt die mitunter komplexen Sachverhalte und Themen sehr nachvollziehbar da. Damit hat sie, wie in all ihren historischen Romanen, meinen geschichtlichen Horizont erweitert und mir Wissen geschenkt.

»(…) Der Weg zur Besserung geschieht nicht durch Gott. Man muss sich selbst bemühen. Indem man anderen Gutes tut. (…)«“

[Kapitel 11, Seite 306]

Am Ende dieser Rezension möchte ich mich ganz herzlich bei der Autorin für dieses großartige und lehrreiche Lesevergnügen und das signierte Rezensionsexemplar bedanken.

Fazit: Silke Elzner erzählt in ihrem historischen Roman „Der Trug des Pilgers“ eine spannende Episode im 14. Jahrhundert, von der ich bisher noch nichts gewusst habe. Damit hat sie, wie in all ihren historischen Romanen, meinen geschichtlichen Horizont erweitert und mir Wissen geschenkt.
Dank Autorinnen wie Silke Elzner und deren Geschichten lebt das Genre des historischen Romans.

Ein sehr lesenswerter und gut recherchierter historischer Roman, den ihr euch nicht entgehen lassen solltet – unbedingt lesen!

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung des Verlages in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.