„Drei Tage im August“

von Anne Stern

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 05. August 2022
Verlag: Aufbau
ISBN: 978-3-7466-3998-7
Seitenanzahl: 392 Seiten

Klappentext:
„Berlin, 5. August 1936: Die Schwermut ist Elfies steter Begleiter, Zuversicht findet sie in ihrer Arbeit in der Chocolaterie Sawade, einem Hort zarter Zaubereien aus Nougat und Schokolade, feinstem Marzipan und edlen Aromen. Hier gelingt es Elfie und ihren Nachbarn, sich ihre Menschlichkeit in unmenschlichen Zeiten zu erhalten. Dann kommt Elfie dem Geheimnis einer besonderen Praline und der Geschichte einer verbotenen Liebe auf die Spur. Doch wird sie es wagen, auch ihrer eigenen Sehnsucht zu folgen?
Bestsellerautorin Anne Stern erzählt die berührende Geschichte einer besonderen Frau, die nicht wie andere ist – ein ausnehmend schöner Roman, voll zarter Sinnlichkeit und außergewöhnlicher Figuren.“


https://www.aufbau-verlage.de/aufbau-taschenbuch/drei-tage-im-august/978-3-7466-3998-7

-Das Buch habe ich freundlicherweise vom Aufbau-Verlag als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
-Ich habe für diese Rezension von der Autorin und vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars und eines Gutscheins muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

Coverrechte: Aufbau-Verlag

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Das Buch „Drei Tage im August“ von Anne Stern erzählt von ergreifenden und persönlichen Schicksalen, welche sich im Jahr 1936 in Berlin während der Olympischen Spielen zutragen.

Berlin im August 1936: Während tausende Menschen jubelnd nach Berlin strömen, um den Olympischen Spielen beizuwohnen, versinkt Elfie immer wieder in ihrer Schwermut. Einzig ihre Arbeit in der ‚Chocolaterie Sarwade‘, gibt ihr Sicherheit und Hoffnung. Als Elfie die Bekanntschaft einer älteren Dame macht, kommt sie hinter ein Geheimnis der Chocolaterie und einer ganz besonderen Praline.
Während die Nationalsozialisten der Welt mit den Olympischen Spielen ein gelungenes Theater der Weltoffenheit vorspielen, versuchen Elfie und ihre Nachbarn sich in einer düsteren und unbarmherzigen Zeit ihre Menschlichkeit zu bewahren und füreinander einzustehen.

Anne Stern gehört nun schon seit einigen Jahren zu meinen absoluten Lieblingsautorinnen. Mit ihren wunderschönen Geschichten und ihrer bildhaften Sprache gelingt es ihr immer wieder, mich in den Bann zu ziehen und macht für mich Geschichte erlebbar vor allem aber fühlbar.
Als sie im April 2022 ihren neuen Roman „Drei Tage im August“ ankündigte, weckte das einzigartige Cover und der sehr ansprechende Klappentext direkt mein Interesse. Ich liebe Schokolade und auch die Zeit, in der das Buch spielt, interessiert mich sehr. Anfang August bekam ich das Buch dann zusammen mit einem ‚Savade Berlin‘- Gutschein zugesendet.
An dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön an den Aufbau-Verlag für die Zusendung und Bereitstellung des Buches als Rezensionsexemplar und auch an Anne Stern für die Vermittlung.

In diesem wunderschönen und sinnlich erzählten Roman spielen äußerst ausgefallene Figuren und ihre sehr interessanten Lebensgeschichten wichtige Rollen.
Elfie ist eine der Figuren, welche im Zentrum der Geschichte steht und der Leser/ die Leserin lernt sie direkt zu Beginn des Buches kennen. Immer wieder versinkt sie in Schwermut und denkt an ihre schlimme Kindheit zurück. Nachdem sie nicht mehr in das Leben ihrer Mutter gepasst hat, wächst sie bei ihrer Großmutter ohne Liebe und Geborgenheit auf. Schon früh bekam sie mit auf den Weg, dass sie anders und seltsam ist. Das alles hat Elfie zu einer unsicheren und in sich gekehrten Frau gemacht, welche sich anderen Menschen gegenüber nur schwer öffnen kann. Einzig in ihrer geschätzten Arbeit findet sie Lob und Anerkennung und auch eine Routine, welche ihr gut tut. Veränderungen hingegen setzen ihr immer sehr zu. Ich schloss Elfie sehr schnell ins Herz, mochte ihre ruhige Art sehr gerne und auch, dass sie anderen Menschen stets zuhören kann und auch das ein oder andere Mal über sich hinauswächst. Da die Handlung des Buches, wie der Titel schon sagt, nur drei Tage umfasst, entwickelt sich Elfie sich nicht zu einem anderen Menschen. Doch nach Ende des Buches bleibt ein wenig die Hoffnung, dass sie ihren Platz im Leben finden wird.
Ihre Mitarbeiterin Trude bildet mit ihrer lebensfrohen Art einen Kontrast zu Elfie. Sie ist völlig unbekümmert, nimmt das Leben, wie es ist, auch wenn es düstere Zeiten sind. Sie ist einfach ein absolut liebenswerter Charakter.
Franz, ein jüdischer Buchhändler, ist eine sehr interessante und feinfühlige Figur, welche ich wegen seiner dramatischen Geschichte so schnell nicht mehr vergessen werde. Er möchte einfach nur sein Leben als Buchhändler in Berlin leben, die Liebe zu Büchern weitergeben, doch er bekommt den vollen Hass und die ungerechten Repressalien des nationalsozialistischen Regimes zu spüren. Er muss eine Lösung finden, auch wenn es ihn alles kostet, was er liebt.
Der Halb-Ägypter Issa, ein Lokalbesitzer, zieht auch die Ablehnung der Nationalsozialisten auf sich. Mit seinem Aussehen, welches nicht ins Schema der Nationalsozialisten passt, muss auch er gegen Verachtung und Missgunst kämpfen. Doch er hat einen Blick für die Menschen und das Herz am rechten Fleck.
Die bewegende Lebensgeschichte der Marie Conte, welche im Vorderhaus über dem Laden wohnt, bekommt der Leser/ die Leserin immer nur stückchenweise erzählt und brachte doch eine sehr melancholische Grundstimmung in das Buch. Sie und ihr treues Dienstmädchen Mina verbindet ein Band der Treue und des absoluten gegenseitigen Vertrauens.
Die Figuren dieses Buches bilden zusammen mit dem Handlungsort ‚Unter den Linden‘ einen kleinen Kosmos. Hier stehen sich teils völlig verschiedene Charaktere gegenüber und bilden doch eine Einheit. Sie alle leben ihr Leben in einer düsteren Zeit, sie werden von der Hoffnung angetrieben, dass sich doch noch alles zum Guten wenden wird und es keinen Krieg geben wird. Es sind drei Tage, die wir die lebensechten Figuren begleiten, mit ihnen leben, hoffen und trauern.
Es gibt noch einige andere Figuren, auf die ich aber nicht detailliert eingehen möchte, da ich sonst einiges von der Handlung vorwegnehme.

Die Handlung des Buches wird chronologisch erzählt. Anhand der Datums- und Uhrzeitangaben über den Kapiteln empfand ich das Buch wie eine Art Tagebuch. Immer wieder stehen andere Figuren in den verschiedenen Kapiteln im Mittelpunkt der Geschichte und es werden diese einzelnen Schicksale von Anne Stern gekonnt miteinander verbunden und bilden mit lebendigen Dialogen und immer wieder eingestreute Berliner Mundart eine rundum gelungene Geschichte.
Mit den Erzählungen der Marie Conte gibt es auch immer wieder emotionale und melancholische Rückblicke in die Vergangenheit, vor allem in Sachen der gesellschaftlichen Stellung der Frau einige Jahrzehnte zuvor. Auch wenn sich im Jahre 1936 schon einiges getan hat, steht die verheiratete Frau noch immer weit unter ihrem Mann, von dem sie bevormundet wird. Alleinstehende Frauen, wie Elfie, sind eine sehr ungewöhnliche Ausnahme.
Besonders hervorheben möchte ich die Passagen, in denen die Linden selbst zu Wort kommen. Durch diese bekommt der Leser/ die Leserin einen völlig anderen Blickwinkel auf die wechselvolle Geschichte dieser Straße.
Spannend fand ich auch die Schilderungen, wie die süßen Leckereien hergestellt werden und auch die spannende Unternehmensgeschichte der noch heute existierenden Pralinen-Manufaktur ‚Sawade‘.
Mit ihrer poetischen, bildgewaltigen und auch teilweise melancholischen Sprache hat Anne Stern eine Geschichte geschrieben, welche direkt den Weg in mein Herz gefunden hat und unvergessen bleibt.

Den historischen Hintergrund des Romans bildet das Jahr 1936 in Berlin. Dieses Jahr bietet den Nationalsozialisten mit gleich zwei internationalen Sportereignissen die Gelegenheit das Deutsche Reich nach außen hin glänzend zu präsentieren. Vor allem die Olympischen Sommerspiele in Berlin werden zur reinsten Propaganda genutzt.
So werden zum Beispiel propagandistische Plakate gegen ‚Mischehen‘ und Juden, welche sonst überall zu sehen sind, während der Olympischen Sommerspiele abgehängt.
Wenige Monate zuvor, im März 1936, findet die Reichstagswahl statt, bei der erstmals Juden und sogenannte Jüdische Mischlinge durch das Reichsbürgergesetz ausgeschlossen sind.
Kunstwerke von Künstlern und Künstlerinnen, welche nicht mehr erwünscht sind und nicht in das Kunstverständnis der Nationalsozialisten passen, werden entfernt und aus den Museen verbannt.
Anne Stern hat all diese historischen Hintergründe wunderbar ergründet und verbindet diese mit den Einzelschicksalen und authentischen Lebensgeschichten ihrer Figuren.

Das wunderschöne Cover, die hochwertige Klappbroschur, der farbige Buchschnitt und ein schönes Nachwort der Autorin runden das Buch perfekt ab und lassen mich das Buch zufrieden ins Regal stellen.
Danke liebe Anne Stern für dieses mitreißende Lese-Erlebnis.

Fazit: Auch dieses Buch möchte ich gerne als Highlight bezeichnen. Was für eine wunderschöne und unvergessliche Geschichte – so kraftvoll und gleichzeitig so ruhig. Anne Stern erzählt mit einer bildhaften, teilweise auch melancholischen Stimme und sie hat mit ihrer Geschichte direkt den Weg in mein Herz gefunden.
Unbedingt lesen – ein Buch, so vielfältig und fein, wie eine Pralinenschachtel.

*Ich habe für diese Rezension vom Verlag oder von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars und eines Gutscheins muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Findelmädchen – Aufbruch ins Glück“

von Lilly Bernstein

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 28. Juli 2022
Verlag: Ullstein
ISBN: 978-3-548-06568-7
Seitenanzahl: 592 Seiten

Klappentext:
„Köln 1955: Die 15-jährige Helga und ihr Bruder Jürgen leben endlich wieder bei ihrem aus russischer Kriegsgefangenschaft heimgekehrten Vater. Von der Mutter fehlt seit Kriegsende jede Spur. Der Vater baut sich mit einem Büdchen eine neue Existenz auf, Jürgen beginnt bei Ford. Helga aber, die sich nichts sehnlicher wünscht, als aufs Gymnasium zu gehen, soll sich in der Haushaltungsschule auf ein Leben als Ehefrau vorbereiten. Während eines Praktikums im Waisenhaus muss sie entsetzt mitansehen, wie schlecht die Kinder dort behandelt werden. Schützend stellt sie sich vor ein sogenanntes »Besatzerkind«. Und sie verliebt sich. Doch die Schatten des Krieges bedrohen alles, was sie sich vom Leben erhofft hat …“

https://www.ullstein-buchverlage.de/nc/buch/details/findelmaedchen-9783548065687.html

– Das Buch habe ich freundlicherweise über vom Ullstein-Verlag als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.
– Das Buch ist der zweite Teil um die ‚Trümmerkinder‘, kann aber durchaus auch als eigenständige Geschichte gelesen werden.

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Das Buch „Findelmädchen – Aufbruch ins Glück“ von Lilly Bernstein zeigt das schwierige und teils sehr ungerechte Leben eines jungen Mädchens in Köln der 1950er Jahre.

Ende des Jahres 1954 leben die 15jährige Helga und ihr älterer Bruder in Jürgen in Frankreich. Dort haben sie bei ihren Pflegeeltern Claire und Albert ein liebevolles und sicheres Zuhause auf einem Weingut gefunden, nachdem sie sich in Köln als Trümmerkinder durchschlagen mussten.
Als ihr leiblicher Vater aus der russischen Kriegsgefangenschaft heimkehrt, holt er Helga und Jürgen zu sich zurück nach Köln und gemeinsam wohnen sie in dem Haus ihrer Mutter, von welcher seit Kriegsende jede Spur fehlt. Mit im Haus wohnen Tante Meta, eine sehr strenge, verbitterte und ungerechte Frau, und die junge und lebensfrohe Fanny.
Während ihr Vater sich mit einem ‚Büdchen‘ eine neue Existenz aufbaut und Jürgen bei Ford beginnt, wünscht Helga sich so sehr, ein Gymnasium zu besuchen und ihre Liebe zum Wort ausleben zu dürfen. Doch ihr Vater verweigert ihr diesen Wunsch schickt sie auf eine Haushaltungsschule, in der sie sich auf ein Leben als Ehefrau und Mutter vorbereiten soll. Ein Praktikum führt sie in ein Waisenhaus und Helga muss mit Entsetzen ansehen, wie furchtbar die Kinder dort behandelt werden. Allen voran ein sogenanntes »Besatzerkind« namens Bärbel. Schützend stellt sie sich vor das Kind und gefährdet damit nicht nur ihre Zukunft, sondern rührt auch an der Vergangenheit und bringt damit Schreckliches ans Tageslicht.

Anfang des Jahres 2021 habe ich das Buch „Trümmermädchen – Annas Traum vom Glück“ von Lilly Bernstein mit großer Begeisterung innerhalb weniger Tage gelesen.
Als ich die Ankündigung für das neue Buch sah, war mir sofort klar, dass ich auch dieses Buch unbedingt lesen muss und auch den Sozialen Medien fand das Buch begeistertes Echo.
Freundlicherweise bekam ich ein Exemplar des Buches als Rezensionsexemplar vom Ullstein-Verlag zugesendet, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht die 15-jährige Helga, welche bereits aus dem Vorgängerband „Trümmermädchen – Annas Traum vom Glück“ bekannt ist. Durch ihre Perspektive wird der Roman „Findelmädchen – Aufbruch ins Glück“ geschildert.
Helga ist ein sehr wissbegieriges und gescheites Mädchen, welches zu ihrer Meinung steht und sich nicht so schnell unterkriegen lässt. Trotz ihrer bewegten und dramatischen Vergangenheit, verliert sie nicht ihren Lebensmut und steht für andere ein. Mich hat Helgas mutiger, selbstloser und absolut lebensechter Charakter sehr beeindruckt und auch ihre authentische Entwicklung konnte mich absolut überzeugen. Sie ist nicht rundum perfekt, muss auch Rückschläge und Ungerechtigkeiten einstecken und begeht auch den ein oder anderen Fehler.
Neben Helga steht die kleine Bärbel im Fokus der Geschichte, welche unter entsetzlichen Bedingungen in einem Waisenhaus aufwachsen muss. Bärbel ist ein sogenanntes »Besatzerkind«, also ein Kind mit dunkler Hautfarbe. Im Nachkriegsdeutschland ist sie alles andere als gerne gesehen und wird im Heim immer wieder erniedrigt und misshandelt. Bärbels Geschichte nahm mich sehr mit und trieb mir oft die Tränen in die Augen und ließ mich teilweise auch sehr wütend werden. Bärbels aufwühlende Geschichte werde ich noch lange in meinem Herzen tragen.
Helgas Vater war in russischer Kriegsgefangenschaft und kehrt nach vielen Jahren aus dieser zurück. Er verschließt sich seiner Vergangenheit und möchte nur in die Zukunft blicken. Mit einem kleinen Kiosk (‚Büdchen‘) baut er sich eine neue Existenz auf. Er ist ein sehr in sich gekehrter Charakter mit großen Geheimnissen, wodurch er sehr undurchsichtig wirkt.
Helgas Fels in der Brandung ist ihr Bruder Jürgen. Die beiden Geschwister mussten in ihrem Leben schon so einiges zusammen durchstehen, was die Beiden eng zusammengeschweißt hat. Jürgen ist ein absoluter Macher und ein anpackender und selbstsicherer Charakter, welchen ich sehr in mein Herz geschlossen habe.Helgas Mutter lernt der Leser/ die Leserin an Hand von Tagebucheinträgen kennen und diese zeigen einen ehrlichen, liebevollen aber auch völlig verzweifelten Charakter. Eine Mutter, die für ihre Familie, vor allem für ihre Kinder alles in Bewegung setzt und nichts unversucht lässt. Zu Beginn der Geschichte lernt der Leser/ die Leserin noch die junge und lebensfrohe Fanny kennen, welche dem Vater von Helga und Jürgen unter die Arme greift. Auch ihre Vergangenheit liegt im Verborgenen und auch sie gibt alles, um sich eine sichere Zukunft aufzubauen. Mit ihrer freundlichen und sehr schwungvollen Art bildet sie einen Kontrast zu der stets strengen und verbitterten Tante Meta. Deren völlig ungerechter Charakter machte mich während des Lesens immer wieder unglaublich wütend und auch fassungslos.
Ein Charakter, welchen ich sehr in mein Herz geschlossen habe, ist der junge Konradin, welchen Helga kennen- und lieben lernt. Er ist ein sehr warmherziger Charakter, aber auch vieles aus seiner Vergangenheit gibt Helga und somit auch dem Leser/ der Leserin große Rätsel auf.
Um diese Figuren agieren noch einige andere Charaktere, welche mich alle, wie auch die Hauptfiguren und egal ob gut oder böse, völlig mit ihren Geschichten und Handlungen überzeugen konnten.

Die Handlung des Buches setzt Ende des Jahres 1954 an und läuft ab diesem Zeitpunkt chronologisch fort. Unterbrochen wird die Erzählung von den Tagebucheinträgen der Mutter aus dem Jahr 1945, welche sich direkt an ihren Mann richten, der zu dieser Zeit schon an der Front und später in Kriegsgefangenschaft war.
Durch diese eingestreuten Tagebucheinträge bekommt die Geschichte noch einmal eine große Authentizität und es ist absolut spannend und mitreißend, wie Lilly Bernstein die Vergangenheit und die Gegenwart der Geschichte zusammenführt.
Wie schon im Vorgängerband „Trümmermädchen – Annas Traum vom Glück“ hat mich der angenehme und doch auch rasante Sprachstil der Autorin direkt mit in die Geschichte genommen und die Seiten flogen nur so dahin. Ihre authentische und völlig ungeschönte Sprache bildet unter anderem den damals alltäglichen Rassismus und seine Niederträchtigkeit in seiner furchtbaren Gänze ab.

Den geschichtlichen Hintergrund des Buches „Findelmädchen – Aufbruch ins Glück“ bildet die Stadt Köln im Jahre 1955. Noch immer prägen Ruinen das Stadtbild, aber es weht auch der Wind des Aufbruchs und Neubeginns durch die Stadt. Doch das nationalsozialistische Regime und der Zweite Weltkrieg haben tiefe Narben in der Bevölkerung hinterlassen. Teils sind es noch offene Wunden und der alltägliche Rassismus entlädt sich an den »Besatzerkindern«, also den Kindern, welche von amerikanischen oder britischen Soldaten gezeugt wurden. Diese Kinder wurden den ledigen und jungen Müttern weggenommen und in Waisenhäuser gesteckt, in denen sie oft unter furchtbarsten Bedingungen leben mussten und als minderwertige Menschen angesehen wurden.
Ein weiteres Thema ist die Bildung der Frau und ihre Stellung in der Gesellschaft. Zwar konnten junge Mädchen auch Gymnasien besuchen und danach studieren, aber eigentlich sah man sie lieber auf einer Haushaltungsschule, auf der sie auf ihr späteres Leben als Hausfrau und Mutter eingestimmt werden sollten. Außerdem waren sie in vielen Bereichen weiterhin unmündig und wurden gerne bevormundet. Zudem hatte eine ledige Mutter keinerlei Rechte, wurde noch immer von dieser noch immer sehr konservativ eingestellten Gesellschaft geächtet.
Diese geschichtlichen und gesellschaftlichen Hintergründe hat Lilly Bernstein akribisch recherchiert und verbindet diese wunderbar mit den Geschichten und Handlungen ihrer fiktiven Charaktere.
Die Beschreibungen des alltäglichen Rassismus trieben mir des Öfteren die Tränen in die Augen und ließen meinen Atem stocken und ich las das Buch teilweise mit feuchtgeschwitzten Händen.
Danke liebe Lilly Bernstein, für dieses mitreißende und grandiose Lese-Erlebnis, welches ich mit seinen unvergesslichen Charakteren noch lange Zeit in meinem Herzen tragen werde.

Fazit: Dieses Buch hat die Bezeichnung „Highlight“ einfach mehr als verdient. Ein absolutes Lese-Muss, welches beste Unterhaltung von der ersten bis zur letzten Seite bietet und auch sehr unter die Haut geht. Top!

*Ich habe für diese Rezension vom Verlag oder von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Was die Hoffnung bringt – Die Sternberg-Saga“

von Kristina Herzog

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 26. Juli 2022
Verlag: Tinte & Feder
ISBN: 978-2496711257
Seitenanzahl: 446 Seiten

https://www.kristinaherzog.de

Klappentext:
Eine mutige Frau, die die Hoffnung auch in den Wirren einer schweren Zeit nicht aufgibt.
Berlin, 1931: Alles ist anders, als die junge Jüdin Lucie es aus ihrer Heimat Tübingen gewohnt war, nicht nur, weil das Elend der Wirtschaftskrise noch spürbarer ist. Während Hannah die Praxis des Großvaters übernimmt und ihr Mann Daniel das Familienunternehmen weiterführt, hat ihre Tochter Lucie große Schwierigkeiten, ihren neuen Platz zu finden.
Erst als sie sich in den Nachbarssohn Paul verliebt, beginnt Lucie, sich einzuleben. Doch bei seinen Eltern ist sie nicht gerne gesehen. Der Hass gegen die Juden nimmt überall zu und macht auch vor Hannahs Arbeit als Ärztin und der Firma nicht halt. Kann Lucie sich auf Paul verlassen?“

Hinweise:
– Das Buch ist der zweite Teil der „Sternberg-Saga“. Falls ihr den ersten Teil „Was der Morgen verspricht“ noch nicht kennt und lesen möchtet, solltet ihr diese Rezension nicht lesen – Spoilergefahr!
– Interesse am ersten Teil: Hier findet ihr meine ausführliche Rezension dazu.
-Das Buch habe ich freundlicherweise über die Autorin Kristina Herzog als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!

-Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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Das Buch „Was die Hoffnung bringt“ von Kristina Herzog ist der zweite Teil der „Sternberg-Saga“ und erzählt die Geschichte von Hannahs Tochter Lucie, welche in den 1930er Jahren in Berlin dem Hass gegenüber Juden ausgesetzt ist.

Im April 2022 bekam ich von der Autorin Kristina Herzog den ersten Teil „Was der Morgen verspricht – Die Sternberg-Saga“ zugesendet und las diesen mit großen Vergnügen. Dieser Auftakt konnte mich mit seinen starken und authentischen Charakteren, der spannenden Handlung und den akribisch recherchierten Hintergründen völlig begeistern und ich war schon sehr gespannt, wie es mit den Figuren und ihren Geschichten weitergeht. Von daher musste ich nicht lange überlegen, als die Autorin anfragte, ob ich auch den hier vorliegenden zweiten Teil der Reihe lesen und rezensieren möchte.
An dieser Stelle ein weiteres ganz herzliches Dankeschön an die Autorin für die Zusendung des zweiten Teils mit einer wunderbaren Signierung, den lieben Kontakt und vor allem für die mitreißenden Lesestunden.

Lucie Friedländer ist eine der Figuren, welche im Zentrum der Handlung steht. Sie ist die Tochter von Hannah und Daniel, deren Geschichte im ersten Teil erzählt wurde. Lucie ist ein 16jähriges Mädchen, die aus ihrer beschaulichen Heimat Tübingen herausgerissen wird und mit ihren Eltern in Berlin ein neues Leben beginnen soll. Anfangs reagiert sie sehr verstört auf diese immense Veränderung in ihrem Leben: Sie ist sehr zornig auf ihre Eltern, aber auch schrecklich von ihnen enttäuscht und sie vermisst ihre Heimat – vor allem aber ihre beste Freundin Helga und ihre Brüder, sehr, welche in Tübingen geblieben sind. Immer wieder gerät sie zwischen die Fronten und muss schwierige Entscheidungen treffen. Ihre Liebe zu Paul ist für Lucie der Lichtblick in der fremden Stadt. Ich mochte Lucies sehr direkte, ehrliche und offene Art und auch, dass sie für die Menschen in ihrer Umgebung immer da ist. Ähnlich wie ihre Mutter Hannah hat auch Lucie ihren eigenen Kopf und sie weiß ganz genau, was sie sich von ihrem Leben erhofft. Im Laufe der Geschichte entwickelt sich Lucie aber enorm und muss das ein oder andere Mal sehr über sich hinauswachsen. Diese absolut glaubhafte Entwicklung hat mich sehr überzeugt.
Ihre Mutter Hannah ist auch in diesem Teil eine sehr zentrale Figur der Geschichte, auch wenn sie etwas in den Hintergrund rückt. Hannah steht noch immer fest zu ihren Prinzipien, ist immer für Andere da und ist damit eine Figur, die ich ganz fest in meine Lese-Herz geschlossen habe.
Was ich allerdings etwas widersprüchlich empfand war, dass Hannah, die selbst alles für die Erfüllung ihres Lebenstraums Ärztin zu werden unternommen hat, ihrer Tochter öfter ihre Träume und Wünsche für ihr späteres Berufsleben verwehrt. Doch genau diese Widersprüchlichkeit lässt Hannahs Charakter so lebensecht, realistisch und menschlich wirken.
Immer an Hannahs Seite ist ihr Mann Daniel. Die Beiden verbindet nach wie vor eine tiefe Liebe, der ich sehr nachspüren konnte. Er ist bereit, sich dem Familienunternehmen zu verschreiben, obwohl das so überhaupt nicht sein Metier ist. Er ist ein liebevoller Ehemann und Vater, reagiert meistens besonnen, kann aber auch mitunter durchaus launisch reagieren. Daniels respekt- und liebevolle Art mochte ich schon im ersten Teil sehr gerne und so bleibt es auch im zweiten Teil.
Eine weitere Figur, welche mich in „Was der Morgen verspricht“ mit ihrer dramatischen Geschichte sehr berührt hat ist das ehemalige Zimmermädchen Alma, nun Hannahs beste Freundin und engste Vertraute. Mit ihrer lebensfrohen und immer zuversichtlichen Art, konnte sie immer wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Sie sieht keine Probleme, sondern Herausforderungen und sie ist immer für Andere da. Alma ist eine absolut großartige und unvergessliche Figur, welche die Geschichte stets weiter voran bringt und auch etwas wie der ruhende Pol der Geschichte ist.
Ein neuer und absolut wundervoller Charakter kommt hinzu: Paul, Lucies erste große Liebe. Er ist ein junger Mann, der noch nicht ganz seinen Platz im Leben gefunden hat. Einerseits muss er sich den Vorstellungen der Eltern beugen, andererseits ist er aber nicht dazu bereit, sich alles vorschreiben zu lassen und die Liebe zu Lucie dadurch zu verlieren. Seine entschlossene und hilfsbereite Art erinnerten mich manchmal sehr an Daniel, Lucies Vater, und ich bin schon sehr gespannt, wie es mit ihm und seiner Geschichte weiter geht.
Neben diesen Figuren spielen noch eine große Menge an anderen Figuren mit. Sie alle konnten mich mit ihren fein gezeichneten Charakterzügen, ihren Geschichten völlig überzeugen, einige konnten mich mit ihren Handlungen auch sehr überraschen.
Kristina Herzog hat ihre Charaktere aus dem ersten Teil sich glaubhaft weiterentwickeln lassen und auch neue Figuren geschaffen, welche zusammen ein sehr authentisches Bild der Gesellschaft in den 1930er Jahren abgeben. Ich bin sehr gespannt, wie es mit ihnen allen im dritten Teil weitergehen wird.

Die Handlung des Buches ist chronologisch aufgebaut und setzt direkt an die Handlung des ersten Bandes an – dadurch war ich sofort wieder in der Geschichte angekommen. Es ist allerdings sehr empfehlenswert, dass man den ersten Teil der Geschichte auch zuvor gelesen hat, da sonst einige und wichtige Teile der Charakterentwicklungen fehlen.
Kristina Herzog beschreibt und erzählt in einer sehr bildhaften und detaillierten Sprache und lässt auf keine der 446 Seiten Langeweile aufkommen.
Es ist eine sehr ruhige Geschichte, in der es aber auch immer wieder spannende Passagen gibt, die mich aber sehr mitreißen konnte – so sehr, dass ich beim Lesen des Öfteren eine Gänsehaut nach der anderen hatte.
Das stimmungsvolle Cover, welches ebenfalls perfekt zu dem ersten Teil der Reihe passt, machte mir sofort Lust auf diese Geschichte.

Den geschichtlichen Hintergrund des Buches bilden die 1930er Jahre, vorwiegend in Berlin. Die Nationalsozialisten rissen in dieser Zeit die Macht an sich und begannen mit der systematischen Verfolgung von Juden – sie wurden zum Sündenbock des verlorenen Ersten Weltkrieges gemacht. Diese Verurteilung aller Juden fiel bei großen Teilen der Bevölkerung Deutschlands auf fruchtbaren Boden und trieb schließlich in blanken Hass aus.

„Was war mit ihrem Leben geschehen, dass es nur noch von Hoffnung und nicht mehr von Sicherheit geprägt war?“


[S. 407, Z. 15 – 17]

Was mit bösen Bemerkungen und Beleidigungen begann, ging mit Ausgrenzungen in Schule und Arbeit weiter und auch auch körperliche Angriffe auf Juden waren keine Seltenheit mehr. Vielen blieb nur die Flucht ins Ausland, bevor diese Verfolgung im Holocaust, dem nationalsozialistischen Völkermord gipfelte, welcher 5,6 bis 6,3 Millionen europäischen Juden das Leben kostete.
Wie schon im Auftakt „Was der Morgen verspricht“, hat Kristina Herzog diese geschichtlichen Hintergründe akribisch recherchiert und verknüpft diese gekonnt mit ihrer mitreißenden fiktiven Geschichte und unvergesslichen Charakteren, anhand derer Historie erleb- und greifbarer wird.

Fazit: Nach „Was der Morgen verspricht“ konnte mich Kristina Herzog auch mit dem zweiten Teil „Was die Hoffnung bringt“ wieder absolut überzeugen. Ich konnte mich in ihre authentischen Charaktere hineinversetzen und bin sehr gespannt, wie es mit ihnen und ihren Lebenswegen weitergeht. Mit diesem mitreißenden Buch wird Geschichte erleb- und greifbar. Absolute Leseempfehlung!

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Geheimnis um die weiße Frau von Neuenfels“

von Harald Gritzner

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsjahr: 2014
Verlag: 123-Z Verlag (Neuauflage im Klemmbach-Verlag)
ISBN: 978-3-944041-02-5
Seitenanzahl: 128 Seiten

Klappentext:
„Die Sonne überstieg gerade eben die verschneiten Burgspitzen des Belchen und des Blauen. Es sah aus, als wären sie in Blut getaucht. Leise und sanft fing es an, in weißen zierlichen Flöckchen vom Himmel zu fallen. Unbekümmert schienen diese Himmelsboten zu sein, Unbekümmert und rein.
Wie der Schustergeselle Martin der weißen Frau von Neuenfels begegnet und es ihn fast das Leben kosten soll, wie Pfarrer Matteo das Geheimnis um die weiße Frau lüftet und wie die schwarzen Reiter Tod und Verderben bringen, all das erfahren wir in dieser mittelalterlichen Kurzgeschichte, kompakt spannend und voller kraftvoller Bilder.“


https://www.klemmbachverlag.de/startseite.html

Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise vom Autor als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!

– Ich habe für diese Rezension vom Verlag oder vom Autor keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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Das Buch „Geheimnis um die weiße Frau von Neuenfels“ von Harald Gritzner ist eine im Mittelalter angesiedelte Kurzgeschichte, welche als Basis die Sage „Die weiße Jungfrau und der Schustergesell“ hat.

Martin, ein junger Schustergesellle aus dem Dorf Britzingen, kehrt schwer krank von der Burg Neuenfels zurück. Dort ist er der ‚weißen Frau‘ begegnet , eine Begegnung, welche ihm nun fast das Leben kosten soll.
Der beliebte Pfarrer Matteo begibt sich sofort zu dieser Burg und macht sich dort auf Spurensuche, um das Geheimnis um die ‚weiße Frau von Neuenfels“ zu lüften. Aber nicht nur er ist auf dem Weg dorthin – sondern auch zwei schwarze Reiter, denen ein Menschenleben nur wenig bedeutet.

Auf der „Buchmesse Blätterrausch“ Hinterzarten im Mai 2022 entdeckte ich die Bücher von Harald Gritzner und nahm mir spontan „1525 – Kampf der Freiheit“ und „Am Galgenbuck“ mit. Die Bücher spielen in meiner Heimat und ich versprach mir neues regionales Geschichtswissen – und ich sollte nicht enttäuscht werden. Mit großer Begeisterung las ich die beiden Bücher und es ergab sich ein netter Kontakt auf Instagram mit dem Autor. Freundlicherweise schickte er mir noch die mir fehlende Kurzgeschichte „Geheimnis um die weiße Frau von Neuenfels“ als Rezensionsexemplar zu, welche 2014 erschien und damit sein Debüt ist. An dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön an Harald Gritzner für die Zusendung und Bereitstellung des Buches als Rezensionsexemplar und auch für den netten Kontakt auf Instagram.


Die Figuren des Buches sind authentisch und lebensecht beschrieben. Spannend fand ich, dass ihre Lebensgeschichte erst nach und nach ans Licht kommt und es damit während der Lektüre zu einigen ‚Aha-Momenten‘ kommt.
Pfarrer Matteo ist ein Charakter, den ich ab dem ersten Moment sehr gemocht habe. Er handelt aus dem Herzen heraus, welches er auch am rechten Fleck hat: Er ist loyal und schlau und ein sehr gutmütiger und ehrlicher Mensch. Die Schilderung eines schier unglaublichen Erlebnisses des schwer kranken, aber auch rückblickend naiv wirkenden Schustergesellen Martin stößt bei ihm nicht auf Ablehnung, sondern sofort auf Interesse und er ist sofort bereit, sein gesamtes Leben und alles was für ihn von Bedeutung ist, für die Lüftung dieses Geheimnisses, aufzugeben.
Ganz besonders angetan hat es mir aber der Charakter der ‚weißen Frau‘. Ich möchte nicht zu sehr auf ihre Geschichte eingehen, da ich sonst zu viel von der Handlung vorweg nehme. Aber, so viel sei verraten, ist ihre Geschichte so tragisch und mitreißend, dass ich das ein oder andere Mal während des Lesens eine Gänsehaut verspürte.
Doch es gibt auch die düsteren Gestalten in diesem Buch. Zwei schwarze Reiter, welche im Kontrast zu der ‚weißen Frau‘ und dem Pfarrer Matteo stehen. Sie sind abgrundtief böse, ein Menschenleben ist für sie nichts wert, doch auch sie haben ihre Beweggründe und ihre Vergangenheit.

Die Geschichte hält sich nicht lange mit einer Einleitung auf, sondern wirft den Leser/ die Leserin einfach ins Geschehen und in die stimmige und glaubwürdige Handlung hinein. Von der ersten Seite an zog mich die Geschichte komplett in ihren Bann und sie entwickelte einen enormen Sog, der mich nicht mehr losgelassen hat. Die Handlung spitzt sich fortwährend zu und zum Schluss, als alle Fäden zusammenlaufen, wird es unglaublich spannend und nervenaufreibend.
Wie schon in den Büchern „1525 – Kampf der Freiheit“ und „Am Galgenbuck“ bin ich von der klaren und bildgewaltigen Sprache des Autors sehr begeistert. Er versteht es, Landschaften und Menschen sehr eindrücklich zu beschreiben, aber trotzdem in seinen Geschichten noch Platz für die eigene Fantasie zu lassen.

Die Basis der Geschichte ist die Sage „Die weiße Jungfrau und der Schustergesell“, welche ihr hier lesen könnt:

„Vor ungefähr siebzig Jahren ging eines Sonntags ein katholischer Schustergesell, der zu Britzingen in Arbeit stand, auf das verfallene Bergschloß Neuenfels. Dort kam eine schneeweiße Jungfrau zu ihm und fragte, was er da mache, und ob er sich in der öden Burg nicht fürchte. Auf die Antwort: daß er sich Haselnüsse breche und, da er niemand etwas zu Leid thue, keinen Grund zur Furcht habe, hieß sie ihn mit ihr gehen, was er auch ohne Bedenken that. Bei einem Steine öffnete sie, mit einem Schlüssel ihres Gebundes, die eiserne Pforte eines unterirdischen Ganges, der sein Licht durch Zuglöcher an der Decke erhielt. Als sie hindurch gegangen waren, kamen sie, mittelst der Schlüssel, nacheinander in drei mit Eisenthüren versehene Gewölbe, in deren jedem ein großer schwarzer Hund viele Kisten bewachte. Auf Geheiß der Jungfrau sprangen die Hunde von den Kisten herab, sie machte diese auf, die im ersten Gewölbe waren mit Silbergeld, die im zweiten mit Goldmünzen, die übrigen mit kostbarem Schmuck, goldenen und silbernen Gefäßen angefüllt. Nachdem der Gesell alles betrachtet hatte, führte ihn seine Begleiterin wieder zurück und auf den Platz, wo sie zuerst ihn getroffen. Daselbst sprach sie zu ihm Folgendes: „Du kannst mich erlösen, und dir dadurch alle die Schätze, so wie deinem Hause immerwährendes Glück verschaffen. Komme drei Samstage hintereinander, Abends nach der Betglocke, auf das Schloß, wo du mich stets auf dem Stein bei der Thüre des unterirdischen Ganges finden wirst. Von dort trage mich jedesmal auf deinem Kopfe, da, wo du den heiligen Chrisam empfangen, bis zu diesem Steine hier. Reden mußt du nichts, dich auch durch das, was dir etwa begegnet, nicht schrecken lassen; denn es wird dir kein Haar beschädigt.“ Der Bursch versprach, alles zu thun, kam auch die beiden folgenden Samstage zur bestimmten Zeit in die Burg und trug auf seinem Kopfe die Jungfrau von dem einen Stein zum andern, ohne auf ein Hinderniß zu stoßen. Als er am dritten Samstag den Schloßberg hinanstieg, blitzte und donnerte es, und ein Tonspiel ließ sich hören; allein er ging getrost hinauf und begegnete einer alten Frau, welcher aus der Nase der Rotz, gleich einem Eiszapfen, bis auf den Bauch hing. Sie fragte ihn nach dem Weg auf einen benachbarten Ort, wo sie morgen bei einer Hochzeit zu kochen habe. Ohne ihr zu antworten, sagte er leise vor sich hin: „Du magst mir eine schöne Köchin sein, mit deiner silbernen Rotznase!“ Kaum hatte er dies gesprochen, so verschwand die Frau, und es krachte so fürchterlich, wie wenn der ganze Wald zusammenbräche. Entsetzt entfloh er, und obgleich die weiße Jungfrau, vom unterirdischen Gang her, ihm zurief: „Freund, sei standhaft und vollbringe dein Werk, es wird dir kein Haar beschädigt!“ so ließ er sich doch nicht halten. „Wehe mir, die Eichel ist noch nicht im Boden, aus deren künftigem Stamm die Wiege des Jünglings gemacht wird, der mich wieder erlösen kann!“ dies hörte er auch noch die Jungfrau ihm nachrufen; allein er eilte unaufhaltsam fort und kam ganz verstört nach Hause. Im Gefühl seines nahen Todes verlangte er einen Beichtvater seines Glaubens, erzählte ihm und seinem Meister, was ihm auf der Burg widerfahren und starb am folgenden Morgen.“

Quelle: Bernhard Baader, Volkssagen aus dem Lande Baden und den angrenzenden Gegenden. Karlsruhe 1851, Nr. 36.
Gefunden auf: https://www.sagen.at/texte/sagen/deutschland/baden_wuerttemberg/baader/weisse_jungfrau.html

Diese Sage ist, wie bereits geschrieben, nur die Basis der Geschichte. Harald Gritzner hat aus dieser Sage einen historischen Roman gearbeitet und geht damit auch den Spuren des Mordes an den letzten Bewohnern der Burg Neuenfels nach.
Die Burg Neuenfels bei Britzingen, welche im Jahr 1300 erbaut wurde, besteht nur noch als Ruine, da sie seit 1540 nicht mehr bewohnt und dem Verfall übergeben wurde.
Der Müllheimer Ortsteil Britzingen liegt unweit meines Heimatdorfes Auggen und seit je her faszinieren mich die Sage und die (unheimliche) Geschichte der Burgruine Neuenfels.
Hier habe ich eine kleine Foto-Galerie von die Burgruine zusammengestellt. Vielen Dank an meinen guten Freund ‚Silberphönix‘, welcher mir diese Fotos zur Verfügung gestellt hat.

Christoph von Neuenfels, eine Figur, die am Rande vorkommt, ist eine historische Figur. Er setzte sich in Neuenburg am Rhein 1525 für die Rechte der Bauern ein, war allerdings selbst völlig verarmt. Er und seine Familie waren die letzten Bewohner der Burg Neuenfels und sie starben dort, zusammen mit ihren Angestellten im Jahre 1540. Erst drei Tage später wurden ihre Leichname entdeckt. Ob es nun Mord oder Selbstmord war, lässt sich nicht mehr klären, wobei die Überlieferung klar von Mord spricht – wie es auch auf der Tafel an der Burgruine steht.
Diese historischen Hintergründe hat Harald Gritzner wunderbar recherchiert und er verbaut sie geschickt mit seiner fiktionalen Geschichte und der Sage. Ich beendete das Buch äußerst zufrieden und mit dem Gedanken „Ja, so könnte es gewesen sein!“.

Vielen Dank an Harald Gritzner für dieses mitreißende Leseerlebnis!

Fazit: Harald Gritzner hat es geschafft, eine sehr kompakte Geschichte zu erzählen, welche mich mit einer bildgewaltigen Sprache sofort in die Handlung nahm. Die Geschichte entwickelt einen Sog, der mich nicht mehr losgelassen hat.
Eine spannende, nervenaufreibende und mitreißende Geschichte, welche aber trotzdem Raum für die eigene Fantasie lässt.

*Ich habe für diese Rezension vom Verlag und Autor keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Die Freundinnen vom Strandbad – Wellen des Schicksals“

von Julie Heiland

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 27. Mai 2022
Verlag: Ullstein
ISBN: 978-3-548-06559-5
Seitenanzahl: 624 Seiten

Klappentext:
„Ost-Berlin, an einem heißen Julitag 1956: Ein dramatischer Badeunfall lässt drei junge Mädchen zu unzertrennlichen Freundinnen werden. Obwohl sie aus sehr unterschiedlichen Verhältnissen kommen, teilen sie von nun an alles miteinander: Claras Träume von einem Leben im Westen, Bettys Liebe zum Film und einem regimetreuen Regisseur und Marthas Begeisterung für die FDJ. Die drei erleben die Höhen und Tiefen der ersten Liebe und streben gemeinsam nach Freiheit und Glück ― nichts bringt sie auseinander. Bis schließlich der Bau der Mauer ihre Heimatstadt teilt und sie vor der schwersten Entscheidung ihres Lebens stehen: fliehen oder bleiben?“

https://www.ullstein-buchverlage.de/nc/buch/details/die-freundinnen-vom-strandbad-die-mueggelsee-saga-1-9783548065595.html

Hinweise:
-Das Buch habe ich mir selbst gekauft.

-Ich habe für diese Rezension vom Verlag oder von der Autorin keinerlei (auch keine finanzielle) Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Nennung des Verlages und der Produktnennung, sowie Verlinkungen, muss ich diese Rezension als Werbung kennzeichnen.

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Das Buch „Die Freundinnen vom Standbad – Wellen des Schicksals“ von Julie Heiland ist der Auftakt der ‚Müggelsee-Saga“, welche in Ost-Berlin kurz vor dem Bau der Berliner Mauer angesiedelt ist und die unterschiedlichen Lebenswege und die Freundschaft drei junger Frauen zeigt.

Juli 1956 in Ost-Berlin: Der Hochsommer liegt über der Stadt und die drei jungen Mädchen Betty, Clara und Martha verbringen ihre Zeit im Strandbad Müggelsee. Gerade noch rechtzeitig können sie gemeinsam einen tödlichen Badeunfall verhindern, ein Erlebnis, welches die drei völlig unterschiedlichen Mädchen eng zusammenschweißt und unzertrennbar werden lässt.
Die Jahre vergehen, aus den Mädchen sind junge Frauen geworden – jede hat eine ganz andere Zukunft und eigene Träume vor Augen: Betty möchte unbedingt Schauspielerin werden und angelt sich einen regimetreuen Regisseur, Martha ist begeisterte Anhängerin der FDJ und Clara sieht als Tochter regimekritischer Elternin der DDR keine Zukunft für sich.
Sie alle suchen ihr Glück und verlieren sich dabei nie aus den Augen. Doch mit dem Bau der Mauer durch ihre Heimatstadt steht ihnen eine schwere Entscheidung bevor: Sollen sie in den Westen fliehen oder in ihrer Heimat bleiben?

Auf das Buch wurde ich durch die Posts der Autorin in den Sozialen Medien aufmerksam. Das wunderbare Cover und auch der Klappentext weckten direkt mein Interesse. Ich mag Geschichten, die zur Zeit des Mauerbaus spielen und auch das ‚Leitmotiv Freundschaft‘ hat es mit sehr angetan. Das Buch versprach eine perfekte Unterhaltung für mich und landete direkt auf der ‚unbedingt-kaufen-Liste‘. Anfang Juni 2022 durfte es dann hier einziehen.

Als ich die ersten Seiten des Buches las, war ich sofort von den unterschiedlichen Charakteren des Buches angetan. Sie werden so authentisch beschrieben und konnten mich mit ihrer Vielfältigkeit völlig begeistern.
Zu Beginn lernen wir Martha kennen. Sie wird in einer regimetreuen Familie groß, wächst in die Strukturen des Staates hinein und stellt die Regierung nur wenig in Frage. Die FDJ bedeutet der fleißigen Martha alles, sie ist eine schlaue und sehr strebsame Jugendliche, durch deren Augen der Leserin/ die Leserin anfangs auch die anderen beiden Mädchen Clara und Betty kennenlernt.
Betty wirkt anfangs wie ein verwöhntes Mädchen, welche alles hat und sich um nichts und niemanden sorgen muss. Sie ist eine eher mittelmäßige Schülerin, die den Kopf voller Träume und Wünsche hat: Sie möchte unbedingt Schauspielerin werden und setzt für diesen Traum alles in Bewegung. Doch der Blick hinter die perfekte Fassade ihrer Familie ist eher traurig.
Clara, die Dritte im Bunde, ist meine persönliche Lieblingsfigur dieses Romans. Ihre teils sehr bedrückende Geschichte nahm mich sehr mit. Doch sie ist eine Kämpferin und lässt sich nicht unterkriegen, so schwer es ihr auch gemacht wird.Trotzdem hätte ich sie gerne das ein oder andere Mal in die Arme genommen und fest gedrückt.
Um diese drei Hauptfiguren agieren noch viele weiterePersonen: Deren Familien und Freunde aber auch andere Charaktere, die es nicht so gut mit ihnen meinen. Wie schon geschrieben, konnten sie mich alle mit ihrer Vielfältigkeit, aber auch ihren Verschiedenheiten völlig begeistern. Es sind Figuren, welche man so schnell nicht mehr vergisst und mit denen die Autorin ein lebensechtes und farbenfrohes, wenn auch stellenweise beklemmendes, Bild der damaligen Zeit zeichnet. Sie alle entwickeln sich im Laufe der Geschichte glaubhaft weiter, sie begehen Fehler, stehen für diese ein und sind immer füreinander da. Ich bin sehr gespannt, wie es mit ihnen und ihren doch so unterschiedlichen Lebenswegen im zweiten Teil der Reihe weitergeht.

Julie Heiland hat einen detaillierten Sprachstil, welcher aber auf keiner Seite langatmig oder gar langweilig wird. Sie beschreibt diese Zeit voller Leidenschaft und auch mit viel Ortskenntnis – ich konnte mich sofort in diese mitreißende Geschichte fallen lassen und mochte das Buch nur noch ungern aus den Händen legen. Gerade zum Schluss hin, als nach und nach alle Fäden der Handlung zusammenlaufen, wurde es so spannend, dass die Seiten nur so dahinflogen.
Toll fand ich, dass im Wechsel immer kapitelweiseder Schwerpunkt auf eine der jungen Frauen liegt und man somit den Figuren, ihrer Geschichte und ihren Gedanken sehr nahe kommt.

Den geschichtlichen Hintergrund bildet zum größten Teil das Jahr 1961. Viele Menschen in Ost-Berlin leben dort in ständiger Angst, sie werden bespitzelt, verfolgt und teilweise festgesetzt. Der Staat hat seine Ohren und Augen überall, ein Leben in Freiheit gibt es nicht. Darunter leiden vor allem die Jugendlichen, welche die Freiheiten der Jugend in West-Berlin immer vor Augen haben.
Immer deutlicher zeigt sich, dass die Menschen nicht nur zwischen Ost- und West-Berlin pendeln, sondern auch, dass viele Menschen aus der DDR flüchten.
Zehntausende flüchteten zu dieser Zeit jeden Monat über den noch einzig offenen Fluchtweg nach West-Berlin. Die Zahl wuchs täglich an, allein im Juli 1961 verließen 30.000 Menschen, vor allem die gut gut ausgebildeten Menschen die DDR. Dadurch verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage der DDR rapide und dem Staat drohte das Aus durch Ausbluten.
Am 13. August begann der Bau einer Mauer um West-Berlin. Damit war der einzige Fluchtweg in den Westen Geschichte. Familien und Freunde wurden auseinander gerissen, sahen sich teilweise nie, oder erst Jahrzehnte später, wieder.
Julie Heiland hat diese geschichtlichen Hintergründe akribisch recherchiert und kombiniert diese wunderbar mit ihren fiktiven Charaktere und deren Schicksalen.
Die Geschichte des Mauerbaus beschäftigt mich schon sehr lange, da es für mich absolut unvorstellbar ist, was die Menschen damals durchmachen mussten. Mit ihrem atemberaubenden Roman macht die Autorin diesen Teil der deutschen Geschichte erleb- und greifbar.

Danke liebe Julie Heiland für dieses unvergessliche Lese-Erlebnis.

Fazit: Eine spannende, tragische und stellenweise bedrückende Geschichte, welche mich mitgenommen und begeistert hat. Ich konnte völlig abtauchen und litt sehr mit den vielfältigen und authentischen Figuren mit. Ein Highlight und eine absolute Leseempfehlung.
Jetzt freue ich mich schon auf den zweiten Teil der Reihe, welcher ab dem 28. Juli im Handel erhältlich ist.

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei (finanzielle) Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Das Buch wurde selbst gekauft. Kennzeichnung als Werbung, aufgrund von Produktnamen und Verlinkung der Verlagsseite.

„Bella Donna – Die Herrin von Mantua“

von Catherine Aurel

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 14. Juni 2022
Verlag: Penguin
ISBN: 978-3-328-10549-7
Seitenanzahl: 416 Seiten

https://www.penguinrandomhouse.de/Paperback/Bella-Donna-Die-Herrin-von-Mantua/Catherine-Aurel/Penguin/e557268.rhd

Klappentext:
Florenz, 1534: Gerade erst haben sie sich ewige Liebe geschworen, doch nun muss die junge Kaufmannstochter Calla del Giocondo mit ihrem Geliebten aus der Stadt fliehen. Denn Samuele, der Erbe des Kosmetikimperiums Bellani, wird beschuldigt, eine Frau vergiftet zu haben. Nur durch einen glücklichen Zufall findet das junge Paar Unterschlupf am Hof von Mantua. Durch sein Wissen um die geheimen Rezepturen der Schönheitsmittel kann Samuele die Gunst der stolzen und kunstsinnigen Herzogin von Mantua gewinnen. Doch Calla verfolgt währenddessen ihren eigenen Traum: Unterstützt vom Sohn der Regentin, der sie unermüdlich umwirbt, lernt sie das Lesen – und macht dabei eine Entdeckung, die dem jungen Paar das Leben kosten kann …
Der zweite Teil der historischen Töchter-Italiens-Trilogie über drei starke junge Frauen zwischen Intrigen und dem Kampf um die wahre Liebe.“

Hinweise:
-Das Buch habe ich freundlicherweise vom Penguin-Verlag über das ‚Bloggerportal‘ als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!

-Ich habe für diese Rezension vom Verlag oder von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein
– Meine Rezension zum ersten Teil findet ihr hier: https://buechertanz.de/?p=2042

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Das Buch „Bella Donna – Die Herrin von Mantua“ ist ein historischer Roman, der in Florenz und Mantua im 16. Jahrhundert spielt und den Weg eines jungen Liebespaares zeigt, welches für ihre Träume alles geben muss und durch ein großes Geheimnis in große Gefahr gerät.

1534 in Florenz: Der junge Samuele hat seine Berufung gefunden. Als Erbe des Kosmetikimperiums ‚Casa Bellani‘ feilt er täglich an außergewöhnlichen Rezepturen für neue Schönheitsmittel. An erster Stelle steht für ihn, einen Ersatz für das beliebte, aber hochgiftige Bleiweiß zu finden, welches viele Frauen für eine vornehme Blässe verwenden. Mit der schönen Kaufmannstochter Calla del Giocondo verbindet ihn die große Liebe.
Doch dann stirbt eine Kundin der ‚Casa Bellani“ und Samuele gerät in den Verdacht, diese vergiftet zu haben. Zusammen mit Calla gelingt ihm die Flucht aus Florenz und die Beiden finden am Hof von Mantua Unterschlupf. Die stolze und kunstbegeisterte Herzogin Isabella ist von Samueles Wissen und seinen Rezepturen für Schönheitsmittel begeistert und er steht ab sofort in ihrer Gunst.
Währenddessen verfolgt Calla ihren eigenen großen Traum: Mit Unterstützung der Herzogin und ihres Sohnes Federico lernt sie das Lesen und Schreiben. Doch eine ungeahnte Entdeckung bringt sie und Samuele in Lebensgefahr.

Im Mai 2021 habe ich den ersten Teil der Trilogie „Töchter Italiens“ gelesen: „Bella Donna – Die Schöne von Florenz“. Dieser erste Teil war ein sehr überzeugender Auftakt und ich freute mich schon sehr auf die nun vorliegende Fortsetzung, welche ich einfach lesen musste. Ich fragte im ‚Bloggerportal‘ ein Exemplar an und bekam es freundlicherweise genehmigt und zugesendet – an dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön an den Penguin-Verlag.
Da ich den ersten Teil vor etwas über einem Jahr gelesen habe, hatte ich etwas Bedenken, ob ich wieder in die Handlung und Geschichte hineinfinde. Diese Bedenken waren völlig unbegründet, da dieser zweite Teil eine eigenständige Geschichte erzählt und auch ohne Vorkenntnis des erstens Teils gelesen werden kann.

Wie schon im ersten Teil der Reihe gibt es auch im vorliegenden zweiten Teil eine große Anzahl historischer Persönlichkeiten, welche an der Seite von fiktiven Charakteren gekonnt zum Leben erweckt werden. Alle Figuren, egal ob historisch oder fiktiv, haben mich mit ihrer authentischen Charakterzeichnung und ihrer glaubhaften Entwicklung überzeugen können.
Zu Beginn des Buches lernen wir die beiden sich liebenden Hauptfiguren Samuele Bellani und Calla del Giocondo kennen. Die reiche Kaufmannsfamilie ist gegen die nicht standesgemäße Verbindung ihrer Tochter und halten Calla zudem in Sachen Bildung an der kurzen Leine. Die Familie Bellani steht hingegen dieser großartigen Verbindung ihres Erben äußerst aufgeschlossen gegenüber.
Samuele und seine Familie sind alle fiktive Charaktere, welche sich aber perfekt in die Historie einfügen. Hingegen sind Calla und ihre Familie historische Persönlichkeiten.
Ich mochte Calla ab der ersten Seite. Sie ist ein sehr feinfühliger Charakter und setzt für ihre große Liebe zu Samuele und ihren großen Traum alles aufs Spiel und gibt dabei nicht auf. Sie ist nicht perfekt, begeht den ein oder anderen Fehler und versprüht trotzdem einen großen Frohsinn und eine wunderbare Leichtigkeit, auch wenn sie ( ähnlich wie Samuele auch) immer wieder von Selbstzweifeln geplagt wird. Ihr Fels in der Brandung ist ihre Großmutter Lisa, welche für ihre Enkeltochter immer ein offenes Ohr hat.
Samuele ist ein Charakter, der anfangs etwas schwer zu greifen ist. Er flucht und schimpft, aber trotz dieser harten Schale besitzt er einen weichen Kern. Er stürzt sich in seine Arbeit, bei der er auch schon mal alles und jeden um sich herum vergisst. Ähnlich wie Calla hat er einen großen Traum, auf den er hinarbeitet und sich von nichts und niemanden unterkriegen lässt.
Ganz besonders begeistert hat mich Isabella d’ Este, die Herzogin von Mantua. Sie ist eine der vielen historischen Persönlichkeiten, welche in diesem Roman zum Leben erweckt werden. Mit ihrer teilweise launigen, aber auch sehr beherrschten Art, flößt sie den Menschen um sich herum gehörig Respekt ein. Isabella ist eine sehr intelligente und gebildete Frau, welche allerdings ihren jungen und besten Jahren hinterher trauert.
Ihr Sohn Federico II. Gonzaga (ebenfalls historisch belegt) ist ein sehr ruheloser Mensch. Er hat eine gesicherte Zukunft als Regent vor sich, ist verheiratet und hat einen Erben – doch so richtig scheint er seinen Platz im Leben nicht gefunden zu haben. Oft werden ihm die Palastmauern und die gesamte Hof – Zeremonie zu eng und er begibt sich auf die Suche nach Unterhaltung und Ablenkung. Diese findet er in seiner Geliebten und auch Calla weckt sein Interesse.
Sehr mitgenommen hat mich das Schicksal der sogenannten „Zwerge“ am Hof: Morgantino und Delia. Die beiden Kleinwüchsigen waren einzig zur Unterhaltung der Hofgesellschaft da, wurden nicht als Menschen gesehen, sondern waren Besitz der Herzogin. Auch wenn mich die flotten Sprüche von Morgantino des Öfteren zum Schmunzeln brachte, hat mich seine und die Geschichte seiner Frau sehr berührt.
Noch einige weitere (größtenteils historische) Persönlichkeiten spielen in dem Buch „Bella Donna – Die Herrin Mantua“ eine große Rolle. Auf diese möchte ich aber nicht näher eingehen, da ich sonst etwas von der spannenden Handlung vorwegnehme. Viele haben mich mit ihrer Wandlung und ihrer Geschichte überrascht, sie alle agieren nachvollziehbar und logisch. Alle zusammen geben ein sehr facettenreiches und authentisches Bild der Gesellschaft Italiens des 16. Jahrhundert wieder.

Catherine Aurel ist das Pseudonym der erfolgreichen Autorin Julia Kröhn. Wie in all ihren Büchern beschreibt die Autorin ihre Handlungsorte mit viel Ortskenntnis und großer Leidenschaft. Ihre bildhafte Sprache, ihre fundierte Recherche in Sachen Schönheit des 16. Jahrhunderts, ihre authentischen Charaktere, sowie auch ihre gelungene Kombination aus Historie und Fiktion, ließen mich das Buch sehr gerne lesen. Teilweise wurde es so spannend, dass ich das Buch nur noch ungern aus Händen legen konnte.

Den geschichtlichen Hintergrund bildet das Italien des 16. Jahrhunderts: In dieser Zeit erlebte das Land die wirtschaftliche und kulturelle Blüte der Renaissance.
Das Land Italien, wie wir es heute kennen, gab es zu dieser Zeit nicht. Es bestand aus einzelnen Markgrafschaften (z.B. Saluzzo, Monferrat), einzelnen Herzogtümern (z.B. Parma, Modena und Mantua), einzelnen Fürstentümern (z.B. Massa), einzelnen Republiken (z.B. Republik Venedig, Republik Genua, Republik Florenz) und dem Kirchenstaat.
Noch immer hatte die Familie der Medici ihre Finger mit im Spiel um Macht und Vorherrschaft.
Zu dieser Zeit erstrahlten die italienischen Kulturmetropolen (in denen viele bis heute bewunderte Kunstwerke entstanden), allen voran Rom, Florenz und Venedig zu dieser Zeit weit über Italien und Europa hinaus.

All diese geschichtlichen Hintergründe hat die Autorin akribisch recherchiert und erzählt Geschichte äußerst lebendig, erleb- und greifbar und voller Leidenschaft. Wie auch im ersten Teil empfand ich die Beschreibungen der Malerei und Kunst sehr spannend. Der Leser/ die Leserin trifft in diesem Roman auf so einige große Künstler der Renaissance und lernt sie als Menschen kennen.

„»Ich frage mich des Öfteren, ob das Größte, das ein Maler zu leisten imstande wäre, ein Gemälde ist, das keinerlei Unterschied zum Spiegelbild aufweist. Dann wiederum denke ich, dass die Kunst viel mehr zu zeigen vermag als der Spiegel, vielleicht nicht jedes Fältchen, vielleicht nicht jede Farbnuance der Augen, aber das Wesen des Menschen. So oder so gilt es am Ende die Entscheidung zu treffen, ob man mehr der Wahrhaftigkeit dient, der Schönheit oder dem Geist.«“

[S. 140, Z. 3 – 10]

Das Buch ist eine hochwertige Klappbroschur. In der vorderen Klappe befinden sich zwei liebevoll illustrierte Schönheits-Rezepte.
Das Personenverzeichnis am Anfang des Buches, die Zeittafel und das ausführliches Nachwort der Autorin am Ende des Buches runden diesen tollen Roman perfekt ab. Im Nachwort stellt Catherine Aurel da, welche Handlungen und Figuren ihrer Fantasie entsprungen ist und was den Tatsachen entspricht. Zudem stellt auch aktuelle Forschungsergebnisse vor.
Ich bin jetzt schon so gespannt und freue mich auf den dritten und damit letzten Teil dieser wunderbaren Reihe.

Fazit: Mit „Bella Donna – Die Herrin von Mantua“ ist Catherine Aurel eine spannende und lesenswerte Fortsetzung der Reihe um die ‚Töchter-Italiens‘ gelungen. Mit authentischen Charakteren und jeder Menge Fachkenntnissen hat sie mich in eine längst vergangene Zeit entführt und mit viel neues geschichtliches Wissen vermittelt. Sehr lesenswert.

*Ich habe für diese Rezension vom Verlag oder von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Minna – Kopf hoch, Schultern zurück“

von Felicitas Fuchs

[Werbung*]

Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 14. Juni 2022
Verlag: Heyne
ISBN: 978-3-453-42643-6
Seitenanzahl: 608 Seiten

https://www.penguinrandomhouse.de/Paperback/Minna-Kopf-hoch-Schultern-zurueck/Felicitas-Fuchs/Heyne/e598288.rhd

Klappentext:
Düsseldorf 1924. Die junge Schneiderin Minna stammt aus einfachen Verhältnissen und kommt mit großen Hoffnungen in die mondäne Stadt. Sie will glücklich werden, sich aus der Armut befreien und eine Familie gründen. Als sie sich in den wohlhabenden Fred verliebt, scheinen sich alle Wünsche zu erfüllen. Doch ihr starker Wille und ihr Erfolg als Schneiderin stellen die Ehe immer wieder auf die Probe. In der Zeit, in der sie lebt, gibt es kein Verständnis für eine Frau, die eigene Entscheidungen trifft. Schon bald muss Minna zwischen den Konventionen und ihren Wünschen wählen, und ihre Träume scheinen in weite Ferne zu rücken. Doch Minna kämpft gegen alle Widerstände um ihr Glück.“

Hinweise:
-Das Buch habe ich freundlicherweise vom Heyne-Verlag über das ‚Bloggerportal‘ als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
-Ich habe für diese Rezension vom Verlag oder von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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Das Buch „Minna – Kopf hoch, Schultern zurück“ von Felicitas Fuchs ist ein Roman, der ein Teil der Familiengeschichte der Autorin erzählt und zu Beginn des 20. Jahrhunderts spielt.

Mit großen Hoffnungen und Träumen kommt die junge Schneiderin Minna im Jahre 1925 mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern in die Großstadt Düsseldorf. Sie stammt aus einfachen Verhältnissen, aus denen sie sich so schnell wie möglich befreien möchte. Der wohlhabende Fred scheint ihr Weg aus der Armut zu sein und Minna verliebt sich Hals über Kopf ihn. Bald schon läuten die Hochzeitsglocken, doch schnell wird ihr das Hausfrauen-Dasein zu langweilig und sie macht sich mit einer eigenen Schneiderei selbstständig. Minna erarbeitet sich mit ausgefallenen Kleidern nach Maß einen guten Ruf und finanzielle Unabhängigkeit. Doch ihre Schwiegereltern halten nichts von ihr und ihrer unkonventionellen Lebensweise. Als Minna und Fred durch den ‚Schwarzen Freitag‘ ihr gesamtes Vermögen verlieren, scheinen auch Minnas Träume für immer ausgeträumt. Sie muss sich für einen Weg entscheiden und gegen alle Niederlagen und Konflikte für ihr Glück kämpfen.

Felicitas Fuchs ist das Pseudonym der Erfolgsautorin Carla Berling, mit der ich schon seit einiger Zeit auf Facebook befreundet bin. Vor einiger Zeit kündigte sie in den Sozialen Medien an, dass sie ihre Familiengeschichte in Form einer dreibändigen Romanreihe veröffentlicht. Der erste Teil der Reihe beschreibt hierbei das Leben ihrer Großmutter, welche von 1905 bis 1978 lebte. Mein Interesse an der Reihe war direkt geweckt. Die Zeit nach dem ersten Weltkrieg finde ich immens spannend und auch wichtig, um die Zeit des Nationalsozialismus halbwegs zu verstehen. Wenn dann auch noch Historie anhand einer teils wahren Lebensgeschichte erzählt wird, wird für mich alles noch mal greifbarer und lebendiger. Das Buch musste ich einfach lesen.
Ich merkte mir das Buch direkt beim „Bloggerportal.de“ vor, fragte es bei erster Gelegenheit an und bekam es dann freundlicherweise genehmigt und zugesendet. An dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön an den Heyne-Verlag für die Zusendung und Bereitstellung des Buches als Rezensionsexemplar.

In dem Roman „Minna – Kopf hoch, Schultern zurück“ sind eine große Anzahl unterschiedlichster Charaktere vertreten.
An erster Stelle ist hier die Titel-Figur Minna zu nennen: Minna ist zu Beginn des Buches eine junge Frau, welche genau weiß, was sie möchte und was nicht: Raus aus der Armut, ein Leben führen, wie sie es für richtig hält und sich dafür nicht rechtfertigen müssen. Sie ist eine sehr taffe, durchsetzungsstarke Frau, die nicht auf den Mund gefallen ist. Ihr glaubt nicht, wie schnell ich Minna und ihre lebensfrohe Art in mein Leserinnen-Herz geschlossen habe. Ihre authentische und glaubhafte Entwicklung, ihre Fortschritte, ihr Unternehmergeist, aber auch ihre Rück- und Schicksalsschläge und die daraus resultierende Trauer haben mich zu einem absoluten Minna-Fan werden lassen und ich werde sie und ihre wechselvolle Lebensgeschichte nie wieder vergessen.
Aber auch die anderen Charaktere in diesem Buch konnten mich mit ihren eindringlichen Lebensgeschichten begeistern und berühren. Hier ist Ida, Minnas Mutter, zu nennen. Eine herzensgute Frau, welche für ihre Kinder nur das Beste möchte, sich selbst für keine Arbeit zu schade ist und immer wieder den Mittelpunkt der Familie bildet.
Auch die Leben von Minnas Geschwistern, welche von Schicksalsschlägen gezeichnet ist, haben mich sehr bewegt.
Im Laufe der Handlung kommen noch einige Figuren hinzu, auf die ich aber nicht näher eingehen möchte, da ich sonst zu viel von der Handlung vorweg nehme.
Aber eines ist gewiss: Wirklich alle Figuren in diesem Buch, ob Hauptfigur oder Nebenfigur, ob gut oder böse, konnten mich mit ihrer Lebendigkeit und Glaubwürdigkeit und ihren Ecken und Kanten völlig überzeugen. Das sind Charaktere, die für immer im Kopf und Herz bleiben.
Ich bin schon sehr gespannt, wie es in den nächsten beiden Teilen mit einigen von ihnen in ihren Leben weiter geht.

Wie schon erwähnt, handelt es sich um die Familiengeschichte der Autorin. Der hier vorliegende erste Teil der Reihe erzählt die Geschichte der Großmutter Minna, welche 1905 geboren wurde. Sie erlebte den ersten Weltkrieg als Kind und Jugendliche, die Weimarer Republik, die Inflation, den ‚Schwarzen Freitag“, das Dritte Reich, den Zweiten Weltkrieg und die Nachkriegszeit. Ein sehr interessantes aber vor allem bewegtes Leben, welchem die Autorin Carla Berling mit ihrem Roman ein unvergessliches und bemerkenswertes Denkmal setzt.
Felicitas Fuchs (Carla Berling) hat mich mit ihrer detaillierten aber durchaus flotten Sprache direkt mit in die Geschichte genommen und die 600 Seiten flogen nur so dahin. Die Handlung wirkte zu keiner Zeit überfrachtet oder unlogisch – ich konnte immer gut folgen und mich richtig in diese absolut lesenswerte Geschichte fallen lassen.
Auch wenn mir das ein oder andere Mal die Tränen in den Augen schossen und ich emotional teilweise sehr an meine Grenzen kam, konnte und wollte ich dieses Buch nur noch ungern aus den Händen legen.
Das Cover und auch die Gestaltung des Buches sind sehr gut gelungen und machten mir direkt Lust auf diese unvergessliche Geschichte.

Die geschichtlichen Hintergründe des Buches sind die Nachkriegszeit des Ersten Weltkrieges, die Jahre der Weimarer Republik, die Weltwirtschaftskrise 1929, die Machtergreifung der Nationalsozialisten, der Zweite Weltkrieg und die Nachkriegszeit.
Die Weimarer Republik steht von Beginn an auf wackeligen Füßen, viele Menschen können sich mit der neuen Politik nicht anfreunden. Auch die Schmach des verlorenen Ersten Weltkrieges, die daraus folgenden Reparationszahlungen, die Besetzung des Rheinlandes und schlussendlich die Hyperinflation im Jahre 1923 schmälern das Vertrauen der Menschen in die Weimarer Republik.
Als im Oktober 1929 die New Yorker Börse zusammenbrach, geriet Deutschland im Winter 1929/1930 in den Strudel der Weltwirtschaftskrise. Ausländische Kredite wurden abgezogen und damit versiegte der für die deutsche Wirtschaft so dringend benötigte Kapitalstrom.
Als Folge der Weltwirtschaftskrise gab es Firmenzusammenbrüche, Bankschließungen und schließlich eine Massenarbeitslosigkeit. Zwischen September 1929 und Anfang 1933 stieg die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland von 1,3 auf über sechs Millionen. Zudem sank das Realeinkommen um etwa ein Drittel, wodurch Armut und Kriminalität sprunghaft zunahmen.
Auf diesen ausgetrockneten Boden fiel die Saat der Nationalsozialisten und ging auf. Adolf Hitler versprach Arbeitsplätze und die Arbeitslosenzahl sank. Er erfand Feindbilder und die systematische Verfolgung der Juden und andersgläubiger Menschen kostete Millionen von Menschen das Leben. Auch der Zweite Weltkrieg (1939 – 1945) verschlang geschätzt 60 Millionen Menschenleben. Unendlich viele Bomben der Allierten fielen in dieser Zeit auch auf deutsche Städte welche dort tausende von Menschen verletzten und umbrachten.
All diese geschichtlichen Hintergründe hat Felicitas Fuchs sehr gut recherchiert und zeigt diese eindrücklich anhand der mitreißenden Geschichte ihrer Großmutter Minna– so wird Geschichte erleb- und greifbar.
„Minna – Kopf hoch, Schultern zurück“ ist der erste Teil der Familiengeschichte der Autorin Felicitas Fuchs (Carla Berling). Der zweite Teil „Hanne – Die Leute gucken schon“ soll im Januar 2023, der dritte Teil „Romy – Mädchen, die pfeifen“ im Juli 2023 erscheinen. Und ich bin so gespannt, wie es mit dieser außergewöhnlichen Familiengeschichte weiter geht.

Danke an die Autorin Felicitas Fuchs für dieses mitreißende und unvergessliche Lese-Erlebnis.

Fazit: Dieses Buch hat mich mehr als begeistert… es hat mich umgehauen, tief berührt und bewegt. Eine Geschichte, die ich nie wieder vergessen werde. Was für ein Auftakt, was für eine Geschichte. Unbedingt, aber wirklich unbedingt lesen.

*Ich habe für diese Rezension vom Verlag oder von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.



„Was der Morgen verspricht – Die Sternberg-Saga“

von Kristina Herzog

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 10. Mai 2022
Verlag: Tinte & Feder
ISBN: 978-2496711233
Seitenanzahl: 445 Seiten

www.kristinaherzog.de

Klappentext:
Berlin 1904: Gegen den Widerstand ihrer Eltern verbringt die Jüdin Hannah viel Zeit in der Arztpraxis ihres Großvaters. Heimlich träumt sie davon, Medizin zu studieren. In Tübingen soll das auch für Frauen möglich sein. Doch das schickt sich nicht für ein Mädchen aus gutem Hause – anders als eine Hochzeit. Abrupt vor vollendete Tatsachen gestellt, lässt Hannah ihren Verlobten beim ersten Treffen einfach stehen. Dabei hat Daniel nur Augen für sie. Und je näher sie ihn kennenlernt, desto mehr fühlt Hannah sich zu dem einfühlsamen jungen Mann hingezogen. Ob sie ihm von ihrem Traum erzählen kann?“


Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise über die Autorin Kristina Herzog als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!

– Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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Das Buch „Was der Morgen verspricht“ von Kristina Herzog erzählt die Geschichte der jungen Hannah Sternberg, welche zu Beginn des 20. Jahrhunderts für ihr Medizinstudium kämpft und damit mit sämtlichen Konventionen ihrer Zeit bricht.

Hannah Sternberg ist eine junge, wissbegierige Frau, welche sich in der Arztpraxis ihres Großvaters am wohlsten fühlt und dort immer wieder aushilft. Ihr größter Traum ist, selbst Medizin zu studieren – doch das ist in Berlin für Frauen nicht möglich. Ihre Eltern sind ebenfalls gegen ein Studium. Sie organisieren Hannahs Hochzeit über ihren Kopf hinweg und stellen sie vor vollendete Tatsachen. Hannah weiß nicht, wie ihr geschieht, ist sich aber in einem ganz sicher: Ein Medizinstudium steht für sie an erster Stelle, Verlobung und Hochzeit hin oder her.
Als sie sich immer mehr zu ihrem Verlobten Daniel hingezogen fühlt, traut sie sich, ihm von ihrem großen Traum zu erzählen.

Anfang März 2022 bekam ich von der Autorin Kristina Herzog eine Email, in der sie anfragte, ob ich ihren neuen Roman „Was der Morgen verspricht“ rezensieren möchte. Sie schickte mir das Cover und den Klappentext – das verträumte, romantische Cover machte mir direkt Lust auf die Geschichte und als ich dann den Klappentext las, war mein Interesse komplett geweckt. Ich lese sehr gerne Geschichten, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts spielen und zeigen, wie Frauen damals um ihre Rechte kämpfen mussten, welche für uns heute völlig selbstverständlich sind. Ich sagte also zu und bekam das Buch im April mit einer wunderschönen Signierung zugesendet.
An dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön an die Autorin für das Buch, die Zusendung, den lieben Kontakt und die mitreißenden Lesestunden.

Eine der Hauptprotagonistinnen von „Was der Morgen verspricht“ ist Hannah Sternberg. Sie wächst als zweites Kind ohne Geldsorgen auf, schnell wird aber klar, dass sie ihren eigenen Kopf mit ganz eigenen Ideen und Wünschen hat. Sie sucht immer wieder die Zuflucht bei ihren Großeltern, welche sie sehr achtet, ihr Fels in der Brandung sind und wo sie und ihre Träume und Talente gefördert werden. Die Beiden sind für sie das Sinnbild einer glücklichen und respektvollen Liebe, die bis ins hohe Alter hält und sie bringen mit ihrer Offenheit sehr viel Wärme und Geborgenheit in die Geschichte.
Die Ehe ihrer Eltern ist zerrüttet und von Streit, Untreue und gegenseitiger Respektlosigkeit geprägt. Hannah kann ihren Eltern nie etwas recht machen und sie wird an der kurzen Leine gehalten. Ihre Eltern sind im Gestern gefangen und sie weigern sich strickt, Hannahs Drang nach mehr Freiheit nachzugeben und entscheiden vieles über ihren Kopf hinweg. Gerne hätte ich die Beiden das ein oder andere Mal gerne geschüttelt, so unfair empfand ich ihr Auftreten gegenüber ihrer Tochter aber auch ihr Verhalten untereinander.
Ich mochte Hannahs ehrliche, aber auch sensible Art direkt von der ersten Seite an. Sie sagt, was sie denkt und handelt auch das ein oder andere Mal völlig überstürzt und kopflos. Zudem entwickelt sie sich während der Geschichte stetig weiter und hält trotzdem an ihrem großen Traum fest und macht alles dafür. Doch sie sieht auch ihre Fehler ein, blickt manchmal zurück in ihre Vergangenheit und versteht öfter ihr Handeln und Denken von damals nicht mehr.
Neben Hannah stehen noch zwei weitere Figuren im Zentrum der Geschichte: Das Zimmermädchen Alma und Hannahs Verlobter Daniel.
Anhand Almas Geschichte zeigt Kristina Herzog, wie das Leben der Dienstboten Anfang des 20. Jahrhunderts aussah: Sie hatten keine Rechte, arbeiteten von Früh bis Spät und das alles für sehr wenig Lohn. Übergriffen von Seiten ihrer Dienstherren waren sie schutzlos ausgesetzt.
Almas schüchterne Art, aber vor allem ihre Geschichte, nahmen mich gleich für sie ein und ich schloss sie sehr schnell in mein Herz. Ihr loyaler Charakter lässt sie zu einer engen Vertrauten für Hannah werden und die Beiden geben sich in ihrer Freundschaft sehr viel, was aber von Hannahs Familie nicht gerne gesehen wird.
Daniel ist der Mann an Hannahs Seite und von einer tiefen Liebe zu ihr geprägt. Auch wenn sie ihn zu Beginn immer wieder von sich weist, gibt er nicht auf und zeigt ihr auf viele Arten, wie sehr er ihr zugetan ist. Seine respektvolle und auch liebevolle Weise, aber auch seine authentische Entwicklung mochte ich von Beginn an sehr.
Als Gegenpol zu diesen sehr freundlichen Charakteren steht Hannahs Bruder Jakob: Er ist ein sehr rüder und ungehobelter Kerl, der die Grenzen anderer Menschen immer wieder ohne schlechtes Gewissen überschreitet.
Im Laufe der Geschichte kommen noch weitere Charaktere hinzu, auf die ich aber nicht näher eingehen möchte, da ich sonst zu viel von der Handlung vorwegnehme.
Kristina Herzog hat wunderbare, authentische und unvergessliche Charaktere geschaffen, die während der Geschichte eine große Zeitspanne durchlaufen – insgesamt fast 20 Jahre. Aus den einst jungen Menschen werden Erwachsene und Eltern, aus ihren Kindern werden junge Menschen. Dementsprechend ist die Entwicklung der Figuren enorm und ich bin schon ganz gespannt, wie es mit ihnen und ihrer Geschichte im zweiten Teil der Reihe weitergeht.

Die Handlung des Buches ist chronologisch aufgebaut und setzt im Jahr 1904 an und endet einige Jahre nach Ende des Ersten Weltkrieges. Mit ihrem detaillierten und sehr bildlichen Sprachstil nahm mich Kristina Herzog direkt mit in die Geschichte, welche mich von der ersten bis zur letzten Seite bestens unterhalten hat und keinerlei Längen enthält. Die 445 Seiten waren im Nu gelesen und ich freue mich schon so sehr auf den zweiten der Reihe.
Was mir allerdings etwas gefehlt hat, sind Zeitangaben über den Kapiteln. Manchmal wusste ich nicht, wie viel Zeit mittlerweile vergangen war und in welchem Jahr sich die Handlung des Buches nun befand.

Den geschichtlichen Hintergrund bilden die Jahre Jahre ab 1904 bis in die Nachkriegsjahre des Ersten Weltkrieges.
Die Gesellschaft ist von der Ungleichbehandlung der Frauen geprägt, welche beispielsweise in Berlin noch nicht studieren dürfen. Während in Tübingen Frauen ab Mai 1904 zum Studium zugelassen wurden, folgte Berlin erst 1908. In der Schweiz war für Frauen bereits ab dem Jahr 1867 ein Studium möglich.
Doch selbst wenn Frauen nun studieren konnten, litten sie noch immer unter enormer Benachteiligung ihrer Professoren während des Studiums, aber auch unter der Intoleranz und der Häme ihrer männlichen Kommilitonen.
In der Gesellschaft sah man studierende und gelehrte Frauen („Blaustrümpfe“) auch nicht gerne und achtete sie und ihr Können sehr wenig. Eine Frau sollte heiraten, Kinder bekommen und ihrem Mann ein wohliges Zuhause schenken.
Einen weiteren Gesichtspunkt des Romans bildet der Umgang mit Dienstboten/ Dienstbotinnen in dieser Zeit. Im Prinzip war es eine Art der Versklavung. Die Menschen mussten lange arbeiten, schliefen oft in den Häusern ihrer Dienstherren und waren diesen meist schutzlos ausgeliefert. In einem verpflichteten ‚Dienstbotenbuch‘ wurden alle Arbeitsverhältnisse, aber auch alle Verfehlungen eingetragen.
All diese geschichtlichen Hintergründe hat Kristina Herzog akribisch recherchiert und bettet ihre fiktive Geschichte und erdachten Charaktere gekonnt in diese hinein.

Ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung der Reihe.

Fazit: Ein Buch, welches ich sehr gerne gelesen habe und auch gerne weiter empfehle.
Eine packende Handlung, eine detaillierte Sprache und sehr starke und authentische Charaktere, welche in akribisch recherchierte Hintergründe eingebettet sind. Ein großes Lese-Erlebnis!


*Ich habe für diese Rezension vom Verlag oder von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Die Hofgärtnerin – Sommerleuchten“

von Rena Rosenthal

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 26. April 2022
Verlag: Penguin
ISBN: 978-3-328-10681-4
Seitenanzahl: 720 Seiten

https://www.penguinrandomhouse.de/Taschenbuch/Die-Hofgaertnerin-Sommerleuchten/Rena-Rosenthal/Penguin/e577226.rhd

Klappentext:

Oldenburg, 1893: Marleene und ihr Verlobter träumen davon, eine eigene Gärtnerei aufzubauen, in der sie duftenden Flieder und prachtvolle Rhododendren züchten. Als sich ihnen die Gelegenheit bietet, ein Stück Land zu bewirtschaften, können sie ihr Glück kaum fassen. Eine Auszeichnung auf der Hamburger Gartenschau könnte ihnen außerdem die begehrte Auszeichnung als »Hofgärtnerei« einbringen. Doch innerhalb von kürzester Zeit aus dem Nichts eine Gärtnerei aufzubauen verlangt ihnen und ihrer Liebe alles ab – sogar die Hochzeitspläne müssen zu Marleenes Kummer auf Eis gelegt werden. Und auch ihre Konkurrenten schrecken vor nichts zurück, um die beiden von ihrem Ziel abzubringen. Können sie es dennoch schaffen, ihren großen Traum wahrzumachen?

Hinweise:
– Bitte lest diese Rezension nicht, wenn ihr den ersten Teil der Reihe („Die Hofgärtnernin – Frühlingsträume“) noch nicht kennt, aber lesen möchtet – Spoilergefahr!
– Das Buch habe ich freundlicherweise vom Penguin-Verlag über das ‚Bloggerportal‘ als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!

– Ich habe für diese Rezension vom Verlag oder von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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Das Buch „Die Hofgärtnerin – Sommerleuchten“ von Rena Rosenthal ist der zweite Teil der Reihe um die junge Marleene, welche an der Seite ihres Verlobten Julius im ausgehenden 19. Jahrhundert für die Verwirklichung ihres Traumes kämpft.

1893 in Oldenburg: Da Julius sich zu der Liebe zu Marleene bekannt hat, wird er aus der Erbfolge ausgeschlossen und die Hofgärtnerei Goldbach wird von seinem älteren Bruder Konstantin übernommen.
Frohen Mutes beginnen Julius und Marleene damit, Land und vor allem das Geld für eine eigene Gärtnerei aufzutreiben. Doch das ist alles nicht so leicht und ihr großer Traum scheint zu zerplatzen. Durch eine glückliche Fügung bekommen sie ein Stück Land, welches sie bewirtschaften dürfen. Zudem könnte eine Auszeichnung auf der Hamburger Gartenschau ihnen die Auszeichnung als „Hofgärtnerei“ einbringen.
Die Planung und die schier unendliche Arbeit aus dem Nichts eine komplette Gärtnerei aufzubauen bringen Julius und Marleene an ihre physischen und psychischen Grenzen und auch ihre Liebe wird dadurch auf eine harte Probe gestellt.
Zudem scheinen sie Konkurrenten zu haben, die vor keiner Intrige zurückschrecken.

Im März 2021 bin ich über die Sozialen Medien auf den ersten Teil „Die Hofgärtnerin – Frühlingsträume“ aufmerksam geworden. Das Cover und auch der Klappentext überzeugten mich und da ich gelernte Gärtnerin bin, sprach mich die Geschichte direkt an.
Mit großer Begeisterung habe ich den ersten Teil gelesen und freute mich seit dem auf die Fortsetzung der Geschichte, da ich ganz gespannt war, wie es mit den liebgewonnen Charakteren weiter geht.
An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich beim Penguin-Verlag für die Zusendung und Bereitstellung des Buches als Rezensionsexemplar über das ‚Bloggerportal‘ bedanken.

Marleene ist eine glückliche Frau, die mit viel Leidenschaft und Engagement ihren großen Traum von einer eigenen Gärtnerei vorantreibt. Um diesen zu verwirklichen, ist sie sich auch nicht zu schade, wieder in dem ihr verhassten Hotel als Zimmermädchen zu arbeiten und sich den Launen einer jähzornigen Chefin zu stellen. Ich mochte ihre kreative und zupackende Art und auch ihre absolute Loyalität anderen Menschen gegenüber.
Ein festes Band der Liebe und Zuneigung verbindet Marleene und Julius. Er ist sich ebenfalls für Nichts zu schade und kämpft an der Seite seiner Verlobten für die eigene Gärtnerei. Er ist jedoch immer öfter von Zweifeln und auch Ängsten getrieben, wie und ob sich dieser Traum jemals erfüllen lässt. Seinen ruhigen, eher introvertierten Charakter mochte ich schon im ersten Teil der Reihe sehr gerne.
Julius gegenüber steht sein extrovertierter und selbstverliebter Bruder Konstantin. Er ist der Erbe der Hofgärtnerei und macht den Menschen in seinem Umfeld das Leben alles andere als leicht. Frieda, Marleenes Cousine, nimmt in diesem Teil eine zentrale Rolle in der Geschichte ein. Sie ist für Marleene der ruhende Pol, der ihr Halt gibt und sie auch immer wieder bestärkt. Auch wenn Frieda selbst kein einfaches Leben führt und immer wieder Rückschläge erleidet gibt sich Frieda selbst und auch Marleene nicht auf.
Hervorheben möchte ich an dieser Stelle noch Alma. Sie ist eine junge Frau, welche eine äußerst entschlossene Art an sich hat und damit gleich den Weg in mein Leser-Herz gefunden hat.
Beeindruckt hat mich Rosalie – die Schwester von Julius und Konstantin. Ihre immense Wandlung und auch ihre Stärke haben mich sehr begeistert und ich bin sehr gespannt, wie es mit ihrer Geschichte weiter geht.
Die Belegschaft der Gärtnerei und die Nachbarn von Marleene und Julius sind ein bunter Haufen an unterschiedlichster Charakteren – wie ein bunter Blumenstrauß hat jede Figur ihren Platz. Auch wenn nicht alle direkt sympathisch sind ist jede einzelne Figur authentisch und lebensecht gezeichnet. Manch eine Figur wuchs mir schneller ans Herz als andere, bei anderen wurde man aber auch von ihren Handlungen und Gedanken überrascht. Sie alle zusammen geben einen guten Einblick in die Struktur der Gesellschaft und in das Gesellschaftsbild des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Rena Rosenthal ist es zudem bestens gelungen die Unterschiede der Stadt- und der Landbevölkerung zu dieser Zeit darzustellen.
Es gibt noch zahlreiche andere Figuren, welche die Geschichte sinnvoll weiterbringen und mich das ein oder andere Mal sehr überraschten. Mit ihren Ecken und Kanten und auch mit so manchen Fehlentscheidungen geben sie der Geschichte eine sehr gute Authentizität und ich bin schon sehr gespannt, wie es mit ihnen allen und ihren Geschichten im dritten Teil der Reihe weitergeht.

Die Autorin Rena Rosenthal stammt aus einer Gärtnerfamilie und hat in ihre Bücher eine Menge Fachwissen im Bereich der Arbeiten in Gärtnereien und der Pflanzen eingebracht, aber auch viel zu der damaligen Gesellschaft recherchiert.
Mit ihrer flotten und sehr bildhafter Sprache lässt sie die 700 Seiten nur so dahinfliegen und ich konnte mich voll in die Geschichte und Handlung fallenlassen. Schon ab der ersten Seite war ich wieder in der Geschichte angekommen, welche direkt an die Handlung des ersten Teils ansetzt und ich wollte das Buch nur noch ungern aus den Händen legen.
Die Ausstattung des Buches ist wieder wunderschön: Das bezaubernde Cover, die wunderschönen Buchklappen, das ausführliche Nachwort, ein Glossar und die Rezepte im hinteren Teil des Buches lassen keine Wünsche offen.

Wie auch im ersten Teil spielt der Kampf um die Gleichberechtigung der Frauen im ausgehenden 19. Jahrhundert wieder eine zentrale Rolle.
Mit dem Argument, dass Frauen keine Familie zu ernähren hätten, bekamen diese einen um vielfach geringeren Lohn als Männer bezahlt. Aber nicht nur das: In der Schulbildung wurden schon junge Mädchen benachteiligt. Wenn sie überhaupt in die Schule gehen durften, dann kürzer als ihre Mitschüler. Danach war es schwer bis unmöglich eine Ausbildungsstelle zu finden oder zu studieren. All diese Möglichkeiten wurden ihnen systematisch verwehrt und standen nur den Männern offen. Ohne Ausbildung bzw. Studium blieb vielen Frauen nur die niedrig bezahlte Hilfsarbeit. Den bürgerlichen Frauen (‚höhere Töchter‘) blieben zwar noch ein paar Möglichkeiten mehr an Bildung zu kommen, doch ihnen wurde der Einstieg ins Berufsleben verwehrt. Sie sollten sich ganz auf ihren Ehemann und die Familie konzentrieren.
Während im ersten Teil der Reihe Marleene und ihre Mitstreiterinnen auf verlorenen Posten für Gleichberechtigung kämpfen, kommt in diesem Teil Bewegung für diesen Kampf. Auch in höheren Gesellschaftsschichten, vorwiegend aber in der Arbeiterschicht, werden die Rufe nach gleichen Bildungschancen und gleicher Bezahlung der Frauen immer lauter und unüberhörbarer.

Diese geschichtlichen Hintergründe hat Rena Rosenthal akribisch recherchiert und bettet ihre fiktiven Charaktere gekonnt in diese hinein. Sie verwebt historische Fakten und Fiktion sehr gut miteinander und macht Geschichte damit lebendig und äußerst erlebbar.

Nun freue ich auf den dritten Teil der Reihe, welcher im Winter 2022/2023 erscheinen soll.

Fazit: Dieses Buch ist das perfekte Kopfkino: Stimmungsvoll entführt uns Rena Rosenthal mit authentischen Charakteren in das 19. Jahrhundert und führt damit ihre wundervolle Familiensaga absolut stimmig und mitreißend weiter. Absolut lesenswert!

*Ich habe für diese Rezension vom Verlag oder von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Das Grand Hotel – Die der Brandung trotzen“

von Caren Benedikt

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 21. März 2022
Verlag: Blanvalet
ISBN: 978-3764507749
Seitenanzahl: 416 Seiten

https://www.penguinrandomhouse.de/Paperback/Das-Grand-Hotel-Die-der-Brandung-trotzen/Caren-Benedikt/Blanvalet/e586978.rhd

Klappentext:
Bernadette von Plesow, Inhaberin des feudalen Grand Hotels in Binz auf Rügen, hatte einen Traum: Sie sah ihren Sohn Constantin vor sich, der vor ihren Augen stirbt. Sie weiß, es war nur ein Traum, aber sie macht sich große Sorgen. Constantin hat sich mit der Unterwelt angelegt und befindet sich zur Zeit im Gefängnis, wo er auf seinen Prozess wartet. Sogar die Todesstrafe könnte ihn erwarten. Natürlich muss Bernadette etwas tun, sonst wäre sie nicht die Frau, die sie ist. Während ihre Tochter Josephine das Grand führt, versucht Bernadette alles, um ihrem Sohn einen Freispruch zu garantieren. Dabei kommt sieder Unterwelt gefährlich nah und verärgert einen äußerst gefährlichen Mann …

Hinweise:
-Das Buch habe ich freundlicherweise vom Blanvalet-Verlag über das ‚Bloggerportal Randomhouse‘ als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!-Ich habe für diese Rezension vom Verlag oder von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.
– Bitte lest diese Rezension nicht, wenn ihr die ersten beiden Teile der Reihe noch nicht kennt, da ihr euch sonst spoilern könntet.
– Meine Rezensionen zu den ersten beiden Teilen der Reihe findet ihr hier:
Band 1: „Das Grand Hotel – Die nach den Sternen greifen“
Band 2: „Das Grand Hotel – Die mit dem Feuer spielen“

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Das Buch „Das Grand Hotel – Die der Brandung trotzen“ von Caren Benedikt ist der finale dritte Teil einer Reihe, die in Binz und Berlin in den 1920er Jahren angesiedelt ist und die fiktive Familiengeschichte der von Plesow erzählt.

Nach wie vor hat die resolute Bernadette von Plesow die Fäden fest in der Hand. Nach dem Tod ihres Mannes und zwei ihrer vier Kinder führt sie das Grand Hotel mit eisernem Willen und großer Leidenschaft.
Ihre Tochter Josephine tritt in ihre Fußstapfen und möchte sich ein Künstler-Hotel in Binz aufbauen. Doch bevor Josephines Träume Wirklichkeit werden können, muss sie vertretungsweise das Grand Hotel“ führen. Bernadette eilt nach Berlin, dort wartet ihr Sohn Constantin auf seinen Gerichtsprozess. Ihm droht wegen Mordes eine lange Gefängnisstrafe.
Constantin hat sich mit einem mächtigen Gegner aus der Unterwelt angelegt und Bernadette selbst gerät in einen Strudel aus Gewalt und Intrigen.

Im Frühjahr 2020 habe ich den ersten Teil dieser Buchreihe gelesen und mir war nach Beendigung des ersten Teiles klar, dass ich auch den zweiten Teil unbedingt lesen muss. Diesen durfte ich ein Jahr später lesen durfte. Seit Ende des zweiten Teils wartete ich ungeduldig auf den dritten Teil der Reihe, da ich unbedingt wissen wollte, wie sich alles zusammenfügt. Diese Mischung aus Geheimnissen, Intrigen, Insel-Feeling, Großstadt-Flair und jeder Menge Geschichte machen diese Reihe ganz besonders und ist damit eine ausgezeichnete Unterhaltung mit großen Sucht-Faktor.
Das Buch habe ich freundlicherweise vom Blanvalet-Verlag über das ‚Bloggerportal von Randomhouse‘ als kostenloses Rezensionsexemplar erhalten – an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön.

Wie in den beiden vorherigen Bänden sind alle Figuren in diesem Buch authentisch und lebensecht gezeichnet, sie haben Ecken und Kanten, machen Fehler und leben ihr Leben in einer aufregenden Zeit.
Auch wenn ich sehr glücklich bin, dass ich sie alle ein Stückchen auf ihren spannenden Lebenswegen begleiten durfte, schwingt auch sehr große Wehmut mit, ihnen allen nun endgültig „Adieu“ sagen:
Bernadette von Plesow, der taffen, beherrschten und auch stolzen Frau, welche unter ihrer harten Schale doch einen weichen Kern besitzt und für die Menschen, die ihr etwas bedeuten, alles möglich macht und für diese kämpft.
Ihrer Tochter Josephine, die sich seit dem ersten Teil so wunderbar entwickelt hat und erwachsen geworden ist, nun etwas aus ihrem Leben macht und in die Fußstapfen ihrer Mutter tritt.
Konstantin, dem anfangs undurchsichtige Charakter, der im Laufe der Handlung ebenfalls eine realistische Entwicklung durchläuft und nach und nach vertrauten Menschen seine liebevolle Seite zeigen kann.
Eine Figur, welche durch die Geschichte trägt, auch wenn er nicht im Zentrum der Geschehnisse steht ist Hauptmann Carl Winter – der Akkordeonspieler. Seine intensive und berührende Geschichte werde ich nie vergessen.
Auch die eher unsympathische Margit von Plesow, Bernadettes Schwiegertochter, trägt ihren Teil zu dieser spannenden Geschichte bei.
In dieser Buchreihe gibt es viele Nebenfiguren, welche mich mit ihrer Vielseitigkeit und ihren Lebensgeschichten überzeugen konnten.
Egal ob Haupt- oder Nebenfigur, sie alle sind mir ans Herz gewachsen und ich werde sie mit Sicherheit sehr vermissen. Danke an Caren Benedikt für diese unvergesslichen Charaktere und ihre Geschichten.

Die Handlung des Buches knüpft direkt an den zweiten Teil an und wird chronologisch erzählt. Auch wenn Vergangenes immer mal wieder erzählt wird, finde ich es wichtig, dass der Leser/ die Leserin die ersten beiden Teile bereits kennt, da sich die Geschichte und vor allem die Charaktere im Laufe der Reihe entwickeln.
Ganz schnell war ich wieder in der Geschichte angekommen und und konnte den Charakteren und den Ereignissen gut folgen.

Die flotte und bildhafte Sprache von Caren Benedikt ließen mich in vergangene Zeiten abtauchen und diese lebendig werden. Sie beschreibt detailliert, aber trotzdem mit hohen Tempo, auf keiner Seite kam Langeweile auf. Teilweise konnte und wollte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen.

Den geschichtlichen Hintergrund des Romans bildet das Jahr 1925. Die Gesellschaft der Weimarer Republik ist politisch und sozial tief gespalten und auch die tiefen Wunden des Ersten Weltkrieges sind noch immer nicht verheilt. Die NSDAP und ihr Anführer Adolf Hitler werden immer stärker und die Weimarer Republik immer instabiler.
Auf der einen Seite der Gesellschaft regiert der Luxus, auf der anderen Seite herrschen Hunger, Armut und Gewalt.
Die Reihe um das „Grand Hotel“ führt den Leser/ die Leserin in diese verschiedene Bereiche der damaligen Gesellschaft und bietet mit ihren authentischen Charakteren einen guten Einblick in das Denken und Handeln der Menschen zu dieser Zeit.
Caren Benedikt hat diese geschichtlichen Hintergründe hervorragend recherchiert und gekonnt mit der fiktiven Familiengeschichte der von Plesow verknüpft.
Ausgezeichnet nachgespürt hat die Autorin auch dem Aufbau und der Organisation der damaligen Unterwelt und reißt den Leser/ die Leserin mit in diesen Strudel aus Intrigen und Gewalt, wo ein Menschenleben nicht viel wert war.

Die Ausstattung des Buches ist, wie bei den ersten beiden Teilen, wieder sehr hochwertig und besteht aus einer Klappbroschur. Die drei Cover und auch die Titel passen perfekt zusammen und sie sehen im Bücherregal wunderbar aus.

Fazit: Mit „Das Grand Hotel – Die der Brandung trotzen“ endet eine Buchreihe, welche mich drei Jahre lang begleitet und mit den unvergesslichen Charakteren und einer spannenden Handlung sehr begeistert hat und damit unvergessen bleibt. Danke liebe Caren Benedikt für diese erstklassigen Lesestunden.

*Ich habe für diese Rezension vom Verlag oder von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars durch den Verlag muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.