„Anisbrot in Antiochia“

von Dorothe Zürcher

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 02. September 2024
Verlag: acabus
Ausgaben: Taschenbuch & eBook
ISBN:  978-3862828685
Seitenanzahl: 272 Seiten
Preise: 18€ (Taschenbuch), 09,99€ (eBook)
Reihe: „Die Zeit der Kreuzzüge“, Band 02 von 02

Homepage:
https://www.dorothe-zürcher.ch

Klappentext:
„Anisduft und Granatapfelsaft.
Antiochia im Jahre 1190: Kaiser Barbarossa ist tot! Sein Kreuzritterheer löst sich auf und Ritter Diethelm erkrankt schwer. Die hochschwangere Delikatessköchin Alkmene und ihr Angetrauter, der Eunuch Pares, machen sich gemeinsam mit Diethelms Knappen auf den gefährlichen Weg nach Antiochia, um dem Ritter zur Seite zu stehen. Keine Speise kann Diethelm heilen, wähnt er sich doch verflucht. Da heckt Pares einen verwegenen Plan aus. Dafür braucht er Alkmenes Kochkünste und er bringt sie alle in Lebensgefahr.“

*Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin als signiertes Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank dafür.
– Ich habe von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistungen erhalten, die Rezension spiegelt meinen persönlichen Lese-Eindruck wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars und der Verlinkung der Homepage kennzeichne ich diese Rezension als Werbung
.
Meine ausführliche zum ersten Band findet ihr hier: „Bittermandeln aus Byzanz“

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Das Buch „Anisbrot in Antiochia“ von Dorothe Zürcher ist der zweite Band einer historischen Romanreihe und spielt im 12. Jahrhundert während des Dritten Kreuzzuges vorwiegend in den Städten Antiochia, Jaffa und Jerusalem.

„Alkmene konnte einen Menschen ansehen und es tauchte in ihren Gedanken eine Speise auf, die sie für ihn verarbeiten konnte. Es waren spontane Bilder, die sie oft beiseite wischte, manchmal umsetzte.“

[S. 121, Kapitel 11]

Antiochia im Jahr 1190: Kaiser Barbarossa ist tot. Nach der Auflösung des Kreuzritterheers erkranken einige Kreuzritter bei der Stadt Antiochia schwer – unten ihnen ist Ritter Diethelm.
Die schwangere Delikatessenköchin Alkmene und ihr Angetrauter Pares machen sich auf den Weg zu Diethelm, um ihren Freund beizustehen und ihm zu helfen. Doch es ist ein langer und gefährlicher Weg. Diethelm ist fest davon überzeugt, dass es sich bei seiner Krankheit um einen Fluch handelt.
Um diesen Fluch zu brechen heckt Pares einen Plan aus, der nicht nur ihn, sondern auch Alkmene und Diethelm in große Gefahr bringt.

Auch wenn ich eher selten historische Romane lese, in denen es um die Kreuzzüge geht (diese Zeit ist mit mitunter etwas zu düster und brutal), habe ich im Oktober 2023 mit großer Begeisterung „Bittermandeln aus Byzanz“ gelesen. Dieser Reihen-Auftakt konnte mich mit facettenreiche Figuren ,welche abseits des ‚Gewohnten‘ leben und agieren, überzeugen. Außerdem stehen in diesem Roman nicht unbedingt die Taten der Kreuzritter im Zentrum der Geschichte, sondern die Figuren und das Thema Kochen.
Da am Ende des ersten Bandes einige Fragen offen bleiben, freute ich mich schon sehr auf den zweiten Band und war gespannt, wie es mit all den Figuren und ihren Geschichten weitergeht.
Freundlicherweise bekam ich auch den zweiten Band als signiertes Rezensionsexemplar von der Autorin zur Verfügung gestellt, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte.
Die Ausgabeart des Buches ist eine einfache Broschur, ohne Klappen und mit insgesamt 272 Seiten.
Das wunderschöne Cover passt perfekt zum ersten Band, sprach mich direkt an und machte mir große Lust auf die Geschichte: Es zeigt in der Mitte des Bildes ein verziertes goldfarbenes Gefäß, welches mit Granatäpfeln gefüllt ist. Rechts neben dem Gefäß befinden sich einige Anissterne, dahinter ist ein orientalisch anmutendes Muster zu sehen. Der Hintergrund ist dunkelblau gehalten, wodurch sich die Gegenstände auf dem Cover, der Name der Autorin und der Buchtitel gut abheben. Auf dem Buchrücken sowie auf der Buchrückseite finden sich die Anissterne wieder.

Band 1
Band 2

Das Buchinnere ist, wie der erste Band, wieder wunderschön gestaltet: Auf der zweiten Seite wird das Motiv des Covers zeichnerisch dargestellt, auf der nächsten Seite findet sich eine Karte mit den Stationen des Dritten Kreuzzuges und damit auch die wichtigsten Handlungsorten des Romans. Jedes einzelne der insgesamt 24 Kapitel ist zu Beginn mit einem gezeichneten Anis-Stängel verziert und wird mit einem ausgewählten Rezept, welches auch in der Handlung vorkommt, eröffnet. Das gesamte Buch wirkt durch diese liebevolle Gestaltung sehr wertig und edel.
Das Kapitel 0 ist ein kleiner Rückblick auf den ersten Band. Mit dem ersten Kapitel befinden wir uns dann Mai 1190 – und sind mitten in der Schlacht von Iconium. Somit setzt die Handlung zeitlich fast direkt an das letzte Kapitel des ersten Bandes an. Ein kurzes Nachwort (mit einem Ausblick auf den dritten Band), der Dank der Autorin, ein Personenverzeichnis, eine Liste mit Worterklärungen, sowie eine kurze Biographie der Autorin und weiteren Buchtipps aus dem acabus Verlag runden das Buch harmonisch ab.
Nachdem ich mit dem zweiten Teil begonnen habe, hatte ich etwas Probleme, wieder in die Geschichte zu finden und zu den Charakteren eine Beziehung aufzubauen. Irgendwann machte es aber „klick“ und die Ereignisse aus dem ersten Band waren wieder da. 
Ich empfehle sehr, dass man den ersten Band der Reihe gelesen hat, bevor man den zweiten Band liest. Ohne gewisse Vorkenntnisse dürfte es schwer sein, in die Geschichte zu finden und auch die vielen und vielfältigen Charaktere zu durchschauen und deren Entwicklungen und Entscheidungen richtig zu verstehen.
Dorothe Zürcher schafft auch in diesem Band wieder eine sehr dichte und realistische Atmosphäre. Ihre lebendige und bildgewaltige Sprache und die interessanten Charakteren und den geschichtlichen Hintergründen konnten mich erneut begeistern und ich verlor mich ganz in der Handlung und flog nur so durch die spannende Geschichte. Stellenweise wurde die chronologisch erzählte Handlung so spannend, dass ich das Buch nicht mehr aus den Händen legen wollte. Ich bangte, fieberte, weinte, reiste und kochte mit den vielseitigen Figuren, welche sich fernab des „Mainstreams“ befinden.
Die Autorin hat die historischen Hintergründe akribisch recherchiert und entführt den Leser mit viel Wissen an die Orte des Geschehens und lässt Bilder aus längst vergangenen Zeiten entstehen.
Auch in diesem Band nehmen die sinnlichen Beschreibungen der Speisen und deren Zubereitung viel Raum in ein und sorgen damit für den besonderen Reiz des Romans. Nie wirkt es langatmig oder langweilig, ich habe erneut viel über die (damalige) südeuropäische Kochkunst gelernt – auch wenn nicht jedes Rezept nach meinem persönlichen Geschmack ist.

„»Du bildest dir ein, wer von deinem Essen kostet, sei dir für ewig dankbar!«
Alkmene schluckte. Das war auch so. Der Balance ihrer Speisen konnte kaum jemand widerstehen.“

[Seite 48, Kapitel 5]

Die Charaktere, welche im Mittelpunkt der Geschichte stehen, sind bereits aus dem ersten Band bekannt. Während Alkmene und Pares fiktiv sind, ist Ritter Diethelm von Toggenburg eine historische Figur.
Ich war sehr gespannt darauf zu erfahren, wie es mit diesen drei Protagonisten weitergehen wird, wohin sie ihre Träume, Wünsche und Ziele tragen werden.
Wieder fügen sich die fiktiven Figuren in die geschichtlichen Hintergründe ein und Dorothe Zürcher verwebt deren Schicksale und Lebensgeschichten gekonnt mit den Leben der historischen Figuren.
Die Köchin Alkmene ist fiktiv – wie auch und ihre Freunde und Freundinnen, sowie auch viele weitere Personen in ihrem direkten Umfeld. Alkmene steht in dieser Romanreihe im Mittelpunkt und ist ein sehr vielschichtig und facettenreich angelegter Charakter. Sie lebt für ihre Arbeit und hat sich im Laufe ihres Lebens ein immenses Wissen über das Kochen angeeignet. Auch wenn sie es nicht immer leicht hat und des Öfteren hinfällt, verliert sie ihre Ziele und auch die anderen Menschen in ihrer Umgebung nicht aus den Augen. Während sie im ersten Band in ihrem Privatleben noch nicht richtig zu sich gefunden hat, scheint sie in diesem Band etwas gesetzter – auch wenn ihre Zukunft alles andere als sicher ist. Ich habe Alkmene fest in mein Herz geschlossen und ich bin sehr gespannt, wie es mit ihr und ihrer Geschichte weitergehen wird.
Alkmenes Angetrauter Pares ist ebenfalls fiktiv jedoch ist dieser so lebensecht gezeichnet und ist etwas abseits des ‚Gewohnten‘.
Ritter Diethelm von Toggenburg ist eine historische Figur und wird sehr ambivalent dargestellt. Einerseits ist er in Eroberungen und Schlachten der erbarmungslose Ritter, auf der anderen Seite ist er mit seinem Leben alles andere als glücklich und sehnt sich nach Liebe und Geborgenheit, welche er in seinem Elternhaus nie erfahren hat. Er wirkt abgeklärt und glaubt gleichzeitig doch auch an einen Fluch.
Es war sehr spannend zu erleben, wie die verschiedenen Kulturen der Figuren aufeinander treffen, jeder sich so seine Gedanken über den jeweils anderen macht und wie Vorbehalte und Vorurteile die Menschen trennen und sie doch zusammen leben lassen.
Um die Spannung nicht vorwegzunehmen, möchte ich nicht allzu detailliert auf die verschiedenen Charaktere eingehen, ich bin mir aber sicher, dass auch ihr diese vielschichtigen Figuren mögen werdet.
Erneut trifft der Leser/ die Leserin auf den 272 Seiten auf die großen Figuren der Weltgeschichte, aber eben auch auf die ’normalen‘ Menschen, wie sie vor über 830 Jahren gelebt, gearbeitet, gedacht und geliebt haben (könnten). Dorothe Zürcher zeichnet mit ihren fiktiven und historischen Figuren ein sehr authentisches Bild der damaligen Zeit und Gesellschaft und konzentriert sich hierbei auch auf einen sehr interessanten und unkonventionellen Aspekt, welchen man so in historischen Romanen eher selten findet.

„Nein, sie war nicht eifersüchtig. Diethelm hatte ihr nie gehört. Er gehörte in eine andere Welt.“

[Seite 238, Kapitel 22]

Den geschichtlichen Hintergrund bildet das Jahr 1190 und damit die Zeit des Dritten Kreuzzuges. Zu diesem Kreuzzug, hatte der Papst in einer Bulle die Königreiche des Abendlandes aufgerufen, nachdem Sultan Saladin das Heer des Königreichs Jerusalem besiegt und die Stadt Jerusalem erobert hatte und die Kreuzfahrerstaaten nach dem Zweiten (gescheiterten) Kreuzzug immer mehr in Bedrängnis gerieten. Der Tiefpunkt des Dritten Kreuzzuges, war der Tod von Kaiser Barbarossa – dieser ertrank im Juni 1190 im Fluss Saleph.
Mit dem ersten Kreuzzug wurde Jerusalem im Jahr 1099 von den Christen erobert. Da Jerusalem in dieser Zeit immer wieder von Muslimen zurückerobert wurde, kam es zwischen 1095 und 1270 zu insgesamt sieben Kreuzzügen, welche zwar hohe Kosten verursachten, jedoch nur von geringen Erfolg gekrönt waren. Das langfristige Ziel der Christen – die dauerhafte Vorherrschaft in und um Jerusalem – wurde schlussendlich aber verfehlt. Über die Opferzahlen ist sich die Geschichtsschreibung uneinig, einige Schätzungen gehen von 1 – 3 Millionen Todesopfern aus.
Mit ihrer Buchreihe nimmt Dorothe Zürcher ihre Leser und Leserinnen mit in diese längst vergangenen Zeiten und stellt die Geschehnisse sehr erlebbar und fühlbar dar. Man merkt, wie akribisch die Autorin recherchiert hat.
Auch am Ende dieser Rezension möchte ich mich bei Dorothe Zürcher für dieses erneute gelungene und lehrreiche Leseerlebnis bedanken .Ich freue mich jetzt schon auf den dritten Band der Reihe, welcher im Herbst 2025 erscheinen soll und bin schon sehr gespannt, wie die Geschichte weitergehen wird.

Fazit: Trotz leichter Anlaufschwierigkeiten hat mich „Anisbrot in Antiochia“ von Dorothe Zürcher wieder bestens unterhalten: Ich bangte, fieberte, weinte, reiste und kochte mit den vielseitigen Figuren, welche sich fernab des „Mainstream“ befinden.
Der Roman bot mir beste Unterhaltung und viel neues Wissen – letzteres vor allem in Bezug auf die Kochkunst und den Verlauf des Dritten Kreuzzuges. Mit ihrem großartigen Sprachstil lässt Dorothe Zürcher Bilder aus längst vergangenen Zeiten entstehen und nimmt die Leser und Leserinnen mit auf eine unvergessliche Zeitreise – sehr lesenswert.


* Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Bereitstellung eines kostenlosen Rezensionsexemplars durch die Autorin, der Titelbezeichnung/ Namensnennung und der Link zur Homepage der Autorin muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Wer mit den Wölfen heult – Die Canterbury-Fälle“

von Tessa Duncan

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 12. September 2024
Verlag: dtv
Ausgaben: Taschenbuch & eBook
ISBN:  978-3-423-22094-1
Seitenanzahl: 512 Seiten
Preise: 13€ (Taschenbuch), 09,99€ (eBook)
Reihe: „Die Canterbury-Fälle“, Band 02 von 02

Homepage:
https://www.dtv.de/buch/wer-mit-den-woelfen-heult-22094

Klappentext:
„Bei einem Einsatz anlässlich eines Banküberfalls schießt Police Sergeant Martin Gordon seinen Kollegen Clark Jarrett an. War das nur ein Versehen? Nicht zum ersten Mal gab es Konflikte zwischen den beiden Polizisten. Deren Vorgesetzter beauftragt Lily Brown, ein psychologisches Gutachten über Gordon zu erstellen. Doch noch bevor sie zu dem verschlossenen Mann durchdringen kann, begeht er Selbstmord. Er hinterlässt einen Brief mit der Botschaft: »Lily Brown wird herausfinden, was wirklich geschehen ist.« Lily kann sich zwar keinen Reim darauf machen, wird aber zu den internen Ermittlungen der Umstände von Gordons Tod hinzugezogen Dabei stößt sie auf ein unglaubliches Komplott innerhalb der Polizei.“

*Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise vom dtv Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank dafür.
– Ich habe vom Verlag und/ oder von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistungen erhalten, die Rezension spiegelt meinen persönlichen Lese-Eindruck wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars und der Verlinkung der Homepage kennzeichne ich diese Rezension als Werbung
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– Meine ausführliche Rezension zum ersten Band findet ihr hier: „Wer das Vergessen stört – Die Canterbury-Fälle“.

Trigger und Content-Hinweise:
– Teile der Handlung enthalten gewaltvolle Todesfälle und einzelne Szenen körperlicher, sexueller und psychischer Gewalt.
– CN: Suizid, Mord, Tod, Vergewaltigung, plötzlicher Kindstod.

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Das Buch „Wer mit den Wölfen heult – Die Canterbury-Fälle“ von Tessa Duncan ist der zweite Band der Krimi-Reihe um die Psychologin Lily Brown, welche nach dem Selbstmord ihres Patienten mit den Ermittlungen beauftragt wird.

„Hätte ich nur nie mit den Wölfen geheult. Aber ich habe es getan. Und das führte dann irgendwann zu der Katastrophe, die seither mein ganzes Leben bestimmt.“

[Kapitel 10, Seite 108]

Dover März 2019: Bei einem Einsatz schießt der verwitwete Polizist Martin Gordon auf seinen Kollegen Clark Jarrett. Clark überlebt und wirft Gordon versuchten Mord vor. Gordon jedoch beteuert, dass dieser Vorfall ein Versehen war.
Als die Therapeutin Lily Brown mit dem Fall betraut wird, erkennt sie schnell, dass die Beziehung zwischen den beiden Polizisten schon vor dem Vorfall spannungsgeladen war. Trotz allem psychologischen Geschick kann Lily nicht zu Gordon durchdringen. Kurz darauf begeht dieser Suizid und lässt Lily mit vielen unbeantworteten Fragen zurück. Lily stürzt sich in die Ermittlungen, die ihr alles abverlangen.
Und dann ist da noch ihre andere Patientin, welche bereits ein Kind an den plötzlichen Kindstod verloren hat und Angst davor hat, dass ihrem Ungeborenen das gleiche Schicksal drohen könnte.
Auch in Privatleben gibt es mit Dan an ihrer Seite viele Höhen und Tiefen und schon bald weiß Lily nicht mehr so recht, wo ihr der Kopf steht.

Tessa Duncan ist das neue Pseudonym von Marita Spang, die vielen Leser und Leserinnen auch unter dem Namen Marie Lacrosse und den Reihen „Das Weingut“, „Das Kaffeehaus“ und „KaDeWe“ bekannt ist.
Mit dem Namen Tessa Duncan, dem dtv Verlag und ihrem Auftakt „Wer das Vergessen stört – Die Canterbury-Fälle“ hat sie sich im Jahr 2023 in das Genre der Spannungsliteratur gewagt – und mich voll und ganz überzeugt: Der spannungsgeladene Reihenauftakt nahm mich mitunter emotional sehr mit und trotzdem konnte und wollte ich diesen nicht mehr zur Seite legen. Dazu die interessante Hauptfigur Lily Brown, die als Therapeutin einen ganz anderen Blickwinkel in die Geschichte bringt und die man einfach gerne haben muss.
Umso gespannter war ich auf den zweiten Band „Wer mit den Wölfen heult“ und es war für mich klar, dass ich diesen unbedingt lesen musste. Freundlicherweise bekam ich das Buch als kostenloses Rezensionsexemplar vom dtv Verlag und von der Autorin zugesendet, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte.
Wie auch schon beim ersten Band gefällt mir das düstere, und damit absolut stimmige Cover: Es zeigt Fachwerkhäuser, welche links und rechts an einem dunklen Gewässer gebaut sind, in welchem sie sich spiegeln. Die gesamte Szenerie liegt im Dunkeln, die erleuchteten Fenster der Häuser bilden die einzigen Lichtpunkte.
Auch wenn es eine ganz andere Atmosphäre als das Cover des ersten Bandes hat, passen die beiden Bände ganz wunderbar zusammen:

Band 1
Band 2

Das Buch ist ein hochwertig gestaltetes Taschenbuch mit Klappen und hat insgesamt 512 Seiten. Auf der vorderen Klappe findet sich ein ausführlicher Klappentext, im inneren wird das Covermotiv mit einzelnen Zitaten aufgegriffen. Auf der hinteren Klappe befindet sich ein Foto und eine kurze Biografie der Autorin, innen wird der erste Band der Reihe vorgestellt.
Die Handlung wird in zwei Hauptteile unterteilt und umfasst einen Prolog, 55 Kapitel und einen Epilog. Der Prolog setzt im März 2019 an, mit dem ersten Kapitel befinden wir uns im April 2019. Mit kleinen Einschüben aus der Vergangenheit, welche aus der direkten Sicht von verschiedenen Protagonisten und Antagonisten erzählt werden, arbeitet sich die Handlung immer weiter vor. Lily Brown und auch den Lesenden werden im Fortgang die erst undurchsichtigen erscheinenden Sachverhalte immer klarer. Durch den spannenden Prolog, die unterschiedlichen Blickwinkel ihrer Charaktere und den zwei völlig unterschiedlichen Fällen sorgt die Autorin für eine einnehmende Atmosphäre und baut eine immense Spannung auf. Die ergreifende(n) Geschichte(n) gingen mir unglaublich nah – ich musste oft mit den Tränen kämpfen. Und doch musste ich immer weiter lesen und legte das Buch nur äußerst ungern aus den Händen.
Der Sprachstil ist sehr bildhaft und klar – mitunter aber doch sehr derb, was aber immer zu den jeweiligen Figuren passt.
Ich halte es nicht für unbedingt erforderlich, dass man den ersten Band vor dem zweiten Band gelesen haben muss, allerdings für sinnvoll. Lily Brown und auch ihr Partner Dan entwickeln sich weiter und nehmen auch immer wieder Bezug auf die Geschehnisse im ersten Band. Um diese Entwicklungen und auch die Gedanken der Charaktere richtig zu durchblicken, sollte man den ersten Band gelesen haben.

„Meine Mutter wäre jedenfalls begeistert, wenn sie wüsste, dass ich gerne Nachwuchs hätte. Im August werde ich zweiunddreißig. Meine biologische Uhr tickt tatsächlich, da hat Mum gar nicht so unrecht.“

[Kapitel 34, Seite 294]

Die Psychotherapeutin Lily Brown steht auch in diesem zweiten Band im Mittelpunkt der Handlung. Sie führt die einzelnen Fäden der unterschiedlichen Handlungen zusammen. Nach wie vor macht sie in ihrem Beruf, der gleichzeitig auch eine Berufung für sie ist, eine ausgezeichnete Arbeit. Auch privat scheint ihre Beziehung zu Dan in ruhigere Fahrwasser gefunden zu haben. Auch wenn Dans Verhalten für Lily und damit auch für die Leser etwas schwer zu durchschauen ist, macht er Lily sehr glücklich und sie wagt sogar eine Zukunft und Familie mit ihm zu planen – auch wenn sie noch überhaut nicht weiß, wie sie das mit ihrem geliebten Beruf vereinbaren soll. Ihr liebenswerter Kater Mick ist der eigentliche Star in der Geschichte und sorgt für viele Szenen, in denen sich mit Sicherheit viele Katzenbesitzer wieder finden. Lilys angenehmer Praxis-Partner Matt bildet, neben Kater Mick, einen Fixpunkt in ihrem turbulenten Leben. Ich mochte Lilys impulsiven, ehrlichen, lebensechten und menschlichen Charakter sehr gerne. Sie ist sympathisch und unerschrocken, sie lässt sich von ihrem Herzen leiten und hat sich seit dem ersten Band authentisch weiterentwickelt.
Neben diesem ‚festen Kern‘ an Personen stehen noch einige weitere Figuren im Zentrum der Handlung, beispielsweise Martin Gordon: Durch seine Geschichte öffnet sich ein Tor in die Vergangenheit. Die Passagen, welche aus seiner direkten Sicht geschildert sind, zeigen sein Inneres. Das sorgte dafür, dass ich zu ihm und seinen Gefühlen, Gedanken und Handlungen schnell einen Zugang fand – dieser Zugang bleibt Lily erstmal verwehrt. Durch Lilys außenstehende Beobachtungen nahm ich seine äußere Erscheinung wahr. Die Autorin hat mit Martin Gordon einen sehr ambivalenten Charakter geschaffen, welcher mit seiner tragischen Geschichte mit Sicherheit noch lange in meinen Gedanken bleiben wird.
Auch die Geschichte von einer anderen Figur beschäftigt(e) mich sehr. Das Thema ging mir stellenweise sehr nah und ich musste das ein oder andere Mal mit den Tränen kämpfen, auch wenn es als Nebenhandlung erzählt wird.
Um nicht zu viel von der Handlung und vor allem von der Spannung vorwegzunehmen, möchte ich nicht detailliert auf all die vielen und vielfältigen Figuren und deren Geschichten und Hintergründe eingehen. Die Autorin hat, wie in all ihren Romanen, facettenreiche und vor allem sehr interessante Figuren geschaffen, welche mich mit ihren Handlungen des Öfteren überrascht und teilweise unendlich wütend und fassungslos gemacht haben.
Ein Personenregister hätte das Buch allerdings noch gut vervollständigt, denn ich kam das ein oder andere Mal mit den vielen Namen und Titeln durcheinander.

Wie auch im ersten Band beruhen die Fälle in dieser Geschichte auf wahren Verbrechen und Begebenheiten. Die Autorin wurde „von diesen Fällen zur Konstruktion der Handlung inspiriert“ (Zitat Nachwort, Seite 490) und verknüpft diese eng mit psychologischen Phänomenen. Dieser Hintergrund lässt sich die Geschichte noch einmal intensiver, aber auch grausamer wirken.
In diesem Buch spielen viele verschiedene Themen eine Rolle, wie beispielsweise der weitverbreitete ‚Korpsgeist‘ bei der Polizei, Frauen im Polizeidienst und der plötzliche Kindstod . Tessa Duncan geht auf diese Themen sehr gut ein, stellt diese nachvollziehbar dar und hält hierbei eine konstante Spannung. All das führt zu einer sehr ergreifenden und mitunter bedrückenden Atmosphäre.
Bei den geschilderten Therapiesitzungen merkt man, dass die Autorin vom Fach ist und weiß, worüber und was sie schreibt.

„Es sind die heimtückischen Lügner, die ungestraft davonkommen, nicht die, die die Wahrheit sagen.“

[Kapitel 14, Seite 160]

Danke für dieses spannende, ergreifende und mit Sicherheit unvergessliche Leseerlebnis.

Fazit: Gefühlt habe ich das Buch „Wer mit den Wölfen heult“ atemlos gelesen. Die spannenden Geschichte(n) gingen mir unglaublich nah, ich musste oft mit den Tränen kämpfen und mein Herz krampfte sich des Öfteren gefühlt zusammen. Und doch musste ich immer weiter lesen… immer weiter und weiter. Dieser zweite Band der Reihe um die sympathische Therapeutin Lily Brown steht dem ersten Band in Sachen Dramatik und Spannung in Nichts nach. Große Lese-Empfehlung.

* Ich habe für diese Rezension von der Autorin und vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.
Aufgrund der Bereitstellung eines kostenlosen Rezensionsexemplars durch den Verlag, der Titelbezeichnung/ Namensnennung und der Link zur Verlags-Homepage, muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Der Garten im Licht“

von Elena Eden

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 03. August 2024
Verlag: Selpublishing
Ausgaben: Taschenbuch & eBook
ISBN: 979-8333383075
Seitenanzahl: 312 Seiten
Preise: 12,99€ (Taschenbuch), 03,99€ (eBook)
Reihe: „Frankreich-Serie 02/02“

Klappentext:
„Ein Arbeitsauftrag führt die Gartenfotografin Alina Rosen an die Côte d’Azur. In den exotischen Gärten der französischen Zitronen-Stadt Menton entdeckt sie eine Spur ihres wirklichen Großvaters, Antoine de Montagne. Erst der Nachlass ihrer Großmutter Helena hatte diese Überraschung preisgegeben.
Beide hatten sich im Berlin der 1950er Jahre verliebt und eine gemeinsame Zukunft in Paris geplant. Doch ihre Wege trennten sich tragisch. Ein Leben lang hatte sich Helena über ihre Liebe zu dem französischen Kunsthistoriker ausgeschwiegen.
Wer war dieser Mann? Weswegen hatte er sich nie gemeldet? Warum ließ er Helena im Stich? Alina setzt alles daran, das verborgene Leben von Antoine und Helena zu enträtseln.
Dabei wird ihr ein mysteriöses Manuskript zugespielt. Darin finden sich Andeutungen, dass Beatrice von Rothschild, eine Kunstsammlerin der Belle Époque, und ihr legendärer Garten auf der Halbinsel Cap Ferrat, ebenso wie ein Gemälde von Claude Monet etwas mit Alinas Familiengeschichte zu tun haben.
Währenddessen Alina an der verlockenden Côte d’Azur immer tiefer in die Vergangenheit ihrer Familie eintaucht, zeigt sich ihr Freund Florian in der Ferne merkwürdig verändert. Erst spät erkennt sie, dass ihre eigene Liebe bedroht ist …“


Homepage:
https://elena-eden-autorin.de/der-garten-im-licht/

*Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank dafür.
– Ich habe von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistungen erhalten, die Rezension spiegelt meinen persönlichen Lese-Eindruck wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars und der Verlinkung der Homepage kennzeichne ich diese Rezension als Werbung
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Das Buch „Der Garten im Licht“ von Elena Eden ist ein Roman, der auf zwei Zeitebenen in Südfrankreich spielt und zeigt, wie die junge Alina ein lang gehegtes Geheimnis ihrer Großmutter entschlüsselt.

„Falls ich meine Nachforschungen zu Antoine entgegen Gittas Empfehlungen und Mutters Widerstand doch weiterführte, würde meine begonnene Reise zu meinen französischen Vorfahren womöglich auch mit Erkenntnis belohnt werden. Oder das Ganze geriet zu einer Odyssee ohne Ende.“

[Kapitel 3, Seite 37]

Menton im Februar 2023: Eine Auftragsarbeit führt die Gartenfotografin Alina an die Côte d’Azur. Dort entdeckt sie eine Spur zu ihrem leiblichen Großvater Antoine. Dieser ist bereits, wie auch die Großmutter von Alina, vor einigen Jahren verstorben, doch Alina möchte diesem Geheimnis auf die Spur kommen und so mehr über ihre Familiengeschichte erfahren.
Während Alina in Südfrankreich immer tiefer in die Vergangenheit ihrer Familie eintaucht und auch auf Beatrice von Rothschild, eine Kunstsammlerin der Belle Époque stößt, befindet sich Alinas Freund Florian weit von ihr entfernt mitten im Atlantik. Dort zeigt er als Gartenreiseleiter seinen Gästen die subtropischen Paradiese von Madeira und gibt sich Alina gegenüber nun völlig verändert. Ist auch ihre Liebe in großer Gefahr?

Im August 2020 habe ich mit großer Begeisterung den ersten Band der ‚Frankreich-Reihe‘  „Der Garten unter dem Eiffelturm“ von Elena Eden gelesen. Anfang April 2022 folgte der Roman „Der Garten der Harfe“, welcher mich mit tollen Charaktere und den wunderbaren Beschreibungen der Gärten, Landschaften und Menschen perfekte Lesestunden und viel neues Wissen bescherte.
Ende August 2024 fragte die Autorin an, ob ich auch die Fortsetzung der Frankreich-Reihe lesen und rezensieren möchte – natürlich wollte ich und sagte direkt zu.
An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an die Autorin Elena Eden für die Anfrage und die Zusendung des Buches als signiertes Rezensionsexemplar.
Neben dem gelungenen Klappentext sprach ich auch das außergewöhnliche Cover an: Es zeigt eine gemalte Villa am linken Bildrand, welche direkt in einer Meeresbucht liegt. Auf dem strahlend blauen Wasser ist ein Segelschiff mit französischer Flagge zu sehen, im Hintergrund trifft das Meer auf den blauen Himmel, in welchem der Buchtitel und der Name der Autorin stehen. Am unteren Coverrand steht ‚Côte d’Azur – Roman‘, womit dann direkt ersichtlich wird, wo die Romanhandlung angesiedelt ist.
Die Ausgabeart ist ein einfaches Taschenbuch ohne Klappen mit 312 Seiten. Nach einem Zitat von Marcel Proust folgt das erste Kapitel, welches im Februar 2023 ansetzt. Nach dem 35. und letzten Kapitel folgen ein Zitat von Rainer Maria Rilke, ein Nachwort ‚Gut zu wissen‘, ein Überblick über die Romane von Elena Eden, ein ausführlicher ‚Garten-Reiseführer für die Côte d’Azur‘, ein Wort über ‚die Kunst in der Geschichte‘ und abschließend die Danksagung, die Widmung und Urheberrechtshinweise und das Impressum.
Der erste Handlungsstrang, in dem Alina und ihre Geschichte im Zentrum steht, wird fortlaufend und aus der direkten Sicht von Alina erzählt. Es werden einige Geschehnisse aus dem ersten Band wieder aufgegriffen und vertieft, trotzdem muss man den ersten Band nicht zwangsläufig gelesen haben – auch ohne diese Vorkenntnisse findet man gut in die Geschichte hinein. Ich habe den ersten Band vor vier Jahren gelesen, dementsprechend waren die Figuren und ihre Hintergründe für mich nicht mehr so präsent – doch mit jeder weiteren gelesen Seite kam ich ihnen wieder näher.
Im zweiten Erzählstrang steht die Geschichte von Alinas Großmutter Helena im Mittelpunkt. Auch dieser Erzählstrang wird fortlaufend erzählt, setzt im Jahr 1956 in Berlin an und arbeitet sich dann, abwechselnd mit Alinas Geschichte, bis ins Jahr 1999 vor.
Die beiden Erzählstränge sind eng miteinander verbunden, auch wenn sie eigene Geschichten erzählen und jeweils einen ganz eigenen Flair haben – verbunden werden sie unter anderem mit der Geschichte um die Geschichte der historischen Kunstsammlerin Beatrice von Rothschild. Auch als Leser/ Leserin möchte man wissen, wie alle und alles zueinander findet und bleibt somit an der Geschichte dran.
Zudem ließen mich der bildhafte, einfühlsame und wunderschöne Sprachstil der Autorin das Buch immer wieder gerne in die Hände nehmen und die 312 Seiten nur so dahin fliegen.
Elena Eden zeigt, wie Entscheidungen und Ereignisse, welche tief in der Vergangenheit liegen, die Gegenwart beeinflussen.

„Das plötzliche Abhandenkommen der Liebe stürzte einen in die Unterwelt der Seele, dorthin, wo allein die Farbe Schwarz existierte. Niemals wieder wollte ich dorthin.“

[Kapitel 12, Seite 105]

Alina ist eine der Figuren, welche im Mittelpunkt der Geschichte steht. Sie hat eine sehr tragische Geschichte hinter sich (nachzulesen im ersten Band), hat sich und ihr Leben aber wieder in den Griff bekommen. Mit dem lebensfrohen Florian hat sie einen Partner an der Seite, mit dem sie einige gemeinsame Interesse hat.
Ihr ehrlicher, sensibler und lebensechter Charakter ist mir in Erinnerung geblieben und auch wie sie durch eine große innere Wandlung wieder zurück ins Leben gefunden hat.
In diesem Band beschäftigt sie sich mit ihrer Familiengeschichte, genauer gesagt mit der Vergangenheit ihrer Großmutter und ihrer Mutter. Während ihre Eltern dieses Nachforschen nicht wirklich gerne sehen, kommt sie ihrer bereits verstorbenen Großmutter damit immer näher – sie kann viele Entscheidungen ihrer Großmutter erst nach und nach richtig verstehen und durchschauen. Alina ist wie ein Bindeglied zwischen ihrer Großmutter und ihrer Mutter – sie versteht beide Seiten und vermittelt.
Ich mochte Alinas vielseitigen Charakter sehr gerne: Sie macht sie sich immer sehr viele Gedanken, ist in sich gekehrt, auf der anderen Seite ist sie auch wieder spontan und selbstbewusst.
Helena und Antoine stehen im zweiten Erzählstrang im Zentrum der Geschehnisse, aber auch im ersten Erzählstrang ist ihre Geschichte und ihre Liebe motivgebend. Es ist eine tragische Geschichte zwischen den beiden vielschichtigen Charakteren, welche mit Sicherheit noch länger in mir nachklingen wird.
Florian, Alinas Freund, zeiht sich in dieser Geschichte etwas zurück, wodurch er für Alina und auch für die Leser und Leserinnen sehr undurchsichtig wirkt.
Alle Figuren in „Der Garten im Licht“ agieren sind sehr lebendig und authentisch und bringen einen ganz besonderen Charme in diese Geschichte. Hier ist zum Beispiel auch wieder die liebenswerte Gitta zu nennen: Mit ihrer herrlich ehrlichen Art ist ließ sie mich des Öfteren schmunzeln. Jede Figur zauberte mir immer wieder ein Lächeln ins Gesicht und ich konnte mich voll und ganz in sie und ihre Leben hineinversetzen.
Neben den größtenteils fiktiven Charakteren findet sich mit Beatrice von Rothschild eine historische Figur in diesem Buch. Sie ist eine sehr interessante Persönlichkeit, mit der ich mich in näherer Zeit noch näher beschäftigen möchte. Auch wenn sie nur indirekt mitspielt, war sie und ihre wechselvolle Geschichte sehr spür- und fühlbar.

Wie in ihrem Romanen „Der Garten unter dem Eiffelturm“ und „Der Garten der Harfe“ hat sich Elena Eden wieder einzelnen Gärten und deren interessanten Geschichten angenommen – diesmal den Gärten an der Côte d’Azur. Diese Gärten beschreibt sie mit so viel Wissen und Gefühl, dass es sich anfühlte, als würde ich gerade an Alinas Seite durch die Gärten laufen. Somit ist auch dieser Roman ein kleiner Reiseführer, der zu einigen der Gärten an der Côte d’Azur führt und deren Geschichten erzählt. Die ausführliche Zusammenstellung der Gärten, die in der Geschichte vorkommen, runden das Buch zum Ende hin gelungen ab.
Zudem hat Elena Eden auch wieder einiges an Kunstgeschichte mit in ihren Roman gepackt – ich habe wieder einiges über verschiedene Künstler und deren Hintergründe dazu gelernt – vor allem über Claude Monet und seine Werke.
Das Buch hat eine eigene Musik-Playlist und damit einen Soundtrack, da in einzelnen Szenen verschiedenste Musikstücke vorkommen. Damit wurde die Stimmung des Buches sehr intensiv und ich konnte mich völlig in die Geschichte fallen lassen. (Die Playlist findet ihr auf der Homepage der Autorin: https://elena-eden-autorin.de/der-garten-im-licht/ ).

Danke liebe Elena für dieses großartige und lehrreiche Lesevergnügen.

„Manches in dieser Welt existierte nur im Augenblick, anderes ein Leben lang. Selbst tief Berührendes, Aufregendes durfte unerwähnt bleiben. Nicht alles musste ausgesprochen werden. Zerreden konnte Erinnerung beschädigen.“

[Kapitel 34, Seite 274]

Fazit: Der Roman „Der Garten im Licht“ hat mich mit der wunderschönen und gleichzeitig tragischen Geschichte von Anfang bis Ende verzaubert, mich mit an die Côte d’Azur genommen – und ganz großes Fernweh entfacht. Am liebsten würde ich nun die Koffer packen… und ans französische Mittelmeer reisen (auch wenn ich erst im Mai dort war).
Ein ganz ganz bezaubernder, wunderschöner und lehrreicher Roman, in den ich abgetaucht bin und gerne noch länger verweilt wäre. Sehr lesenswert!

* Ich habe für diese Rezension von der Autorin und vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Bereitstellung eines kostenlosen Rezensionsexemplars durch die Autorin, der Titelbezeichnung/ Namensnennung und der Link zur Homepage der Autorin muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Als wir nach den Sternen griffen“

von Theresa Herold

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 29. August 2024
Verlag: Ullstein
Ausgaben: Taschenbuch & eBook
ISBN: 978-3548069395
Seitenanzahl: 464 Seiten
Preise: 14,99€ (Taschenbuch), 09,99€ (eBook)
Reihe: –

Klappentext:
„Prag, Sommer 1989: Tausende DDR-Bürger flüchten in die deutsche Botschaft in Prag in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Unter ihnen ist der alleinerziehende Vater Tobias mit seiner kleinen Tochter Jasmin, der schnell zum Sprecher der Ostdeutschen wird. Die Botschaftsmitarbeiterin Judith kümmert sich liebevoll um die Geflüchteten, die Kinder liegen ihr besonders am Herzen. Zu Tobias fühlt sie sich stark hingezogen. Doch als dieser wegen seiner kranken Mutter Prag verlassen muss, geschieht das Unfassbare: Tobias‘ Exfrau entführt Jasmin. Judith ist entsetzt – wie soll sie das Kind nur wiederfinden?“

Homepage:
https://www.ullstein.de/werke/als-wir-nach-den-sternen-griffen/taschenbuch/9783548069395

*Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank dafür.
– Ich habe von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistungen erhalten, die Rezension spiegelt meinen persönlichen Lese-Eindruck wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars und der Verlinkung der Verlagshomepage kennzeichne ich diese Rezension als Werbung
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Der Roman „Als wir nach den Sternen griffen“ von Theresa Herold spielt im Jahr 1989, in den Monaten kurz vor dem Mauerfall und zeigt wie die westdeutsche Botschaft in Prag vielen DDR-Flüchtlingen zu einem Hafen der Hoffnung wurde.

„Sie befanden sich in einer Warteschleife, dachte Judith. Sie wussten nicht, wie es weiterging, niemand wusste das. Es musste schrecklich sein, nicht die blasseste Ahnung zu haben, welche Richtung das Leben fortan nehmen würde.“

[Seite 55, Kapitel 4]

Mai 1989: Judith liebt ihren Beruf in der deutschen Botschaft in Prag. In dem herrlichen Gebäude und auch in der wunderschönen Stadt fühlt sie sich wohl – auch das Arbeitsklima stimmt.
Doch eines Tages stehen DDR-Flüchtlinge vor der Tür und begehren Einlass in die Botschaft. Unter ihnen ist Joachim und seine kleine Tochter Jasmin. Die Botschaft empfängt die Menschen mit offenen Armen, auch wenn die Umstände fortlaufend schwieriger werden. Denn immer Flüchtlinge finden den Weg nach Prag in die Botschaft und schon bald wissen die Mitarbeitenden nicht mehr, wo ihnen der Kopf steht. Doch aufgeben ist für sie alle keine Option.
Während zwischen Judith und Joachim ein zartes Band der Vertrautheit entsteht, laufen politische Verhandlungen – und es wird Weltgeschichte geschrieben.

Hinter dem Namen Theresa Herold steht die Autorin Ursula Kissel, welche mich besonders mit ihren Büchern unter dem Pseudonym Juliana Weinberg begeistert hat.
Nach den beiden Roman-Biographien „Audrey Hepburn und der Glanz der Sterne“ und
„Josephine Baker und der Tanz des Lebens“ und der „Gut Erlensee“ – Reihe gehört die Autorin zu meinen Lieblingsautorinnen und ich freue mich auf jede ihrer Neuerscheinungen. Ich mag ihren bildhaften, aber auch ruhigen und aufgeregten Schreibstil sehr gerne und auch ihre vielfältigen Geschichten wissen mich immer zu begeistern.
Als sie ihren neuen Roman „Als wir nach den Sternen griffen“ unter einem neuen Namen ankündigte, war mein Interesse aufgrund des Klappentext und der Thematik sofort geweckt. Auch wenn ich die Zeit rund um den Mauerfall sehr spannend finde, habe ich bisher nur sehr wenig über diese Zeit gelesen und habe hier noch einige Wissenslücken.
Deshalb musste ich diesen Roman einfach lesen und ich freute mich sehr, dass ich das Buch als signiertes Rezensionsexemplar von der Autorin erhalten habe – an dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön dafür.

Neben dem vielversprechenden Klappentext und dem Thema sprach mich zudem das gelungenen Cover sehr an. Hier ist im Vordergrund eine Frau zu sehen, welche mit dem Rücken zum Betrachter steht und ein Kleinkind über einen Zaun hält. Hinter dem Zaun ist das Gebäude der Deutschen Botschaft in Prag zu sehen, über der sich ein weiter und bewölkter Himmel erhebt.

Es handelt sich bei diesem Buch um ein sehr hochwertig gestaltetes Taschenbuch mit Klappen: Auf der vorderen Klappe ist ein Text zum Inhalt des Buches, in der Klappe befindet sich ein Stadtplan von Prag mit den Angaben wichtiger Orte. Auf der hinteren Klappe findet sich eine kurze Biographie der Autorin, das Innere der Klappe zeigt eine Karte von Osteuropa im Jahr 1989. Ich liebe Kartenmaterial in Büchern, da man sich dann einfach alles nochmal besser vorstellen und vor allem besser nachvollziehen kann.
Die Handlung wird meist chronologisch erzählt – es gibt auch kleinere Einschübe, welche in der Vergangenheit der Protagonisten spielen und welche dafür sorgen, die Figuren noch besser kennenzulernen und ihr Verhalten zu verstehen. Mit dem stimmungsvollen Prolog, welcher am 31. Dezember 1988 ansetzt, ist mir der Einstieg in die Geschichte wunderbar gelungen. Es folgen 41 Kapitel, in welchen abwechselnd die beiden Hauptfiguren im Mittelpunkt stehen, und ein Epilog. Nach Ende des letzten Kapitels befinden wir uns im Oktober 1989, der Epilog setzt dann ein Jahr später, im Oktober 1990, an.
Dadurch, dass die Ereignisse des Romans zusammenhängend und aufeinanderfolgend erzählt werden und es auch kleinere Einschübe aus der Vergangenheit der Hauptfiguren gibt, konnte ich mich von Anfang an gut in die Geschichte einfinden und auch den vielen und vielfältigen Figuren stets folgen.
Der bildhafte und einfühlsame Sprachstil der Autorin ließen mich das Buch immer wieder gerne in die Hände nehmen und die 464 Seiten flogen nur so dahin.
Auch in diesem Roman gibt es eine große Liebesgeschichte, welche sehr präsent und einen größeren Teil der Geschichte einnimmt. Jedoch wirkte diese auf mich zu keinem Zeitpunkt überladen oder gar kitschig. Die geschichtlichen und politischen Hintergründe und die Liebesgeschichte harmonieren wunderbar miteinander, wobei keiner der beiden Teile etwas verliert.

„Es war großartig, an einem Ort zu arbeiten, an dem man Landsleuten in Not helfen und sie unterstützen konnte. Sie vermochte sich keinen erfüllenderen Beruf vorzustellen. Dass man dabei die Welt kennenlernte, war der Zuckerguss auf dem Kuchen.“

[Seite 32, Kapitel 2]

Judith ist eine der Figuren, welche im Mittelpunkt der Geschichte steht. Mit der Arbeit in deutschen Botschaften hat sie ihre berufliche Bestimmung gefunden uns sie kann sich keinen schöneren Beruf vorstellen. Privat hadert sie jedoch immer wieder mit sich selbst und weiß nicht, wie sie ihren Beruf und denn Wunsch nach einer eigenen Familie miteinander vereinbaren kann. Ich mochte Judiths feinfühligen, liebevollen und ehrlichen Charakter sehr gerne. Sie sprüht vor Ideen, denkt praktisch, packt dort an, wo sie gebraucht wird und kümmert sich rührend um die Geflüchteten.
Neben Judith steht Joachim im Zentrum der Geschichte: Nachdem seine Frau völlig überraschend in den Westen geflüchtet ist, ist er allein für seine Tochter Jasmin verantwortlich. Als er merkt, dass er und seine Tochter in der DDR keine sichere Zukunft mehr haben und Stasi-Mitarbeiter ihm das Leben schwer machen, flüchtet er, zusammen mit seiner Tochter, nach Prag in die Deutsche Botschaft. Joachims ergreifende Geschichte enthüllt sich nach und nach, weshalb sein Charakter er zu Beginn der Handlung etwas schwer greifbar ist. Doch schon nach wenigen Kapiteln mochte ich ihn sehr und konnte seine Beweggründe und sein Verhalten absolut nachvollziehen.
Die Liebesgeschichte zwischen Judith und Joachim wirkt auf mich sehr echt. Ich fand es schön, wie es bei den Beiden von Beginn an geknistert hat, wie sie sich nach und nach kennengelernt haben.
Meine Lieblingsfigur in diesem Buch ist jedoch die kleine Jasmin. Mit ihr sehen wir die komplizierte Welt aus Kinderaugen – vieles versteht sie einfach noch nicht – anderes hingegen schon.

„Trotz aller Zweifel, allen Zauderns wusste er, dass er das Richtige tat. Er tat es für seine Tochter.“

[Seite 69, Kapitel 5]

Ganz besonders erwähnen möchte ich den Botschafter Hermann Huber (1930 – 2018):
In dieser Geschichte ist er ein gerechter und ehrlicher Mann, welcher für alle Menschen um ihn herum stets ein offenes Ohr hat und viele ihrer Nöte und Ängste erkennt und alles organisiert, was in seinem Ermessungsspielraum liegt.
Es spielen noch einige historische und fiktive Figuren mit, auf welche ich aber nicht detailliert eingehen möchte, da ich sonst zu viel von der Handlung vorwegnehme. Mich hat vor allem aber die Mischung aus historischen und fiktiven Figuren in diesem Roman gefallen, wie deren Schicksale gekonnt miteinander verbunden und mit der Weltgeschichte und Politik verwoben werden. Sie alle geben ein gutes Bild der damaligen Gesellschaft ab.
Es ist eine tief gespaltene Gesellschaft, welche in West und Ost geteilt ist. Bereits seit Mitte der 1980er Jahre hatten sich immer mehr DDR-Bürgerinnen und -Bürger in bundesdeutsche Botschaften in den Ländern des Ostblocks, vor allem in Ungarn und der damaligen Tschechoslowakei, geflüchtet, um ihre Ausreise in den Westen durchzusetzen.
Im Sommer 1989 erreichte die Zahl der Flüchtlinge in den bundesdeutschen Botschaften einen neuen Höhepunkt. Auf dem Gelände der Prager Botschaft im Palais Lobkowicz hielten sich bis Mitte August bereits über 120 Menschen auf, am 22. August musste die Botschaft wegen Überfüllung für den Publikumsverkehr geschlossen werden. Jeden Tag stiegen mehr Menschen über den Zaun, Ende September 1989 hielten sich mehr als 4000 Flüchtlinge auf dem Gelände der Botschaft auf.
Diese vielen geschichtlichen, politischen und gesellschaftlichen Hintergründe hat die Autorin äußerst akribisch und genau recherchiert und verknüpft diese mit den spannenden Lebensgeschichten ihrer fiktiven und historischen Figuren. Sie zeigt, wie groß der Zusammenhalt der Menschen untereinander in dieser schwierigen und ungewöhnlichen Situation war und wie diese Menschen zusammen auf eine sichere und freie Zukunft hofften.
Mit der Zeit kurz vor dem Mauerfall habe ich mich bisher nicht so beschäftigt – dementsprechend waren diese Geschehnisse bisher in Nebel gehüllt. Dieser spannende, emotionale und mitreißende Roman hat den Nebel nun ein Stück weit gelichtet und ich bin einfach nur froh, diesen gelesen zu haben.
Danke für dieses großartige und lehrreiche Leseerlebnis.

»Vielleicht schreibt jemand einen Roman darüber. (…) Das klingt alles spannend wie ein Krimi.«“

[Seite 413, Kapitel 39]

Fazit: Der Roman „Als sie nach den Sternen griffen“ von Theresa Herold bietet vielseitige Charaktere, Spannung und ein Teil großer Weltgeschichte zum miterleben und mitfühlen – einfach perfekt. Definitiv ein Jahreshighlight – sehr sehr lesenswert. 

* Ich habe für diese Rezension von der Autorin und vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Bereitstellung eines kostenlosen Rezensionsexemplars durch die Autorin, der Titelbezeichnung/ Namensnennung und der Link zur Verlagshomepage muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Die Schwestern vom See – Dem Glück entgegen“

von Lilli Beck

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 21. August 2024
Verlag: Blanvalet
Ausgaben: ebook & Taschenbuch
ISBN:  978-3734110863
Seitenanzahl: 384 Seiten
Preis: 7,99€ (eBook), 12,00€ (Taschenbuch)
Reihe: „Die Schwestern vom See“ 03/03

Klappentext:
„In der Pension König stehen die Zeichen auf Veränderung: Nach der Geburt ihrer Tochter hat sich Iris ins Privatleben zurückgezogen. Und auch Rose würde nichts lieber tun, als die Leitung des Hotels abzugeben und mit ihrem frisch angetrauten Ehemann zu neuen Ufern aufzubrechen. Da trifft es sich gut, dass die Schwestern mit Lissi, der unehelichen Enkelin von Hotelgründer Max König, eine neue Teilhaberin gewonnen haben. Wer aber soll nun den dringend benötigten Job der Hausdame übernehmen? Auf eine Stellenanzeige melden sich genau zwei Bewerber. Die Wahl der Schwestern fällt auf Philip, einen Hotelfachmann. Und der nun bringt Lissis Leben gehörig aus den Fugen …“

Homepage:
https://www.penguin.de/buecher/lilli-beck-die-schwestern-vom-see-dem-glueck-entgegen/taschenbuch/9783734110863

Hinweise:
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.

– Das Buch wurde selbst gekauft.
– Aufgrund der der Verlinkung der Verlagshomepage muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.
– Hier findet ihr meine ausführliche Rezension zum ersten Band „Die Schwestern vom See“
und zum zweiten Band „Die Schwestern vom See – Neue Wege“

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Das Buch „Die Schwestern vom See – Dem Glück entgegen“ von Lilli Beck ist der dritte und abschließende Band der zeitgenössischen Buchreihe um den Pensionsalltag der Familie König am Bodensee.

„Bald zog ein himmlischer Duft durch die Küche. Dieser Wohlgeruch war Lissis Lebenelixier. Eingehüllt in dieses Aroma, fühlte sie sich zurückversetzt in ihre Kindheit, in der sie unzählige Stunden bei Opa Georg in der Backstube verbracht hatte.“

[Seiten 20/21, Kapitel 01]

Auerbach am Bodensee: Lissis Herz schlägt für Torten, ganz besonders für deren Herstellung. Nachdem sie ihr Lebensweg in die Pension König geführt hat, sie dort Mitinhaberin geworden ist und sie im „Tortenhimmel“ eine Ausbildung zur Konditorin begonnen hat, hat sie mit ihrem alten Leben in Wien abgeschlossen. Doch die seelischen Verletzungen sitzen tiefer als gedacht. Nie wieder möchte sie einem Mann vertrauen.
Zeitgleich geht es im Familienbetrieb drunter und drüber: Iris hat sich ins Privatleben zurückgezogen und auch ihre Schwester Rose ist nach Tapetenwechsel zumute – sie möchte mit ihrem Mann nach England auswandern. Es muss also Verstärkung her. Diese findet die Familie in Philip. Ein Alleskönner, der noch dazu wahnsinnig gut aussieht und damit Lissis Herz gehörig ins Stolpern bringt.

Vor etwas mehr als zwei Jahren habe ich den Auftakt der Reihe „Die Schwestern vom See“ mit großer Begeisterung gelesen. Ein Jahr später folgte der zweite Band, nun liegt der dritte und abschließende Band vor und ich freute mich schon sehr auf die Fortsetzung dieser Geschichte, da ich unbedingt wissen wollte, wie es mit den Mitgliedern der Familie König weitergeht, welche ich alle sehr fest in mein Herz geschlossen habe.
Alle drei Cover der Buchreihe passen wunderbar zusammen, was für einen gelungenen Wiedererkennungswert der kompletten Reihe sorgt:

Das Hauptaugenmerk fällt bei dem Cover von „Die Schwestern vom See – Dem Glück entgegen“ auf zwei junge Frauen, welche in einem Ruderboot sitzen. Dieses Boot schwimmt auf einem See nahe des Ufers. Der Blick der hinten sitzenden Frau, welche auch die Ruder führt, ist auf das herrschaftliches Haus gerichtet, welches sich mittig am rechten Bildrand befindet und bereits im Cover des zweiten Bandes auftaucht. Der Blick der vorne sitzenden Frau geht in Richtung des Sees. Über dieser ruhigen Szenerie erhebt sich ein blauer, jedoch leicht bewölkter Himmel.
Das Buch ist ein einfaches Taschenbuch ohne Klappen und hat 384 Seiten. Dem Impressum folgt ein kleiner, aber wunderschöner Einleitungssatz. Dann beginnt der erzählende Teil mit einem Prolog, welcher einige Ereignisse aus den ersten beiden Bänden aufgreift und weiterführt. Es folgen 36 Kapitel und ein Epilog. Abgerundet wird das Buch mit einem verführerisch klingenden Rezept für eine Sachertorte.
Da das Buch an die Handlung des ersten und zweiten Bandes anknüpft, empfehle ich, dass man diese im Vorfeld gelesen hat. Im Prinzip geht es auch ohne diese Vorkenntnisse, allerdings fehlen dann einige wichtige Hintergründe zu den Figuren und der Handlung.
Die ruhige, romantische und stellenweise emotionale Handlung wird chronologisch erzählt. Aber Vorsicht: Die vielen Beschreibungen der Torten und deren Herstellung sorgen während der Lektüre für ordentlich Torten- und Kuchenhunger. Allerdings empfand ich es als schade, dass ein großes Thema zu Beginn des Buches, auf welches Lissi hinfiebert, dann nur rückblickend erzählt wird. Bei diesem wichtigen Ereignis wäre ich doch gerne als Leserin ‚live‘ dabei gewesen.
Schnell war ich wieder in der Geschichte und der Handlung angekommen und konnte mich auch wieder gut in die Gefühlswelt und die Hintergründe der vielen Figuren einfühlen und einfinden.
Dazu konnte mich der bildhafte, detaillierte und unaufgeregte Sprachstil von Lilli Beck erneut in die Geschichte und Handlung mitnehmen.

Während im ersten Band noch die drei Schwestern im Mittelpunkt stehen, im zweiten Band nur noch die beiden Schwestern Rose und Iris, steht in diesem dritten Band Lissi im Mittelpunkt der Geschichte. Sie ist die Tochter von Max Königs unehelicher Tochter und kommt erst im zweiten Band von Wien aus zu der Familie König an den Bodensee – hier wird sie mit offenen Armen empfangen. Nach dem unglücklichen Ende ihrer langjährigen Beziehung, möchte Lissi mit Männern erstmal nichts mehr zu tun haben und sich voll und ganz ihrer Ausbildung zur Konditorin widmen. Backen ist für sie nicht nur ihr Beruf – es ist ihre große Leidenschaft. Ich mochte Lissis feinen und doch auch entschlossenen Charakter. Sie weiß genau, was sie erreichen möchte und geht zielstrebig ihren Weg.
Als Philip auftaucht, möchte sie nicht wahrhaben, dass dieser Gefühle in ihr weckt. Gefühle die nicht sein dürfen. Doch die Beiden kommen sich näher und es wird schnell klar, dass Philip ebenfalls ein Geheimnis mit sich herumträgt. Auch wenn Philips Charakter zuerst etwas undurchsichtig ist, habe ich auch ihn mit seiner sympathischen Art schnell in mein Herz geschlossen.
Neben Lissi und Philipp spielen wieder einige Figuren mit, welche bereits aus den vorherigen Bänden bekannt sind. Sie alle haben sich authentisch weiterentwickelt, haben aber nach wie vor ihre Träume und Wünsche. Sie alle führen ihre eigenen Leben, bilden aber doch eine wunderbare Einheit. Sie halten Familienrat, sie streiten sich, sie kloppen sich und sie vertragen sich wieder. Keine(r) von ihnen ist perfekt und sie treffen mitunter auch immer mal wieder die ein oder andere Fehlentscheidung. Schon nach den ersten Seiten fühlte es sich wie ein nach Hause an – ich freute mich, sie alle wieder zutreffen.

Vor etwas mehr als zwei Jahren habe ich diese Buchreihe begonnen. Nun ist der dritte und abschließende Band gelesen. Die „Pension König“ am Bodensee wurde mir in den letzten zwei Jahren zu einer Art Zuhause und zu einem Ort an dem ich mich rundum wohl gefühlt habe – und den ich mit Sicherheit, zusammen mit dieser großartigen Familie, noch lange in meinem Herzen tragen werde.
Mit Tränen in den Augen und ganz viel Wehmut aber auch mit großer Zufriedenheit stelle ich diesen stimmungsvollen Abschluss der gelungenen Buchreihe nun ins Regal – macht es gut liebe Familie König.

Fazit: „Die Schwestern vom See – Dem Glück entgegen“ von Lilli Beck ist ein schöner und lesenswerter Abschluss einer Trilogie, welche ich sehr gerne gelesen haben. Romantisch und emotional – ein großer Lesegenuss.

*Ich habe für diese Rezension vom Verlag oder von der Autorin keinerlei Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Das Buch wurde selbst gekauft. Aufgrund der Verlinkung der Verlagshomepage, kennzeichne ich diese Rezension als Werbung.

 „Ein fast tadelloser Graf – Die Cossin-Saga“

von Kristina Herzog

[Werbung*]

Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 27. August 2024
Verlag: Selbst-Verlag
Ausgaben: Taschenbuch & eBook
ISBN: 978-3759236821
Seitenanzahl: 286 Seiten
Preise: 14,99€ (Taschenbuch), 04,99€ (eBook)
Reihe: „Die Cossin-Saga“, Band 02 von 02

Homepage:
https://www.kristinaherzog.de/ein-fast-tadelloser-graf/

Klappentext:
„Preußen, 1817: Charlotte von Cossin ist – zum Missfallen ihrer Familie – fest entschlossen, nicht zu heiraten, sondern ihr Leben der Wissenschaft zu widmen. Doch dann trifft ihr neuer Hauslehrer Philipp von Lotz auf Gut Cossin ein – und ihr Entschluss wird auf eine harte Probe gestellt. Obwohl er deutlich älter ist als sie, entwickelt sich schnell eine Freundschaft zwischen ihnen und Philipp eröffnet ihr die Möglichkeit, endlich einen Fuß in die ersehnte Welt der Gelehrten zu setzen. Plötzlich treffen auch noch ergreifende Briefe eines mysteriösen Verehrers ein und bringen Charlotte ganz durcheinander. Wer steckt dahinter? Und wird es dem klugen, aber schüchternen Philipp gelingen, ihr Herz zu erobern und ihren Entschluss ins Wanken zu bringen? Eine berührende und bezaubernde historische Liebesgeschichte mit großen Gefühlen.“

*Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin als vorzeitiges Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank dafür.
– Ich habe von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistungen erhalten, die Rezension spiegelt meinen persönlichen Lese-Eindruck wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars kennzeichne ich diese Rezension als Werbung.

– Meine ausführliche Rezension zum ersten Band findet ihr hier: „Ein fast perfekter Herzog – Die Cossin-Saga“

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Das Buch „Ein fast tadelloser Graf“ von Kristina Herzog ist der zweite Band der historischen Liebesroman-Reihe der „Cossin-Saga“, welche in Preußen des 19. Jahrhunderts spielt und in dem die junge Charlotte in einer von Männern dominierten Welt um ihre Anerkennung in der Wissenschaft kämpft, während ihr Herz gleichzeitig von ihrem Hauslehrer Philipp heftig durcheinander gebracht wird.

„Sie empfand sich selbst in keiner Hinsicht als außergewöhnlich, ausgenommen ihr wissenschaftliches Interesse vielleicht. Vielmehr schien sie den Menschen eher lästig in ihrer Begeisterung für Wissen und Bildung, mit dem sie überall aneckte. Es war ihr bewusst, dass sie sich in dieser Hinsicht deutlich von anderen jungen Damen unterschied.“

[Kapitel 1, Seite 05]

Preußen im Jahr 1817: Charlotte von Cossin ist sich sicher, dass sie ein Leben fernab jeglicher gesellschaftlichen Konventionen führen möchte: Sie möchte nicht heiraten, keine eigene Familie gründen, sondern ihr Leben der Wissenschaft widmen. Doch mit ihrer Begeisterung für Wissen und Bildung eckt sie immer wieder an.
Als ihr neuer Hauslehrer Philipp von Lotz auf das Gestüt kommt, findet Charlotte in ihm einen Seelenverwandten – denn auch er ist von der Wissenschaft der Geologie begeistert. Er ermöglicht Charlotte einen Schritt in die Welt der Gelehrten, jedoch bringt er auch Charlottes Innenleben und ihre Lebenspläne gehörig durcheinander.

Mit ihrer „Sternberg-Saga“, welche mich mit den starken und authentischen Charakteren, der spannenden Handlung und den akribisch recherchierten geschichtlichen Hintergründen völlig begeistern konnte, hat sich die Autorin Kristina Herzog fest in mein Leserherz geschrieben und sie gehört mittlerweile zu meinen absoluten Lieblingsautorinnen. Nach Ende des dritten und letzten Bandes der „Sternberg-Saga“ war ich sehr traurig, als ich die Geschichte und die liebgewonnen Figuren verlassen musste. Umso größer war die Freude, als die Autorin ihre neue Buchreihe „Die Cossin-Saga“ ankündigte, welche zwar in einer anderen Zeit spielt und eher Richtung ‚historischer Liebesroman‘ geht und trotzdem mein Interesse geweckt hat.
Der Auftakt der Reihe „Ein fast perfekter Herzog“ hat mich und mein Herz zum Tanzen gebracht, denn es ist eine herrliche und romantische Liebesgeschichte, in der ich versinken konnte und ich mich einfach nur wohlgefühlt habe. Deshalb war es absolut klar, dass ich auch den zweiten Band lesen werde, welchen ich freundlicherweise von der Autorin als vorzeitiges, kostenloses und signiertes Rezensionsexemplar zugesendet bekommen habe, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte.


Das wunderschöne und stimmige Cover passt hervorragend zum ersten Band der Reihe – auch wenn die Farbgebung eine völlig andere ist. Über dem Cover liegt ein leicht rosafarbener Filter. Zu sehen ist eine Frau, welches ihr rotes Kleid mit goldfarbenen Elementen mit beiden Händen festhält und seitlich zum Betrachter, vor einer großen Treppe steht. Die oberer Hälfte des Kopfes der Frau ist am oberen Bildrand ‚abgeschnitten‘ – so kann sich jeder Leser/ jede Leserin selbst ein Bild von der Hauptfigur machen.

Der Inhalt des Buches teilt sich auf insgesamt 21 Kapitel (welche alle eine angenehme Länge haben), einen Epilog und ein Nachwort auf. Wie bereits im ersten Band sorgen die unterschiedlichen Perspektiven der beiden Hauptfiguren, welche teilweise in den Kapiteln wechseln, für einen guten Lesefluss und ich konnte schnell in die gefühlvolle Handlung abtauchen.
Auch mit ihrem detaillierten und bildhaften Sprachstil hat mich Kristina Herzog von Beginn an mit in die ruhige und unaufgeregte Geschichte genommen, die mich begeistern konnte die Zeit während des Lesens völlig vergessen ließ. Ab der ersten Seite war ich wieder ein Teil der wunderbaren Familie von Cossin und freute mich so sehr die vielen liebgewonnenen Charaktere wieder zu treffen.
Dadurch, dass in diesem zweiten Band andere Figuren im Zentrum stehen, empfinde ich es als nicht unbedingt erforderlich, dass man den ersten Band im Vorfeld gelesen haben muss.

„So war das eben mit einer großen Familie: Selbst wenn man gar nicht in der Stimmung war, wurde man meist mitgerissen – sowohl von guter als auch von schlechter Laune.“

[Kapitel 1, Seite 13]

Während im ersten Band Friederike, die älteste der Cossin-Schwestern, im Mittelpunkt der Geschichte steht, tritt diese im zweiten Band in den Hintergrund und Charlotte tritt in den Vordergrund.
Charlotte ist so ganz anders als die Frauen zu dieser Zeit: Sie interessiert sich nicht für Männer und möchte keine Familie gründen – sie möchte unabhängig und frei sein und sich ganz der Geologie verschreiben. In ihrer Tante Tilly hat sie eine Befürworterin ihrer Lebenspläne, ansonsten eckt sie mit diesen überall an – auch bei ihrer Familie. Sie ist nicht gerne unter vielen fremden Menschen, Bälle und andere gesellschaftliche Treffen sind ihr zuwider, wohingegen sie jedoch keine Probleme hätte ein Symposium zu besuchen und dort vor vielen Wissenschaftlern zu sprechen. Doch Charlotte muss schmerzlich erkennen, dass sie als Frau, trotz ihrer hohen Bildung und ihres großen Wissens, in den wissenschaftlichen Kreisen der Männer nicht willkommen ist.

„Sie trug die gleichen Wunden mit sich, wie er selbst es tat. Beide waren gelenkt von dem Eindruck, sich selbst immerfort beweisen zu müssen und als Mensch nicht genug zu sein. Die Wissenschaft bildete die einzig verlässliche Komponente. Hier war seine soziale Unbeholfenheit kein Thema, sondern nur Verstand und Wissen relevant. Aber dieser Ausweg war der armen Charlotte verwehrt.“

[Kapitel 15, Seiten 202/ 203]

Ich mochte Charlottes ehrlichen und vor allem facettenreichen Charakter sehr gerne. Einerseits ist sie ein absoluter Familienmensch, auf der anderen Seite möchte sie aber auch oft mit sich alleine sein und Ruhe haben. Sie ist ihrer Zeit weit voraus und muss aufgrund der gesellschaftlichen Ordnungen immer wieder zurückstecken. Auch wenn sie oft und tief fällt, gibt sie ihre Träume und Wünsche nicht auf und versucht immer wieder auf die Füße zu kommen. Zudem durchläuft Charlotte während der Handlung eine enorme Wandlung, bleibt dabei aber immer sie selbst. Sie ist ein starker aber gleichzeitig unsicherer Charakter. Anfangs konnte ich sie etwas schwer durchschauen dann aber schloss ich sie ganz fest in mein Herz.
Ähnlich ging es mit mit Philipp. Auch sein Charakter ist anfangs schwer zu fassen, mit jeder weiteren Szene schließt man ihn aber immer mehr ins Herz. Er hat in seinem Leben schon einige Schicksalsschläge und auch Rückschläge erlebt und ist, ähnlich wie Charlotte, nicht gerne unter anderen Menschen. Zu Beginn wirkt er sehr in sich gekehrt und strahlt eine tiefe Traurigkeit und Verunsicherung aus. Seine Zukunft scheint als zukünftiger Graf sicher und vorherbestimmt und doch hat er seinen Platz – wie auch Charlotte – im Leben noch nicht gefunden. Ich konnte zu den beiden Hauptfiguren sehr schnell eine Beziehung aufbauen und ich fühlte deren inneren Verletzungen, ihrer Verzweiflung und ihren Unsicherheiten. Vor allem war die Anziehung zwischen den Beiden fühl- und spürbar.
Neben Charlotte und Philipp spielen noch einige weitere Figuren mit. Viele der vorkommenden Figuren sind bereits aus dem ersten Band bekannt, es kommen auch einige neue Figuren hinzu – sie alle konnten mich mit ihrer lebensechten Zeichnung und vor allem ihren authentischen Entwicklungen überzeugen.

„Die Regentropfen klopften unablässig auf das Dach der Kutsche und hüllten ihre kleine Welt hier drinnen in einen behaglichen Kokon der Geborgenheit. Sie beide waren hier im Inneren der Kutsche geschützt vor dem Unbill der Welt. Zu Charlotte fühlte er eine Bindung. Sie waren sich verblüffend ähnlich in ihren Bestrebungen und ihren Werten. Sie hatten vergleichbare Vorlieben und Abneigungen. Und er war dankbar, eine Freundin wie sie zu haben.“

[Kapitel 5, Seite 82]


Die geschichtlichen Hintergründe treten in dieser Geschichte in den Hintergrund, dafür bildet Kristina Herzog durch ihre glaubhaft gezeichneten Figuren ein sehr authentisches Bild der Gesellschaft Preußens im 19. Jahrhundert und gibt durch sie interessante Einblicke in die damalige Denk- und Lebensweisen. Schwerpunkt hier ist die Rolle der Frau und wie gebildete und forschende Frauen von der männlichen Bevölkerung gesehen – besser gesagt nicht gesehen wurden. Den größten Raum im Roman nimmt jedoch die, anfangs von Rückschlägen und Missverständnissen gezeichnete Liebesgeschichte zwischen Charlotte und Philipp ein. Am Ende dieser Rezension möchte ich mich bei Kristina Herzog ganz herzlich für dieses erneute unvergessliche Lese-Erlebnis, welches mich bestens unterhalten hat, bedanken. Und: Ich freue mich schon jetzt auf den dritten Band.

Fazit: „Ein fast tadelloser Graf – Die Cossin-Saga“ von Kristina Herzog ist ein lesenswerter und unterhaltsamer historischer Liebesroman, in welchen ich völlig versinken konnte und den ich sehr gerne gelesen habe. Die etwa 280 Seiten flogen so dahin und ich mochte die vielschichtigen Charaktere, die Irrungen und Wirrungen, die Dramatik und Romantik in dieser Geschichte sehr gerne. Sehr lesenswert!


*Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Das Gold der Weiden – Die Gunst der Fürsten“

von Martha Sophie Marcus

[Werbung*]

Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 23. Juli 2024
Verlag: Tinte & Feder
Ausgaben: Taschenbuch & eBook
ISBN: 978-2496712476
Seitenanzahl: 367
Preis: Taschenbuch 11,99€
Reihe: „Das Gold der Weiden“, Buch 02 von 02

Klappentext:
„Summerburg 1179: Um ihren Hof zu retten, heiratet der Pferdezüchter Micha seine Ziehschwester Sibilla. Doch wenig später erklärt der herzogstreue Burgvogt Micha zum Verräter. Schweren Herzens muss er mit seiner Frau den geliebten Hagenhof verlassen, wo er nach dem gewaltsamen Tod seiner Familie Zuflucht fand. Als berittener Krieger schließt Micha sich den Gegnern Herzog Heinrichs des Löwen an.
Können Micha und Sibilla trotz der Kriegsunruhen an ihrem Traum von einer eigenen Pferdezucht und einem Leben im friedlichen, befreiten Summerburg festhalten? Und wird Micha doch noch Gerechtigkeit für die Verbrechen an seiner Familie erlangen?“

Homepage:
https://martha-sophie-marcus.de/__der_sturz_des_loewen/

Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars, der Produktnennung und dem Link zur Homepage der Autorin muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.
– Meine ausführliche Rezension zum ersten Band findet ihr hier: „Das Gold der Weiden – Der Sturz des Löwen“

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Das Buch „Das Gold der Weiden – Die Gunst der Fürsten“ von Martha Sophie Marcus ist der zweite Band der historischen Romanreihe um den Ritter und Pferdezüchter Micha, welcher im 12. Jahrhundert in Norddeutschland zwischen den großen historischen Persönlichkeiten der Zeit, seinen eigenen Platz im Leben sucht.

„Auch Micha hatte schon vor langer Zeit eingesehen, dass er das Wohlwollen des richtigen Fürsten benötigte, wenn er sich etwas Bleibendes aufbauen wollte. Doch er wünschte, dass es nicht so gewesen wäre, denn die Gunst der Fürsten erschien ihm mehr denn je als unsicheres Fundament für alles, was von langer Dauer sein sollte.“

[17. Kapitel, Seite 204]

Norddeutschland im Oktober 1179: Micha und seine Ehefrau Sibilla leben auf dem verfallenen Anwesen seines Vaters. Doch die unsichere Zukunft zieht Micha und Sibilla zurück nach Summerberg – dort warten nicht nur die glücklichen Erinnerungen auf ihn, sondern auch die Mörder seiner Familie.
Als berittener Krieger schließt Micha sich den Gegnern von Herzog Heinrich des Löwen an. Es ist der Beginn einer Zeit voller Unruhen, Besatzungen und Kriegen. Dabei möchte Micha nur eines: Zusammen mit Sibilla eine eigene Pferdezucht aufbauen – und Gerechtigkeit für seine ermordete Familie finden.

Bereits seit vielen Jahren gehört die Autorin Martha Sophie Marcus zu den Autorinnen, deren Bücher ich sehr gerne lese. Mit ihrem Debüt „Herrin wider Willen“ und den beiden Teilen der Reihe „Novemberrosen“ konnte sie mich bestens unterhalten. Mit „Das Gold der Weiden – Der Sturz des Löwen“ hat sie im Juni 2023 den Auftakt einer stimmungsvollen und spannenden Dilogie vorgelegt, welcher mich auf einer spannende Zeitreise mitgenommen hat und mich mit den vielfältigen Figuren überzeugen konnte.
Da ich gerne wissen wollte, wie es mit all den Figuren und ihren Geschichten weitergeht, wollte ich auch diesen Abschluss der Buchreihe gerne lesen. Deshalb freute ich mich sehr, als die Autorin in den Sozialen Medien erneut Blogger und Bloggerinnen suchte, die ihr neues Buch rezensieren wollten – und ich meldete mich direkt. Das Buch erreichte mich liebevoll signiert und zusammen mit zwei Lesezeichen und einer Broschüre, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte.
Das wunderschöne Cover passt bestens zum ersten Band der Reihe und greift bekannte Motive aus diesem wieder auf – beispielsweise die Burg im Hintergrund und der Mann im Vordergrund.
Die 367 Seiten teilen sich auf einen Art Prolog, 28 Kapitel, ein Nachwort der Autorin und eine Personenliste auf. Über einzelnen Kapiteln und im Verlauf der Kapitel sind die Orts- und Zeitangaben vermerkt, was für eine gute räumliche und zeitliche Orientierung in der Geschichte sorgt.
Die chronologisch erzählte Handlung beginnt Ende Oktober 1179 und endet mit dem letzten Kapitel im Dezember 1181. Damit knüpft der zweite Band zeitlich fast unmittelbar an das Ende des ersten Bandes an, welchen man auch unbedingt im Vorfeld gelesen haben sollte. Nur so kann man die Geschehnisse und die Charaktere und deren Verhalten und Entwicklung richtig einordnen.

„»Was hätte es gebracht, es euch zu erzählen? Ihr hättet so wenig tun können wie ich. Es zu wissen, wäre nur eine Last für euch gewesen. Zudem hat dein Vater die Tat nie eingestanden. Alles weist darauf hin, dass die Morde an meiner Familie sein Werk sind, aber ich habe keine Beweise in der Hand. Nach all der Zeit wird mir kein Richter der Welt mehr mein Recht verschaffen können.«“

[6. Kapitel, Seiten 68/69]

Vor etwas über einem Jahr habe ich den Auftakt „Der Sturz des Löwen“ gelesen und ich hatte im Vorfeld Bedenken, ob ich nach dieser längeren Zeit wieder in die Geschichte finde.
Diese Bedenken waren nach den ersten Seiten wie weggewischt, denn ich war sofort wieder mitten im Geschehen, erinnerte mich an die einzelnen Charaktere und deren Geschichten und auch an die historischen Hintergründe. Wie auch im ersten Band wird es stellenweise sehr spannend, dann gibt es auch wieder ruhige Passagen, in denen die Charaktere und auch die Leser und Leserinnen durchatmen können.
Viele der Figuren und auch der Handlungsort in „Das Gold der Weiden – Der Sturz des Löwen“ sind fiktiv, die Autorin erwähnt im Nachwort, dass „ein Teil ihrer Geschichte und ein Teil des Schicksals des dort herrschenden Grafensgeschlechts an die reale Sommerschenburg angelehnt“ sind.
Micha und Sibilla sind zwei fiktive Figuren und stehen im Mittelpunkt der Geschichte. Sie lieben sich und sie streiten sich, es gibt Missverständnisse und gleichzeitig eine extrem starke Verbindung zwischen den Beiden – ich habe die Beiden unheimlich gerne und fest in mein Leseherz geschlossen – auch die vielen weiteren Figuren, welche zum größten Teil bereits aus dem ersten Band bekannt sind.

„» (…) Du willst mich zurücklassen, weil du denkst, dass du mich beschützen musst. Aber stell dir vor: Ich mache mir auch Sorgen um dich und glaube, dass ich lieber in deiner Nähe bleiben und dich beschützen sollte.(…)«“

[12. Kapitel, Seiten 151/ 152]


Neben vielen fiktiven Figuren stehen mit Heinrich der Löwe und Kaiser Friedrich I. (Barbarossa) zwei große historische Persönlichkeiten im Zentrum der Geschehnisse. Diese beiden (und weitere) historische Figuren hat Martha Sophie Marcus wunderbar in ihre Geschichte mit eingebunden, verwebt sie gekonnt mit den Lebensgeschichten ihrer fiktiven Figuren und sie alle konnten mich mit ihrer Lebensechtheit, ihrer Vielfältigkeit und ihren packenden Lebensgeschichten überzeugen. Martha Sophie Marcus zeichnet, wie im ersten Band, mit ihren vielen Figuren authentisches Bild der damaligen Gesellschaft, welche durch die Ständegesellschaft und das Lehnswesen geprägt war. Zum ersten Stand gehörte der Klerus, also alle Geistlichen, zum zweiten Stand zählten die Adligen, den dritten Stand bildeten die Bauern und einfachen Bürger. Der größte Teil der Menschen im Mittelalter gehörte zum dritten Stand – etwa 90 Prozent waren Bauern.
Nicht nur die Ständegesellschaft und das Lehnswesen prägten das Leben der Menschen im Mittelalter. Auch viele Krankheiten, Hunger, Kälte und politische Unruhen und Kriege bestimmten das Leben der Menschen. So kam es durch den aggressiven Herrschaftsausbau des Herzogs Heinrich in Sachsen und nördlich der Elbe zum Widerstand der anderen sächsischen „Großen“. Nach der Absetzung des Löwen kam es auch immer wieder zu massiven Auseinandersetzungen zwischen Gegnern und Anhängern von Herzog Heinrich. Diese mitunter komplexen geschichtlichen und gesellschaftlichen Hintergründe und Sachverhalte hat Martha Sophie Marcus akribisch recherchiert und werden in „Das Gold der Weiden – Die Gunst der Fürsten“ sehr anschaulich und ergreifend dargestellt.

Mit Wehmut, aber auch mit großer Zufriedenheit stelle ich diese Buchreihe nun ins Regal. Danke liebe Martha Sophie Marcus für das Rezensionsexemplar… und vor allem für die wunderbaren und lehrreichen Lesestunden.

Fazit: Martha Sophie Marcus lässt mit dem fulminanten Abschluss ihrer unterhaltsamen Dilogie längst vergangene Zeiten wieder aufleben, nimmt den Leser/ die Leserin mit auf eine atemberaubende Zeitreise und stellt komplexe Sachverhalte und geschichtliche Hintergründe anhand ihrer vielfältigen Charaktere und ihrer bildhaften Sprache anschaulich und nachvollziehbar dar. Sehr lesenswert!

* Ich habe für diese Rezension von der Autorin und vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Bereitstellung eines kostenlosen Rezensionsexemplars durch den Verlag, der Titelbezeichnung/ Namensnennung und der Link zur Verlagshomepage muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Eine grenzenlose Welt – Zukunft“

von Sonja Roos

[Werbung*]

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Achtung, Spoilergefahr! Bitte nicht lesen, wenn ihr die ersten Bände der Reihe noch nicht gelesen habt.
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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 21. August 2024
Verlag: Goldmann
Ausgaben: Paperback, eBook
ISBN:   978-3442494156
Seitenanzahl: 384 Seiten
Preise: 16€ (Paperback), 09,99€ (eBook)
Reihe: „Auswanderer-Saga“, Band 03 von 03

Klappentext:
„New York 1904: Eine Tragödie versetzt die Stadt in Aufruhr und verändert das Schicksal der vier deutschen Auswanderer, die sich in New York ein neues Leben aufgebaut haben: Als beim Untergang eines Ausflugsdampfers zahllose Menschen im East River ertrinken, ist unter den Opfern auch die Auswanderin Rosie. Während ihr Mann Simon in eine tiefe Krise stürzt und sich kaum noch um sein Lebenswerk, die Zeitung Morning Herald kümmert, vergräbt sich Rosies Cousine Marga in ihre Arbeit als Journalistin. Mit verbissenem Ehrgeiz will sie den Herald retten, worüber schließlich sogar ihre Ehe mit dem Fotografen Nando zu zerbrechen droht. Werden die drei es schaffen, ihren Herzen zu folgen, um am Ende doch noch ihr Glück zu finden?“

Homepage:
https://www.sonjaroos.de
https://www.penguin.de/buecher/sonja-roos-eine-grenzenlose-welt-zukunft/paperback/9783442494156

Hinweise:
Bitte lest diese Rezension nicht, wenn ihr die ersten beiden Bände noch nicht gelesen habt, diese aber noch lesen möchtet, Spoilergefahr!
Meine ausführliche Rezension zum ersten Band findet ihr hier: „Eine grenzenlose Welt – Aufbruch“, zum zweiten Band hier: Eine grenzenlose Welt – Schicksal“
– Das Buch habe ich freundlicherweise vom Goldmann Verlag als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.
– 
Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

Das Buch „Eine grenzenlose Welt – Zukunft“ von Sonja Roos ist der dritte und abschließende Band der ‚Auswanderer-Saga‘, welche im beginnenden 20. Jahrhundert vorwiegend in New York spielt.

„»Da unten liegt die großartigste Stadt der Welt mit all den Menschen, die Geschichten haben oder Geschichte schreiben werden. Wir müssen nur hinsehen und es für die Nachwelt festhalten.«“

[Kapitel 46, Seite 316]

New York, Juni 1904: Der Untergang des Ausflugdampfers „General Slocum“ reißt viele Menschen in den Tod und damit auch riesige Lücken in die Gesellschaft der Deutsch-Amerikaner in New York City.
Für die Auswanderer Maggie, Nando und Simon ist nach dem Untergang nichts mehr so, wie es davor war, denn Rosie ist unter den mehr als 1000 Toten. Die tiefe Trauer um seine geliebte Frau stürzt Simon in eine tiefe Krise und er kann sich kaum noch um sein Lebenswerk, die Zeitung „Morning Herald“, kümmern. Maggie, die um ihre geliebte Cousine trauert, möchte den Herald mit allen Mitteln retten – auch wenn sie dafür ihre Ehe mit Nando aufs Spiel setzt.

Mit großer Begeisterung habe ich den Auftakt „Eine grenzenlose Welt – Aufbruch“ und den zweiten Band „Eine grenzenlose Welt – Schicksal“ gelesen. Diese stimmungsvollen und farbenprächtige Geschichte hat es mir ab den ersten Seiten des ersten Bandes angetan und ich fand zu den vielfältigen Charakteren schnell einen Zugang. Zudem lernte ich eine Menge zu der Geschichte der Auswanderung im ausgehenden 19. Jahrhundert. Deshalb war es klar, dass ich auch den dritten und abschließenden Band „Eine grenzenlose Welt – Zukunft“ einfach lesen musste, um zu wissen, wie es mit all den liebgewonnen Figuren weitergeht und vor allem war ich gespannt, wie die Buchreihe enden wird.
Freundlicherweise bekam ich das Buch vom Goldmann Verlag als kostenloses und vorzeitiges Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte.

Das Cover des Buches passt hervorragend zum ersten und zweiten Band der Reihe, wodurch sich ein guter Wiedererkennungseffekt einstellt und auch die drei Teile als eine Einheit gesehen werden.
Es ist ein hellgrünen Farbtönen gehalten und zeigt in der rechten oberen Hälfte eine junge Frau im seitlichen Profil. Ihr offener Blick geht zur Seite. Mittig im Cover steht der Titel und Untertitel des Buches, darunter ist eine historische Ansicht der Freiheitsstatue auf der Liberty Island zu sehen.

Coverrechte: Goldmann Verlag

Das Buch ist, wie bereits die ersten beiden Bände, eine sehr hochwertig gestaltete Klappbroschur. Auf der vorderen Klappe werden die Hauptfiguren vorgestellt, die hintere Klappe beinhaltet ein Bild und eine kurze Biografie der sympathischen Autorin, sowie eine Übersicht der Trilogie. Das Innere der Klappen ist vorne und hinten leer geblieben.
Insgesamt umfasst das Buch 384 Seiten, welche sich auf 53 relativ kurze Kapitel, einen Prolog, einen Epilog und einem Nachwort und der Danksagung der Autorin aufteilen.
Die Handlung beginnt mit dem Prolog, welcher am 15. Juni 1904 ansetzt und damit direkt an an das Ende des zweiten Bandes anknüpft. Das erste Kapitel beginnt dann ein Jahr nach den Ereignissen des Prologs. Chronologisch arbeitet sich die Handlung auf den Epilog zu, nach dessen Ende wir uns im Juni 1907 befinden.
An dieser Stelle möchte ich anfügen, dass man unbedingt Band 1 und 2 der Reihe gelesen haben sollte, bevor man diesen dritten Band liest. Ansonsten fehlen viele Hintergrundinformationen zu den vielen und vielfältigen Charakteren und deren Hintergründe und Entwicklungen können nicht richtig erfasst werden.
Wie in den vorherigen Bänden war ich schnell wieder in der Geschichte drin – auch wenn ich bereits nach dem Prolog das Buch kurz zur Seite legen musste um tief durchzuatmen. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, wie die Geschichte ohne meine Leiblingsfigur Rosie weitergehen sollte.
Nach wie vor stehen in den einzelnen Kapiteln abwechselnd die verschiedenen Charaktere im Mittelpunkt. Deren einzelne Geschichten sind eng miteinander verknüpft und verbinden sich zu einer großen Geschichte, in der unheimlich viel passiert und in der sich immer wieder eine immense Spannung aufbaut.
Dies und der bildhafte und lebendige Sprache der Autorin sorgen dafür, dass man in längst vergangene Zeiten abtauchen kann, eine Menge erfährt und das Buch am liebsten am Stück durchlesen möchte.

„»Der liebe Gott hat uns viele Bürden gegeben, einem jeden Menschen. Als Entschädigung hat er uns auch die Liebe geschenkt, und die kann nicht sterben.«“

[Kapitel 18, Seite 138]

Ein Großteil der Figuren ist bereits aus dem ersten Band bekannt. Während sich einige authentisch weiterentwickelt haben, diese in ihrem Leben angekommen sind und ihre Träume und Wünsche erfüllt haben, heißt es auch schweren Herzens von einigen liebgewonnen Figuren frühzeitig Abschied zu nehmen.
Einigen der verbleibenden Figuren hätte ich immer wieder gerne zugerufen „Jetzt hört euch doch bitte mal zu!“ oder „Nein, so ist das nicht!“. Es ist ein ständiges Hin und Her, ein stetiges Bergauf und Bergab.
Zu den bereits bekannten Figuren gesellen sich auch einige neue Figuren hinzu und ergänzen diese mit ihren ganz eigenen Geschichten. Vor allem das Auftauchen der berühmten Nellie Bly kam unerwartet – aber sie fügt sich, trotz ihrer unangepassten Art, perfekt in die Handlung ein.
Macy und ihre Familie sind bereits im zweiten Band vorgekommen, in diesem dritten Band steht Macy mehr im Mittelpunkt der Geschichte. Ich mochte ihre ehrliche und offene Art und auch, wie souverän sie mit Rückschlägen und dem rauen und ungerechten Gegenwind aus der Gesellschaft umgeht.
Allzu detailliert gehe ich an dieser Stelle auf die einzelnen Figuren nicht ein, da ich sonst vieles von der Handlung vorwegnehme. Sonja Roos ist es perfekt gelungen, ihre fiktiven Figuren in den geschichtlichen Hintergrund einzubetten und gekonnt mit diesem und auch untereinander zu verbinden. Mit den Charakteren und ihren vielfältigen Geschichten habe ich während des Lesens den Zeitgeist gespürt und die vielen wahren Begebenheiten und mitunter erschütternden Ereignisse, welche die Protagonisten erleben, direkt miterlebt. Und genau das macht auch diesen dritten Teil zu einem gelungenen, unterhaltsamen, lehrreichen, unvergesslichen und vor allem hochemotionalen Lese-Erlebnis.

„Es war nicht so, dass sie Simons Trauer nicht verstand. Im Gegenteil, sie spürte sie ebenso, Tag für Tag. Ein Schmerz, der nie abebbte, der immer irgendwo lauerte, selbst wenn sie nur kurz vergaß, dass einer der wichtigsten Menschen in ihrem Leben nicht mehr da war.“

[Kapitel 01, Seite 22]

Den geschichtlichen und gesellschaftlichen Hintergrund von „Eine grenzenlose Welt – Zukunft“ bildet das beginnende 20. Jahrhundert. Während im ersten Band die große Auswanderungswelle im Vordergrund steht, setzt der zweite Band seinen Schwerpunkt in das Zeitungswesen und den Journalismus zu dieser Zeit. Im dritten Band stehen die vielen Katastrophen dieser Zeit im Zentrum der Geschichte.
Hier ist an erster Stelle der Untergang des Ausflugdampfers „General Slocum“ am 15. Juni 1904 zu nennen. Dieses Unglück vor New York gilt als größte zivile Schiffskatastrophe der USA und war für „Little Germany“ eine Zäsur, von der es sich nie wieder erholen sollte. Von den mindestens 1.388 Deutsch-Amerikanern an Bord starben mehr als 1000 – darunter viele Frauen und Kinder. Viele Familien hatten mindestens einen Toten zu beklagen, die Selbstmordrate stieg, leere Plätze in Kirchen und Schulen erinnerten die Überlebenden auf Dauer an die Katastrophe. Sonja Roos hat dieses Unglück direkt mit ihren fiktiven Hauptfiguren verbunden, denn auch Rosie Broder ist unter den Toten. Ich muss gestehen, dass mir der Untergang des Ausflugdampfers „Henry Slocum“ bisher noch nichts sagte – nun bin ich im Nachgang der Lektüre von diesem Unglück, dieser Verkettung furchtbarer Umstände, sehr bestürzt.
Neben diesem Schiffsunglück werden noch weitere Unglücke geschildert, auf die ich nicht näher eingehe, da ich sonst zu viel von der Handlung vorwegnehme.
Ein weiteres gesellschaftliches Thema ist die sogenannte Rassentrennung in den USA, welche dort von 1877 bis 1967 bestand. Diese Rassentrennung ist die rassistisch begründete, oftmals wirtschaftlich motivierte, zwangsweise räumliche und soziale Trennung von als „Rassen“ definierten Menschengruppen in einigen bis hin zu allen Bereichen des öffentlichen und privaten Lebens. Die Rassentrennung wurde durch Rassengesetze legitimiert.
Sonja Roos hat die vielen unterschiedlichen geschichtlichen und gesellschaftlichen Hintergründe und Themen sehr akribisch recherchiert und verbindet diese mit den Geschichten und Erlebnissen ihrer Protagonisten – so wird Geschichte erleb- und fühlbar.

Anfang des Jahres 2024 habe ich die Ankündigung dieser Buchreihe entdeckt: Schon der erste Band konnte mich im März bestens unterhalten, spätestens mit dem zweiten Band im Juni hatte ich die Geschichte und die Charaktere fest in mein Leseherz geschlossen. Nun habe ich den dritten und damit letzten Band gelesen … und jetzt heißt es Abschied zu nehmen von den großartigen Figuren, welche mich mit ihren wechselvollen Geschichten, ihren Entwicklungen und Entscheidungen überraschen und mitreißen konnten.
Die gesamte Buchreihe hat mich bestens unterhalten und mir die Geschichte der Auswanderungswelle des späten 19. Jahrhunderts/ des beginnenden 20. Jahrhunderts, die Geschichte und Schicksalsmomente der Stadt New York und auch die Geschichte des Zeitungwesens näher gebracht.
Danke liebe Sonja Roos für diesen gelungenen Abschluss, welche ich nun, mit einer ordentlichen Portion Wehmut aber auch großer Zufriedenheit zuklappe und ins Regal stelle.

Fazit: Das Buch „Eine grenzenlose Welt – Zukunft“ von Sonja Roos ist der großartige Abschluss einer wunderbaren und empfehlenswerten Buchreihe, welcher mich, wie die beiden vorherigen Bände, von der ersten bis zur letzten Seite begeistert, vor allem aber bewegt hat. Ich habe das Buch mit Tränen begonnen und mit Tränen beendet.
Sehr … sehr lesenswert!


* Ich habe für diese Rezension von der Autorin und vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Bereitstellung eines kostenlosen Rezensionsexemplars durch den Verlag, der Titelbezeichnung/ Namensnennung und der Link zur Verlagshomepage muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Das Pensionat an der Mosel – Schwestern im Geiste“

von Marie Pierre

[Werbung*]

Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 14. August 2024
Verlag: Heyne
Ausgaben: Paperback und eBook
ISBN:  978-3453427235
Seitenanzahl: 560 Seiten
Preise: 16€ (Taschenbuch), 12,99€ (eBook)
Reihe: „Das Pensionat an der Mosel“, Band 02 von 03

Klappentext:
„Diedenhofen, 1911. Zwischen Pauline Martin und dem preußischen Hauptmann Erich hat sich eine tiefe Freundschaft entwickelt. Auch wenn Pauline sich manchmal nach mehr sehnt, ist eine Liebesbeziehung für sie als Lehrerin undenkbar. Noch stärker als zuvor konzentriert sie sich auf ihre Schützlinge und stellt eine zusätzliche Lehrkraft ein. Rhona O’Meally soll ihren Schülerinnen nicht nur die englische Sprache, sondern auch die irische Kultur näherbringen. Rhona sorgt für frischen Wind, hat jedoch ein gefährliches Geheimnis. Als es im Pensionat zu Diebstählen kommt und in Diedenhofen vermehrt antipreußische Schmierereien auftauchen, gerät Pauline selbst unter Verdacht. Die politischen Spannungen verhärten sich – in der Moselstadt und in ganz Europa –, und Pauline muss für ihre Zukunft kämpfen.“

Homepage:
https://www.mariawpeter.de/sites/buecher.php (Website Autorin)
https://www.penguin.de/buecher/marie-pierre-schwestern-im-geiste/paperback/9783453427235
(Website Verlag)


Hinweise:
Bitte lest diese Rezension nicht, wenn ihr den ersten Band „Das Pensionat an der Mosel – Töchter des Aufbruchs“ noch nicht gelesen habt – Spoilergefahr!
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin als Vorab-Exemplar (PDF) und als Paperback zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Vorab-Exemplars und der Verlinkung zur Verlag-Homepage muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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Das Buch „Das Pensionat an der Mosel – Schwestern im Geiste“ von Marie Pierre ist der zweite Band einer Buchreihe, der hauptsächlich in der Stadt Diedenhofen (Thionville) im ehemaligen Reichsland Elsaß-Lothringen im Jahr 1911 spielt und einen weiteren Einblick in das turbulente Leben der jungen Lehrerin und Pensionat-Leiterin Pauline Martin zeigt.

„Von jeher war Pauline überzeugt, dass Sprachen nicht nur Türen zu neuen Welten öffneten, sondern auch die gegenseitige Verständigung – und somit zugleich das Verständnis – förderten.“

[Kapitel 01, Seite 16]

Diedenhofen (Thionville) im Reichsland Elsaß-Lothringen im Jahr 1911: Die junge Pensionat-Leiterin und Lehrerin Pauline freut sich auf ihre zusätzliche Lehrkraft Rhona O’Meally. Diese soll den Schülerinnen nicht nur Englisch beibringen, sondern auch die irische Kultur näher bringen. Doch von Anfang an nimmt Pauline etwas anderes, geheimnisvolles an der neuen Lehrerin wahr.
Als es im Pensionat zu Diebstählen kommt und in der Stadt immer wieder Schmierereien gegen die preußischen Besatzer auftauchen, braucht Pauline Hilfe und Unterstützung. Die erhält sie von dem preußischen Hauptmann Erich – die beiden eint mittlerweile eine tiefe Freundschaft.
Doch als sich die politischen Fronten nicht nur im Reichsland Elsaß-Lothringen immer weiter verhärten, geraten Paulines Zukunft und auch ihr Pensionat und dessen Bewohner in große Gefahr.

Marie Pierre ist das offene Pseudonym der Autorin Maria W. Peter, welche mich mit ihren starken und unvergesslichen Büchern wie „Die Festung am Rhein“„Die Melodie der Schatten“ und „Eine Liebe zwischen den Fronten“ begeistert hat.
Als die Autorin ihre neue Buchreihe ankündigte, wusste ich sofort, dass ich diese unbedingt lesen wollte, da mich die Bücher und die tiefgründigen Geschichten dieser Autorin immer wieder beeindrucken und auch der spannend klingende Klappentext sprach mich an. Die Zeit des beginnenden 20. Jahrhunderts empfinde ich als eine sehr spannende Zeit, aus der sich zudem vieles ableiten lässt, was dann im weiteren Verlauf des Jahrhunderts geschehen ist.
Der Auftakt „Das Pensionat an der Mosel – Töchter des Aufbruchs“ empfand ich durch die Spannung, die tiefe und dichte Atmosphäre, die vielfältigen Charaktere und der wunderbar dargestellten geschichtlichen und gesellschaftlichen Hintergründe als rundum gelungen. Ich habe so viel Neues über diese spannende Epoche gelernt und erfahren.
Natürlich wollte ich wissen, wie es mit all den Figuren und auch der Handlung weitergeht – deshalb musste ich den zweiten Band auch unbedingt lesen. Diesen zweiten Band bekam ich freundlicherweise von der Autorin einmal als Vorab-Exemplar (PDF) und einmal als Paperback zugesendet, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte.
Das Buch ist ein wunderschön gestaltetes Paperback. Auf der vorderen Klappe steht ein Textausschnitt, der schnell die Lust auf die Geschichte weckt, auf der hinteren Klappe wird die Autorin mit einer kurzen Biografie und einem Foto vorgestellt. Das absolute Highlight befindet sich in der Innenseite der vorderen Klappe: Hier sind verschiedene historische Ansichten des Ortes Diedenhofen (Thionville) zu sehen. Es ist einfach schön, wenn man die Handlungsorte direkt vor Augen hat. In der hinteren Klappe werden die drei Teile der Reihe nochmal vorgestellt.
Insgesamt hat das Buch 560 Seiten und gliedert sich in insgesamt 49 Kapitel auf. An das letzte Kapitel schließen sich ein Epilog, ein ausführliches Nachwort, eine Karte von Diedenhofen/ Thionville um das Jahr 1910, ein Glossar (Fachbegriffe), ein Glossar (Fremdsprachlich), ein Überblick über die wissenschaftliche Beratung und Reise- und Stöbertipps zu den Schauplätzen und Hintergründen an.
Das erste Kapitel beginnt im Februar 1911, der Epilog setzt im Mai 1911 an. Somit umfasst die gesamte Handlung des Buches also etwa drei Monate und beginnt unmittelbar nach den Geschehnissen des ersten Bandes. Da die Handlung des ersten Bandes immer wieder aufgenommen wird, empfehle ich, dass ihr den ersten Band der Reihe unbedingt vorher gelesen haben solltet. Nur so ist es möglich, die Entwicklung der Charaktere nachzuvollziehen und auch deren Handlungen und Denkweisen richtig einzuordnen.

Das Cover des zweiten Bandes passt sehr gut zum Cover des ersten Bandes und zeigt eine Collage aus zwei jungen Frauen in der Seitenansicht. Ihre Blicke gehen nach unten, beide lächeln.
In der Mitte des Covers befindet sich die Zeichnung eines herrschaftlichen Hauses, darunter der Titel und der Untertitel des Buches. Den unteren Bereich des Covers bildet die Ansicht einer kleinen Stadt, welche idyllisch an einem Fluss liegt, hinter der Stadt ist eine bergige Anhöhe zu sehen, hinter sich der schier endlos erscheinende Himmel erhebt.

Wie in ihren bisher erschienen Büchern zeichnet sich auch dieser Roman durch die exzellente, ambivalente und authentische Zeichnung der Figuren aus. Marie Pierre hat in dieser Buchreihe ganz besondere Charaktere geschaffen, welche auf der einen Seite stark sind, gleichzeitig aber auch vom Leben gezeichnet sind und ihre Schwächen, vor allem ihre Geheimnisse haben. Viele der Figuren sind bereits aus dem ersten Band bekannt und es war sehr spannend zu erleben, wie diese sich weiterentwickelt haben. Es kommen auch einige neue Figuren hinzu.

„»Herr von Schwegat, wie Sie sicher wissen, behandele ich alle meiner Schülerinnen gleich, mit derselben Fürsorge und demselben Respekt, völlig ungeachtet ihrer gesellschaftlichen oder religiösen Herkunft. (…) Denn nur so, (…) ist es möglich, in einer Institution wie dieser hier, die sich im Spannungsfeld zwischen deutscher und französischer Kultur befindet, mit allen daraus resultierenden Missstimmungen und Diskussionen, tatsächlich allen Schülerinnen gerecht zu werden.«

[Kapitel 10, Seiten 112/113]

Wie im ersten Band steht auch im zweiten Band die Pensionats-Leiterin Pauline im Mittelpunkt der Geschichte und der Geschehnisse. Nachdem sie vor einiger Zeit die Leitung des Mädchenpensionats übernommen hat, hat sie mit ihrer Familie gebrochen – Ein Zustand, welcher des Öfteren in ihr hochkommt und sie belastet.
Aus ihren Schülerinnen möchte Pauline starke, selbstständige, selbstbewusste und vor allem freie Frauen machen, die sich in einer von Männern regierten Welt gut zurechtfinden – dabei jedoch auch nie die Etikette verlieren. Beleidigungen und Verunglimpfungen mag sie überhaupt nicht. Pauline weiß genau, was sie will und setzt ihre Wünsche und Ziele auch schnell und zielgerichtet um. Auch wenn sie weiß, dass hinter vorgehaltener Hand viel über sie und ihr Pensionat geredet wird, gibt sie sich und ihre Einrichtung nicht auf. Im Herzen ist und bleibt Pauline Französin – durch die Besatzung der Preußen ist sie jedoch auch gleichzeitig im Inneren zwischen den zwei Kulturen zerrissen.
Pauline hat eine feine Beobachtungsgabe und ist eine so lebensbejahende und aufgeschlossene Figur, welche ich ab der ersten Seite fest ins Herz geschlossen habe und ich bin so gespannt, wie es mit ihr und ihrer Geschichte weitergehen wird.
Hauptmann Erich von Pliesnitz ist bereits aus dem ersten Band bekannt und wieder an Paulines Seite. Aus dem auf den ersten Blicks gefühllosen Preußen ist mittlerweile Paulines Freund und Vertrauter geworden – sie kann sich immer auf ihn verlassen. Doch auch Erich trägt die Last der Vergangenheit mit sich herum. Ich mochte die immense Entwicklung von Erich, aber auch, wie ambivalent er gezeichnet ist. Einerseits ist er sehr hart zu den Menschen in seiner beruflichen Umgebung, auf der anderen Seite kann er aber auch sehr empfindsam und freundlich sein. Auch bei ihm bleibt es spannend, wie seine Entwicklung weitergehen wird.
Mit der Lehrerin Rhona O’Meally kommt eine neue und hochinteressante Figur in die Geschichte. Bereits ab dem ersten Moment bemerkt Pauline (und auch der Leser und Leserin), dass Rhona etwas Geheimnisvolles und Düsteres umgibt. Doch wie auch Pauline tappen alle im Dunkeln und das Licht kommt erst nach und nach ins Dunkle.

„War es nicht auch Paulines persönliches Ziel, dass ihre Schülerinnen lernten, frei und ungezwungen ihre Meinung zu äußern? Besaß sie nicht auch selbst den Mut, durchaus heikle und unbequeme Themen im Unterricht anzuschneiden, wenn sie es als notwendig erachtete? Hatte sie in der neuen Lehrerin nicht also eine verwandte Seele, eine Schwester im Geiste getroffen? Jemand, der genau zu ihrer Schule passte?“

[Kapitel 15, Seite 157]


Einige Geschichten der Schülerinnen werden auch im zweiten Band wieder aufgegriffen – diesmal stehen jedoch zwei andere junge Mädchen im Zentrum der Geschichte: Esther und Charlotte. Diese beiden Mädchen könnten unterschiedlicher nicht sein und halten mit ihren Unstimmigkeiten und Streits Pauline auf Trap. Charlotte und auch ihr Bruder sorgten bei mir während des Lesens immer wieder für Kopfschütteln. Doch genau von solch unliebsamen Figuren lebt eine gute und authentische Geschichte.
Neben diesen Figuren spielen noch eine Vielzahl an Figuren, welchen größtenteils bereits aus dem ersten Band bekannt sind, kleine und große Rollen. Sie alle bilden mit ihren unterschiedlichen Charakteren und Eigenheiten ein stimmiges Bild der bunt gemischten Bevölkerung aus Deutschen und Franzosen im ehemaligen Reichsland Elsaß-Lothringen ab. Um nichts von der Spannung der Geschichte vorwegzunehmen, gehe ich an dieser Stelle nicht detailliert auf die zahlreichen Figuren ein.
Wie bereits im ersten Band arbeitet Marie Pierre in ihren Dialogen oft mit dem jeweiligen Zungenschlag ihrer Figuren. Dadurch wirken die Figuren nochmals lebendiger.
Geschickt verbindet Marie Pierre die einzelnen Geschichten ihrer größtenteils fiktiven Figuren zu einer großen und spannenden Geschichte und verwebt alles mit den akribisch recherchierten historischen Hintergründen.
Dabei waren die Spannungen, Zerwürfnisse und Differenzen, vor allem auch die Anziehungen zwischen den Figuren immer fühlbar und nahmen mich mit in die Geschichte, Geschehnisse und Geheimnisse hinein. Ich freue mich jetzt schon auf den dritten Band, welcher voraussichtlich am 12. Februar 2025 erscheint und bin gespannt, wie es mit all den Figuren weitergehen wird.

Nicht nur die lebensechten Figuren und deren mitreißenden Lebensgeschichten sorgten für einen guten Lesefluss. Vor allem der der bildhafte und wunderschöne Sprachstil der Autorin entführte mich ab der ersten Seite in vergangene Zeiten. Marie Pierre baut damit eine diffuse Atmosphäre und Spannung auf und sorgte dafür, dass ich das Buch nur ungern aus der Hand legen wollte.

„Ein malerisches Fleckchen Erde, dieser östliche Teil Lothringens. Ebenso wie Louises elsässische Heimat, mit dem er zwangsvereint war, stand er jedoch seit nunmehr vier Jahrzehnten unter der deutschen Knute, hin und hergerissen zwischen Anpassung und Widerstand, wirtschaftlichen Aufschwung und kultureller Entfremdung.“

[Kapitel 03, Seite 44]

Den Überblick über den geschichtlichen Hintergrund habe ich aus der Rezension zum ersten Band übernommen und stellenweise etwas ergänzt:

Den geschichtlichen Hintergrund bildet das Jahr 1911 im damaligen Reichsland Elsaß-Lothringen. Nach der Niederlage Frankreichs im Deutsch-Französischen Krieg (19. Juli 1870 bis 10. Mai 1871), musste Frankreich das Elsass und Teile von Lothringen an Deutschland abtreten und eine Kriegsentschädigung von fünf Milliarden Franc zahlen. Für Frankreich bedeuteten die deutschen Annexionen eine tiefe Demütigung, für die Bewohner der Gebiete war es der Verlust der eigenen Identität, Kultur und Vergangenheit.
Viele Bewohner Elsass-Lothringens nutzten die Möglichkeit, die französische Staatsangehörigkeit zu behalten und ihren Wohnsitz nach Frankreich zu verlegen. Bis zum Stichtag am 1. Oktober 1871 optierte rund 10 Prozent der Bevölkerung für Frankreich.

Bildquelle: Von F.E Bilz, Louis Gerstner Geographische Anstalt Leipzig, 1905

Während viele Elsässer und Lothringer ihre Heimat verließen, wanderten zahlreiche Deutsche ins „Reichsland“ ein, insbesondere Beamte und Militärs. Schon 1875 stellten die Einwanderer rund fünf Prozent der Gesamtbevölkerung, 1890 etwa zehn Prozent und 1910 rund 15 Prozent. Die neue deutsche Verwaltung, welche die französische auf allen Ebenen abgelöst hatte und häufig als Fremdherrschaft wahrgenommen wurde, verfolgte eine stark repressive Germanisierungspolitik, was immer wieder zu schweren Konflikten führte.
Die damalige Gesellschaft war von den Männern geprägt und dominiert. Frauen durften zu dieser Zeit nicht wählen und auch in Sachen Bildung standen Mädchen den Jungen hinten an.
Die sogenannten Mädchenpensionate wurden als Alternative zu den öffentlichen Schulen in Anspruch genommen, waren aber wegen des Schulgeldes nur für besserverdienende Familien eine Option. Erst im Jahr 1908 gab es in Preußen eine Bildungsreform, die es Mädchen fortan erlaubte zu studieren.
Diese geschichtlichen, vor allem aber die gesellschaftlichen Hintergründe hat Marie Pierre in ihrem Roman sehr gut dargestellt und nachgespürt. Der Leser/ die Leserin bekommt anhand der lebensecht gezeichneten fiktiven Figuren und deren vielfältigen Hintergründen eine Ahnung davon, wie das Leben, vor allem das Zusammenleben, der unterschiedlichen Menschen im Reichsland Elsaß-Lothringen war und welche alltäglichen Konflikte zwischen den Menschen herrschten.
Zwei weitere geschichtliche und gesellschaftliche Themen werden in diesem zweiten Band aufgegriffen: Zum einen der Kampf der Iren um Freiheit und Unabhängigkeit und zum anderen ein Teil der jüdischen Geschichte im deutschen Kaiserreich. An dieser Stelle empfehle ich euch das ausführliche Nachwort der Autorin – hier geht sie ausführlich auf diese Themenkomplexe ein.

„»Wäre es nicht schön, (…) wenn die Menschen wie dieser Fluss wären, sich miteinander verbinden könnten? Ungeachtet der Kultur, ungeachtet irgendwelcher oft willkürlich gesetzten Landesgrenzen?«
(…)
»Glauben Sie, dass dies eines Tages möglich sein wird? Möglich, das Trennende zu überwinden und sich stattdessen auf die Gemeinsamkeiten zu besinnen? All das Gute, was man miteinander teilt? Eine gemeinsame … Zukunft?«“

[Epilog, Seite 515]

Am Ende dieser Rezension möchte ich mich erneut ganz herzlich bei der Autorin für dieses lehrreiche und emotionale Lesevergnügen bedanken. Ich freue mich schon so sehr auf den dritten Band der Reihe und auf ein Wiedersehen mit den vielen (teils sehr liebgewonnenen) Figuren.

Fazit: Wie auch im ersten Band konnte mich in diesem zweiten Band die Spannung, die tiefe und dichte Atmosphäre, die absolut gelungenen und vielfältigen Charaktere und die wunderbar dargestellten geschichtlichen und gesellschaftlichen Hintergründe mitnehmen und überzeugen.
Bereits der erste Band hat mir sehr gut gefallen – meiner Meinung nach toppt der zweite Band „Schwestern im Geiste“ diesen nochmals – denn hier ist einfach alles dabei: Dramatik, Spannung, Historie und Liebe. Sehr lesenswert!

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Das Opernhaus – Samtschwarz die Nacht“

von Anne Stern

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 13. August 2024
Verlag: Rowohlt
Ausgaben: Paperback, eBook und Hörbuch
ISBN:  978-3499010927
Seitenanzahl: 416 Seiten
Preise: 18€ (Paperback), 09,99€ (eBook)
Reihe: „Die Dresden-Reihe“, Band 03 von 03

Homepage:
https://www.rowohlt.de/buch/anne-stern-das-opernhaus-samtschwarz-die-nacht-9783499010927

Klappentext:
„Die Leidenschaft und die Musik sind stärker als jede Vernunft.
Dresden 1869: Die gefeierte Violinistin Elise Jacobi hat die Liebe zur Musik an ihre Kinder weitergegeben. Tochter Netty probt an der Semperoper als Primaballerina für die Rolle ihres Lebens, Sohn Julius ist ein begabter Pianist und verliebt sich in die unabhängige Bankierstochter Rahel Cohn. Eine neue Generation wächst heran, die den Mut hat, nach der Freiheit zu greifen und neue Wege zu gehen. Doch dann kommt es zu einem verheerenden Feuer, bei dem das Königliche Theater in Schutt und Asche gelegt wird. Fassungslos stehen die Menschen vor den Trümmern. Auch für Elise ist der Anblick kaum zu ertragen, verbindet sie doch mit dem Hoftheater lang unterdrückte Gefühle für den ehemaligen Dekorationsmaler Christian Hildebrand. Bei den Maiaufstände vor zwanzig Jahren musste Christian aus der Stadt fliehen. In aller Heimlichkeit trägt Elise sein Andenken noch heute in ihrem Herzen – ebenso wie das große Geheimnis, das seit so vielen Jahren auf ihr lastet. Denn es hat die Kraft, alles zu zerstören, was sie sich seit Christians Flucht aufgebaut hat.“

*Hinweise:
– Bitte lese diese Rezension nicht, wenn du den ersten Band Dunkel der Himmel“ und den zweiten Band „Rot das Feuer“ noch nicht gelesen hast, dies aber noch möchtet – Spoilergefahr!
– Das Buch habe ich freundlicherweise vom Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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Das Buch „Das Opernhaus – Samtschwarz die Nacht“ von Anne Stern ist der dritte und abschließende Band einer Buchreihe, welche im 19. Jahrhundert in Dresden spielt und in deren Mittelpunkt die wechselvolle Geschichte der Semperoper steht.

„Beinahe war es Elise, als wäre es ihr eigener Leib, der dort brennte. Als habe man ihre Erinnerungen, ihre Wünsche und Träume und den letzten Rest ihrer Zuversicht heute den Flammen anheimgegeben.“

[Kapitel 17, Seite 177]

Dresden 1869: Elise Jacobi lebt mit ihrem zweiten Ehemann in Blasewitz bei Dresden. Ihre Liebe zur Musik hat sie an ihre beiden Kinder weitergegeben: Ziehtochter Netty hat die Rolle ihres Lebens bekommen und probt als Primaballerina an der Semperoper, ihr Sohn Julius ist ein begabter Pianist. Doch noch immer kann Elise nicht mit ihrer Vergangenheit abschließen, denn sie vermisst Christian – ihre erste große Liebe. Dieser lebt nach den Maiaufständen vor zwanzig Jahren in weiter Ferne. Außerdem lastet ein großes Geheimnis auf Elises Schultern, welches nicht nur ihre Vergangenheit berührt, sondern auch ihre Gegenwart und Zukunft.
Als es zu einem verheerenden Feuer kommt und das Königliche Theater in Schutt und Asche gelegt wird, stehen nicht nur Elise und ihre Familie fassungslos vor den verkohlten Trümmern.

Anne Stern gehört seit vielen Jahren zu meinen absoluten Lieblingsautorinnen. Ich lese ihre vielfältigen Geschichten sehr gerne und vor allem mit der Reihe um die Hebamme Hulda Gold im Berlin der 1920er Jahre hat sie sich in meine Leseherz geschrieben. Wann immer sie eine Neuerscheinung ankündigt, weiß ich, dass ich diese auch direkt lesen möchte.
Vor etwas mehr als einem Jahr konnte mich der Auftakt der ‚Dresden-Reihe‘ „Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie“ begeistern und auch der zweite Band „Das Opernhaus – Rot das Feuer“ konnte mich von Anfang bis Ende überzeugen. Ich war schon sehr gespannt auf den Abschluss dieser grandiosen Reihe – auch wenn immer etwas Wehmut mitschwingt, wenn eine geliebte Buchreihe zu Ende geht.
Diesen Band bekam ich ebenfalls vom Rowohlt Verlag als kostenloses Rezensionsexemplar zugesendet, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte.

Die Ausgabeart des Buches ist eine sehr hochwertig gestaltete Klappbroschur mit insgesamt 416 Seiten:
Auf der vorderen Klappe befindet sich ein Textausschnitt, welcher die Neugier auf die Geschichte weckt. In der vorderen Klappe befindet sich ein Kartenausschnitt von Dresden im Jahr 1869. Auf der hinteren Klappe wir die sympathische Autorin mit einer kurzen Biographie und einem Foto vorgestellt, im Inneren findet sich eine grafisch aufbereitete Übersicht über die drei Bände der Buchreihe.
Das Cover passt perfekt zu den vorherigen zwei Bänden der Reihe (der erste Band wird in der Neuauflage noch an Band 1 und 2 angepasst).
Zu sehen ist das angeschnittene Profil einer jungen Frau mit einer schwarzen Kopfbedeckung auf ihrem kurzen goldblonden Haaren. Mit ihrem durchdringenden Blick fängt sie direkt den Blick des Betrachters auf. Es handelt sich auch hier um einen Ausschnitt aus einem Gemälde der Künstlerin Ginette Beaulieu. Wie ich bereits bei den ersten beiden Bänden angemerkt habe, kann mich das Covermotiv nicht richtig abholen, da es auf mich etwas zu modern wirkt und nicht wirklich zur Geschichte passen mag. Doch das ist Geschmackssache und wichtiger als das Cover ist für mich immer der Inhalt. Und immerhin kann man sagen, dass der Rowohlt Verlag etwas Neues gewagt hat, weg von der Rückansicht einer Frau vor einem Gebäude/ einer Landschaft.
Der Reihentitel und der Untertitel stehen in einem glänzenden hellgrünen Kreis, welcher sich im linken oberen Bereich des Covers befindet.

Ich empfehle, dass man die ersten Bände unbedingt vor dem dritten Band gelesen hat, da man dann die Entwicklung der Figuren und alle anderen Begebenheiten und Ereignisse besser einordnen kann.
Der Prolog des Buches beginnt im Dezember 1859, das erste Kapitel setzt dann im August 1869 an. Insgesamt 41 Kapitel beinhaltet das Buch, das letzte Kapitel spielt im Januar 1870, der nachfolgende Epilog im Februar 1870. Es folgt ein ausführliches Nachwort und der Dank der Autorin.
Inklusive des Prologs und des Epilogs umfasst die gesamte Zeitspanne des Romans etwa 11 Jahre, ohne Prolog und Epilog circa fünf Monate.
Die Handlung des Buches wird chronologisch erzählt und beinhaltet immer wieder einzelne Kapitel, welche aus Zeitungsberichten oder Briefen bestehen – dies sorgte für eine zusätzliche Authentizität des Romans
Dadurch, dass die Ereignisse des Romans zusammenhängend und aufeinanderfolgend erzählt werden, konnte ich mich von Anfang an (wieder) perfekt in die Geschichte einfinden und auch den vielen und vielfältigen Figuren stets gut folgen. Auch die Datums- und Ortsangabe über jedem Kapitel sorgen für eine gute zeitliche und räumliche Orientierung. Sehr intensiv und gelungen empfand ich, dass eine Schlüsselszene des Romans aus verschiedenen Perspektiven geschildert wird.
Anne Stern hat einen so ausdrucksstarken, bildhaften und poetischen Sprachstil, der mich direkt in die Geschichte mitgenommen hat. Sie beschreibt kleine Begebenheiten am Rande, doch genau diese Beschreibungen füllen das Buch mit Leben und vor allem entsteht eine solch einnehmenden Atmosphäre – die Gedanken und Gefühle der Protagonisten werden direkt aus der Vergangenheit ins Hier und Jetzt transportiert, wodurch längst vergangene Zeiten vor den Augen der Leser und Leserinnen wieder lebendig werden und Geschichte so greifbar, vor allem aber fühlbar wird.
Dies alles – die gut zu verfolgende Handlung, die sich kontinuierlich aufbauende Spannung und die poetische Sprache – sorgten dafür, dass ich völlig in die Geschichte eintauchen konnte und die 416 Seiten so dahin flogen.

Viele der Figuren sind bereits aus den vorherigen Bänden bekannt und ich habe mich sehr gefreut, diese erneut zu treffen und zu sehen, wie sie sich authentisch weiterentwickelt haben. Aus Kindern sind mittlerweile junge Erwachsene geworden, welche mitten im Leben stehen, teilweise ihre Berufung bereits gefunden haben, teilweise ihren Platz im Leben noch suchen.

„Manchmal fragte sich Elise, woher ihre jüngste Schwester diese ungeheure, ja eiserne Stärke hatte, die Vergangenheit hinter sich lassen zu können, so schrecklich diese auch gewesen sein mochte. Sie selbst war nicht aus ähnlichen Holz geschnitzt. Bisweilen wünschte sie es sich, aber dann wieder fühlte sie sich ohne Grund verzagt und wankelmütig wie ein Stück Schilf im Wind. Besonders in letzter Zeit, da das Alter langsam, aber sicher nach ihr zu greifen schien.“

[Kapitel 1, Seite 25]


Nach wie vor steht die sympathische Elise im Zentrum der Geschichte, auch wenn sie und ihre Geschichte etwas in den Hintergrund treten und damit Raum für die Geschichten ihrer Kinder bietet. Elise ist noch immer eine sehr gefühlsbetonte Frau. Sie kann jedoch noch immer nicht mit ihrer Vergangenheit abschließen und sie trägt ein großes Geheimnis mit sich herum, dessen Geheimhaltung sie mehr und mehr belastet. Außerdem musste sie schwere Verluste hinnehmen, welche sie noch immer nicht überwunden hat. Mit all ihren (Selbst)zweifeln, ihrer inneren Zerrissenheit und ihren durchlebten Höhen und Tiefen ist Anne Stern mit Elise eine sehr lebensechte Figur gelungen, die mir mit ihrer mitreißenden Geschichte noch sehr lange im Kopf, vor allem aber im Herzen bleiben wird.
Ihre Kinder Netty und Julius haben sich mittlerweile von Kindern zu jungen Erwachsenen entwickelt und führen ihre eigenen Leben. Der Charakter von Julius ist am Anfang etwas schwer zu fassen – dieser entfaltet sich dann im Laufe der Geschichte immer mehr. Netty ist nach wie vor eine Frohnatur, welche sich von Nichts und Niemanden aus der Ruhe bringen lässt.
Auch Christian, Elises erste große Liebe, spielt wieder eine wichtige Rolle. Er hat ebenfalls eine immense Entwicklung durchlebt. Mittlerweile wohnt er zwar fernab von Dresden, doch noch immer hängt er sehr an der Vergangenheit und an dieser Stadt. Bereits im ersten und zweiten Band  mochte ich seine teils etwas unbeholfene, aber doch auch starke und entschlossene Art, welche mich sehr für ihn und seine Geschichte einnehmen konnte.
Neu in der Geschichte ist die Bankierstochter Rahel Cohn. Bereits nach wenigen Szenen hat sich diese starke, intelligente und facettenreiche Figur einen Platz in meinem Herzen gesichert. Ihre Zukunft als treusorgende Ehefrau scheint außer Frage zu stehen, sie ist eine begehrte Partie – doch Rahel möchte das alles nicht und sie bricht mit den Traditionen.
Neben diesen Hauptfiguren spielen auch in diesem dritten Band wieder eine Vielzahl weiterer Figuren eine Rolle. Ich möchte auf diese nicht detailliert eingehen, da ich sonst zu viel von der Handlung vorwegnehme. Diese zahlreichen Figuren hat Anne Stern sehr verschiedenartig, lebensecht und interessant dargestellt, mitunter konnten mich einige mit ihren Taten, Gedanken und Entwicklungen sehr überraschen. Alle zusammen stellen ein gutes Bild der damaligen Gesellschaft da und geben Einblicke in die Denkweisen und strengen Konventionen zu jener Zeit.

„«Ein modernes Land braucht Kunst und Musik ebenso wie Bildung und Gerechtigkeit.»

[Kapitel 23, Seite 235]

Es war eine Zeit, in der die Gesellschaft in großer Aufruhr war: Nach der Niederschlagung des ‚Dresdner Maiaufstand‘ im Jahr 1849, welcher gegen Ende der Deutschen Revolution von 1848/1849 der Versuch war, König Friedrich August II. von Sachsen zu stürzen und eine sächsische Republik zu etablieren, war die Märzrevolution in Sachsen beendet.
Viele „Haupträdelsführer“ befanden sich im Exil – so auch Gottfried Semper, der zusammen mit seinem Freund Richard Wagner als überzeugte Republikaner für bürgerliche Grundrechte kämpfte. Als Angehöriger der Dresdner Kommunalgarde ließ Semper Barrikaden umbauen, so dass diese effizienter verteidigt werden konnten. Er kehrte Dresden für immer den Rücken.

Als das von ihm erbaute erste Hoftheater im September 1869 Opfer eines Feuers wurde und Sachsens König Johann auf Drängen der Bürgerschaft ihn mit dem Bau des zweiten beauftragte, lieferte er zwar die Pläne, die Bauleitung übernahm jedoch sein Sohn Manfred Semper, der ebenfalls Architekt war. Dieser verheerende Brand der Semperoper am 21. September 1869 ist das zentrale Thema des Romans.


Ein weiteres Thema ist die Stellung der Frau in der Gesellschaft des 19. Jahrhunderts. Auch wenn sich bereits einiges zu Gunsten der Frauen verändert hat, stehen diese noch weit unter dem Mann – beispielsweise in Sachen Bildung: Frauen wurde der Zugang zum Studium strikt verwehrt. Dieses Thema wird mit der Bankierstochter Rahel Cohn sehr deutlich dargestellt.

„Dieser Stachel, der ihr im Herzen saß, schmerzte von Tag zu Tag mehr – sie konnte den Gedanken einfach nicht ertragen, keinen Anteil an der großen Welt haben zu dürfen, nur weil sie eine jüdische Frau war, eine minderjährige noch dazu, deren Geschicke ihre Familie bestimmte und nicht sie selbst.“

[Kapitel 10, Seite 107]

Nicht nur strikte Trennung zwischen Mann und Frau spaltete die Gesellschaft, sondern auch der immer weiter um sich greifende Hass auf die jüdische Bevölkerung. Beziehungen zwischen Christen und Juden waren nicht möglich, immer wieder wurde den Juden vorgeworfen, die Gesellschaft auszunehmen.
Der Autorin gelingt es diese geschichtlichen, gesellschaftlichen und politischen Themen in ihre spannende Handlung einzuweben und mit den Schicksalen und Lebensgeschichten ihrer Figuren zu verbinden.
Neben diesen Themen stellt Anne Stern, wie in den beiden vorherigen Bänden, die Macht vor allem die Kraft der Musik in den Fokus. Ihr immenses Wissen über verschiedene Stücke der klassischen Musik, die Opern und deren Entstehung und Handlung, lässt Anne Stern in ihren Roman gekonnt mit einfließen.

„«Nicht die Welt entscheidet, was für uns das Richtige ist.(…) Wir selbst formen mit unseren Entscheidungen vielmehr die Welt.»

[Kapitel 33, Seite 320]

Nun heißt es wieder Abschied von einer grandiosen Buchreihe zu nehmen. Alle drei Teile konnten mich bestens unterhalten. Persönlich hat mit der dritte Band am besten gefallen, da dieser unfassbar spannend und gleichzeitig sehr emotional ist.
Danke liebe Anne Stern für dieses mitreißende und lehrreiche Lesevergnügen.

Fazit: Vor etwas über einem Jahr begann ich mit dem ersten Band „Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie“ die Reise in das Dresden des 19. Jahrhunderts – und ich war unglaublich begeistert. Auch der zweite Band „Rot das Feuer“ konnte mich von Anfang bis Ende überzeugen. Der dritte Band ist ein spannendes und emotionales Finale und ich bin so berührt, hingerissen, aufgewühlt und beeindruckt. Was für eine Geschichte. Sehr lesenswert!

* Ich habe für diese Rezension von der Autorin und vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Bereitstellung eines kostenlosen Rezensionsexemplars durch den Verlag, der Titelbezeichnung/ Namensnennung und der Link zur Verlagshomepage muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.