„Eine grenzenlose Welt – Zukunft“

von Sonja Roos

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Achtung, Spoilergefahr! Bitte nicht lesen, wenn ihr die ersten Bände der Reihe noch nicht gelesen habt.
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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 21. August 2024
Verlag: Goldmann
Ausgaben: Paperback, eBook
ISBN:   978-3442494156
Seitenanzahl: 384 Seiten
Preise: 16€ (Paperback), 09,99€ (eBook)
Reihe: „Auswanderer-Saga“, Band 03 von 03

Klappentext:
„New York 1904: Eine Tragödie versetzt die Stadt in Aufruhr und verändert das Schicksal der vier deutschen Auswanderer, die sich in New York ein neues Leben aufgebaut haben: Als beim Untergang eines Ausflugsdampfers zahllose Menschen im East River ertrinken, ist unter den Opfern auch die Auswanderin Rosie. Während ihr Mann Simon in eine tiefe Krise stürzt und sich kaum noch um sein Lebenswerk, die Zeitung Morning Herald kümmert, vergräbt sich Rosies Cousine Marga in ihre Arbeit als Journalistin. Mit verbissenem Ehrgeiz will sie den Herald retten, worüber schließlich sogar ihre Ehe mit dem Fotografen Nando zu zerbrechen droht. Werden die drei es schaffen, ihren Herzen zu folgen, um am Ende doch noch ihr Glück zu finden?“

Homepage:
https://www.sonjaroos.de
https://www.penguin.de/buecher/sonja-roos-eine-grenzenlose-welt-zukunft/paperback/9783442494156

Hinweise:
Bitte lest diese Rezension nicht, wenn ihr die ersten beiden Bände noch nicht gelesen habt, diese aber noch lesen möchtet, Spoilergefahr!
Meine ausführliche Rezension zum ersten Band findet ihr hier: „Eine grenzenlose Welt – Aufbruch“, zum zweiten Band hier: Eine grenzenlose Welt – Schicksal“
– Das Buch habe ich freundlicherweise vom Goldmann Verlag als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.
– 
Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

Das Buch „Eine grenzenlose Welt – Zukunft“ von Sonja Roos ist der dritte und abschließende Band der ‚Auswanderer-Saga‘, welche im beginnenden 20. Jahrhundert vorwiegend in New York spielt.

„»Da unten liegt die großartigste Stadt der Welt mit all den Menschen, die Geschichten haben oder Geschichte schreiben werden. Wir müssen nur hinsehen und es für die Nachwelt festhalten.«“

[Kapitel 46, Seite 316]

New York, Juni 1904: Der Untergang des Ausflugdampfers „General Slocum“ reißt viele Menschen in den Tod und damit auch riesige Lücken in die Gesellschaft der Deutsch-Amerikaner in New York City.
Für die Auswanderer Maggie, Nando und Simon ist nach dem Untergang nichts mehr so, wie es davor war, denn Rosie ist unter den mehr als 1000 Toten. Die tiefe Trauer um seine geliebte Frau stürzt Simon in eine tiefe Krise und er kann sich kaum noch um sein Lebenswerk, die Zeitung „Morning Herald“, kümmern. Maggie, die um ihre geliebte Cousine trauert, möchte den Herald mit allen Mitteln retten – auch wenn sie dafür ihre Ehe mit Nando aufs Spiel setzt.

Mit großer Begeisterung habe ich den Auftakt „Eine grenzenlose Welt – Aufbruch“ und den zweiten Band „Eine grenzenlose Welt – Schicksal“ gelesen. Diese stimmungsvollen und farbenprächtige Geschichte hat es mir ab den ersten Seiten des ersten Bandes angetan und ich fand zu den vielfältigen Charakteren schnell einen Zugang. Zudem lernte ich eine Menge zu der Geschichte der Auswanderung im ausgehenden 19. Jahrhundert. Deshalb war es klar, dass ich auch den dritten und abschließenden Band „Eine grenzenlose Welt – Zukunft“ einfach lesen musste, um zu wissen, wie es mit all den liebgewonnen Figuren weitergeht und vor allem war ich gespannt, wie die Buchreihe enden wird.
Freundlicherweise bekam ich das Buch vom Goldmann Verlag als kostenloses und vorzeitiges Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte.

Das Cover des Buches passt hervorragend zum ersten und zweiten Band der Reihe, wodurch sich ein guter Wiedererkennungseffekt einstellt und auch die drei Teile als eine Einheit gesehen werden.
Es ist ein hellgrünen Farbtönen gehalten und zeigt in der rechten oberen Hälfte eine junge Frau im seitlichen Profil. Ihr offener Blick geht zur Seite. Mittig im Cover steht der Titel und Untertitel des Buches, darunter ist eine historische Ansicht der Freiheitsstatue auf der Liberty Island zu sehen.

Coverrechte: Goldmann Verlag

Das Buch ist, wie bereits die ersten beiden Bände, eine sehr hochwertig gestaltete Klappbroschur. Auf der vorderen Klappe werden die Hauptfiguren vorgestellt, die hintere Klappe beinhaltet ein Bild und eine kurze Biografie der sympathischen Autorin, sowie eine Übersicht der Trilogie. Das Innere der Klappen ist vorne und hinten leer geblieben.
Insgesamt umfasst das Buch 384 Seiten, welche sich auf 53 relativ kurze Kapitel, einen Prolog, einen Epilog und einem Nachwort und der Danksagung der Autorin aufteilen.
Die Handlung beginnt mit dem Prolog, welcher am 15. Juni 1904 ansetzt und damit direkt an an das Ende des zweiten Bandes anknüpft. Das erste Kapitel beginnt dann ein Jahr nach den Ereignissen des Prologs. Chronologisch arbeitet sich die Handlung auf den Epilog zu, nach dessen Ende wir uns im Juni 1907 befinden.
An dieser Stelle möchte ich anfügen, dass man unbedingt Band 1 und 2 der Reihe gelesen haben sollte, bevor man diesen dritten Band liest. Ansonsten fehlen viele Hintergrundinformationen zu den vielen und vielfältigen Charakteren und deren Hintergründe und Entwicklungen können nicht richtig erfasst werden.
Wie in den vorherigen Bänden war ich schnell wieder in der Geschichte drin – auch wenn ich bereits nach dem Prolog das Buch kurz zur Seite legen musste um tief durchzuatmen. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, wie die Geschichte ohne meine Leiblingsfigur Rosie weitergehen sollte.
Nach wie vor stehen in den einzelnen Kapiteln abwechselnd die verschiedenen Charaktere im Mittelpunkt. Deren einzelne Geschichten sind eng miteinander verknüpft und verbinden sich zu einer großen Geschichte, in der unheimlich viel passiert und in der sich immer wieder eine immense Spannung aufbaut.
Dies und der bildhafte und lebendige Sprache der Autorin sorgen dafür, dass man in längst vergangene Zeiten abtauchen kann, eine Menge erfährt und das Buch am liebsten am Stück durchlesen möchte.

„»Der liebe Gott hat uns viele Bürden gegeben, einem jeden Menschen. Als Entschädigung hat er uns auch die Liebe geschenkt, und die kann nicht sterben.«“

[Kapitel 18, Seite 138]

Ein Großteil der Figuren ist bereits aus dem ersten Band bekannt. Während sich einige authentisch weiterentwickelt haben, diese in ihrem Leben angekommen sind und ihre Träume und Wünsche erfüllt haben, heißt es auch schweren Herzens von einigen liebgewonnen Figuren frühzeitig Abschied zu nehmen.
Einigen der verbleibenden Figuren hätte ich immer wieder gerne zugerufen „Jetzt hört euch doch bitte mal zu!“ oder „Nein, so ist das nicht!“. Es ist ein ständiges Hin und Her, ein stetiges Bergauf und Bergab.
Zu den bereits bekannten Figuren gesellen sich auch einige neue Figuren hinzu und ergänzen diese mit ihren ganz eigenen Geschichten. Vor allem das Auftauchen der berühmten Nellie Bly kam unerwartet – aber sie fügt sich, trotz ihrer unangepassten Art, perfekt in die Handlung ein.
Macy und ihre Familie sind bereits im zweiten Band vorgekommen, in diesem dritten Band steht Macy mehr im Mittelpunkt der Geschichte. Ich mochte ihre ehrliche und offene Art und auch, wie souverän sie mit Rückschlägen und dem rauen und ungerechten Gegenwind aus der Gesellschaft umgeht.
Allzu detailliert gehe ich an dieser Stelle auf die einzelnen Figuren nicht ein, da ich sonst vieles von der Handlung vorwegnehme. Sonja Roos ist es perfekt gelungen, ihre fiktiven Figuren in den geschichtlichen Hintergrund einzubetten und gekonnt mit diesem und auch untereinander zu verbinden. Mit den Charakteren und ihren vielfältigen Geschichten habe ich während des Lesens den Zeitgeist gespürt und die vielen wahren Begebenheiten und mitunter erschütternden Ereignisse, welche die Protagonisten erleben, direkt miterlebt. Und genau das macht auch diesen dritten Teil zu einem gelungenen, unterhaltsamen, lehrreichen, unvergesslichen und vor allem hochemotionalen Lese-Erlebnis.

„Es war nicht so, dass sie Simons Trauer nicht verstand. Im Gegenteil, sie spürte sie ebenso, Tag für Tag. Ein Schmerz, der nie abebbte, der immer irgendwo lauerte, selbst wenn sie nur kurz vergaß, dass einer der wichtigsten Menschen in ihrem Leben nicht mehr da war.“

[Kapitel 01, Seite 22]

Den geschichtlichen und gesellschaftlichen Hintergrund von „Eine grenzenlose Welt – Zukunft“ bildet das beginnende 20. Jahrhundert. Während im ersten Band die große Auswanderungswelle im Vordergrund steht, setzt der zweite Band seinen Schwerpunkt in das Zeitungswesen und den Journalismus zu dieser Zeit. Im dritten Band stehen die vielen Katastrophen dieser Zeit im Zentrum der Geschichte.
Hier ist an erster Stelle der Untergang des Ausflugdampfers „General Slocum“ am 15. Juni 1904 zu nennen. Dieses Unglück vor New York gilt als größte zivile Schiffskatastrophe der USA und war für „Little Germany“ eine Zäsur, von der es sich nie wieder erholen sollte. Von den mindestens 1.388 Deutsch-Amerikanern an Bord starben mehr als 1000 – darunter viele Frauen und Kinder. Viele Familien hatten mindestens einen Toten zu beklagen, die Selbstmordrate stieg, leere Plätze in Kirchen und Schulen erinnerten die Überlebenden auf Dauer an die Katastrophe. Sonja Roos hat dieses Unglück direkt mit ihren fiktiven Hauptfiguren verbunden, denn auch Rosie Broder ist unter den Toten. Ich muss gestehen, dass mir der Untergang des Ausflugdampfers „Henry Slocum“ bisher noch nichts sagte – nun bin ich im Nachgang der Lektüre von diesem Unglück, dieser Verkettung furchtbarer Umstände, sehr bestürzt.
Neben diesem Schiffsunglück werden noch weitere Unglücke geschildert, auf die ich nicht näher eingehe, da ich sonst zu viel von der Handlung vorwegnehme.
Ein weiteres gesellschaftliches Thema ist die sogenannte Rassentrennung in den USA, welche dort von 1877 bis 1967 bestand. Diese Rassentrennung ist die rassistisch begründete, oftmals wirtschaftlich motivierte, zwangsweise räumliche und soziale Trennung von als „Rassen“ definierten Menschengruppen in einigen bis hin zu allen Bereichen des öffentlichen und privaten Lebens. Die Rassentrennung wurde durch Rassengesetze legitimiert.
Sonja Roos hat die vielen unterschiedlichen geschichtlichen und gesellschaftlichen Hintergründe und Themen sehr akribisch recherchiert und verbindet diese mit den Geschichten und Erlebnissen ihrer Protagonisten – so wird Geschichte erleb- und fühlbar.

Anfang des Jahres 2024 habe ich die Ankündigung dieser Buchreihe entdeckt: Schon der erste Band konnte mich im März bestens unterhalten, spätestens mit dem zweiten Band im Juni hatte ich die Geschichte und die Charaktere fest in mein Leseherz geschlossen. Nun habe ich den dritten und damit letzten Band gelesen … und jetzt heißt es Abschied zu nehmen von den großartigen Figuren, welche mich mit ihren wechselvollen Geschichten, ihren Entwicklungen und Entscheidungen überraschen und mitreißen konnten.
Die gesamte Buchreihe hat mich bestens unterhalten und mir die Geschichte der Auswanderungswelle des späten 19. Jahrhunderts/ des beginnenden 20. Jahrhunderts, die Geschichte und Schicksalsmomente der Stadt New York und auch die Geschichte des Zeitungwesens näher gebracht.
Danke liebe Sonja Roos für diesen gelungenen Abschluss, welche ich nun, mit einer ordentlichen Portion Wehmut aber auch großer Zufriedenheit zuklappe und ins Regal stelle.

Fazit: Das Buch „Eine grenzenlose Welt – Zukunft“ von Sonja Roos ist der großartige Abschluss einer wunderbaren und empfehlenswerten Buchreihe, welcher mich, wie die beiden vorherigen Bände, von der ersten bis zur letzten Seite begeistert, vor allem aber bewegt hat. Ich habe das Buch mit Tränen begonnen und mit Tränen beendet.
Sehr … sehr lesenswert!


* Ich habe für diese Rezension von der Autorin und vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Bereitstellung eines kostenlosen Rezensionsexemplars durch den Verlag, der Titelbezeichnung/ Namensnennung und der Link zur Verlagshomepage muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Das Pensionat an der Mosel – Schwestern im Geiste“

von Marie Pierre

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 14. August 2024
Verlag: Heyne
Ausgaben: Paperback und eBook
ISBN:  978-3453427235
Seitenanzahl: 560 Seiten
Preise: 16€ (Taschenbuch), 12,99€ (eBook)
Reihe: „Das Pensionat an der Mosel“, Band 02 von 03

Klappentext:
„Diedenhofen, 1911. Zwischen Pauline Martin und dem preußischen Hauptmann Erich hat sich eine tiefe Freundschaft entwickelt. Auch wenn Pauline sich manchmal nach mehr sehnt, ist eine Liebesbeziehung für sie als Lehrerin undenkbar. Noch stärker als zuvor konzentriert sie sich auf ihre Schützlinge und stellt eine zusätzliche Lehrkraft ein. Rhona O’Meally soll ihren Schülerinnen nicht nur die englische Sprache, sondern auch die irische Kultur näherbringen. Rhona sorgt für frischen Wind, hat jedoch ein gefährliches Geheimnis. Als es im Pensionat zu Diebstählen kommt und in Diedenhofen vermehrt antipreußische Schmierereien auftauchen, gerät Pauline selbst unter Verdacht. Die politischen Spannungen verhärten sich – in der Moselstadt und in ganz Europa –, und Pauline muss für ihre Zukunft kämpfen.“

Homepage:
https://www.mariawpeter.de/sites/buecher.php (Website Autorin)
https://www.penguin.de/buecher/marie-pierre-schwestern-im-geiste/paperback/9783453427235
(Website Verlag)


Hinweise:
Bitte lest diese Rezension nicht, wenn ihr den ersten Band „Das Pensionat an der Mosel – Töchter des Aufbruchs“ noch nicht gelesen habt – Spoilergefahr!
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin als Vorab-Exemplar (PDF) und als Paperback zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Vorab-Exemplars und der Verlinkung zur Verlag-Homepage muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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Das Buch „Das Pensionat an der Mosel – Schwestern im Geiste“ von Marie Pierre ist der zweite Band einer Buchreihe, der hauptsächlich in der Stadt Diedenhofen (Thionville) im ehemaligen Reichsland Elsaß-Lothringen im Jahr 1911 spielt und einen weiteren Einblick in das turbulente Leben der jungen Lehrerin und Pensionat-Leiterin Pauline Martin zeigt.

„Von jeher war Pauline überzeugt, dass Sprachen nicht nur Türen zu neuen Welten öffneten, sondern auch die gegenseitige Verständigung – und somit zugleich das Verständnis – förderten.“

[Kapitel 01, Seite 16]

Diedenhofen (Thionville) im Reichsland Elsaß-Lothringen im Jahr 1911: Die junge Pensionat-Leiterin und Lehrerin Pauline freut sich auf ihre zusätzliche Lehrkraft Rhona O’Meally. Diese soll den Schülerinnen nicht nur Englisch beibringen, sondern auch die irische Kultur näher bringen. Doch von Anfang an nimmt Pauline etwas anderes, geheimnisvolles an der neuen Lehrerin wahr.
Als es im Pensionat zu Diebstählen kommt und in der Stadt immer wieder Schmierereien gegen die preußischen Besatzer auftauchen, braucht Pauline Hilfe und Unterstützung. Die erhält sie von dem preußischen Hauptmann Erich – die beiden eint mittlerweile eine tiefe Freundschaft.
Doch als sich die politischen Fronten nicht nur im Reichsland Elsaß-Lothringen immer weiter verhärten, geraten Paulines Zukunft und auch ihr Pensionat und dessen Bewohner in große Gefahr.

Marie Pierre ist das offene Pseudonym der Autorin Maria W. Peter, welche mich mit ihren starken und unvergesslichen Büchern wie „Die Festung am Rhein“„Die Melodie der Schatten“ und „Eine Liebe zwischen den Fronten“ begeistert hat.
Als die Autorin ihre neue Buchreihe ankündigte, wusste ich sofort, dass ich diese unbedingt lesen wollte, da mich die Bücher und die tiefgründigen Geschichten dieser Autorin immer wieder beeindrucken und auch der spannend klingende Klappentext sprach mich an. Die Zeit des beginnenden 20. Jahrhunderts empfinde ich als eine sehr spannende Zeit, aus der sich zudem vieles ableiten lässt, was dann im weiteren Verlauf des Jahrhunderts geschehen ist.
Der Auftakt „Das Pensionat an der Mosel – Töchter des Aufbruchs“ empfand ich durch die Spannung, die tiefe und dichte Atmosphäre, die vielfältigen Charaktere und der wunderbar dargestellten geschichtlichen und gesellschaftlichen Hintergründe als rundum gelungen. Ich habe so viel Neues über diese spannende Epoche gelernt und erfahren.
Natürlich wollte ich wissen, wie es mit all den Figuren und auch der Handlung weitergeht – deshalb musste ich den zweiten Band auch unbedingt lesen. Diesen zweiten Band bekam ich freundlicherweise von der Autorin einmal als Vorab-Exemplar (PDF) und einmal als Paperback zugesendet, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte.
Das Buch ist ein wunderschön gestaltetes Paperback. Auf der vorderen Klappe steht ein Textausschnitt, der schnell die Lust auf die Geschichte weckt, auf der hinteren Klappe wird die Autorin mit einer kurzen Biografie und einem Foto vorgestellt. Das absolute Highlight befindet sich in der Innenseite der vorderen Klappe: Hier sind verschiedene historische Ansichten des Ortes Diedenhofen (Thionville) zu sehen. Es ist einfach schön, wenn man die Handlungsorte direkt vor Augen hat. In der hinteren Klappe werden die drei Teile der Reihe nochmal vorgestellt.
Insgesamt hat das Buch 560 Seiten und gliedert sich in insgesamt 49 Kapitel auf. An das letzte Kapitel schließen sich ein Epilog, ein ausführliches Nachwort, eine Karte von Diedenhofen/ Thionville um das Jahr 1910, ein Glossar (Fachbegriffe), ein Glossar (Fremdsprachlich), ein Überblick über die wissenschaftliche Beratung und Reise- und Stöbertipps zu den Schauplätzen und Hintergründen an.
Das erste Kapitel beginnt im Februar 1911, der Epilog setzt im Mai 1911 an. Somit umfasst die gesamte Handlung des Buches also etwa drei Monate und beginnt unmittelbar nach den Geschehnissen des ersten Bandes. Da die Handlung des ersten Bandes immer wieder aufgenommen wird, empfehle ich, dass ihr den ersten Band der Reihe unbedingt vorher gelesen haben solltet. Nur so ist es möglich, die Entwicklung der Charaktere nachzuvollziehen und auch deren Handlungen und Denkweisen richtig einzuordnen.

Das Cover des zweiten Bandes passt sehr gut zum Cover des ersten Bandes und zeigt eine Collage aus zwei jungen Frauen in der Seitenansicht. Ihre Blicke gehen nach unten, beide lächeln.
In der Mitte des Covers befindet sich die Zeichnung eines herrschaftlichen Hauses, darunter der Titel und der Untertitel des Buches. Den unteren Bereich des Covers bildet die Ansicht einer kleinen Stadt, welche idyllisch an einem Fluss liegt, hinter der Stadt ist eine bergige Anhöhe zu sehen, hinter sich der schier endlos erscheinende Himmel erhebt.

Wie in ihren bisher erschienen Büchern zeichnet sich auch dieser Roman durch die exzellente, ambivalente und authentische Zeichnung der Figuren aus. Marie Pierre hat in dieser Buchreihe ganz besondere Charaktere geschaffen, welche auf der einen Seite stark sind, gleichzeitig aber auch vom Leben gezeichnet sind und ihre Schwächen, vor allem ihre Geheimnisse haben. Viele der Figuren sind bereits aus dem ersten Band bekannt und es war sehr spannend zu erleben, wie diese sich weiterentwickelt haben. Es kommen auch einige neue Figuren hinzu.

„»Herr von Schwegat, wie Sie sicher wissen, behandele ich alle meiner Schülerinnen gleich, mit derselben Fürsorge und demselben Respekt, völlig ungeachtet ihrer gesellschaftlichen oder religiösen Herkunft. (…) Denn nur so, (…) ist es möglich, in einer Institution wie dieser hier, die sich im Spannungsfeld zwischen deutscher und französischer Kultur befindet, mit allen daraus resultierenden Missstimmungen und Diskussionen, tatsächlich allen Schülerinnen gerecht zu werden.«

[Kapitel 10, Seiten 112/113]

Wie im ersten Band steht auch im zweiten Band die Pensionats-Leiterin Pauline im Mittelpunkt der Geschichte und der Geschehnisse. Nachdem sie vor einiger Zeit die Leitung des Mädchenpensionats übernommen hat, hat sie mit ihrer Familie gebrochen – Ein Zustand, welcher des Öfteren in ihr hochkommt und sie belastet.
Aus ihren Schülerinnen möchte Pauline starke, selbstständige, selbstbewusste und vor allem freie Frauen machen, die sich in einer von Männern regierten Welt gut zurechtfinden – dabei jedoch auch nie die Etikette verlieren. Beleidigungen und Verunglimpfungen mag sie überhaupt nicht. Pauline weiß genau, was sie will und setzt ihre Wünsche und Ziele auch schnell und zielgerichtet um. Auch wenn sie weiß, dass hinter vorgehaltener Hand viel über sie und ihr Pensionat geredet wird, gibt sie sich und ihre Einrichtung nicht auf. Im Herzen ist und bleibt Pauline Französin – durch die Besatzung der Preußen ist sie jedoch auch gleichzeitig im Inneren zwischen den zwei Kulturen zerrissen.
Pauline hat eine feine Beobachtungsgabe und ist eine so lebensbejahende und aufgeschlossene Figur, welche ich ab der ersten Seite fest ins Herz geschlossen habe und ich bin so gespannt, wie es mit ihr und ihrer Geschichte weitergehen wird.
Hauptmann Erich von Pliesnitz ist bereits aus dem ersten Band bekannt und wieder an Paulines Seite. Aus dem auf den ersten Blicks gefühllosen Preußen ist mittlerweile Paulines Freund und Vertrauter geworden – sie kann sich immer auf ihn verlassen. Doch auch Erich trägt die Last der Vergangenheit mit sich herum. Ich mochte die immense Entwicklung von Erich, aber auch, wie ambivalent er gezeichnet ist. Einerseits ist er sehr hart zu den Menschen in seiner beruflichen Umgebung, auf der anderen Seite kann er aber auch sehr empfindsam und freundlich sein. Auch bei ihm bleibt es spannend, wie seine Entwicklung weitergehen wird.
Mit der Lehrerin Rhona O’Meally kommt eine neue und hochinteressante Figur in die Geschichte. Bereits ab dem ersten Moment bemerkt Pauline (und auch der Leser und Leserin), dass Rhona etwas Geheimnisvolles und Düsteres umgibt. Doch wie auch Pauline tappen alle im Dunkeln und das Licht kommt erst nach und nach ins Dunkle.

„War es nicht auch Paulines persönliches Ziel, dass ihre Schülerinnen lernten, frei und ungezwungen ihre Meinung zu äußern? Besaß sie nicht auch selbst den Mut, durchaus heikle und unbequeme Themen im Unterricht anzuschneiden, wenn sie es als notwendig erachtete? Hatte sie in der neuen Lehrerin nicht also eine verwandte Seele, eine Schwester im Geiste getroffen? Jemand, der genau zu ihrer Schule passte?“

[Kapitel 15, Seite 157]


Einige Geschichten der Schülerinnen werden auch im zweiten Band wieder aufgegriffen – diesmal stehen jedoch zwei andere junge Mädchen im Zentrum der Geschichte: Esther und Charlotte. Diese beiden Mädchen könnten unterschiedlicher nicht sein und halten mit ihren Unstimmigkeiten und Streits Pauline auf Trap. Charlotte und auch ihr Bruder sorgten bei mir während des Lesens immer wieder für Kopfschütteln. Doch genau von solch unliebsamen Figuren lebt eine gute und authentische Geschichte.
Neben diesen Figuren spielen noch eine Vielzahl an Figuren, welchen größtenteils bereits aus dem ersten Band bekannt sind, kleine und große Rollen. Sie alle bilden mit ihren unterschiedlichen Charakteren und Eigenheiten ein stimmiges Bild der bunt gemischten Bevölkerung aus Deutschen und Franzosen im ehemaligen Reichsland Elsaß-Lothringen ab. Um nichts von der Spannung der Geschichte vorwegzunehmen, gehe ich an dieser Stelle nicht detailliert auf die zahlreichen Figuren ein.
Wie bereits im ersten Band arbeitet Marie Pierre in ihren Dialogen oft mit dem jeweiligen Zungenschlag ihrer Figuren. Dadurch wirken die Figuren nochmals lebendiger.
Geschickt verbindet Marie Pierre die einzelnen Geschichten ihrer größtenteils fiktiven Figuren zu einer großen und spannenden Geschichte und verwebt alles mit den akribisch recherchierten historischen Hintergründen.
Dabei waren die Spannungen, Zerwürfnisse und Differenzen, vor allem auch die Anziehungen zwischen den Figuren immer fühlbar und nahmen mich mit in die Geschichte, Geschehnisse und Geheimnisse hinein. Ich freue mich jetzt schon auf den dritten Band, welcher voraussichtlich am 12. Februar 2025 erscheint und bin gespannt, wie es mit all den Figuren weitergehen wird.

Nicht nur die lebensechten Figuren und deren mitreißenden Lebensgeschichten sorgten für einen guten Lesefluss. Vor allem der der bildhafte und wunderschöne Sprachstil der Autorin entführte mich ab der ersten Seite in vergangene Zeiten. Marie Pierre baut damit eine diffuse Atmosphäre und Spannung auf und sorgte dafür, dass ich das Buch nur ungern aus der Hand legen wollte.

„Ein malerisches Fleckchen Erde, dieser östliche Teil Lothringens. Ebenso wie Louises elsässische Heimat, mit dem er zwangsvereint war, stand er jedoch seit nunmehr vier Jahrzehnten unter der deutschen Knute, hin und hergerissen zwischen Anpassung und Widerstand, wirtschaftlichen Aufschwung und kultureller Entfremdung.“

[Kapitel 03, Seite 44]

Den Überblick über den geschichtlichen Hintergrund habe ich aus der Rezension zum ersten Band übernommen und stellenweise etwas ergänzt:

Den geschichtlichen Hintergrund bildet das Jahr 1911 im damaligen Reichsland Elsaß-Lothringen. Nach der Niederlage Frankreichs im Deutsch-Französischen Krieg (19. Juli 1870 bis 10. Mai 1871), musste Frankreich das Elsass und Teile von Lothringen an Deutschland abtreten und eine Kriegsentschädigung von fünf Milliarden Franc zahlen. Für Frankreich bedeuteten die deutschen Annexionen eine tiefe Demütigung, für die Bewohner der Gebiete war es der Verlust der eigenen Identität, Kultur und Vergangenheit.
Viele Bewohner Elsass-Lothringens nutzten die Möglichkeit, die französische Staatsangehörigkeit zu behalten und ihren Wohnsitz nach Frankreich zu verlegen. Bis zum Stichtag am 1. Oktober 1871 optierte rund 10 Prozent der Bevölkerung für Frankreich.

Bildquelle: Von F.E Bilz, Louis Gerstner Geographische Anstalt Leipzig, 1905

Während viele Elsässer und Lothringer ihre Heimat verließen, wanderten zahlreiche Deutsche ins „Reichsland“ ein, insbesondere Beamte und Militärs. Schon 1875 stellten die Einwanderer rund fünf Prozent der Gesamtbevölkerung, 1890 etwa zehn Prozent und 1910 rund 15 Prozent. Die neue deutsche Verwaltung, welche die französische auf allen Ebenen abgelöst hatte und häufig als Fremdherrschaft wahrgenommen wurde, verfolgte eine stark repressive Germanisierungspolitik, was immer wieder zu schweren Konflikten führte.
Die damalige Gesellschaft war von den Männern geprägt und dominiert. Frauen durften zu dieser Zeit nicht wählen und auch in Sachen Bildung standen Mädchen den Jungen hinten an.
Die sogenannten Mädchenpensionate wurden als Alternative zu den öffentlichen Schulen in Anspruch genommen, waren aber wegen des Schulgeldes nur für besserverdienende Familien eine Option. Erst im Jahr 1908 gab es in Preußen eine Bildungsreform, die es Mädchen fortan erlaubte zu studieren.
Diese geschichtlichen, vor allem aber die gesellschaftlichen Hintergründe hat Marie Pierre in ihrem Roman sehr gut dargestellt und nachgespürt. Der Leser/ die Leserin bekommt anhand der lebensecht gezeichneten fiktiven Figuren und deren vielfältigen Hintergründen eine Ahnung davon, wie das Leben, vor allem das Zusammenleben, der unterschiedlichen Menschen im Reichsland Elsaß-Lothringen war und welche alltäglichen Konflikte zwischen den Menschen herrschten.
Zwei weitere geschichtliche und gesellschaftliche Themen werden in diesem zweiten Band aufgegriffen: Zum einen der Kampf der Iren um Freiheit und Unabhängigkeit und zum anderen ein Teil der jüdischen Geschichte im deutschen Kaiserreich. An dieser Stelle empfehle ich euch das ausführliche Nachwort der Autorin – hier geht sie ausführlich auf diese Themenkomplexe ein.

„»Wäre es nicht schön, (…) wenn die Menschen wie dieser Fluss wären, sich miteinander verbinden könnten? Ungeachtet der Kultur, ungeachtet irgendwelcher oft willkürlich gesetzten Landesgrenzen?«
(…)
»Glauben Sie, dass dies eines Tages möglich sein wird? Möglich, das Trennende zu überwinden und sich stattdessen auf die Gemeinsamkeiten zu besinnen? All das Gute, was man miteinander teilt? Eine gemeinsame … Zukunft?«“

[Epilog, Seite 515]

Am Ende dieser Rezension möchte ich mich erneut ganz herzlich bei der Autorin für dieses lehrreiche und emotionale Lesevergnügen bedanken. Ich freue mich schon so sehr auf den dritten Band der Reihe und auf ein Wiedersehen mit den vielen (teils sehr liebgewonnenen) Figuren.

Fazit: Wie auch im ersten Band konnte mich in diesem zweiten Band die Spannung, die tiefe und dichte Atmosphäre, die absolut gelungenen und vielfältigen Charaktere und die wunderbar dargestellten geschichtlichen und gesellschaftlichen Hintergründe mitnehmen und überzeugen.
Bereits der erste Band hat mir sehr gut gefallen – meiner Meinung nach toppt der zweite Band „Schwestern im Geiste“ diesen nochmals – denn hier ist einfach alles dabei: Dramatik, Spannung, Historie und Liebe. Sehr lesenswert!

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Das Opernhaus – Samtschwarz die Nacht“

von Anne Stern

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 13. August 2024
Verlag: Rowohlt
Ausgaben: Paperback, eBook und Hörbuch
ISBN:  978-3499010927
Seitenanzahl: 416 Seiten
Preise: 18€ (Paperback), 09,99€ (eBook)
Reihe: „Die Dresden-Reihe“, Band 03 von 03

Homepage:
https://www.rowohlt.de/buch/anne-stern-das-opernhaus-samtschwarz-die-nacht-9783499010927

Klappentext:
„Die Leidenschaft und die Musik sind stärker als jede Vernunft.
Dresden 1869: Die gefeierte Violinistin Elise Jacobi hat die Liebe zur Musik an ihre Kinder weitergegeben. Tochter Netty probt an der Semperoper als Primaballerina für die Rolle ihres Lebens, Sohn Julius ist ein begabter Pianist und verliebt sich in die unabhängige Bankierstochter Rahel Cohn. Eine neue Generation wächst heran, die den Mut hat, nach der Freiheit zu greifen und neue Wege zu gehen. Doch dann kommt es zu einem verheerenden Feuer, bei dem das Königliche Theater in Schutt und Asche gelegt wird. Fassungslos stehen die Menschen vor den Trümmern. Auch für Elise ist der Anblick kaum zu ertragen, verbindet sie doch mit dem Hoftheater lang unterdrückte Gefühle für den ehemaligen Dekorationsmaler Christian Hildebrand. Bei den Maiaufstände vor zwanzig Jahren musste Christian aus der Stadt fliehen. In aller Heimlichkeit trägt Elise sein Andenken noch heute in ihrem Herzen – ebenso wie das große Geheimnis, das seit so vielen Jahren auf ihr lastet. Denn es hat die Kraft, alles zu zerstören, was sie sich seit Christians Flucht aufgebaut hat.“

*Hinweise:
– Bitte lese diese Rezension nicht, wenn du den ersten Band Dunkel der Himmel“ und den zweiten Band „Rot das Feuer“ noch nicht gelesen hast, dies aber noch möchtet – Spoilergefahr!
– Das Buch habe ich freundlicherweise vom Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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Das Buch „Das Opernhaus – Samtschwarz die Nacht“ von Anne Stern ist der dritte und abschließende Band einer Buchreihe, welche im 19. Jahrhundert in Dresden spielt und in deren Mittelpunkt die wechselvolle Geschichte der Semperoper steht.

„Beinahe war es Elise, als wäre es ihr eigener Leib, der dort brennte. Als habe man ihre Erinnerungen, ihre Wünsche und Träume und den letzten Rest ihrer Zuversicht heute den Flammen anheimgegeben.“

[Kapitel 17, Seite 177]

Dresden 1869: Elise Jacobi lebt mit ihrem zweiten Ehemann in Blasewitz bei Dresden. Ihre Liebe zur Musik hat sie an ihre beiden Kinder weitergegeben: Ziehtochter Netty hat die Rolle ihres Lebens bekommen und probt als Primaballerina an der Semperoper, ihr Sohn Julius ist ein begabter Pianist. Doch noch immer kann Elise nicht mit ihrer Vergangenheit abschließen, denn sie vermisst Christian – ihre erste große Liebe. Dieser lebt nach den Maiaufständen vor zwanzig Jahren in weiter Ferne. Außerdem lastet ein großes Geheimnis auf Elises Schultern, welches nicht nur ihre Vergangenheit berührt, sondern auch ihre Gegenwart und Zukunft.
Als es zu einem verheerenden Feuer kommt und das Königliche Theater in Schutt und Asche gelegt wird, stehen nicht nur Elise und ihre Familie fassungslos vor den verkohlten Trümmern.

Anne Stern gehört seit vielen Jahren zu meinen absoluten Lieblingsautorinnen. Ich lese ihre vielfältigen Geschichten sehr gerne und vor allem mit der Reihe um die Hebamme Hulda Gold im Berlin der 1920er Jahre hat sie sich in meine Leseherz geschrieben. Wann immer sie eine Neuerscheinung ankündigt, weiß ich, dass ich diese auch direkt lesen möchte.
Vor etwas mehr als einem Jahr konnte mich der Auftakt der ‚Dresden-Reihe‘ „Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie“ begeistern und auch der zweite Band „Das Opernhaus – Rot das Feuer“ konnte mich von Anfang bis Ende überzeugen. Ich war schon sehr gespannt auf den Abschluss dieser grandiosen Reihe – auch wenn immer etwas Wehmut mitschwingt, wenn eine geliebte Buchreihe zu Ende geht.
Diesen Band bekam ich ebenfalls vom Rowohlt Verlag als kostenloses Rezensionsexemplar zugesendet, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte.

Die Ausgabeart des Buches ist eine sehr hochwertig gestaltete Klappbroschur mit insgesamt 416 Seiten:
Auf der vorderen Klappe befindet sich ein Textausschnitt, welcher die Neugier auf die Geschichte weckt. In der vorderen Klappe befindet sich ein Kartenausschnitt von Dresden im Jahr 1869. Auf der hinteren Klappe wir die sympathische Autorin mit einer kurzen Biographie und einem Foto vorgestellt, im Inneren findet sich eine grafisch aufbereitete Übersicht über die drei Bände der Buchreihe.
Das Cover passt perfekt zu den vorherigen zwei Bänden der Reihe (der erste Band wird in der Neuauflage noch an Band 1 und 2 angepasst).
Zu sehen ist das angeschnittene Profil einer jungen Frau mit einer schwarzen Kopfbedeckung auf ihrem kurzen goldblonden Haaren. Mit ihrem durchdringenden Blick fängt sie direkt den Blick des Betrachters auf. Es handelt sich auch hier um einen Ausschnitt aus einem Gemälde der Künstlerin Ginette Beaulieu. Wie ich bereits bei den ersten beiden Bänden angemerkt habe, kann mich das Covermotiv nicht richtig abholen, da es auf mich etwas zu modern wirkt und nicht wirklich zur Geschichte passen mag. Doch das ist Geschmackssache und wichtiger als das Cover ist für mich immer der Inhalt. Und immerhin kann man sagen, dass der Rowohlt Verlag etwas Neues gewagt hat, weg von der Rückansicht einer Frau vor einem Gebäude/ einer Landschaft.
Der Reihentitel und der Untertitel stehen in einem glänzenden hellgrünen Kreis, welcher sich im linken oberen Bereich des Covers befindet.

Ich empfehle, dass man die ersten Bände unbedingt vor dem dritten Band gelesen hat, da man dann die Entwicklung der Figuren und alle anderen Begebenheiten und Ereignisse besser einordnen kann.
Der Prolog des Buches beginnt im Dezember 1859, das erste Kapitel setzt dann im August 1869 an. Insgesamt 41 Kapitel beinhaltet das Buch, das letzte Kapitel spielt im Januar 1870, der nachfolgende Epilog im Februar 1870. Es folgt ein ausführliches Nachwort und der Dank der Autorin.
Inklusive des Prologs und des Epilogs umfasst die gesamte Zeitspanne des Romans etwa 11 Jahre, ohne Prolog und Epilog circa fünf Monate.
Die Handlung des Buches wird chronologisch erzählt und beinhaltet immer wieder einzelne Kapitel, welche aus Zeitungsberichten oder Briefen bestehen – dies sorgte für eine zusätzliche Authentizität des Romans
Dadurch, dass die Ereignisse des Romans zusammenhängend und aufeinanderfolgend erzählt werden, konnte ich mich von Anfang an (wieder) perfekt in die Geschichte einfinden und auch den vielen und vielfältigen Figuren stets gut folgen. Auch die Datums- und Ortsangabe über jedem Kapitel sorgen für eine gute zeitliche und räumliche Orientierung. Sehr intensiv und gelungen empfand ich, dass eine Schlüsselszene des Romans aus verschiedenen Perspektiven geschildert wird.
Anne Stern hat einen so ausdrucksstarken, bildhaften und poetischen Sprachstil, der mich direkt in die Geschichte mitgenommen hat. Sie beschreibt kleine Begebenheiten am Rande, doch genau diese Beschreibungen füllen das Buch mit Leben und vor allem entsteht eine solch einnehmenden Atmosphäre – die Gedanken und Gefühle der Protagonisten werden direkt aus der Vergangenheit ins Hier und Jetzt transportiert, wodurch längst vergangene Zeiten vor den Augen der Leser und Leserinnen wieder lebendig werden und Geschichte so greifbar, vor allem aber fühlbar wird.
Dies alles – die gut zu verfolgende Handlung, die sich kontinuierlich aufbauende Spannung und die poetische Sprache – sorgten dafür, dass ich völlig in die Geschichte eintauchen konnte und die 416 Seiten so dahin flogen.

Viele der Figuren sind bereits aus den vorherigen Bänden bekannt und ich habe mich sehr gefreut, diese erneut zu treffen und zu sehen, wie sie sich authentisch weiterentwickelt haben. Aus Kindern sind mittlerweile junge Erwachsene geworden, welche mitten im Leben stehen, teilweise ihre Berufung bereits gefunden haben, teilweise ihren Platz im Leben noch suchen.

„Manchmal fragte sich Elise, woher ihre jüngste Schwester diese ungeheure, ja eiserne Stärke hatte, die Vergangenheit hinter sich lassen zu können, so schrecklich diese auch gewesen sein mochte. Sie selbst war nicht aus ähnlichen Holz geschnitzt. Bisweilen wünschte sie es sich, aber dann wieder fühlte sie sich ohne Grund verzagt und wankelmütig wie ein Stück Schilf im Wind. Besonders in letzter Zeit, da das Alter langsam, aber sicher nach ihr zu greifen schien.“

[Kapitel 1, Seite 25]


Nach wie vor steht die sympathische Elise im Zentrum der Geschichte, auch wenn sie und ihre Geschichte etwas in den Hintergrund treten und damit Raum für die Geschichten ihrer Kinder bietet. Elise ist noch immer eine sehr gefühlsbetonte Frau. Sie kann jedoch noch immer nicht mit ihrer Vergangenheit abschließen und sie trägt ein großes Geheimnis mit sich herum, dessen Geheimhaltung sie mehr und mehr belastet. Außerdem musste sie schwere Verluste hinnehmen, welche sie noch immer nicht überwunden hat. Mit all ihren (Selbst)zweifeln, ihrer inneren Zerrissenheit und ihren durchlebten Höhen und Tiefen ist Anne Stern mit Elise eine sehr lebensechte Figur gelungen, die mir mit ihrer mitreißenden Geschichte noch sehr lange im Kopf, vor allem aber im Herzen bleiben wird.
Ihre Kinder Netty und Julius haben sich mittlerweile von Kindern zu jungen Erwachsenen entwickelt und führen ihre eigenen Leben. Der Charakter von Julius ist am Anfang etwas schwer zu fassen – dieser entfaltet sich dann im Laufe der Geschichte immer mehr. Netty ist nach wie vor eine Frohnatur, welche sich von Nichts und Niemanden aus der Ruhe bringen lässt.
Auch Christian, Elises erste große Liebe, spielt wieder eine wichtige Rolle. Er hat ebenfalls eine immense Entwicklung durchlebt. Mittlerweile wohnt er zwar fernab von Dresden, doch noch immer hängt er sehr an der Vergangenheit und an dieser Stadt. Bereits im ersten und zweiten Band  mochte ich seine teils etwas unbeholfene, aber doch auch starke und entschlossene Art, welche mich sehr für ihn und seine Geschichte einnehmen konnte.
Neu in der Geschichte ist die Bankierstochter Rahel Cohn. Bereits nach wenigen Szenen hat sich diese starke, intelligente und facettenreiche Figur einen Platz in meinem Herzen gesichert. Ihre Zukunft als treusorgende Ehefrau scheint außer Frage zu stehen, sie ist eine begehrte Partie – doch Rahel möchte das alles nicht und sie bricht mit den Traditionen.
Neben diesen Hauptfiguren spielen auch in diesem dritten Band wieder eine Vielzahl weiterer Figuren eine Rolle. Ich möchte auf diese nicht detailliert eingehen, da ich sonst zu viel von der Handlung vorwegnehme. Diese zahlreichen Figuren hat Anne Stern sehr verschiedenartig, lebensecht und interessant dargestellt, mitunter konnten mich einige mit ihren Taten, Gedanken und Entwicklungen sehr überraschen. Alle zusammen stellen ein gutes Bild der damaligen Gesellschaft da und geben Einblicke in die Denkweisen und strengen Konventionen zu jener Zeit.

„«Ein modernes Land braucht Kunst und Musik ebenso wie Bildung und Gerechtigkeit.»

[Kapitel 23, Seite 235]

Es war eine Zeit, in der die Gesellschaft in großer Aufruhr war: Nach der Niederschlagung des ‚Dresdner Maiaufstand‘ im Jahr 1849, welcher gegen Ende der Deutschen Revolution von 1848/1849 der Versuch war, König Friedrich August II. von Sachsen zu stürzen und eine sächsische Republik zu etablieren, war die Märzrevolution in Sachsen beendet.
Viele „Haupträdelsführer“ befanden sich im Exil – so auch Gottfried Semper, der zusammen mit seinem Freund Richard Wagner als überzeugte Republikaner für bürgerliche Grundrechte kämpfte. Als Angehöriger der Dresdner Kommunalgarde ließ Semper Barrikaden umbauen, so dass diese effizienter verteidigt werden konnten. Er kehrte Dresden für immer den Rücken.

Als das von ihm erbaute erste Hoftheater im September 1869 Opfer eines Feuers wurde und Sachsens König Johann auf Drängen der Bürgerschaft ihn mit dem Bau des zweiten beauftragte, lieferte er zwar die Pläne, die Bauleitung übernahm jedoch sein Sohn Manfred Semper, der ebenfalls Architekt war. Dieser verheerende Brand der Semperoper am 21. September 1869 ist das zentrale Thema des Romans.


Ein weiteres Thema ist die Stellung der Frau in der Gesellschaft des 19. Jahrhunderts. Auch wenn sich bereits einiges zu Gunsten der Frauen verändert hat, stehen diese noch weit unter dem Mann – beispielsweise in Sachen Bildung: Frauen wurde der Zugang zum Studium strikt verwehrt. Dieses Thema wird mit der Bankierstochter Rahel Cohn sehr deutlich dargestellt.

„Dieser Stachel, der ihr im Herzen saß, schmerzte von Tag zu Tag mehr – sie konnte den Gedanken einfach nicht ertragen, keinen Anteil an der großen Welt haben zu dürfen, nur weil sie eine jüdische Frau war, eine minderjährige noch dazu, deren Geschicke ihre Familie bestimmte und nicht sie selbst.“

[Kapitel 10, Seite 107]

Nicht nur strikte Trennung zwischen Mann und Frau spaltete die Gesellschaft, sondern auch der immer weiter um sich greifende Hass auf die jüdische Bevölkerung. Beziehungen zwischen Christen und Juden waren nicht möglich, immer wieder wurde den Juden vorgeworfen, die Gesellschaft auszunehmen.
Der Autorin gelingt es diese geschichtlichen, gesellschaftlichen und politischen Themen in ihre spannende Handlung einzuweben und mit den Schicksalen und Lebensgeschichten ihrer Figuren zu verbinden.
Neben diesen Themen stellt Anne Stern, wie in den beiden vorherigen Bänden, die Macht vor allem die Kraft der Musik in den Fokus. Ihr immenses Wissen über verschiedene Stücke der klassischen Musik, die Opern und deren Entstehung und Handlung, lässt Anne Stern in ihren Roman gekonnt mit einfließen.

„«Nicht die Welt entscheidet, was für uns das Richtige ist.(…) Wir selbst formen mit unseren Entscheidungen vielmehr die Welt.»

[Kapitel 33, Seite 320]

Nun heißt es wieder Abschied von einer grandiosen Buchreihe zu nehmen. Alle drei Teile konnten mich bestens unterhalten. Persönlich hat mit der dritte Band am besten gefallen, da dieser unfassbar spannend und gleichzeitig sehr emotional ist.
Danke liebe Anne Stern für dieses mitreißende und lehrreiche Lesevergnügen.

Fazit: Vor etwas über einem Jahr begann ich mit dem ersten Band „Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie“ die Reise in das Dresden des 19. Jahrhunderts – und ich war unglaublich begeistert. Auch der zweite Band „Rot das Feuer“ konnte mich von Anfang bis Ende überzeugen. Der dritte Band ist ein spannendes und emotionales Finale und ich bin so berührt, hingerissen, aufgewühlt und beeindruckt. Was für eine Geschichte. Sehr lesenswert!

* Ich habe für diese Rezension von der Autorin und vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Bereitstellung eines kostenlosen Rezensionsexemplars durch den Verlag, der Titelbezeichnung/ Namensnennung und der Link zur Verlagshomepage muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Die Köchin – Süße Tage, bittere Stunden“

von Petra Durst-Benning

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 24. Juli 2023
Verlag: Blanvalet
Ausgaben: Hardcover
ISBN: 978-3-7645-0790-9
Seitenanzahl: 560 Seiten
Preis: 22,00€
Reihe: „Die Köchin 03/03“

Homepage:
https://www.penguin.de/buecher/petra-durst-benning-suesse-tage-bittere-stunden/buch/9783764507909

Klappentext:
„Südfrankreich, 1901. Ein Leben lang hat Fabienne von einem eigenen Restaurant geträumt. Nun wird dieser Traum endlich Wirklichkeit: In Gruissan, dem romantischen Ort am Mittelmeer, eröffnet sie direkt am Marktplatz ihr Restaurant. Schon bald kommen die Gäste von weit her, und Fabienne genießt den Erfolg. In dieser glücklichen Zeit scheint sich auch eine weitere Sehnsucht zu erfüllen – ihr geliebter Sohn, der ihr als Baby geraubt wurde, steht plötzlich vor der Tür. Doch das Wiedersehen verläuft völlig anders als erhofft, der junge Mann ist von bitterem Hass auf die unbekannte Mutter erfüllt. Seine Ablehnung stürzt Fabienne in eine tiefe Krise. Erst als es fast zu einer Katastrophe kommt, begreift sie, was wirklich zählt …“

Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise vom Blanvalet Verlag über das ‚Bloggerportal‘ zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.
– Hier findet ihr meine ausführliche Rezension zum ersten Band „Die Köchin – Lebe deinen Traum“ und zum zweiten Band „Die Köchin – Alte Hoffnung, neue Wege“ .
– Solltet ihr die ersten beiden Bände noch nicht gelesen haben, wollt diese aber lesen, dann diese Rezension bitte NICHT lesen, da ihr euch sonst spoilern könntet.

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Das Buch „Die Köchin – Süße Tage, bittere Stunden“ von Petra Durst-Benning ist der dritte und abschließende Band der Buchreihe um die Köchin Fabienne und zeigt wie diese sich im ausgehenden 19. Jahrhundert und beginnenden 20. Jahrhundert in Südfrankreich trotz aller Widrigkeiten ihren großen Lebenstraum erfüllt.

„Ihr großer Lebenstraum. Er hatte sie genährt, wenn ihre Seele hungrig war. Er hatte sie aufgerichtet, wenn sie strauchelte. Er hatte ihr die Kraft zum Weitermachen gegeben, wann immer sie vor Erschöpfung am liebsten alles hingeworfen hätte.“

[Seite 216]

Südfrankreich im Jahre 1901: Nachdem Fabienne ihr halbes Leben von einem eigenen Restaurant geträumt hat, soll sich dieser Traum im neuen Jahrhundert endlich erfüllen:
Zusammen mit ihrem Mann Yves und ihrer Tochter Violaine verschlägt es sie in den am Mittelmeer gelegenen Ort Gruissan, wo sie direkt am Marktplatz ihr Restaurant eröffnen. Schon bald sind Fabiennes außerordentliche Gerichte in aller Munde und das Restaurant erhält regen Zulauf.
Noch immer kann Fabienne mit dem Verlust ihres Sohnes nicht abschließen und als ihr Sohn eines Tages unverhofft vor ihrer Türe steht, kann sie ihr Glück kaum fassen. Doch das Wiedersehen verläuft völlig anders – ihr Sohn macht ihr bittere Vorwürfe und lehnt sie und ihr Leben komplett ab.
Fabienne stürzt in eine schwere Krise und muss dann lernen, was in ihrem Leben wirklich zählt.

Petra Durst-Benning und ihre einzigartigen Bücher begleiten mich mittlerweile schon seit über 16 Jahren und haben mich als Leserin sehr geprägt. Immer wieder schafft sie es, mich mit interessanten Themen, spannenden (historischen) Hintergründen und wunderbaren Schauplätzen zu begeistern und mich auf unvergessliche Reisen mitzunehmen.
Ich habe jeden einzelnen ihrer Romane mit großer Begeisterung gelesen und freute mich sehr, als sie Anfang des Jahres 2022 ihr neues Buch „Die Köchin – Lebe deinen Traum“ ankündigte. Nicht nur die Handlung und das interessante Thema weckten mein Interesse, sondern auch der Handlungsort: Am magischen Canal du Midi verbrachte ich als Kind und Jugendliche einige unvergessliche Urlaube mit meiner Familie. Auch der zweite Band „Die Köchin – Alte Hoffnung, neue Wege“, welcher ein Jahr später erschien, konnte mich von der ersten bis zur letzten Seite begeistern und ließ meine Vorfreude auf den dritten Band ins Unermessliche steigen.
Den dritten Band habe ich, wie bereits den zweiten Band, als kostenloses Rezensionsexemplar vom Blanvalet Verlag erhalten, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte.

Das Cover des dritten und letztes Bandes passt sehr gut zum zweiten Band (das Cover des ersten Bandes wurde im Zuge der Taschenbuchausgabe an Band 2 und 3 angepasst).
Im Vordergrund steht eine Frau, welche seitlich zum Betrachter steht und eine rosafarbene Bluse und einen grünen Rock trägt, um ihre Arme hat sie ein weißes Tuch geschlungen. Ihr offener Blick richtet sich zum Betrachter. Im Hintergrund zeigt sich eine Ansicht des Ortes Gruissan: Zu sehen ist der historische Stadtkern mit Häusern, welche sich kreisförmig um die alte Burganlage winden.
Dadurch, dass auf allen drei Bänden die selbe Frau zu sehen ist,hat die Reihe einen sehr gelungenen Wiedererkennungswert. Durch die veränderte Mimik und Gestik und ihrer Körperhaltung sieht man, wie Fabienne sich von Band zu Band verändert und weiterentwickelt hat.
Wie auch die ersten beiden Bände ist auch der dritte Band wieder als hochwertiges Hardcover mit Schutzumschlag erschienen. Auf der vorderen Klappe wird die Buchreihe vorgestellt, auf der hinteren Klappe findet sich ein Foto und eine kurze Biografie der Autorin.
Nach einem ein Motto des Verlages ‚Éditions Larousse‘ beginnt das Buch mit einem Vorwort der Autorin, in welchem sie auf die Handlung und die Figuren des vorherigen Bände eingeht. Dieses Vorwort weckte direkt die Lust auf die Geschichte und ich kam schnell wieder in der Geschichte und Handlung an.
Nach dem Vorwort beginnt die chronologisch erzählte Handlung, welche mit dem ersten Kapitel im Oktober 1891 in Marseille ansetzt. An das 44. und letzte Kapitel, welches im Mai 1903 spielt, schließen sich die ‚Anmerkungen‘ der Autorin und ein Rezepte-Teil an – diese Rezepte laden zum genussvollen Nachkochen ein.
Die Handlung knüpft ziemlich direkt an das Ende des zweiten Bandes an. Meiner Meinung nach ist es nicht unbedingt erforderlich, dass man den ersten und zweiten Band kennt, allerdings empfehle ich trotzdem, dass man diese bereits gelesen hat, da man nur dann die Begebenheiten, Figuren und ihr Verhalten/ ihre Entwicklung besser zuordnen und richtig verstehen kann.
Für mich fühlte es sich wie ein nach Hause kommen an und ich freute mich, die vielen Figuren wieder zu treffen und ihre Entwicklungen weiter zu verfolgen. Ab der ersten Seite war ich zurück in der Geschichte, bei der ich mich nicht nur als bloßer Zuschauer gefühlt habe, sondern als ein Teil der Geschichte.
Auch bei diesem dritten Band verspürt man während des Lesens einen ständigen Appetit – man merkt, wie sehr Petra Durst-Benning sich mit der Thematik des Kochens auseinandergesetzt und beschäftigt hat und wieviel Freude ihr es gemacht hat, diese Geschichte zu schreiben.

„Wie oft war sie in ihrem Leben schon völlig verzweifelt gewesen – und trotzdem hatte sie nie aufgegeben. Und ganz gleich, wie viele Steine man nach ihr warf – noch nie in ihrem Leben hatte sie die Steine zurück geworfen. (…) Sie würde die Steine aufsammeln und etwas Großes, Schönes daraus bauen (…).“

[Seite 99]

Die Köchin Fabienne steht auch in diesem finalen Band im Mittelpunkt der Geschichte. Während sie zu Beginn des ersten Bandes ein junges und stellenweise etwas leichtgläubiges Mädchen ist, ist sie in zweiten Band eine junge erwachsene Frau, die genau weiß, was sie beruflich erreichen möchte: Sie will als Köchin in einer Restaurantküche arbeiten – für die Erfüllung dieses Lebensziels ist sie bereit, alles zu geben. Im dritten Band möchte sie ein eigenes Restaurant eröffnen, auch wenn diese Erfüllung einige Neuanfänge fordert und sie immer wieder vor große Herausforderungen stellt. Dazu erfährt sie immer wieder Rückschläge, gerät ins Straucheln, doch sie gibt sich und ihren großen Lebenstraum nicht auf.
Privat ist Fabienne noch immer von dem Verlust ihres Sohnes gezeichnet. Sie kann und will damit nicht abschließen. Als dieser plötzlich vor ihrer Tür steht und mit ihr bricht, fällt Fabienne sehr tief und muss sich selbst Fehler und vor allem ihre Schwächen eingestehen.
Ihre offene, warmherzige, zurücknehmende und gleichzeitig kämpferische Art und auch, dass sie sich selbst Fehler eingestehen kann, ließ mich Fabienne schnell wieder für sich gewinnen.
Fest und unverrückbar an Fabiennes Seite ist ihr sympathischer Ehemann Yves – ein Charakter, den man einfach gerne haben muss. Er unterstützt Fabienne in all ihren Vorhaben und hat trotzdem auch immer ein wachsames Auge auf sie und merkt, wenn es ihr nicht gut geht.
Ganz besonders ins Herz geschlossen habe ich Fabiennes Tochter Violaine, welche mit ihrer stürmischen und impulsiven Art eine kindliche Leichtigkeit und Herzlichkeit in der Geschichte bringt.
Stéphanie, eine Bekannte (Freundin möchte ich sie in diesem Zusammenhang nicht mehr nennen) von Fabienne, ist wieder ein Teil der Geschichte: Diese undurchsichtige, rätselhafte Figur, machte es mir bereits im ersten und zweiten Band nicht leicht, sie zu mögen und als sympathisch zu empfinden. Auch wenn sie ihre Gründe hat, warum sie zu solch einer Frau geworden ist, konnte ich mich sehr schwer mit ihrer teils sehr egoistischen und toxischen Art identifizieren. Ihre Mutter setzt all dem noch die Krone auf und ich konnte stellenweise das Kopfschütteln über diese beiden Frauen nicht mehr seinlassen.
Sehr gefreut habe ich mich, dass auch Fabiennes Familie, hauptsächlich ihre Schwestern Lucy und Lily und auch Fabiennes Sohn, wieder tragende Rollen spielen. All diese Charaktere haben Ecken und Kanten und agieren mitunter unvorhergesehen, wodurch sie sehr authentisch und lebensecht wirken.
Neben diesen Hauptfiguren spielen noch eine Vielzahl an weiteren Charakteren große und kleine Rollen, auf diese möchte ich nicht zu detailliert eingehen, da ich sonst zu viel von der Handlung vorwegnehme. Viele von ihnen sind bereits aus den vorherigen Bänden bekannt, es kommen auch einige neue Figuren hinzu. Eines sei jedoch an dieser Stelle angemerkt: Das Auftauchen zweiter Figuren am Rande rührte mich zu Tränen.
Petra Durst-Benning schafft mit ihren vielen und vielfältigen Figuren ein sehr lebhaftes und stimmiges Bild der Gesellschaft des ausgehenden 19. Jahrhunderts und des beginnenden 20. Jahrhunderts.

„Warum war es einer Frau nicht erlaubt, zu tun, was sie wollte? Warum war sie dadurch unwillkürlich jemand, den man für seltsam, wenn nicht gar verrückt hielt?“

[Seite 43]

Den geschichtlichen und gesellschaftlichen Hintergrund von „Die Köchin – Süße Tage, bittere Stunden“ bildet das ausgehende 19. Jahrhundert und das beginnende 20. Jahrhundert in Südfrankreich:
Mittlerweile hat sich das Bild von Frauen in Restaurantküchen etwas gebessert – Standard ist es noch immer nicht. In den Restaurantküchen regieren, wie in vielen anderen Bereichen auch, noch immer die Männer. Doch auch hier gab es zu dieser Zeit Ausnahmen: In Lyon gab es ‚Les mères lyonnaises – Die Mütter Lyons‘. Das waren Frauen, welche sich aus ihrer finanziellen Not mit der Eröffnung eines eigenen Restaurants befreit und sich gegenseitig unterstützt und geholfen haben. Mit diesen mutigen und kämpferischen Frauen kam Fabienne im ersten Band in Kontakt – diese Verbindungen und Erfahrungen prägen Fabienne nach wie vor.
Noch immer sind viele Männer nicht bereit in Restaurantküchen zu kochen, in denen eine Frau das Sagen hat.
Ein weiteres Thema, welches im zweiten Band bereits als Nebenthema behandelt wurde, ist die Entstehung der Restaurant-Führer und Restaurant-Bewertungen und damit auch die Entstehung der ‚Sterne-Küche‘. Ein sehr interessantes Thema, auf welches die Autorin in ihrem Nachwort eingeht.
Auch die wechselvolle Geschichte des Canal du Midi (‚Kanal des Südens‘) spielt in diesem Band wieder eine große Rolle. Als im 17. Jahrhundert mit dem Bau begonnen wurde, verband er das Mittelmeer mit der Stadt Toulouse und sorgte dafür, dass frische und verderbliche Waren schneller ans Ziel kamen. Zu Beginn des ersten Bandes hat der Canal du Midi bereits vieles von seinem eigentlichen Nutzen verloren – eine Entwicklung, welche sich im zweiten und dritten Band fortsetzt. Die Waren werden bereits häufig mit der Eisenbahn durchs Land geschickt, was schneller geht, jedoch auch die Arbeitsplätze der ‚gens de l‘eau’ – den Wassermenschen‘ gefährdet.
In der heutigen Zeit ist der Canal du Midi eine touristische Attraktion und Sehenswürdigkeit und fördert damit die Wirtschaft der Region. Er wird mit Sport- und Hausbooten befahren und gehört seit 1996 zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Aus persönlicher Erfahrung kann ich euch diesen magischen Kanal und die malerische Umgebung dort sehr empfehlen. Unzählige Urlaube verbrachte ich dort und spazierte immer an den Ufern des Kanals entlang. Es ist ein Ort, an dem man die Zeit und alle Sorgen vergessen kann.

Fluss Hérault in der Stadt Agde (c) by Stefan P.


Mit absoluter Leichtigkeit vermittelt Petra Durst-Benning historische Daten und Fakten über die Regionen am Canal du Midi, über Narbonne, Marseille und des Ortes Gruissan, erzählt von den Bewohnern und deren vielfältigen Lebensweisen. Und eines ist für mich klar: Sollte ich nächstes Jahr wieder an die französische Mittelmeerküste fahren, werde ich Gruissan besuchen.
Auch die gesellschaftlichen und geschichtlichen Hintergründe hat Petra Durst-Benning wunderbar recherchiert und verwebt diese Fakten gekonnt mit den Lebensgeschichten ihrer fiktiven Figuren. Mit ihrem wunderbar leichten und bildhaften Sprachstil konnte mich Petra Durst-Benning ab der ersten Seite wieder mit in die Geschichte nehmen und mich bis zum Ende festhalten.
Vor etwa zwei Jahren habe ich Fabienne kennengelernt. Mit ihrer ehrlichen Art, ihrer Stärke und auch ihren Schwächen habe ich sie schnell in mein Herz geschlossen. Immer wieder durchlebten wir gemeinsam Höhen und Tiefen, standen vor großen Herausforderungen und auch Problemen – wir lachten, weinten und freuten uns zusammen.
Nun habe ich den letzten Band beendet und muss Fabienne schweren Herzens loslassen und ihrer Wege gehen lassen. Nicht nur sie, sondern auch die vielen anderen Figuren, die mit ihren Geschichten unvergessen bleiben werden. Danke liebe Petra Durst-Benning für dieses gefühlvolle, unterhaltsame und lehrreiche Lesevergnügen. Und ja: Ein gutes Buch ist immer zu kurz.

„Die gens de l’eau, also die Menschen, die vom Canal du Midi stammten und zu denen Fabienne sich zählte, waren zäh – aufgeben war für sie keine Option.“

[Seite 83]

Fazit: „Die Köchin – süße Tage, bittere Stunden“ von Petra Durst-Benning ist ein wundervoller Abschluss einer einzigartigen Buchreihe. Als Leserin fühlte ich mich nicht als bloßer Zuschauer… ich war ein Teil der Geschichte. Eine intensive Geschichte, welche zusammen mit den unvergesslichen Figuren für immer in meinem Kopf und Herzen bleiben wird. Macht es gut Fabienne, Yves, Violaine, Lily, Lucy und alle anderen. Irgendwann komme ich euch nochmal besuchen.
Sehr lesenswert!

* Ich habe für diese Rezension von der Autorin und vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Bereitstellung eines kostenlosen Rezensionsexemplars durch den Verlag, der Titelbezeichnung/ Namensnennung und der Link zur Verlagshomepage muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Eine grenzenlose Welt – Schicksal“

von Sonja Roos

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Hinweise:
Bitte lest diese Rezension nicht, wenn ihr den ersten Band „Eine grenzenlose Welt – Aufbruch“ noch nicht gelesen habt, diesen aber noch lesen möchtet. Spoilergefahr!
Meine ausführliche Rezension zum ersten Band findet ihr hier: „Eine grenzenlose Welt – Aufbruch“
– Das Buch habe ich freundlicherweise vom Goldmann Verlag als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.
– 
Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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Das Buch „Eine grenzenlose Welt – Schicksal“ von Sonja Roos ist der zweite Band der dreibändigen ‚Auswanderer-Saga‘ und spielt vorwiegend im ausgehenden 19. Jahrhundert in New York.

»Maggie, Träume sind schön, wenn man sonst nichts hat. Du musst jetzt aufwachen und der Wirklichkeit ins Auge sehen. So oder so muss dein Leben weitergehen, und du hast noch so viel mehr, du wirst es verschmerzen, wenn es nicht zu deinen Gunsten endet.«

[Kapitel 26, Seite 189]

New York/ San Francisco, 1899: Nach einem Zerwürfnis gehen die beiden Cousinen Rosie und Marga getrennte Wege: Rosie lebt mit ihrem Mann Simon in New York, Marga lebt und arbeitet als Journalistin in San Francisco und zieht ihren Sohn Nicky alleine groß. Doch nicht nur von ihrer Cousine ist Marga getrennt: Auch von ihrer großen Liebe Nando fehlt jede Spur.
Da erreicht Marga ein Hilferuf aus New York: Rosie benötigt ihre Hilfe und Unterstützung, denn auf Simon ist ein schwerer Anschlag verübt worden. Der Zeitungsverleger liegt seit dem im Koma und Rosie weiß nicht, wie es mit ihr und der Zeitung weitergehen soll. Marga eilt nach New York und kämpft um Vergebung, aber auch um die Liebe zu Nando.

Im März 2024 habe ich mit großer Begeisterung den stimmungsvollen und farbenprächtigen Auftakt „Eine grenzenlose Welt – Aufbruch“ gelesen. Ich fand zu den vielfältigen Charakteren schnell einen Zugang und habe zudem eine Menge zu der Geschichte der Auswanderung im ausgehenden 19. Jahrhundert gelernt. Deshalb war es klar, dass ich auch den zweiten Band „Eine grenzenlose Welt – Schicksal“ einfach lesen musste, um zu wissen, wie es mit all den liebgewonnen Figuren weitergeht.
Freundlicherweise bekam ich das Buch vom Goldmann Verlag als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte.

Das Cover des Buches passt hervorragend zum ersten Band der Reihe.
Es ist ein blau-lila Farbtönen gehalten und zeigt in der rechten oberen Hälfte ein Paar in einer innigen Umarmung, welche am Betrachter vorbei in die Ferne schauen.
Mittig steht der Titel und Untertitel des Buches, darunter ist eine Fotomontage, bestehend aus einer Stadt und einem Zug, zu sehen.

Das Buch ist, wie bereits der erste Band, eine sehr hochwertig gestaltete Klappbroschur. Auf der vorderen Klappe werden die vier Hauptfiguren Marga, Rosie, Simon und Nando vorgestellt, die hintere Klappe beinhaltet ein Bild und eine kurze Biografie der sympathischen Autorin, sowie eine Übersicht der Trilogie. Das innere der Klappen ist vorne und hinten leer geblieben.
Insgesamt umfasst das Buch 448 Seiten, welche sich auf 65 relativ kurze Kapitel und einen Epilog aufteilen.
Die Handlung beginnt 1899 in San Francisco und setzt damit etwa drei Jahre nach Ende des ersten Bandes an. Der Epilog endet im Juni des Jahres 1904, die Haupthandlung umfasst jedoch das Jahr 1899 und den Beginn des Jahres 1900. Mit einem absoluten Cliffhanger, einem ausführlichen Nachwort und der Danksagung der Autorin wird dieser Band beendet und ich kann eines bereits vorweg nehmen: Ich kann es kaum erwarten, den dritten Band der Reihe zu lesen.

An dieser Stelle möchte ich anfügen, dass man unbedingt den ersten Band der Reihe gelesen haben sollte, da ansonsten viele Hintergrundinformationen zu den vielen und vielfältigen Charakteren fehlen und deren Hintergründe und Entwicklungen ansonsten nicht richtig erfasst werden können.
Ab der ersten Seite war ich wieder in der Geschichte angekommen und flog nur so durch die Seiten. Ich konnte mir die Handlungsorte wunderbar vorstellen und mich wieder schnell in die bekannten und auch in die neuen Charaktere einfühlen – es fühlte sich wie ein ’nach Hause kommen‘ an.
Wie im ersten Band stehen in den einzelnen Kapiteln abwechselnd die verschiedenen Figuren im Mittelpunkt. Deren Geschichten sind miteinander eng verknüpft und verbinden sich zu einer großen Geschichte, in der unheimlich viel passiert und in der sich zudem zügig eine immense Spannung aufbaut.
Dies und der bildhafte und lebendige Sprache der Autorin sorgen dafür, dass man in längst vergangene Zeiten abtauchen kann und das Buch nur äußerst ungern aus den Händen legt.

„Sie hatten sich zugeprostet, wobei Maggie das aufgeregte Kribbeln spürte, das sie früher gehabt hatte, wenn es um ihre Arbeit ging (…). Endlich fühlte sie sich wieder gebraucht und gefordert. Endlich konnte sie wieder beweisen, was in ihr steckte. Der Gedanke brachte sie in der Dunkelheit des Gästezimmers zum Strahlen.“

[Kapitel 05, 50]

Ein Großteil der Figuren ist bereits aus dem ersten Band bekannt, wobei sich jede von ihnen sehr authentisch weiterentwickelt hat und einige mich mit ihren Entscheidungen mitunter (positiv) überraschen konnten.
Jede der vier Hauptfiguren ist in ihrem Leben in der neuen Welt angekommen und sie leben ihre Leben – auch wenn noch nicht alle am Ziel ihrer Träume und Wünsche sind und sie noch immer nicht ganz mit ihrer Vergangenheit abgeschlossen haben. Trotz vieler persönlicher Schicksals- und Rückschläge geben die vier nie auf und ihre Lebenswege führen sie, wenn auch mit Umwegen, immer wieder zusammen.
Ich habe sie alle mit ihren vielfältigen Lebensgeschichten in mein Herz geschlossen, wo sie mit Sicherheit noch lange bleiben werden, und bin schon sehr gespannt, wie es mit ihnen weitergehen wird.
Zu den bekannten und liebgewonnen Figuren gesellen sich auch einige neue Figuren hinzu und ergänzen diese mit ihren ganz eigenen Geschichten. Dabei sind auch einige unsympathische Charaktere, welche die Geschichte aber nochmal authentischer wirken lassen.
Ich möchte nicht detailliert auf die einzelnen Figuren eingehen, da ich sonst vieles von der Handlung vorwegnehme. Sonja Roos ist es perfekt gelungen, ihre fiktiven Figuren in den geschichtlichen Hintergrund einzubetten und gekonnt mit diesem und auch untereinander zu verbinden.
Mit den Charakteren und ihren vielfältigen Geschichten habe ich während des Lesens den Zeitgeist gespürt und die vielen wahren Begebenheiten und Ereignisse, welche die Protagonisten erleben auch direkt miterlebt. Und genau das macht das Buch zu einem gelungenen, unterhaltsamen und lehrreichen Lesevergnügen. Auch die Tragik, vor allem aber die Spannungen, Zerwürfnisse, Differenzen und auch Anziehungen zwischen den Figuren waren stets spürbar und ich flog nur so durch diese mitunter spannende und hochemotionale Geschichte.

„Er seufzte geschlagen. Im Grunde hatte Rosie ja recht. Und doch war er mit dem Herald verwachsen. Das Schicksal der Zeitung war auch sein Schicksal, und er konnte einfach nicht tatenlos hier herumliegen und dabei zusehen, wie Hearst ihm alles zunichtemachte – wieder einmal.“

[Kapitel 10, Seite 93]

Den geschichtlichen und gesellschaftlichen Hintergrund von „Eine grenzenlose Welt – Schicksal“ bildet das ausgehende 19. Jahrhundert und das beginnende 20. Jahrhundert.
Während im ersten Band die große Auswanderungswelle im Vordergrund steht, setzt der zweite Band seinen Schwerpunkt in das Zeitungswesen und den Journalismus zu dieser Zeit.
Die Entwicklung der Presselandschaft war ganz anders als im europäischen Zeitraum und vor allem durch die sogenannte „Penny Press“ geprägt. Der Journalist James Gordon Bennett war der Ansicht, dass die Öffentlichkeit auf keinen Fall ein ernstes Blatt kaufen würde, sondern dass die große Neugier eher mit Klatsch als mit Diskussionen zu befriedigen war.
In New York gab es im ausgehenden 19. Jahrhundert eine Vielzahl an unterschiedlichen Zeitungen, welche das städtische Leben, die Nachrichten und die Kultur abdeckten und die Vielfalt und das lebhafte Medienumfeld widerspiegelten, das New York City im Jahr 1892 zu bieten hatte. 
Ein weiteres, wenn auch nicht im Vordergrund stehendes Thema, ist die Geschichte der Mafia in New York City. Ich kann mir gut vorstellen, dass dieses interessante und spannende Thema im dritten Band noch etwas mehr in den Fokus gerückt wird.
Sonja Roos hat die vielen unterschiedlichen Hintergründe und Themen sehr akribisch recherchiert und verbindet diese mit den Geschichten und Erlebnissen ihrer Protagonisten.

» (…) Du musst dein Leben für dich leben und nicht für deine Eltern oder für eine engstirnige Gesellschaft. Du wirst schon einen Weg finden, der dich glücklich macht, und dann wirst du auch jemanden finden, mit dem du so sein kannst, wie du bist.(…)«


[Kapitel 42, Seite 287]

Danke liebe Sonja Roos für dieses großartige Leseerlebnis.
So… nach dem absoluten Cliffhanger am Ende des Buches freue ich mich schon so sehr auf den dritten Band „Eine grenzenlose Welt – Zukunft“, welcher am 21. August erscheinen wird.

Fazit: „Eine grenzenlose Welt – Schicksal“ ist ein emotionaler und gleichzeitig sehr spannender zweiter Band einer absolut lesenswerten Reihe. Ab der ersten Seite war ich wieder voll dabei, freute mich, die Figuren wieder zu treffen und ihre Geschichten und Entwicklungen weiter zu verfolgen.
Doch zum Ende hin gibt es wieder eine gnadenlose Vollbremsung, welche die Vorfreude auf den dritten Band ins Unermessliche steigen lässt.
Große Leseempfehlung.

* Ich habe für diese Rezension von der Autorin und vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Bereitstellung eines kostenlosen Rezensionsexemplars durch den Verlag, der Titelbezeichnung/ Namensnennung und der Link zur Verlagshomepage muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Eifelfrauen – Der Ruf der Nachtigall“

von Brigitte Riebe

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 18. Juni 2024
Verlag: Rowohlt
Ausgabe: Hardcover, eBook & Hörbuch
ISBN: 978-3805201032
Seitenanzahl: 432 Seiten
Preis: HC: 23,00€, eBook: 17,99€
Reihe: „Eifelfrauen 02/02“

Homepage:
https://www.rowohlt.de/buch/reihe/eifelfrauen

Klappentext:
„Altenburg, 1945: Wiesen voller Orchideen im Frühling, Heuernten in der Sommersonne, stille Landschaften im Herbstnebel. Klara und Mia Fuchs wachsen als Schwestern auf einem idyllischen Bauernhof in der Eifel auf. Die beiden sind unterschiedlich wie Tag und Nacht: Während Mia alle Blicke auf sich zieht und die Menschen mit ihrer ungezwungenen Art für sich einnimmt, ist Klara nachdenklich und in sich gekehrt. Nur wenn sie singt, fällt alle Schüchternheit von ihr ab. Ihre glockenhelle Stimme verzaubert jeden, der ihr zuhört. Als der tschechische Sänger Pavel auf dem Hof Schutz sucht, nimmt das Leben der Schwestern eine unerwartete Wendung …“

Hinweise:
Bitte lest diese Rezension nicht, wenn ihr den ersten Band „Die Eifelfrauen – Das Haus der Füchsin“ noch nicht gelesen habt, dies aber noch machen wollt. Spoilergefahr!
Meine ausführliche Rezension zum ersten Band findet ihr hier: „Eifelfrauen – Das Haus der Füchsin“
– Das Buch habe ich freundlicherweise vom Rowohlt Verlag als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.
– 
Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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Das Buch „Eifelfrauen – Der Ruf der Nachtigall“ von Brigitte Riebe ist der zweite Band der historischen Romanreihe und spielt in den Jahren nach Ende des Zweiten Weltkriegs und zeigt wie die beiden Töchter von Johanna Fuchs ihr Leben in diesen schwierigen Zeiten in die eigenen Hände nehmen möchten und ihre Träume verwirklichen wollen.

„Die Füchsin war zurück, vermutlich eine aus Renas zahlreicher Nachkommenschaft.
«Bist du gekommen, um mir Mut zu machen?» flüsterte Klara. «Und um mich daran zu erinnern, dass auch ich eine Füchsin bin, die vor nichts und niemanden Angst zu haben braucht?»

[Kapitel 3, Seite 106]

Altenburg im Jahr 1945: Der Krieg ist zu Ende, doch die Zeiten bleiben schwierig und entbehrungsreich.
Klara und Mia wachsen wie Schwestern auf dem idyllischen Hof ihrer Mutter Johanna auf – träumen jedoch auch von einem eigenen Leben. Klara, welche sehr in sich gekehrt ist, verliert beim Singen all ihre Schüchternheit, Mia hingegen geht mit ihrer offenen und beherzten Art gerne auf die Menschen zu.
Als der Sänger Pavel in das Dorf kommt, mischt er die Gefühlswelt der beiden Schwestern gehörig auf. Er bietet Klara eine Zukunft. Mia bleibt erst mal alleine bei ihrer Mutter und all den Tieren zurück.
Doch auch Mia zieht es hinaus in die weite Welt.

Schon seit vielen Jahren gehört Brigitte Riebe zu meinen absoluten Lieblingsautorinnen. Mit ihren vielfältigen Geschichten erweitert sie laufend meinen geschichtlichen Horizont und versteht mich dabei bestens zu unterhalten. Es sind Geschichten zum Erleben, Staunen und vor allem zum Mitfühlen.
Von 2018 bis 2021 konnte sie mich mit ihrer wundervollen Buchreihe „Die Schwestern vom Ku’damm“ begeistern. Als sie dann Ende 2022 das Buch „Eifelfrauen – Das Haus der Füchsin“ ankündigte, welcher der Auftakt einer neuen Buchreihe ist, freute ich mich sehr und wurde nicht enttäuscht. Mit diesem stimmungsvollen Auftakt nahm mich Brigitte Riebe mit in eine starke und unvergessliche Geschichte, welche mich direkt abholen und bestens unterhalten konnte. Einfach nur absolut empfehlenswert! Deshalb war es klar, dass ich auch den zweiten Band „Eifelfrauen – Der Ruf der Nachtigall“ lesen wollte, da ich wissen musste, wie es mit all den liebgewonnen Figuren weitergeht. Und eines sei an dieser Stelle schon mal verraten: Ich bin von diesem gelungenen zweiten Band sehr begeistert, welcher mich, wie schon der erste Band, ab der ersten Seite begeistert und mitgerissen hat.
Freundlicherweise bekam ich das Buch vom Rowohlt Verlag als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte.

Das Buch ist, wie bereits der erste Band, ein sehr hochwertig gestaltetes Hardcover mit Lesebändchen und Schutzumschlag. Auf der vorderen Klappe des Schutzumschlages befindet sich ein kurzer und ansprechender Text zum Inhalt des Buches, der das Interesse an der Geschichte weckt. Die hintere Klappe beinhaltet ein Bild und eine kurze Biographie der Autorin.
Das Cover zeigt zwei junge Frauen, welche über ein Lavendelfeld laufen. Die Frau links schiebt mit einer Hand ein Fahrrad, während ihr anderer Arm bei der zweiten Frau eingehakt ist. Die beiden scheinen in ein Gespräch vertieft zu sein, wobei die zweite Frau sehr ausgelassen wirkt und zu lachen scheint. In beiden Frauen erkennt man die beiden Hauptfiguren Mia und Klara.
Es ist wieder ein Cover, welches sofort Lust auf die Geschichte macht, perfekt zum ersten Band der Reihe passt und stilistisch auch an die Reihe „Die Schwestern vom Ku’damm“ erinnert und somit auch einen gelungenen Wiedererkennungswert bietet.
Die Landschaft des Covers zieht sich auch über den Buchrücken und über die Rückseite des Schutzumschlages, auf welcher sich die Inhaltsinformation und der Barcode, ISBN und Preis befinden.

Der Widmung des Buches folgen Zitate Jean Paul und Siegfried Lenz, danach schließt sich eine Übersicht über die wichtigsten Personen der Romanreihe an. Der erzählerische Teil wird mit der Danksagung der Autorin abgeschlossen. Ich fand es sehr angenehm, dass über jedem der insgesamt 12 Kapitel die Datums- und Ortangabe steht, was für eine gute räumliche und zeitliche Orientierung in der Geschichte führt.
Die Handlung des Buches beginnt mit dem Prolog, welcher kurz vor dem Zeitpunkt im ersten Kapitel ansetzt. Das erste Kapitel beginnt dann im Juni 1945, der Epilog endet im Oktober 1954. Somit umfasst die chronologisch erzählte Gesamthandlung des Buches etwa neun Jahre und setzt etwa sieben Jahre nach Ende des ersten Bandes an. An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass man den ersten Band der Reihe gelesen haben sollte, da ansonsten viele Hintergrundinformationen zu den vielfältigen Charakteren fehlen und deren Entwicklungen nicht richtig erfasst werden
Die wechselnden Erzählperspektiven und ihrem bildgewaltige Sprachstil sorgt Brigitte Riebe (wie in all ihren Büchern) für einen absoluten Lese-Sog. Nur ungern legte ich das Buch aus den Händen, ich flog nur so durch die Seiten und die Geschichte. Außerdem konnte ich mir die Handlungsorte wunderbar vorstellen und mich schnell in die vielseitigen, bekannten und auch in die neuen Charaktere einfühlen.

«Mag sein, dass im Hause Fuchs auf den ersten Blick nicht immer alles war wie im Bilderbuch. (…) Dafür gibt es in der Familie viel Liebe und Zusammenhalt.»

[Kapitel 5, Seite 183]

In diesem Band tritt die sympathische Johanna Fuchs, die Hauptfigur des ersten Bandes, etwas in den Hintergrund und macht damit Platz für ihre beiden Töchter Mia und Klara.
Aus den beiden Schwestern sind junge Frauen geworden, welche zwar vom Charakter her grundverschieden sind, gleichzeitig verbindet sie ein enges Band zueinander und sie ergänzen sich untereinander sehr gut. Während Mia äußerst wissbegierig ist und keine Probleme damit hat auf Menschen zuzugehen, ist ihre Schwester Klara eher ruhig und in sich gekehrt und verbringt ihre Zeit am liebsten fernab von Menschen in der Natur. Mit Hilfe der Musik und des Gesangs traut sich Klara jedoch aus ihrem Schneckenhaus. Als der tschechische Sänger Pavel das Dorf betritt, verdreht er den beiden Schwestern mit seiner geheimnisvollen und undurchsichtigen Art und Weise den Kopf. Er bietet Klara eine Zukunft und die beiden, eigentlich unzertrennlichen Schwestern, gehen getrennte Wege. Sie beide müssen ihre Plätze im Leben finden und sich ihre Träume und Wünsche erfüllen, auch wenn es heißt, Geliebtes und Gewohntes und auch ihre Heimat hinter sich zu lassen. Ich mochte die beiden äußerst unterschiedlichen Schwestern ab der ersten Seite und konnte mich in Beide sehr gut hineinversetzen. Da ich jedoch auch eher die ruhigere und in sich gekehrte Person bin, konnte ich zu Klara schneller eine Beziehung aufbauen und mich in sie hineinversetzen. Doch auch Mias ehrlichen und kämpferischen Charakter mochte ich gerne freute und litt mit ihr mit.
Neben diesen beiden Schwestern agieren einige Figuren, welche bereits aus dem ersten Band bekannt sind und ich fand es sehr spannend zu erleben, wie sie sich alle authentisch weiterentwickelt haben – auch viele ihrer Entscheidungen haben mich mitunter (positiv) überraschen können. Stellenweise fühlte es sich wie ein nach Hause kommen an. Hier ist vor allem Johanna zu nennen, welche mit ihrer gutmütigen und ehrlichen Art und ihren Lebensweisheiten eine Romanfigur ist, welche ich mit Sicherheit noch lange in meinem Herzen tragen werde.
Doch auch einige neue Figuren finden den Weg in die Geschichte und ergänzen die liebgewonnen Charaktere.
Jede der vielfältigen Figuren hat mit ihrer Lebensgeschichte einen Platz in der Handlung. Natürlich gibt es auch die weniger sympathischen Zeitgenossen, was den Roman nochmal authentischer und lebensechter wirken lässt. An dieser Stelle möchte ich möchte nicht detailliert auf all die Figuren eingehen, da ich sonst vieles vorwegnehme. Brigitte Riebe ist es wieder vortrefflich gelungen, ihre fiktiven Figuren in einen hervorragend recherchierten geschichtlichen Hintergrund einzubetten und gekonnt miteinander und untereinander zu verbinden. Die Tragik, vor allem aber die Spannungen, Zerwürfnisse, Differenzen und auch Anziehungen zwischen den Figuren waren stets spürbar und ich flog nur so durch diese mitunter spannende und hochemotionale Geschichte.

«Hitler hat Selbstmord begangen. (…) Und wir sind nicht alle schuld an dem Schrecklichen, das passiert ist. Wir waren noch Kinder, und unsere Eltern haben niemals mitgebrüllt. Gab einige Deutsche wie sie, die dagegen waren, auch wenn sie nicht viel gegen den Naziterror ausrichten konnten. (…) Die Schuldigen sollen ihre Strafe bekommen, und das nicht zu knapp, dafür bin ich auch. Aber wir anderen – wir wollen doch endlich wieder leben. (…) Und jetzt lasst uns zusammen fröhlich sein. Eine halbe Ewigkeit haben wir darauf warten müssen…»

[Kapitel 1, Seite 24/25]

Die geschichtlichen Hintergründe des Buches bilden die ersten zehn Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs.
Fast 60 Millionen Menschen starben in Folge des Krieges und der nationalsozialistischen Herrschaft, die Besatzungsmächte USA, Großbritannien, Frankreich und UdSSR entschieden über das weitere Schicksal von Deutschland. Sie setzten die Entmilitarisierung und die Entnazifizierung in Gang und bestimmten auch über die weitere wirtschaftliche und territoriale Entwicklung des Landes.
Auf der Londoner Außenministerkonferenz kam es zwischen den Westmächten und der Sowjetunion im Dezember 1947 endgültig zum Bruch. In der Folge verkündeten die drei Westmächte am 3. Juni 1948 die politische Angleichung ihrer Zonen und schufen damit die Grundlage für einen westdeutschen Staat.
Am 18. Juni 1948 wurde mit der Währungsreform die Deutsche Mark in den Westzonen eingeführt: Jeder Westdeutsche erhielt 40 D-Mark, Guthaben in Reichsmark wurden im Verhältnis 1:10 eingetauscht. Im Zuge der Währungsreform verschwand der Schwarzmarkt und die Schaufenster füllten sich wieder allmählich. 
Unter dem Vorsitz von Konrad Adenauer (CDU) und Carlo Schmidt (SPD) rangen die Politiker um die Fixierung der grundlegenden Prinzipien für den neuen Staat. Schließlich wurde am 8. Mai 1949 das Grundgesetz verabschiedet, es trat am 23. Mai 1949 in Kraft. Damit war die Bundesrepublik Deutschland gegründet.
Diese vielen geschichtlichen Hintergründe hat Brigitte Riebe akribisch recherchiert und stellt diese sehr genau und vor allem nachvollziehbar dar. Es sind die Geschichten der ‚kleinen Leute‘, der normalen Bevölkerung, mit welcher sie große Geschichte erlebbar und begreifbar macht.

„Das Haus der Füchsin war die Konstante in Klaras Leben, das konnte sie manchmal durchaus für gewisse Zeit vergessen, wenn neue Anforderungen auf sie einstürmten und ihr Alltag sie forderte und beglückte, doch im Hintergrund war es stets da, der Fixpunkt , zu dem sie immer wieder zurückstrebte. Hier war sie geboren und aufgewachsen, hier kannte sie jedes Feld, jedes Waldstück, jede Wiese. Hier wuchsen die Blumen und Früchte, die ihr vertraut waren; hier lebten die Tiere, die zum Hof gehörten. Der Mittelpunkt von allem war Johanna, ihre strahlende, künstlerische Mutter, die die Eifel mit jeder Faser liebte und diese Liebe an sie weitergegeben hatte.“

[Kapitel 11, Seite 371]

Am Ende dieser Rezension möchte ich mich ganz herzlich bei Brigitte Riebe für dieses wunderbare Lese-Erlebnis bedanken.

Fazit: Wenn ihr den ersten Band „Eifelfrauen – Das Haus der Füchsin“ gelesen habt (und das solltet ihr) und dieser euch begeistert hat… dann werdet ihr diesen zweiten Band einfach nur lieben. Hier ist einfach alles drin: Große Gefühle, Geschichte und so tolle und starke Figuren, welche mit Sicherheit im Kopf, vor allem aber im Herzen bleiben werden.
Ein großartiger zweiter Band, der dem ersten Band in Nichts nachsteht und mich absolut begeistern, überzeugen und mitnehmen konnte. Sehr lesenswert!

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Ein fast perfekter Herzog ~ Die Cossin-Saga“

von Kristina Herzog

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 28. Mai 2024
Verlag: Selbst-Verlag
Ausgaben: Taschenbuch & eBook
ISBNs:  9783910798021 (eBook), 9783910798038 (Paperback), 9783759208774 (Tolino)
Seitenanzahl: 293 Seiten
Preise: 13,98€ (Taschenbuch), 03,99€ (eBook)
Reihe: „Die Cossin-Saga“, Band 01 von 02

Homepage:
https://www.kristinaherzog.de/kristina-herzog/

Klappentext:
„Friederike von Cossin hat ein Problem: Der Hof ihrer Familie steht bei Herzog Leopold von Ritteysen tief in den roten Zahlen. Doch wenn sie es schafft, den wohlhabenden und gutaussehenden Herzog von seiner Furcht vor Pferden zu befreien, werden die Schulden erlassen. Gelingt es nicht, verliert die Familie Hof und Gestüt. Ärgerlich ist nur, dass sich die zwei nicht ausstehen können und beide Wunden aus der Vergangenheit mit sich tragen, die ihre Herzen verschlossen haben. Zwischen Stall, Kutschen und gesellschaftlichen Regeln erblüht langsam eine Zuneigung, die machtvoll genug ist, ihr Schicksal für immer zu verändern. Doch werden sie es schaffen, die Kluft in ihrem Innern zu überwinden?“

*Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin als vorzeitiges Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank dafür.
– Ich habe von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistungen erhalten, die Rezension spiegelt meinen persönlichen Lese-Eindruck wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars kennzeichne ich diese Rezension als Werbung.

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Das Buch „Ein fast perfekter Herzog ~ Die Cossin-Saga“ von Kristina Herzog ist der Auftakt einer historischen Liebesroman-Reihe, welche in Preußen des 19. Jahrhunderts spielt und in dem eine junge Frau um die Zukunft ihrer Familie, die Erfüllung ihrer Träume und um eine Liebe kämpfen muss, die eigentlich nicht sein darf.

„Ihre Lippen zitterten und sie drückte den Handrücken darauf. Sie wollte nicht schwach sein, sondern ernst genommen werden – als Mensch und vielleicht sogar als Leiterin des Gestüts. Sie würde es so viel besser machen als ihr traumtänzerischer Vater, der ständig Regenbögen hinterherjagte und kein Händchen fürs Geschäft besaß.“

[Kapitel 01]

Preußen im 19. Jahrhundert: Friederike wächst als älteste Tochter auf einem Gestüt auf. Voller Leidenschaft kümmert sie sich um die Pferde und träumt von einer eigenen Zucht. Doch als Friederike erfährt, dass das Gestüt bei Herzog Leopold von Ritteysen hoch verschuldet ist, geraten all ihre Träume ins Wanken und ihre und die Zukunft ihrer Familie schweben in Gefahr.
Doch es gibt einen Ausweg: Nach einem dramatischen Schicksalsschlag leidet der Herzog unter einer furchtbaren Angst vor Pferden. Diese Angst soll der Herzog mit Friederikes Hilfe besiegen und bei Erfolg winkt der Schuldenerlass. Motiviert, aber auch mit vielen Vorurteilen dem jeweils anderen gegenüber starten die Beiden mit dem Unterricht.
Und ganz langsam entsteht zwischen Friederike und Leopold eine Zuneigung.

An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei Kristina Herzog für das vorzeitige Rezensionsexemplar bedanken.
Mit ihrer „Sternberg-Saga“, welche mich mit den starken und authentischen Charakteren, der spannenden Handlung und den akribisch recherchierten geschichtlichen Hintergründen völlig begeistern konnte, hat sich die Autorin fest in mein Leserherz geschrieben und sie gehört mittlerweile zu meinen absoluten Lieblingsautorinnen. Nach Ende des dritten und letzten Bandes der „Sternberg-Saga“ war ich sehr traurig, als ich die Geschichte und die liebgewonnen Figuren verlassen musste. Umso größer war die Freude, als die Autorin ihre neue Buchreihe ankündigte, welche zwar in einer anderen Zeit spielt und eher Richtung ‚historischer Liebesroman‘ geht, jedoch schnell mein Interesse geweckt hat.

Dazu sprach mich das gelungene Cover sehr an, welches eine Frau in einem aufwendigen weißen Kleid zeigt. Über dem Cover liegt ein leicht bläulicher Filter, die oberer Hälfte des Kopfes der Frau ist am oberen Bildrand ‚abgeschnitten‘ – so kann sich jeder Leser/ jede Leserin selbst ein Bild von der Hauptfigur machen.

Der Inhalt des Buches teilt sich auf insgesamt 21 Kapitel (welche alle eine angenehme Länge haben), einen Epilog und einem Nachwort auf. Die unterschiedlichen Perspektiven der beiden Hauptfiguren, welche teilweise in den Kapiteln wechseln, sorgen für einen guten Lesefluss und ich konnte schnell in die gefühlvolle und stellenweise sehr spannende Handlung abtauchen.
Auch mit ihrem detaillierten und bildhaften Sprachstil nimmt Kristina Herzog den Leser/ die Leserin von Beginn an mit in die Geschichte, welche mit Sicherheit noch lange im Kopf und vor allem im Herzen bleiben wird. Es ist, wie auch die „Sternberg-Saga“, eine sehr ruhige und unaufgeregte Geschichte, in der es aber auch immer wieder spannende Passagen gibt, die mich sehr mitreißen und ergreifen konnten und mich die Zeit während des Lesens völlig vergessen ließen. Ich konnte mir auch die Orte und Menschen gut vorstellen und baute zu vielen der Figuren schnell eine enge Bindung auf.

„Diese wachsende Zuneigung zu Leopold konnte ihr zum Verhängnis werden. Zum einen lag ihr sozialer Status deutlich unter seinem, denn immerhin war er ein Herzog. Außerdem wäre das Geschwätz fürchterlich, wenn das herauskäme. Nicht nur in ihrer Familie, sondern im ganzen Dorf und wahrscheinlich darüber hinaus, denn jeder wusste von den traurigen Umständen des Endes ihrer Beziehung zu Rupert und sie hasste den Gedanken, dass andere sich über sie und ihr Leben das Maul zerrissen.“

[Kapitel 11]

Die junge Friederike ist neben Herzog Leopold eine der Hauptfiguren des Buches. Sie wächst behütet und doch mit vielen Freiheiten und Freiräumen auf einem Gestüt auf. Ihr Vater ist sehr gutmütig, allerdings fällt ihm die Führung des Gestüts schwer, weshalb dieses hoch verschuldet ist. Die Familie gehört zum niedrigen Adel und ist verarmt, es scheint sehr unsicher, ob und wie die Familie in ihrem Zuhause bleiben kann. Friederike kann und will das nicht wahr haben und nimmt das Schicksal der Familie in ihre Hand. Sie sucht das direkte Gespräch mit dem Herzog und ihr Mut wird belohnt – auch wenn sie sich damit anfangs mit ihrem Los schwer tut: Sie soll nämlich dem Herzog die Angst vor Pferden nehmen. Sie hat, wie auch Leopold ihr gegenüber, große Vorurteile. Doch sie schaut hinter den Titel des Herzogs und erkennt einen Mann, der von einem großen Schicksalsschlag getroffen wurde.
Aber auch Friederike hat in ihrer Vergangenheit vieles erlebt, was sie tief und nachhaltig verletzt hat. Beide sehen diese inneren Verletzungen des jeweils anderen und es entsteht eine sehr spürbare Anziehung zwischen den Beiden. Während der Weg von Leopold vorgezeichnet ist und er als Herzog seinen Platz im Leben hat, ist es bei Friederike noch alles unsicher. Sie weiß zwar genau, was sie erreichen möchte, aber ob diese Pläne noch zu realisieren sind, liegt nun daran, wie und ob sie die Angst des Herzoges vor Pferden in den Griff bekommt. Ich konnte zu den beiden Hauptfiguren sehr schnell eine Beziehung aufbauen und ich fühlte deren innere Verletzungen, die erst gegenseitige Ablehnung, dann die spätere Anziehung und das Knistern zwischen den Beiden.

„Immer wenn er lächelte, war es, als würde sich ein Lichtlein in seinem Gesicht entzünden. Er wirkte viel jünger, fast wie ein ausgelassenes Kind. Wenn er es nur öfter tun würde und nicht immer so ernsthaft und streng durchs Leben ginge, wäre alles viel leichter. Auch für ihn.“

[Kapitel 10]


Neben diesen beiden Hauptfiguren spielen eine viele weitere und vor allem vielseitige Charaktere ihre großen und kleinen Rollen. Sie konnten mich alle überzeugen, teilweise überraschten sie mich mit ihren Handlungen positiv, teilweise stießen sie mich mit ihrem furchtbaren Verhalten ab. Einige der Charakterzüge der Figuren entwickeln und zeigen sich erst im Laufe der Handlung, was zu einer gelungenen Authentizität führt. Ganz besonders angetan haben es mir hierbei die Mütter der Hauptfiguren, welche eine große Wärme und Geborgenheit in die Geschichte bringen (auch wenn es zu Beginn anders wirkt) und den anderen Figuren gerne mal einen Schubs in die richtige Richtung geben.
Nach Beendigung des Buches merke ich, wie wohl ich mich bei all den Figuren gefühlt habe, wie sehr ich diese in mein Herz geschlossen habe und wie sehr mir diese nun fehlen. Doch schon ganz bald wird es ein Wiedersehen mit ihnen geben – der zweite Band erscheint bereits am 27. August 2024.
Die geschichtlichen Hintergründe treten hier in den Hintergrund, dafür bildet Kristina Herzog durch ihre glaubhaft gezeichneten Figuren ein sehr authentisches Bild der Gesellschaft von Preußen im 19. Jahrhundert an und gibt durch sie interessante Einblicke in die damalige Denk- und Lebensweisen, vor allem in die des Adels. Die sich anbahnende und wundervolle Liebesgeschichte mit all ihren Rückschlägen und Missverständnissen nimmt in „Ein fast perfekter Herzog ~ Die Cossin-Saga“ den größten Raum ein.

„Gefühle waren etwas Kompliziertes, vor allem, wenn sie ohnehin ins Leere liefen und keine Zukunft hatten.“

[Kapitel 12]

Am Ende dieser Rezension möchte ich mich bei Kristina Herzog ganz herzlich für dieses unvergessliche Lese-Erlebnis, welches mich bestens unterhalten hat, bedanken. Und: Ich freue mich schon jetzt auf den zweiten Band.

Fazit: Dieses Buch hat mich und mein Herz zum Tanzen gebracht. Es ist eine herrliche und romantische Liebesgeschichte, in der man versinken und sich einfach nur wohlfühlen kann.
Gefühlvoll, dramatisch und stellenweise sehr spannend. Absolute Leseempfehlung für alle, die von ‚Bridgerton‘ und Jane Austen nicht genug bekommen können.

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Die letzte Äbtissin: Ihr bewegtes Leben in Säckingen“

von Sandhya Hasswani

[Werbung*]

Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 01. September 2022
Verlag: Friedrich-Reinhardt Verlag
Ausgaben: Taschenbuch & eBook
ISBN:  978-3724525745
Seitenanzahl: 544 Seiten
Preise: 19,80€ (Taschenbuch), 18,99€ (eBook)

Homepage:
https://sandhya-hasswani.com

Klappentext:
„1751: Die junge Mari-Anna erlebt, wie ihr Lebensmittelpunkt – das Stiftsmünster von Säckingen – in nur einer Nacht niederbrennt, zudem fällt dem jungen liberalen Kaiser Joseph ein, sämtliche Klöster in Süddeutschland aufzulösen. Das Frauenstift ist in seiner Existenz bedroht. Wird es Mari-Anna gelingen bei all den gesellschaftlichen und politischen Umwälzungen ihren Weg zu beschreiten? Welt, Geist, Leben im 18. Jahrhundert am Hochrhein: Der spannende historische Roman erscheint anlässlich des 300. Geburtstags der Säckinger Fürstäbtissin Mari-Anna F. von Hornstein-Göffingen (1723-1809), Stifterin des Fridolinschreins. Eine starke Frau, die uns heute in einer ähnlich unruhigen Welt durch ihren Mut inspiriert.“

*Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin auf der Buchmesse in Hinterzarten als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank dafür.
– Ich habe von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistungen erhalten, die Rezension spiegelt meinen persönlichen Lese-Eindruck wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars kennzeichne ich diese Rezension als Werbung.

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Das Buch „Die letzte Äbtissin: Ihr bewegtes Leben in Säckingen“ von Sandhya Hasswani ist ein historischer Roman der im 18. Jahrhundert vorwiegend im Süden Deutschlands angesiedelt ist und das Leben der Säckinger Fürstäbtissin Mari-Anna F. von Hornstein-Göffingen (1723-1809) zeigt.

„Auf ein Zeichen des Bischofs schritt sie vor ihm die Stufen hinunter. Sie konnte noch immer kaum fassen, dass sie Fürstäbtissin von Säckingen war, und doch war es wahr. So wahr wie der Beifall ihrer Brüder und Schwestern in den ersten Reihen und die Tränen der glücklichen Stiftsdamen auf der anderen Seite und das zufriedene Lächeln ihrer Mutter und all der anderen, deren Gratulationen sie gleich entgegen nehmen würde.“

[Seite 138, Kapitel 09]

Säckingen 1751: Fassungslos muss die junge Mari-Anna dabei zu sehen, wie das Stiftsmünster von Bad Säckingen durch eine Unachtsamkeit niederbrennt und damit auch ihr Lebensmittelpunkt verloren ist.
Kurz darauf wird Mari-Anna zur Fürstäbtissin von Säckingen ernannt – und sie steht vor gewaltigen Problemen: Kaiser Joseph II. will sämtliche Klöster in Süddeutschland auflösen. Ein Plan, der auch das Frauenstift in Säckingen bedroht.
Außerdem ist die Gesellschaft im Wandel und Mari-Anna muss an vielen Fronten kämpfen – für ihre Mitschwestern, für ihr Stift, für das Münster – aber auch für sich selbst.

Dieses Buch erregte auf der Buchmesse ‚Blätterrauschen‘ in Hinterzarten im April 2024 mein Interesse. Da ich sehr gerne historische Romane lese und dieser zudem noch in der Nähe meiner Heimat angesiedelt ist, wollte ich dieses Buch sehr gerne lesen. Das 18. Jahrhundert ist eine Zeit, über die ich noch nicht viel gelesen habe und auch der Name ‚Fürstäbtissin Mari-Anna‘ sagte mir bisher noch nicht viel. Die Autorin Sandhya Hasswani und ich kamen auf der Buchmesse ins Gespräch und sie überreichte mit ihren Roman freundlicherweise als Rezensionsexemplar – an dieser Stelle ganz herzlichen Dank dafür.
Das Buch ist ein einfaches Taschenbuch ohne Klappen und umfasst insgesamt 544 Seiten, welche sich auf einen Prolog, 40 Kapitel, ein Nachwort und eine Zeittafel aufteilen.
Das schlichte und doch sehr ausdrucksstarke Cover zeigt ein Gemälde der Fürstäbtissin Mari-Anna – mit ihrem sanften und gleichzeitig entschlossenen Blick zieht sie den Betrachter in ihren Bann. Mari-Anna ist auf diesem Bildnis in schwarz gekleidet, sie sitzt auf einem rot gepolsterten Stuhl und hält in der rechten Hand ein Jesuskreuz.
Die Handlung des Buches beginnt mit einem ergreifenden Prolog, in dem der Leser/ die Leserin die ältere Mari-Anna kennenlernt, welche vor einem großen Umbruch in ihrem Leben steht. Mit dem ersten Kapitel geht es dann viele Jahre zurück in die Vergangenheit – in das Jahr 1751. Die Handlung steuert dann in den folgenden Kapiteln auf die Szenerie des Prologs entgegen, was für einen guten Lesefluss und auch eine gewisse Spannung sorgt, da man gerne wissen möchte, wie es zu den Ereignissen des Prologs gekommen ist.
Zudem hat Sandhya Hasswani einen außerordentlich bildhaften und wunderbaren Sprachstil, der mich direkt mit in die Geschichte genommen hat. Ich konnte mir die Orte und Menschen gut vorstellen und baute zu vielen der Figuren schnell eine enge Bindung auf.

„» (…) Versteht mich bitte richtig: Mir ist es die vornehmste, die heiligste Aufgabe, das Andenken an unseren heiligen Fridolin zu bewahren, darüber hinaus tragen wir aber auch Verantwortung für die Menschen in unseren Landen. Allein deshalb darf das Stift in den Augen des Kaisers nicht an Bedeutung verlieren. (…) Es geht hier um Menschen. Um Menschen aus unseren Stiftsgebiet, die sich dem Schutz unseres Patrons anvertrauen.«“

[Seite 91, Kapitel 05]

Mari-Anna ist die titelgebende Hauptfigur des Buches und die Leser und Leserinnen begleiten sie durch die vielen und bewegten Jahre ihres Lebens. Zu Beginn ist sie eine junge Frau, welche noch etwas unsicher ist, im Laufe der Handlung wächst sie zu einer starken und hochgeachtete Frau heran, die genau weiß, was sie erreichen möchte – und wie ihr das gelingt. Sie muss auch immer wieder Rückschläge hinnehmen und auch der ein oder andere Schicksalsschlag bringen sie nicht von ihren Zielen und Wünschen ab. Als Äbtissin ist sie immer für die Frauen ihres Stift da und lässt sich auch von ihren Widersachern nicht aus der Spur bringen. Ich mochte Mari-Anna ehrlichen und diplomatischen Charakter ab der ersten Seite und fühlte mich schnell mit ihr verbunden. Vor allem ihre tiefen Freundschaften und das Vertrauen, welches sie vielen Menschen in ihrer Umgebung entgegen bringt, machte sie in meinen Augen sympathisch und liebenswert.
Vieles aus dem Leben der Fürstäbtissin Mari-Anna ist historisch überliefert. Einige der Charaktere, die neben ihr leben und agieren sind ebenfalls historisch oder an historische Figuren angelehnt, wohingegen einige Charaktere hingegen fiktiv sind. Sie alle, egal ob historisch oder fiktiv, bilden ein gutes Bild der damaligen Zeit ab und ihre vielfältigen Geschichten und Hintergründe sind gut miteinander verbunden. Auch die Spannungen, Zerwürfnisse und Differenzen zwischen einigen der Figuren waren stets fassbar und zogen mich schnell in die emotionale Geschichte hinein.
Natürlich gibt es auch die etwas unliebsamen Charaktere, über die ich oft den Kopf schütteln musste – doch eine gute Geschichte lebt meiner Meinung nach auch von und durch unsympathische Figuren.
Hier ein kleiner Kritikpunkt: Da es doch einige Figuren und Namen sind, die man im Kopf behalten muss, wäre ein Personenregister sinnvoll gewesen.

Den historischen Hintergrund bildet das 18. Jahrhundert: Es ist die Zeit der Aufklärung und damit der Beginn der Moderne in Europa. Doch in diesem Jahrhundert wurde nicht nur die Moderne eingeleitet, sondern auch über 20 Kriege in Europa geführt, bei denen es meistens um Macht und Macht-Erweiterung ging. Die Mitte Europas war in zahlreiche mittlere und Kleinstterritorien zersplittert, die Teil des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation waren. Unter ihnen ragten Preußen und Österreich heraus, die in diesem Jahrhundert vor allem durch ihre Territorien außerhalb des Reiches sich zu europäischen Großmächten entwickelten. 
Mit wenigen Ausnahmen waren die europäischen Gesellschaften Ständegesellschaften, dieser Standeszugehörigkeit konnten nur wenige Menschen durch Aufstieg entkommen. Der Stand bestimmte sowohl die persönlichen Rechte als auch den Zugang zu Ressourcen und Bildung. Das Ständewesen teilte die Menschen zumeist in Adelige, Bürger und Bauern. Hinzu kam in katholischen Ländern der Klerus.
An der Spitze der Ständepyramide stand oft ein Monarch, seltener eine Monarchin. Die monarchische Machtfülle wurde von ständischen Privilegien begrenzt, wobei die Macht der Stände und ihrer regional sehr unterschiedlich war und sich im Laufe des Jahrhunderts änderte.
Große wirtschaftliche und gesellschaftliche Umbrüche brachte die Industrielle Revolution, welche in Großbritannien begann. Mehrere Erfindungen in der für Großbritannien so wichtigen Textilindustrie, wie die ‚Spinning Jenny‘, ermöglichten es bei gegebenem Einsatz von Arbeitskräften größere Mengen Garn und Textilien herzustellen. Zum Jahrhundertende gab es erste Ansätze der Industrialisierung in Nordfrankreich, Flandern und einzelnen deutschen Regionen.
Neben der Industriellen Revolution kam es ab dem Jahr 1789 zudem noch zur Französischen Revolution. Dies war der gesellschaftliche Aufstand der einfachen Bürger und Bürgerinnen in Frankreich zwischen 1789 und 1799, die sich gegen die Unterdrückung durch den König wehrten. Im Verlauf der Französischen Revolution wurden der König und viele Revolutionsgegner hingerichtet.
Ein weiteres historisches Thema, über welches ich zum ersten Mal gelesen habe, ist die Verbannung von ganzen Familien ins Banat (eine historische Region in Südosteuropa, die heute in den Staaten Rumänien, Serbien und Ungarn liegt) im Oktober 1755. Hierhin wurden unliebsame Menschen zwangsverwiesen, welche zuvor aus ihren bisherigen Leben gerissen wurden und weitab ein neues Leben beginnen mussten.
Vor allem im Hinblick auf das Leben in einem Damenstift habe ich durch den Roman „Die letzte Äbtissin“ eine Menge dazu gelernt: Auch wenn es von außen betrachtet wie das Leben in einem Kloster wirkt, ist das Frauenstift oder Damenstift eine religiöse Lebensgemeinschaft für Frauen, die ohne Ablegung von Gelübden in einer klosterähnlichen Anlage leben. Bei ihrem Eintritt legten die Stiftsfrauen nur die Gelübde der Keuschheit und des Gehorsams gegenüber ihrer Äbtissin ab, konnten jedoch heiraten, wenn sie auf ihre Pfründe verzichteten. Zudem verzichteten sie bei Eintritt weder auf ihren Privatbesitz noch auf ihre Erbansprüche und konnten das Stift jederzeit verlassen.
All diese (mitunter komplexen und komplizierten) geschichtlichen und gesellschaftlichen Hintergründe stellt die Autorin sehr anschaulich und mitreißend da. Ich habe eine Menge dazu gelernt und meinen Horizont durch diese Lektüre sehr erweitert.
Der Roman ist ein sehr rundes und vor allem eindringliches Leseerlebnis, welches ich mit Sicherheit so schnell nicht vergessen werde – danke dafür.

„Sie schaute in die Flamme und gedachte all der Frauen daheim in Säckingen. Nicht nur der Damen, auch der vielen Angestellten, denen das Stift Brot und Obdach bot, und auch den vielen Äbtissinnen, die vor ihr in Säckingen gewirkt hatten – mehr als sechshundert Frauen. Sie ging auf die Knie, faltete die Hände und betete, und im Gebet war es, als würden die liebe Helena, Mutter Regina und all ihre Vorgängerinnen in einer langen Reihe hinter ihr stehen und sich vor den heiligen verneigen. Und als sie aufsah, flackerte die kleine Flamme munter auf.“

[Seite 409, Kapitel 31]

Fazit: „Die letzte Äbtissin: Ihr bewegtes Leben in Säckingen“ ist ein sehr stimmungsvoller historischer Roman, der mich mit den authentischen Charakteren und den akribisch recherchierten geschichtlichen und gesellschaftlichen Hintergründen überzeugt hat. Eine interessante Zeitreise in ein spannendes Jahrhundert und ein bewegtes Leben, welches von Umbrüchen gezeichnet war. Sehr lesenswert und absolut empfehlenswert.

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Das Vermächtnis der Agnes Bernauer“

von Silke Elzner

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 09. April 2024
Verlag: Selbstverlag
Ausgaben: Taschenbuch, Hardcover und eBook
ISBN:  978-3758492693 (Taschenbuch), 978-3758493157 (Hardcover)
Seitenanzahl: 520 Seiten (Taschenbuch), 492 Seiten (Hardcover)
Preise: 19,95€ (Taschenbuch), 33,95€ (Hardcover), 04,99€ (eBook)

Homepage:
www.silkeelzner.de

Klappentext:
„Anno 1428: Auf dem Augsburger Faschingsturnier lernt Prinz Albrecht III. die lebensfrohe Agnes Bernauer kennen. Verzaubert von ihrer außergewöhnlichen Schönheit nimmt er die Baderstochter mit nach München.
Albrechts Vater ist die nicht standesgemäße Liebschaft seines Sohnes ein Dorn im Auge, denn Albrecht weigert sich, eine adlige Braut zu nehmen. Die Zukunft des Herzogtums ist in Gefahr.
Als sich die Konflikte zwischen Vater und Sohn zuspitzen und Albrecht seine Agnes heimlich heiratet, nimmt das Schicksal seinen Lauf.“

*Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank dafür.
– Ich habe von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistungen erhalten, die Rezension spiegelt meinen persönlichen Lese-Eindruck wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars kennzeichne ich diese Rezension als Werbung.

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Das Buch „Das Vermächtnis der Agnes Bernauer“ von Silke Elzner ist ein historischer Roman, welcher im 15. Jahrhundert spielt und auf wahren Begebenheiten basiert.

„»Euer Sohn und ich gehören zusammen. Es ist gleich, wer ich bin oder woher ich komme. Er weiß das, und ich weiß das.«“

[Kapitel 6]

Augsburg im Februar des Jahres 1428: Während eines Turniers lernt Prinz Albrecht III. die schöne Baderstochter Agnes kennen. Die beiden verlieben sich Hals über Kopf und obwohl Agnes nicht standesgemäß ist, nimmt Albrecht sie mit nach München. Albrechts Vater ist von der Wahl seines Sohnes empört, da es für die Zukunft des Herzogtum eine standesgemäße Ehe braucht und vor allem einen legitimen Erben.
Doch Albrecht und Agnes geben sich und ihre Liebe nicht auf – auch wenn Agnes Ausgrenzungen und Anfeindungen aus vielen unterschiedlichen Richtungen ausgesetzt ist. Nach der heimlichen Hochzeit spitzt sich der Konflikt zwischen Vater und Sohn dramatisch zu – und das Leben von Agnes schwebt in großer Gefahr.

Mit ihren bisherigen drei historischen Romanen „Die letzte Fehde an der Havel“, „Der Verrat der Kaufmannswitwe“ und „Der Schwur der Gräfin“ hat mich Silke Elzner sehr begeistert und mich auf unvergessliche Zeitreisen mitgenommen. Damit gehört sie mittlerweile zu meinen absoluten Lieblingsautorinnen und ich freue mich auf jede Neuerscheinung aus ihrer Feder.
Auch ihr neuer Roman „Das Vermächtnis der Agnes Bernauer“ weckte schnell mein Interesse, da ich die tragische Geschichte der Agnes Bernauer einmal im Geschichtsunterricht im Nebensatz hörte und gerne mehr über sie und ihr Leben erfahren wollte.
Freundlicherweise bekam ich dieses Buch von der Autorin als vorzeitiges Rezensionsexemplar zugesendet. Dafür möchte ich mich an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich bedanken.

Ich mag die stimmigen und wunderschönen Cover von Silke Elzners Büchern sehr gerne – das Cover zu „Das Vermächtnis der Agnes Bernauer“ gefällt mir jedoch bisher am besten. Es ist in blau-lila Tönen gehalten und besticht vor allem durch das verspielte Ranken- und Rosenmuster im Hintergrund und an den Seiten. Eine große Träne in der Mitte, in welcher das Rosenmotiv noch einmal aufgenommen wurde, bildet den Eyecatcher des Covers.


Nach dem Inhaltverzeichnis und einem Zitat von Walther von der Vogelweide beginnt der Prolog des Buches, welcher in Straubing im Oktober 1435 spielt. Mit dem ersten Kapitel befinden wir uns siebeneinhalb Jahre vor den Geschehnissen des Prologs. Dem 42. und letzten Kapitel schließt sich ein Epilog an, der im Januar 1437 spielt. Somit umfasst die gesamte Handlung des Romans etwa zehn Jahre. Dem Epilog schließen sich ein ausführliches Nachwort und ein Überblick über die historischen Figuren an.
Die Geschehnisse der Geschichte laufen also unweigerlich auf die Vorausdeutung des Prologes hinaus, womit das Ende das Geschichte bereits sehr früh feststeht. Trotzdem, oder gerade deshalb, konnte mich diese emotionale, spannende und mitreißende Geschichte schnell begeistern.
Silke Elzner erzählt – wie in ihren bisher erschienenen Büchern – bildgewaltig, fesselnd und mit großer Leidenschaft. Sie zeichnet wieder einmal ein starkes und unverzerrtes Bild der damaligen Zeit und schafft in ihrem Buch zudem eine sehr dichte Atmosphäre, in welcher ich völlig abtauchen konnte.

„»Die beiden lieben sich. Was ist denn schon dabei? Ich für meinen Teil finde es furchtbar romantisch. Schau sie dir an! Siehst du nicht den Glanz in ihren Augen, wenn sie sich unbeobachtet glauben und Blicke tauschen? Hörst du nicht, wie sie die Gedanken des anderen ergänzen? Spürst du nicht, wie ein Herz für das andere schlägt? Sei aufrichtig zu dir selbst […] und sage mir: Gibt es ein Paar auf der Welt, das mehr füreinander geschaffen wäre?«“

[Kapitel 24]

Ein Blick in den Überblick der historischen Figuren am Ende des Buches zeigt, dass viele der vorkommenden Figuren historisch sind, was zu einer großen Authentizität des Romans führt.
Vieles ist von der Hauptfigur Agnes Bernauer nicht überliefert, weshalb Silke Elzner hier in vielen Bereichen Historie und Fiktion gekonnt miteinander verbindet. Sie schafft mit Agnes Bernauer eine sehr interessante Frau, welche ich sehr schnell in mein Herz geschlossen habe und zu der ich schnell eine Beziehung aufbauen konnte. Sie ist eine junge Frau, welche mitten im Leben steht, ihr Herz am rechten Fleck hat und sich einfach nur in einen Mann verliebt. Es ist jedoch eine Liebe, welche in der starren Gesellschaft des Mittelalters nicht sein darf. Von Anfang an spürte und fühlte ich das Knistern zwischen den Beiden, zu keiner Zeit wirkt das Miteinander der Beiden gekünstelt oder aufgesetzt.
Während Agnes als Baderstochter zu den Randgruppen der Gesellschaft gehört, ist Prinz Albrecht ein Mitglied des Adels – dem zweiten Stand der Gesellschaft. Auch wenn die Beiden völlig verschiedene Leben führen, haben sie doch auch Gemeinsamkeiten: Beide dürfen nicht selbst über ihre Zukunft entscheiden, welche für beide klar vorgezeichnet ist: Die zukünftigen Ehepartner werden von der Familie nach strategischen Gründen ausgesucht und dass sich die Beiden ineinander verlieben könnten, ist eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit.
Bei Albrecht dauerte es etwas länger, bis ich ich einen Draht zu ihm gefunden hatte. Auch er steht mitten im Leben, weigert sich aber, den für ihn vorausbestimmten Weg zu gehen. Damit gerät er immer wieder heftig mit seinem (nicht sonderlich sympathischen) Vater aneinander, welcher, zusammen mit seinem Bruder, die Zukunft und das Ansehen seines Herrschergeschlechts gesichert haben will.
Am herzoglichen Hof ist Albrechts Mutter eine der Sympathieträgerinnen. Sie ist eine Frau, mit der sich auch Kompromisse finden lassen – ich habe sie sehr gerne gehabt.
Neben seiner Mutter findet Albrecht auch Halt in seinem besten und sympathischen Freund Jan. Auch wenn es zwischen den Beiden ab und an zum Streit kommt, sind die Beiden immer füreinander da, unterstützen und helfen sich gegenseitig.
Neben diesen Hauptfiguren spielen in „Das Vermächtnis der Agnes Bernauer“ noch eine Vielzahl an unterschiedlichen Figuren kleine und größere Rollen. Vielen von ihnen sind historisch, andere fiktiv, doch sie alle werden von Silke Elzner gekonnt zum Leben erweckt, in diese stimmige Geschichte und deren Hintergründe eingebettet und mit- und untereinander verbunden. Während ich einige der Figuren sehr gerne mochte, stießen mich andere in ihrem Verhalten und ihren Denkweisen sehr ab. Vor allem waren für mich die Konflikte, aber auch die starken Anziehungen und Verbindungen zwischen den Figuren sehr fühlbar.
Es ist wieder einmal eine Geschichte, welche ich mit Sicherheit noch lange in meinem Herzen tragen werde – allen voran natürlich die tragische Geschichte der Agnes Bernauer.

„Zu wissen, dass ihr, der Baderstochter, eine so gewöhnliche Zukunft mit Albrecht auf ewig verwehrt war, grub ein tiefes Loch in ihre Magengegend. Sie musste lernen, sich damit abzufinden, dass sie niemals gemeinsam würden leben können. Schlimmer noch, eines Tages würde sie nur eine Zweitfrau sein, eine heimliche Geliebte neben der hochadligen Gattin, die … Es fiel ihr schwer, diesen schmerzhaften Gedanken zu Ende zu denken, also tat sie das, was sie in solchen Fällen immer tat: Sie schob ihn schnell beiseite.“

[Kapitel 16]

Den geschichtlichen und gesellschaftlichen Hintergrund bildet das 15. Jahrhundert.
Im 14. und 15. Jahrhundert wurden Oberbayern und Niederbayern wiederholt geteilt. Nach der Teilung von 1392 existierten vier Herzogtümer, deren Herzöge nicht selten gegeneinander Kriege führten: 
– Bayern-Straubing
– Bayern-Landshut
– Bayern-Ingolstadt 
– Bayern-München
Das Herzogtum Straubing wurde, nach Aussterben der dortigen Linie, unter den bestehenden Teilherzogtümern aufgeteilt wurde. Im Norden schließt sich die Oberpfalz an: Diese war ebenfalls durch die Verschwägerung mit den Münchener Wittelsbachern verbandelt.
Wenn ihr noch mehr über diese historischen Hintergründe und auch über die Spurensuche von Agnes Bernauer erfahren möchtet, empfehle ich euch die Homepage von Silke Elzner: https://silkeelzner.de/agnes-bernauer-in-bayern-eine-spurensuche/.
Im Mittelalter gab es viele Randgruppen der Gesellschaft. Das waren Menschen, die aus verschiedenen Gründen von anderen Menschen gemieden wurden und die sich nur in bestimmten Wohngegenden niederlassen durften. Zu diesen so genannten Randgruppen konnten bestimmte Berufe gehören wie Wundärzte, Bader, Schinder, Hundeschläger, Latrinenreiniger oder auch Gassenfeger. Auch Henker und Prostituierte, Gaukler und Schauspieler zählten dazu. Wer mit Schmutz und Blut zu tun hatte wurde als „ehrlos“ bezeichnet, was bedeutet, dass kein anständiger Mensch Umgang mit ihm haben durfte: Man ging einem solchen Menschen aus dem Weg und sprach nicht mit ihm, um die eigene Ehre nicht zu beschmutzen.
Über die Kindheit und Jugend von Agnes Bernauer ist nichts bekannt. Sie gilt traditionell als Tochter des Augsburger Baders Kaspar Bernauer, dessen Existenz jedoch bisher nicht nachgewiesen werden konnte. Da der bayerische Herzogssohn Albrecht III. im Februar 1428 in Augsburg an einem Turnier teilnahm, wird oft angenommen, dass er Agnes bei dieser Gelegenheit kennenlernte und kurz darauf zu sich nach München holte. Es ist allerdings nicht gesichert, wie und wo sich Albrecht und Agnes in Augsburg kennenlernten. Mal geschieht dies in einer Baderstube, mal im Geschlechterhaus, mal verarztet sie ihn nach einem Sturz beim Turnier. Der Roman von Silke Elzner knüpft teilweise an diese Legenden an, erzählt aber eine andere und neue Version der Geschehnisse – und zwar so, dass ich das Buch mit dem Gedanken beendet habe: „Ja, genau so könnte es gewesen sein!“
Silke Elzner hat die historischen und gesellschaftlichen Hintergründe wieder einmal akribisch recherchiert verbindet diese wunderbar mit den Figuren, aber eben auch mit Fiktion. Dadurch entsteht ein sehr rundes und vor allem eindringliches Leseerlebnis, welches ich mit Sicherheit so schnell nicht vergessen werde.

Fazit: Der historische Roman „Das Vermächtnis der Agnes Bernauer“ von Silke Elzner erzählt eine Geschichte, welche mich ab der ersten Seite mitgenommen – nein mitgerissen hat. Silke Elzner führt uns in längst vergangene Zeiten und holt mit Agnes Bernauer eine historische und tragische Figur ans Licht, welche vielen noch unbekannt sein dürfte – noch! Ganz große Leseempfehlung.

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Die Zeit der Hoffnung“

von Bettina Pecha

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 16. Februar 2024
Verlag: Tinte&Feder
Ausgaben: Taschenbuch und eBook
ISBN:  978-3757883928
Seitenanzahl: 368 Seiten
Preise: 14,99€ (Taschenbuch), 03,99€ (eBook)
Reihe: „Die Wirtschaftswundersaga/ Band 02

Homepage:
https://www.bettinapecha.de/Die-Zeit-der-Hoffnung/

Klappentext:
„Stuttgart, 1957: Endlich dürfen Katharina und Moritz sich das Jawort geben. Die Geburt ihres Kindes macht ihr Glück vollkommen, obwohl dies für Katharina den Abschied von ihrem geliebten Beruf bedeutet. Das Schicksal führt die kleine Familie nach Berlin, eine schillernde Metropole, aber gleichzeitig das Herz des Kalten Krieges, eine geteilte Stadt und Spielball politischer Intrigen der Supermächte.
Zwei Frauen werden in dieser bewegten Zeit zu Katharinas Freundinnen: Lisa, die sich gegen die gnadenlose Moral der Wirtschaftswunder-Ära behaupten muss, und Marion, deren Liebe zu Claus durch die heraufziehenden Schatten des Berliner Mauerbaus bedroht ist. Währenddessen gibt Katharina ihren Traum nach einer beruflichen Zukunft nicht auf – entgegen aller Widerstände. Finden die drei Frauen ihr Glück oder zerbrechen ihre Träume an der harten Realität?“

*Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank dafür.
– Ich habe von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistungen erhalten, die Rezension spiegelt meinen persönlichen Lese-Eindruck wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars kennzeichne ich diese Rezension als Werbung.

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„Nein, sondern weil du eine starke Persönlichkeit hast und weißt, was du willst. Und auch mal was Neues wagst.“

[Kapitel 09]

Das Buch „Die Zeit der Hoffnung“ von Bettina Pecha ist der zweite Band der Wirtschaftswundersaga und spielt in Stuttgart und Berlin in den 1950er und 1960er Jahren.
Ich konnte und wollte dieses Buch nur noch ungern aus den Händen legen, da mich die Handlung und die Schicksale der Hauptfiguren tief berührten und nicht mehr losgelassen haben. Innerhalb von zwei Tagen waren die etwa 370 Seiten gelesen.
Vor etwa zwei Jahren habe ich den ersten Band „Die Straße des Glücks“ gelesen und ich hatte etwas Bedenken, ob ich mich wieder in der Handlung zurechtfinde und auch zu den Figuren wieder eine Beziehung aufbauen kann. Diese Bedenken waren ab der ersten Seite wie weggewischt, denn ich hatte das Gefühl, sofort wieder in der Geschichte angekommen zu sein. Auch die Hintergründe der bereits bekannten Figuren waren sofort wieder da und die der neuen Figuren nahmen mich direkt mit. Im Prinzip kann man diese Fortsetzung auch lesen, ohne den ersten Band zu kennen. Ich empfehle jedoch (wie immer bei Buchreihen), mit dem ersten Band zu starten, da man die Entwicklungen und die Entscheidungen der Figuren besser verstehen und nachvollziehen kann.
Die geschichtlichen und gesellschaftlichen Themen des Buches sind sehr zahlreich, zauberten mir mal ein Lächeln auf die Lippen, ganz oft musste ich vor Bestürzung und Wut auch sehr an mich halten. Wie die Gesellschaft der jungen BRD mit alleinerziehenden Frauen in den Zeiten des Wirtschaftswunders umgegangen wurde, raubte mir mitunter den Atem. Aber auch die geschichtlichen Hintergründe, hier ist an erster Stelle der Mauerbau in Berlin zu nennen, schildert Bettina Pecha so greif-, vor allem aber spürbar, dass mir stellenweise die Tränen kamen.
Dazu der flüssige und gleichzeitig so intensive Sprachstil der Autorin, welcher für ein großes und unvergessliches Kopfkino sorgt.

„Eine heile, unbeschwerte Welt im Vergleich zu der verzweifelten Stadt Berlin, über die das Unglück nun endgültig hereingebrochen war.“

[Kapitel 14]

Fazit: Das Buch „Die Zeit der Hoffnung“ von Bettina Pecha ist ein sehr kraftvolles und stimmiges Buch, welches ich in wenigen Tagen gelesen habe und mich durch die authentisch dargestellten gesellschaftlichen und historischen Hintergründe und die vielfältigen Charaktere überzeugt hat. Sehr lesenswert!