„Im Takt der Freiheit“

von Hanna Caspian

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 01. Oktober 2024
Verlag: Droemer-Knaur
Ausgaben: Paperback, eBook & Hörbuch
ISBN: 978-3426659502
Seitenanzahl: 448 Seiten
Preise: 18,00€ (Paperback), 12,99€ (eBook)

Klappentext:
„Berlin, im Dreikaiserjahr 1888: Als Tochter eines Eisenbahn-Tycoons hat Felicitas Louisburg scheinbar unendliche Möglichkeiten und kann sich leisten, was immer ihr Herz begehrt. Nur eines ist in ihrem Leben nicht vorgesehen: persönliche Freiheit.
Das erkennt die junge Frau schmerzlich. Auf einem opulenten Sommerball soll sie anders als gedacht keineswegs nach einem geeigneten Heiratskandidaten Ausschau halten – den hat ihr Vater längst für sie ausgesucht. Nach seinem Willen wird Felicitas den Sohn eines Grafen heiraten, um seinem Unternehmen einen gigantischen Großauftrag zu sichern. Doch dann lernt sie Lorenz kennen, der sich für Zweiräder begeistert und mit seiner Unbeschwertheit alles infrage stellt, was Felicitas bislang für unausweichlich hielt …“


Homepage:
https://www.droemer-knaur.de/buch/hanna-caspian-im-takt-der-freiheit-9783426659502 (Verlag)
https://www.hannacaspian.de/im-takt-der-freiheit (Autorin)

*Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise vom Verlag als vorzeitiges Rezensionsexemplar (eBook) und von der Autorin mit einer Bloggerinnen-Box (inklusive Paperback & Goodies) zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank dafür.
– Ich habe vom Verlag/ von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistungen erhalten, die Rezension spiegelt meinen persönlichen Lese-Eindruck wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars & Goodies und der Verlinkung der Verlagshomepage kennzeichne ich diese Rezension als Werbung.

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Das Buch „Im Takt der Freiheit“ von Hanna Caspian ist ein historischer Roman, der im ausgehenden 19. Jahrhundert in Berlin spielt und den Kampf einer jungen Frau um ihre persönliche Freiheit zeigt.

„Felicitas kannte das Gefühl, auf einem Pferd dahinzufliegen. Auch wenn sie das hier in der Stadt jemals konnte. Dieses Gefühl von Freiheit war mit nichts anderem vergleichbar. Was für eine Vorstellung, sie könnte auf einem Rad so schnell sein. Allein, aus eigener Kraft.“

[Seite 155, Kapitel 03]


Berlin 1888: Felicitas lebt nach außen hin ein völlig sorgloses Leben. Ihr Vater Egidius Louisburg ist ein Unternehmensinhaber, welcher sich mit dem Ausbau des Eisenbahnnetzes ein immenses Vermögen aufgebaut hat und zu den reichsten Menschen der Stadt zählt.
Die junge Frau scheint unendlich viele Möglichkeiten für ihr weiteres Leben zu haben – doch der Schein trügt, denn Felicitas hat keinerlei persönliche Freiheiten. Sie darf nicht alleine vor die Tür und verfügt auch über kein eigenes Geld. Einen geeigneten Heiratskandidaten hat ihr Vater bereits für sie ausgesucht – die Verlobung mit dem Sohn eines Grafen soll auf einem großen Ball bekannt gegeben werden. Diese Verbindung soll dem Unternehmen ihres Vaters einen Großauftrag sichern. In Felicitas sträubt sich alles gegen die Verbindung mit dem unausstehlichen Grafensohn – denn eines ist ihr klar. Mit ihm als Ehemann sind all ihre Bestrebungen nach persönlicher Freiheit passé.
Als Felicitas auf einem Ausritt den jungen Lorenz kennenlernt, welcher sich für die aufkommenden Fahrräder interessiert, fühlt sie sich schnell zu diesem hingezogen – und die Freiheit winkt.

Die Bücher der Autorin Regina Gärtner, welche sie unter dem Namen Hanna Caspian schreibt, begleiten mich schon seit einigen Jahren: Mit großer Begeisterung habe ich Anfang 2017 „Die Kirschvilla“ und in den darauf folgenden Jahren die Reihe um das „Gut Greifenau“ gelesen. Als die Autorin Ende Juli 2024 anfragte, ob ich ihren neuen Roman lesen und rezensieren möchte, musste ich nicht lange überlegen und sagte zu. Das wunderschöne Cover und der Klappentext versprachen Unterhaltung genau nach meinem Geschmack. Ich mag Geschichten, welche im Deutschen Kaiserreich (1871 – 1918) spielen und zeigen, wie schwer es den Frauen damals in Sachen persönlicher Freiheit gemacht wurde.

Das Buch erreichte mich Mitte September 2024 als eBook, Ende September folgte das Paperback – zusammen mit einer wunderschönen Bloggerinnen-Box mit vielen und liebevoll ausgewählten Goodies. An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich dafür bei der Autorin bedanken. Ich habe mich so sehr gefreut (vor allem über das persönliche Blog-Journal).

Die Ausgabeart ist ein sehr hochwertig gestaltetes Paperback mit insgesamt 448 Seiten.
Das Cover ist eine Collage aus verschiedenen Elementen: Im oberen Bereich findet sich ein junges Paar, welche mit dem Rücken zueinander stehen. In der Mitte des Bildes findet sich der Titel des Buches, darunter eine historische Aufnahme des Brandenburger Tors in Berlin. Hier sind zwei Radfahrende zu sehen, vorne eine Frau, nach hinten versetzt ein Mann. Mit diesen verschiedenen Elementen wird schnell ersichtlich, dass das Buch in Berlin spielt und auch das Fahrradfahren eine wichtige Rolle spielen wird.
Auf der vorderen Klappe steht ein Textausschnitt, mit welchem die Spannung geweckt wird. Im inneren der Klappe findet sich ein liebevoll gestalteter Stadtplan-Ausschnitt mit den wichtigsten Handlungsorten. Auf der hinteren Klappe wird die Autorin mit einem Foto und einem kurzen Text vorgestellt. Im Inneren der Klappen werden die Buchreihen, welche sie unter dem Pseudonym Hanna Caspian veröffentlicht hat, gezeigt.
Auf dem Buchrücken und auf der Buchrückseite werden einzelne Elemente des Covers in veränderter Form aufgenommen.
Nach einem Zitat und Motto der österreichischen Frauenrechtlerin Rosa Mayreder folgt eine Figurenübersicht. Dann folgen insgesamt sechs Kapitel, welche alle recht umfangreich sind, aber durch Zeitangaben in einzelne Abschnitte aufgeteilt sind. An das letzte Kapitel schließt sich ein ausführliches Nachwort der Autorin an.
Mit Beginn des ersten Kapitels befinden wir uns im März 1888 in Berlin, nach dem Ende des letzten Kapitels im August 1988 – somit umfasst die gesamte Handlung des Buches circa fünf Monate.
Wie in ihren vorherigen Büchern schafft Hanna Caspian auch in dieser Geschichte eine sehr dichte und realistische Atmosphäre. Ihre lebendige und bildgewaltige Sprache und die interessanten Charakteren und den geschichtlichen Hintergründen konnten mich begeistern und ich verlor mich völlig in der Handlung und flog nur so durch die Geschichte.

„Sie musste ihren eigenen Weg finden. Sie musste sich selbst bestätigen, dass sie wirklich so mutig war, wie sie es von sich glaubte.“

[Seite 148, Kapitel 03]

Im Mittelpunkt der Geschichte steht die junge Felicitas Louisburg. In jungen Jahren hat sie ihre Mutter verloren – ein noch immer schmerzender Verlust. Auch wenn sie nach außen hin ein sorgloses Leben zu führen scheint, sehnt sie sich nach ihrer persönlichen Freiheit.
Schon nach den ersten Seiten habe ich Felicitas fest in mein Herz geschlossen, da sie vor Unrecht nicht die Augen verschließt und sich für die Schwachen der Gesellschafft stark macht. Trotz dieser äußeren Stärke ist Felicitas in ihrem Inneren verzweifelt und voller Sehnsucht nach Freiheit. Doch im Laufe der Geschichte erstarkt ihr Kampfgeist mehr und mehr und sie lässt sich immer weniger von den Menschen in ihrem Umfeld sagen.
Felicitas ist eine willensstarke und sympathische Figur, welche mich mit ihrer Authentizität überzeugt hat und zu der ich sehr schnelle eine Bindung aufbauen konnte. Sie hat ihre Schwächen und ihre Stärken – lässt sich aber nicht unterkriegen und probiert auch gerne Neues aus. Mit ihr und ihrer tragischen Geschichte wird deutlich gemacht, wie wenig die Frauen zur Zeit des Deutschen Kaiserreiches zu sagen hatte, wie über sie bestimmt werden konnte.
An ihrer Seite steht der Fabrikantensohn Lorenz. Sein Charakter war am Anfang etwas schwer zu fassen, da sich seine Geschichte und seine Hintergründe erst im Fortgang der Geschichte zeigen. Trotzdem mochte ich ihn sehr und schloss auch ihn in mein Leseherz. Durch ihn kann Felicitas in eine Welt blicken, von der sie ausgeschlossen wird und er öffnet für sie eine Tür in die Freiheit.
Neben diesen beiden Hauptfiguren lernt der Leser Minna kennen. Minna ist Felicitas Zofe, eine junge sympathische Afrikanerin, welche aus einer deutschen Kolonie stammt und auf der Suche nach ihren Wurzeln und ihrem Platz im Leben ist. Dieser Themenaspekt, Minnas ergreifende Geschichte und das Zusammenspiel mit Felicitas – sie helfen sich gegenseitig – fand ich sehr gelungen.
Neben diesen angenehmen Charakteren stehen auch die eher unliebsamen Figuren: Hier ist an erster Stelle Felicitas Vater Egidius Louisburg zu nennen. Auch wenn er seine Beweggründe hat, wirkt er ab der ersten Seite alles andere als sympathisch – denn er denkt nur an einen möglichen großen Geschäftsauftrag und nicht an das persönliche Glück seiner Tochter. Doch er trägt auch eine große Bürde mit sich herum, welche ihm das Leben schwer macht.
Es gibt noch weitere unliebsame Figuren, auf welche ich jedoch nicht einzeln eingehen möchte, da ich sonst zu viel von der Geschichte vorwegnehme.
Viele ihrer Eigenheiten, Eigenschaften und Entwicklungen der Figuren zeigen sich erst im Verlauf der Geschichte, was für eine gelungene Authentizität sorgt.
Auch wenn die Figuren allesamt fiktiv sind, sind einzelne Charaktere von historischen Figuren inspiriert. Die Autorin Hanna Caspian schafft mit ihren vielfältigen Figuren ein sehr gelungenes Bild der damaligen Gesellschaft, stellt mit ihnen Zusammenhänge da und verknüpft diese perfekt mit den historischen Begebenheiten.

„Sie war so unendlich wütend auf Vater, auf die ganze Welt. Sie war wütend darüber, was sie alles nicht durfte, Was sie alles nicht tun sollte. Sie hatte einfach keine Lust mehr, sich immer anderen fügen zu müssen.“

[Seite 79, Kapitel 02]

Den historischen Hintergrund bildet das Jahr 1888, dem sogenannten Dreikaiserjahr: Auf Kaiser Wilhelm I., der am 9. März in Berlin starb, folgte sein Sohn Friedrich Wilhelm als Kaiser Friedrich III., der nach 99 Tagen Herrschaft am 15. Juni in Potsdam starb. Ihm folgte am selben Tag dessen ältester Sohn Friedrich Wilhelm, der als Kaiser Wilhelm II. den Thron als Deutscher Kaiser und König von Preußen bestieg. Innerhalb von nur vier Monaten wurde das Deutsche Kaiserreich somit von drei Herrschern regiert.
Neben dem wirtschaftlichen Aufschwung, waren die Jahre nach der Gründung des Deutschen Kaiserreichs auch eine Zeit des Aufbruchs. Die Menschen wurden beispielsweise durch den Ausbau der Eisenbahnstrecken immer mobiler, sie waren informierter und vor allem freiheitsliebender. Auch die Soziale Gerechtigkeit geriet immer mehr in den Fokus, was auch die Idee der Gleichberechtigung der Frauen erstarken ließ.
Dieser Kampf um Gleichberechtigung und Selbstbestimmung bildet den thematischen Schwerpunkt des Romans „Im Takt der Freiheit“. Mittels des praktischen Fahrrads befreiten sich immer mehr Frauen aus ihrer Abhängigkeit und ihrer Unfreiheit – auch wenn das Fahrradfahren lange Zeit als „unweiblich“ angesehen wurde.
Diese historischen Hintergründe und die die Thematik des Kampfes um Selbstbestimmung stellt Hanna Caspian in ihrem Roman sehr gelungen und nachvollziehbar da. Der Autorin gelingt es zudem geschichtliche, gesellschaftliche und politische Themen in ihre spannende Handlung einzuweben und mit den Schicksalen und Lebensgeschichten ihrer fiktiven Figuren zu verbinden.
In einem ausführlichen Nachwort am Ende des Buches werden diese geschichtlichen, gesellschaftlichen und politischen Themen zusammengefasst.
Am Ende dieser Rezension möchte ich mich ganz herzlich bei Hanna Caspian für dieses lehrreiche Lesevergnügen bedanken.

„Dieses Eingesperrt-Sein und Gegängelt-Werden konnte sie immer weniger ertragen. Lange würde sich dieser erwachende Wunsch nach Freiheit nicht halten, mit einem Mann an ihrer Seite, der ihr alles befehlen konnte, ja sogar die Pflicht hatte, ihr alles zu befehlen.“

[Seite 29, Kapitel 01]

Fazit: Das Buch „Im Takt der Freiheit“ ist ein sehr gelungener und lesenswerter Einzelroman, welcher mich durch die vielen und vielfältigen Figuren und die gut dargestellten historischen, gesellschaftlichen und politischen Hintergründe begeistern konnte. Sehr empfehlenswert!

* Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Bereitstellung eines kostenlosen Rezensionsexemplars durch den Verlag und eines Bloggerinnen-Pakets durch die Autorin, der Titelbezeichnung/ Namensnennung und der Link zur Homepage der Autorin muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Rungholt“

von Ann-Kathrin Wasle

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 01. Oktober 2024
Verlag: TintenSchwan
Ausgaben: Hardcover & eBook
ISBN: 978-3949198144
Seitenanzahl: 432 Seiten
Preise: 26,00€ (Hardcover), 09,99€ (eBook)

Klappentext:
1362 versank die Stadt Rungholt im Meer und wurde zur Legende. Jahrhunderte später kann sich die verträumte Janna dem Sog der alten Sagen nicht entziehen. Als sie das Tagebuch von Lenore findet, verliert sie sich zusehends in der Geschichte der jungen Frau und jener dem Untergang geweihten Stadt – bis sie Realität und Einbildung, Lenores und ihr eigenes Leben kaum noch unterscheiden kann … Zwei Frauen – zwei Jahrhunderte – zwei Leben: ein Roman über eine schicksalhafte Begegnung und eine Seelenverwandtschaft über den Tod hinaus.

Homepage:
https://www.tintenschwan.de/products/rungholt

*Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin als vorzeitiges Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank dafür.
– Ich habe von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistungen erhalten, die Rezension spiegelt meinen persönlichen Lese-Eindruck wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars und der Verlinkung der Verlagshomepage kennzeichne ich diese Rezension als Werbung.

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Das Buch „Rungholt“ ist ein historischer Roman mit mystischen Elementen, der zum Teil im frühen 20. Jahrhundert und zum anderen Teil im 14. Jahrhundert an der Nordseeküste spielt und hauptsächlich den Untergang der Stadt Rungholt als Thema hat.

„»Es heißt, die Macht einer Springflut sei stärker als jeder Sturm auf der offenen See. Sollte das Meer Rungholt jemals erreichen, so ist die Stadt samt all ihren Einwohnern verloren.«“

[Seite 266]

In der Johannisnacht im Jahr 1907 wird an die Küste des Nordseeortes Ording ein Eisberg angeschwemmt. Nicht nur die junge Janna, welche von der Legende der Stadt Rungholt fasziniert ist, ist in großer Aufregung. Das ganze Dorf ist auf den Beinen und auch Menschen von nah und fern werden von dem Eisberg angezogen. Denn in dem Eisberg ist ein Gegenstand eingeschlossen. Als Janna auf die geheimnisvolle Händlerin Sigal trifft, kommt sie in Kontakt mit einem Tagebuch von einer Frau namens Lenore – diese lebte im 14. Jahrhundert in Rungholt.
Schnell nimmt die Geschichte aus der Vergangenheit Janna mit und lässt sie nicht mehr los. Auch wenn zwischen ihren Leben mehrere hundert Jahre liegen, baut sich eine Art Seelenverwandtschaft zwischen den Frauen auf – und schon bald kann Janna Realität und Einbildung nicht mehr auseinander halten.

Die Autorin Ann-Kathrin Wasle fragte im Mai 2024 an, ob ich ihren neuen historischen Roman „Rungholt“, welcher im Oktober 2024 erscheinen soll, lesen und rezensieren wollte. Nachdem mich das wunderschöne Cover und auch der Klappentext angesprochen haben, sagte ich der Autorin eine Rezension zu. Schon seit vielen Jahren faszinieren mich untergegangene Orte sehr, über Rungholt hatte ich bereits schon einiges gehört, aber noch nichts gelesen.
Im Juni bekam das signierte Hardcover zugesendet, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte.

Das wunderschöne und auch leicht düstere Cover ziert eine Art Gemälde. Zu sehen ist die Rückansicht einer Frau, welche mit einem weißen Kleid an einem Strand steht und auf das Meer blickt. Auf dem Meer ist ein Segelboot zu erkennen. Der imposante Himmel ist wolkenverhangen, durch die Wolken sieht man einen Teil des Mondes, welcher die Wolken anstrahlt und die ganze Szenerie in ein atmosphärisches Licht taucht.

Das Buch ist ein Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen. Die 432 Seiten teilen sich auf 23 Kapitel und ein Nachwort auf.
Die Handlung spaltet sich in zwei Erzählstränge auf: Der erste Erzählstrang spielt im Jahr 1907 und der zweite im 14. Jahrhundert. Teilweise wechseln sich die Erzählstränge innerhalb eines Kapitels ab, was den Lesefluss jedoch nicht stört – im Gegenteil. Ab der ersten Seite nahmen mich die Geschichten und vor allem die düstere Atmosphäre mit ins Geschehen und ich legte das Buch nur noch ungern aus den Händen. Die beiden Erzählstränge vereinigen sich zu einer großen Geschichte, welche mich schier überwältigt hat und wahrscheinlich noch lange beschäftigen wird. Die im Roman vorkommenden mystische Elemente stehen nicht im Vordergrund und ich konnte mich sehr gut auf die Geschichte einlassen.
Ann Kathrin Wasle hat einen sehr klaren, runden und bildhaften Sprachstil, welcher schnell Bilder im Kopf entstehen lässt.

„Sie spürte, wie ihr Herz schneller schlug – vor Angst und zugleich erfüllt von einer seltsamen Aufregung. Konnte es wahr sein, was sie sich da im Schein der glimmenden Kerzen zusammenreimte – über Vergangenheit und Gegenwart (…)?“

[Seite 209]

Im ersten Erzählstrang steht die junge Janna im Mittelpunkt: Sie lebt Anfang des 20. Jahrhunderts in Ording, ihre Eltern betreiben im Ort ein Gasthaus, in dem sie mitarbeiten muss. Ihr Leben ist allerdings durch einen großen Verlust geprägt. Ihr geliebter Bruder ist von einer Schifffahrt nicht zurückgekehrt, er und die die gesamte Mannschaft des Schiffs gelten seit dem als verschollen. Janna ist sehr in sich gekehrt und von der Rungholt-Sage sehr angetan, immer wieder zieht es sie in den Rauhnächten an an den Strand, um die versunkene Stadt aus den Fluten zu befreien. Sie hat nicht viele Freunde, einzig zur Tochter des Bürgermeisters eint sie eine Freundschaft. Als sie die geheimnisvolle Händlerin Sigal kennenlernt, wird ihr bisheriges Leben auf den Kopf gestellt. Ich mochte Jannas ruhigen und auch ernsten Charakter sehr gerne, auch wenn sie mich stellenweise mit ihren Handlungen und Denkweisen doch sehr überraschen konnte.
Auch die anderen Figuren in diesem Erzählstrang sind sehr vielfältig und lebensecht gezeichnet. Vor allem die Händlerin Sigal, welche mit ihrer völlig undurchsichtigen, geheimnisvollen und forschen Art von Anfang an viele Fragezeichen im Kopf entstehen lässt, hat mir sehr gefallen.
Im zweiten Erzählstrang steht Lenore im Zentrum der Geschehnisse. Nach dem frühen Verlust ihrer Familie lebt sie bei ihrem Onkel in Rungholt. Durch eine Hochzeit mit dem Seemann Erich soll sie aus Rungholt rauskommen – doch dazu kommt es nicht. Von Trauer zerfressen zieht sich Lenore immer weiter in sich selbst zurück und weiß nicht mehr viel mit ihrem Leben anzufangen.
Lenore ist, ähnlich wie Janna, von schweren Verlusten gezeichnet und sehr in sich gekehrt. Die beiden Frauen sind sich, trotz der vielen Jahrhunderte die sie voneinander trennen, sehr ähnlich. Beide sind gefangen in ihren Alltag – und müssen gleichzeitig ihre eigenen Leben finden.
Wie auch im ersten Erzählstrang konnten mich auch im zweiten Erzählstrang die vielen und vor allem vielfältigen Figuren überzeugen. Auch hier gibt es freundliche und weniger freundliche Charakter, sie alle konnten mich mit ihren Lebensgeschichten und ihrer Art überzeugen. Viele ihrer Eigenheiten, Eigenschaften und Entwicklungen zeigen sich erst im Verlauf der Geschichte, was für eine gelungene Authentizität sorgt.

„Sie erinnerte sich noch gut an jenen Abend vor vielen Jahren, als sie die Geschichte der versunkenen Stadt Rungholt zum ersten Mal gehört hatte. (…) Allzu genau hatte sie die schaurigen Bilder vor sich sehen können: die Glocken, die immer noch aus den Tiefen der Nordsee heraufklangen; all die verlorenen Seelen, die auf Erlösung warteten …“

[Seite 08]

Der thematische Schwerpunkt des Buches ist die Geschichte und die Legende über die Stadt Rungholt. Lange Zeit galt der Untergang Rungholts als Legende – mittlerweile gilt dieser als gesichert. Aufgrund diverser Funde wird vermutet, dass das untergegangene Rungholt südlich der Hallig Südfall liegt. Zwischen 1.500 bis 2.000 Menschen könnten dort gelebt haben, bis eine Sturmflut am 16. Januar 1362 die Stadt komplett überflutete und alles Leben auslöschte.
Ann-Kathrin Wasle hat sich der Geschichte, aber auch der Legende angenommen und eine sehr authentische (und leicht fantastische/mystische) Geschichte um diese herum geschrieben. Nach Beendigung des Buches habe ich gedacht: „Ja, wer weiß, vielleicht war es genau so!“
Ein großes gesellschaftliches Thema in diesem Roman ist die Stellung der Frau im 14. Jahrhundert: Frauen standen weit unter dem Mann und hatten nur selten die Möglichkeit ein eigenständiges und freies Leben zu führen.
Diese geschichtlichen Hintergründe und gesellschaftlichen Themen stellt Ann-Kathrin Wasle in ihrem Roman sehr gut da und man merkt die Leidenschaft, mit welcher die Autorin diese Geschichte erzählt und lebendig werden lässt.
Am Ende der Rezension möchte ich mich ganz herzlich bei Ann-Kathrin Wasle für dieses großartige und beeindruckende Lese-Erlebnis bedanken, welches ich mit Sicherheit noch lange in meinem Kopf und Herzen tragen werde.

Fazit: Das Buch „Rungholt“ von Ann-Kathrin Wasle ist ein spannender und intensiver Roman, indem die historische und mystische Elemente ineinander übergehen – und zwar so einnehmend, dass ich das Buch nur noch ungern aus den Händen legen wollte.
Nach der letzten Seite noch einige Minuten auf dem Sofa, ging in Gedanken die Geschichte nochmals durch und merkte, wie sehr mich dieses Buch mitgenommen hat.
Ein unvergessliches Leseerlebnis und sehr empfehlenswert!

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Anisbrot in Antiochia“

von Dorothe Zürcher

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 02. September 2024
Verlag: acabus
Ausgaben: Taschenbuch & eBook
ISBN:  978-3862828685
Seitenanzahl: 272 Seiten
Preise: 18€ (Taschenbuch), 09,99€ (eBook)
Reihe: „Die Zeit der Kreuzzüge“, Band 02 von 02

Homepage:
https://www.dorothe-zürcher.ch

Klappentext:
„Anisduft und Granatapfelsaft.
Antiochia im Jahre 1190: Kaiser Barbarossa ist tot! Sein Kreuzritterheer löst sich auf und Ritter Diethelm erkrankt schwer. Die hochschwangere Delikatessköchin Alkmene und ihr Angetrauter, der Eunuch Pares, machen sich gemeinsam mit Diethelms Knappen auf den gefährlichen Weg nach Antiochia, um dem Ritter zur Seite zu stehen. Keine Speise kann Diethelm heilen, wähnt er sich doch verflucht. Da heckt Pares einen verwegenen Plan aus. Dafür braucht er Alkmenes Kochkünste und er bringt sie alle in Lebensgefahr.“

*Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin als signiertes Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank dafür.
– Ich habe von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistungen erhalten, die Rezension spiegelt meinen persönlichen Lese-Eindruck wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars und der Verlinkung der Homepage kennzeichne ich diese Rezension als Werbung
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Meine ausführliche zum ersten Band findet ihr hier: „Bittermandeln aus Byzanz“

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Das Buch „Anisbrot in Antiochia“ von Dorothe Zürcher ist der zweite Band einer historischen Romanreihe und spielt im 12. Jahrhundert während des Dritten Kreuzzuges vorwiegend in den Städten Antiochia, Jaffa und Jerusalem.

„Alkmene konnte einen Menschen ansehen und es tauchte in ihren Gedanken eine Speise auf, die sie für ihn verarbeiten konnte. Es waren spontane Bilder, die sie oft beiseite wischte, manchmal umsetzte.“

[S. 121, Kapitel 11]

Antiochia im Jahr 1190: Kaiser Barbarossa ist tot. Nach der Auflösung des Kreuzritterheers erkranken einige Kreuzritter bei der Stadt Antiochia schwer – unten ihnen ist Ritter Diethelm.
Die schwangere Delikatessenköchin Alkmene und ihr Angetrauter Pares machen sich auf den Weg zu Diethelm, um ihren Freund beizustehen und ihm zu helfen. Doch es ist ein langer und gefährlicher Weg. Diethelm ist fest davon überzeugt, dass es sich bei seiner Krankheit um einen Fluch handelt.
Um diesen Fluch zu brechen heckt Pares einen Plan aus, der nicht nur ihn, sondern auch Alkmene und Diethelm in große Gefahr bringt.

Auch wenn ich eher selten historische Romane lese, in denen es um die Kreuzzüge geht (diese Zeit ist mit mitunter etwas zu düster und brutal), habe ich im Oktober 2023 mit großer Begeisterung „Bittermandeln aus Byzanz“ gelesen. Dieser Reihen-Auftakt konnte mich mit facettenreiche Figuren ,welche abseits des ‚Gewohnten‘ leben und agieren, überzeugen. Außerdem stehen in diesem Roman nicht unbedingt die Taten der Kreuzritter im Zentrum der Geschichte, sondern die Figuren und das Thema Kochen.
Da am Ende des ersten Bandes einige Fragen offen bleiben, freute ich mich schon sehr auf den zweiten Band und war gespannt, wie es mit all den Figuren und ihren Geschichten weitergeht.
Freundlicherweise bekam ich auch den zweiten Band als signiertes Rezensionsexemplar von der Autorin zur Verfügung gestellt, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte.
Die Ausgabeart des Buches ist eine einfache Broschur, ohne Klappen und mit insgesamt 272 Seiten.
Das wunderschöne Cover passt perfekt zum ersten Band, sprach mich direkt an und machte mir große Lust auf die Geschichte: Es zeigt in der Mitte des Bildes ein verziertes goldfarbenes Gefäß, welches mit Granatäpfeln gefüllt ist. Rechts neben dem Gefäß befinden sich einige Anissterne, dahinter ist ein orientalisch anmutendes Muster zu sehen. Der Hintergrund ist dunkelblau gehalten, wodurch sich die Gegenstände auf dem Cover, der Name der Autorin und der Buchtitel gut abheben. Auf dem Buchrücken sowie auf der Buchrückseite finden sich die Anissterne wieder.

Band 1
Band 2

Das Buchinnere ist, wie der erste Band, wieder wunderschön gestaltet: Auf der zweiten Seite wird das Motiv des Covers zeichnerisch dargestellt, auf der nächsten Seite findet sich eine Karte mit den Stationen des Dritten Kreuzzuges und damit auch die wichtigsten Handlungsorten des Romans. Jedes einzelne der insgesamt 24 Kapitel ist zu Beginn mit einem gezeichneten Anis-Stängel verziert und wird mit einem ausgewählten Rezept, welches auch in der Handlung vorkommt, eröffnet. Das gesamte Buch wirkt durch diese liebevolle Gestaltung sehr wertig und edel.
Das Kapitel 0 ist ein kleiner Rückblick auf den ersten Band. Mit dem ersten Kapitel befinden wir uns dann Mai 1190 – und sind mitten in der Schlacht von Iconium. Somit setzt die Handlung zeitlich fast direkt an das letzte Kapitel des ersten Bandes an. Ein kurzes Nachwort (mit einem Ausblick auf den dritten Band), der Dank der Autorin, ein Personenverzeichnis, eine Liste mit Worterklärungen, sowie eine kurze Biographie der Autorin und weiteren Buchtipps aus dem acabus Verlag runden das Buch harmonisch ab.
Nachdem ich mit dem zweiten Teil begonnen habe, hatte ich etwas Probleme, wieder in die Geschichte zu finden und zu den Charakteren eine Beziehung aufzubauen. Irgendwann machte es aber „klick“ und die Ereignisse aus dem ersten Band waren wieder da. 
Ich empfehle sehr, dass man den ersten Band der Reihe gelesen hat, bevor man den zweiten Band liest. Ohne gewisse Vorkenntnisse dürfte es schwer sein, in die Geschichte zu finden und auch die vielen und vielfältigen Charaktere zu durchschauen und deren Entwicklungen und Entscheidungen richtig zu verstehen.
Dorothe Zürcher schafft auch in diesem Band wieder eine sehr dichte und realistische Atmosphäre. Ihre lebendige und bildgewaltige Sprache und die interessanten Charakteren und den geschichtlichen Hintergründen konnten mich erneut begeistern und ich verlor mich ganz in der Handlung und flog nur so durch die spannende Geschichte. Stellenweise wurde die chronologisch erzählte Handlung so spannend, dass ich das Buch nicht mehr aus den Händen legen wollte. Ich bangte, fieberte, weinte, reiste und kochte mit den vielseitigen Figuren, welche sich fernab des „Mainstreams“ befinden.
Die Autorin hat die historischen Hintergründe akribisch recherchiert und entführt den Leser mit viel Wissen an die Orte des Geschehens und lässt Bilder aus längst vergangenen Zeiten entstehen.
Auch in diesem Band nehmen die sinnlichen Beschreibungen der Speisen und deren Zubereitung viel Raum in ein und sorgen damit für den besonderen Reiz des Romans. Nie wirkt es langatmig oder langweilig, ich habe erneut viel über die (damalige) südeuropäische Kochkunst gelernt – auch wenn nicht jedes Rezept nach meinem persönlichen Geschmack ist.

„»Du bildest dir ein, wer von deinem Essen kostet, sei dir für ewig dankbar!«
Alkmene schluckte. Das war auch so. Der Balance ihrer Speisen konnte kaum jemand widerstehen.“

[Seite 48, Kapitel 5]

Die Charaktere, welche im Mittelpunkt der Geschichte stehen, sind bereits aus dem ersten Band bekannt. Während Alkmene und Pares fiktiv sind, ist Ritter Diethelm von Toggenburg eine historische Figur.
Ich war sehr gespannt darauf zu erfahren, wie es mit diesen drei Protagonisten weitergehen wird, wohin sie ihre Träume, Wünsche und Ziele tragen werden.
Wieder fügen sich die fiktiven Figuren in die geschichtlichen Hintergründe ein und Dorothe Zürcher verwebt deren Schicksale und Lebensgeschichten gekonnt mit den Leben der historischen Figuren.
Die Köchin Alkmene ist fiktiv – wie auch und ihre Freunde und Freundinnen, sowie auch viele weitere Personen in ihrem direkten Umfeld. Alkmene steht in dieser Romanreihe im Mittelpunkt und ist ein sehr vielschichtig und facettenreich angelegter Charakter. Sie lebt für ihre Arbeit und hat sich im Laufe ihres Lebens ein immenses Wissen über das Kochen angeeignet. Auch wenn sie es nicht immer leicht hat und des Öfteren hinfällt, verliert sie ihre Ziele und auch die anderen Menschen in ihrer Umgebung nicht aus den Augen. Während sie im ersten Band in ihrem Privatleben noch nicht richtig zu sich gefunden hat, scheint sie in diesem Band etwas gesetzter – auch wenn ihre Zukunft alles andere als sicher ist. Ich habe Alkmene fest in mein Herz geschlossen und ich bin sehr gespannt, wie es mit ihr und ihrer Geschichte weitergehen wird.
Alkmenes Angetrauter Pares ist ebenfalls fiktiv jedoch ist dieser so lebensecht gezeichnet und ist etwas abseits des ‚Gewohnten‘.
Ritter Diethelm von Toggenburg ist eine historische Figur und wird sehr ambivalent dargestellt. Einerseits ist er in Eroberungen und Schlachten der erbarmungslose Ritter, auf der anderen Seite ist er mit seinem Leben alles andere als glücklich und sehnt sich nach Liebe und Geborgenheit, welche er in seinem Elternhaus nie erfahren hat. Er wirkt abgeklärt und glaubt gleichzeitig doch auch an einen Fluch.
Es war sehr spannend zu erleben, wie die verschiedenen Kulturen der Figuren aufeinander treffen, jeder sich so seine Gedanken über den jeweils anderen macht und wie Vorbehalte und Vorurteile die Menschen trennen und sie doch zusammen leben lassen.
Um die Spannung nicht vorwegzunehmen, möchte ich nicht allzu detailliert auf die verschiedenen Charaktere eingehen, ich bin mir aber sicher, dass auch ihr diese vielschichtigen Figuren mögen werdet.
Erneut trifft der Leser/ die Leserin auf den 272 Seiten auf die großen Figuren der Weltgeschichte, aber eben auch auf die ’normalen‘ Menschen, wie sie vor über 830 Jahren gelebt, gearbeitet, gedacht und geliebt haben (könnten). Dorothe Zürcher zeichnet mit ihren fiktiven und historischen Figuren ein sehr authentisches Bild der damaligen Zeit und Gesellschaft und konzentriert sich hierbei auch auf einen sehr interessanten und unkonventionellen Aspekt, welchen man so in historischen Romanen eher selten findet.

„Nein, sie war nicht eifersüchtig. Diethelm hatte ihr nie gehört. Er gehörte in eine andere Welt.“

[Seite 238, Kapitel 22]

Den geschichtlichen Hintergrund bildet das Jahr 1190 und damit die Zeit des Dritten Kreuzzuges. Zu diesem Kreuzzug, hatte der Papst in einer Bulle die Königreiche des Abendlandes aufgerufen, nachdem Sultan Saladin das Heer des Königreichs Jerusalem besiegt und die Stadt Jerusalem erobert hatte und die Kreuzfahrerstaaten nach dem Zweiten (gescheiterten) Kreuzzug immer mehr in Bedrängnis gerieten. Der Tiefpunkt des Dritten Kreuzzuges, war der Tod von Kaiser Barbarossa – dieser ertrank im Juni 1190 im Fluss Saleph.
Mit dem ersten Kreuzzug wurde Jerusalem im Jahr 1099 von den Christen erobert. Da Jerusalem in dieser Zeit immer wieder von Muslimen zurückerobert wurde, kam es zwischen 1095 und 1270 zu insgesamt sieben Kreuzzügen, welche zwar hohe Kosten verursachten, jedoch nur von geringen Erfolg gekrönt waren. Das langfristige Ziel der Christen – die dauerhafte Vorherrschaft in und um Jerusalem – wurde schlussendlich aber verfehlt. Über die Opferzahlen ist sich die Geschichtsschreibung uneinig, einige Schätzungen gehen von 1 – 3 Millionen Todesopfern aus.
Mit ihrer Buchreihe nimmt Dorothe Zürcher ihre Leser und Leserinnen mit in diese längst vergangenen Zeiten und stellt die Geschehnisse sehr erlebbar und fühlbar dar. Man merkt, wie akribisch die Autorin recherchiert hat.
Auch am Ende dieser Rezension möchte ich mich bei Dorothe Zürcher für dieses erneute gelungene und lehrreiche Leseerlebnis bedanken .Ich freue mich jetzt schon auf den dritten Band der Reihe, welcher im Herbst 2025 erscheinen soll und bin schon sehr gespannt, wie die Geschichte weitergehen wird.

Fazit: Trotz leichter Anlaufschwierigkeiten hat mich „Anisbrot in Antiochia“ von Dorothe Zürcher wieder bestens unterhalten: Ich bangte, fieberte, weinte, reiste und kochte mit den vielseitigen Figuren, welche sich fernab des „Mainstream“ befinden.
Der Roman bot mir beste Unterhaltung und viel neues Wissen – letzteres vor allem in Bezug auf die Kochkunst und den Verlauf des Dritten Kreuzzuges. Mit ihrem großartigen Sprachstil lässt Dorothe Zürcher Bilder aus längst vergangenen Zeiten entstehen und nimmt die Leser und Leserinnen mit auf eine unvergessliche Zeitreise – sehr lesenswert.


* Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Bereitstellung eines kostenlosen Rezensionsexemplars durch die Autorin, der Titelbezeichnung/ Namensnennung und der Link zur Homepage der Autorin muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

 „Ein fast tadelloser Graf – Die Cossin-Saga“

von Kristina Herzog

[Werbung*]

Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 27. August 2024
Verlag: Selbst-Verlag
Ausgaben: Taschenbuch & eBook
ISBN: 978-3759236821
Seitenanzahl: 286 Seiten
Preise: 14,99€ (Taschenbuch), 04,99€ (eBook)
Reihe: „Die Cossin-Saga“, Band 02 von 02

Homepage:
https://www.kristinaherzog.de/ein-fast-tadelloser-graf/

Klappentext:
„Preußen, 1817: Charlotte von Cossin ist – zum Missfallen ihrer Familie – fest entschlossen, nicht zu heiraten, sondern ihr Leben der Wissenschaft zu widmen. Doch dann trifft ihr neuer Hauslehrer Philipp von Lotz auf Gut Cossin ein – und ihr Entschluss wird auf eine harte Probe gestellt. Obwohl er deutlich älter ist als sie, entwickelt sich schnell eine Freundschaft zwischen ihnen und Philipp eröffnet ihr die Möglichkeit, endlich einen Fuß in die ersehnte Welt der Gelehrten zu setzen. Plötzlich treffen auch noch ergreifende Briefe eines mysteriösen Verehrers ein und bringen Charlotte ganz durcheinander. Wer steckt dahinter? Und wird es dem klugen, aber schüchternen Philipp gelingen, ihr Herz zu erobern und ihren Entschluss ins Wanken zu bringen? Eine berührende und bezaubernde historische Liebesgeschichte mit großen Gefühlen.“

*Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin als vorzeitiges Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank dafür.
– Ich habe von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistungen erhalten, die Rezension spiegelt meinen persönlichen Lese-Eindruck wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars kennzeichne ich diese Rezension als Werbung.

– Meine ausführliche Rezension zum ersten Band findet ihr hier: „Ein fast perfekter Herzog – Die Cossin-Saga“

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Das Buch „Ein fast tadelloser Graf“ von Kristina Herzog ist der zweite Band der historischen Liebesroman-Reihe der „Cossin-Saga“, welche in Preußen des 19. Jahrhunderts spielt und in dem die junge Charlotte in einer von Männern dominierten Welt um ihre Anerkennung in der Wissenschaft kämpft, während ihr Herz gleichzeitig von ihrem Hauslehrer Philipp heftig durcheinander gebracht wird.

„Sie empfand sich selbst in keiner Hinsicht als außergewöhnlich, ausgenommen ihr wissenschaftliches Interesse vielleicht. Vielmehr schien sie den Menschen eher lästig in ihrer Begeisterung für Wissen und Bildung, mit dem sie überall aneckte. Es war ihr bewusst, dass sie sich in dieser Hinsicht deutlich von anderen jungen Damen unterschied.“

[Kapitel 1, Seite 05]

Preußen im Jahr 1817: Charlotte von Cossin ist sich sicher, dass sie ein Leben fernab jeglicher gesellschaftlichen Konventionen führen möchte: Sie möchte nicht heiraten, keine eigene Familie gründen, sondern ihr Leben der Wissenschaft widmen. Doch mit ihrer Begeisterung für Wissen und Bildung eckt sie immer wieder an.
Als ihr neuer Hauslehrer Philipp von Lotz auf das Gestüt kommt, findet Charlotte in ihm einen Seelenverwandten – denn auch er ist von der Wissenschaft der Geologie begeistert. Er ermöglicht Charlotte einen Schritt in die Welt der Gelehrten, jedoch bringt er auch Charlottes Innenleben und ihre Lebenspläne gehörig durcheinander.

Mit ihrer „Sternberg-Saga“, welche mich mit den starken und authentischen Charakteren, der spannenden Handlung und den akribisch recherchierten geschichtlichen Hintergründen völlig begeistern konnte, hat sich die Autorin Kristina Herzog fest in mein Leserherz geschrieben und sie gehört mittlerweile zu meinen absoluten Lieblingsautorinnen. Nach Ende des dritten und letzten Bandes der „Sternberg-Saga“ war ich sehr traurig, als ich die Geschichte und die liebgewonnen Figuren verlassen musste. Umso größer war die Freude, als die Autorin ihre neue Buchreihe „Die Cossin-Saga“ ankündigte, welche zwar in einer anderen Zeit spielt und eher Richtung ‚historischer Liebesroman‘ geht und trotzdem mein Interesse geweckt hat.
Der Auftakt der Reihe „Ein fast perfekter Herzog“ hat mich und mein Herz zum Tanzen gebracht, denn es ist eine herrliche und romantische Liebesgeschichte, in der ich versinken konnte und ich mich einfach nur wohlgefühlt habe. Deshalb war es absolut klar, dass ich auch den zweiten Band lesen werde, welchen ich freundlicherweise von der Autorin als vorzeitiges, kostenloses und signiertes Rezensionsexemplar zugesendet bekommen habe, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte.


Das wunderschöne und stimmige Cover passt hervorragend zum ersten Band der Reihe – auch wenn die Farbgebung eine völlig andere ist. Über dem Cover liegt ein leicht rosafarbener Filter. Zu sehen ist eine Frau, welches ihr rotes Kleid mit goldfarbenen Elementen mit beiden Händen festhält und seitlich zum Betrachter, vor einer großen Treppe steht. Die oberer Hälfte des Kopfes der Frau ist am oberen Bildrand ‚abgeschnitten‘ – so kann sich jeder Leser/ jede Leserin selbst ein Bild von der Hauptfigur machen.

Der Inhalt des Buches teilt sich auf insgesamt 21 Kapitel (welche alle eine angenehme Länge haben), einen Epilog und ein Nachwort auf. Wie bereits im ersten Band sorgen die unterschiedlichen Perspektiven der beiden Hauptfiguren, welche teilweise in den Kapiteln wechseln, für einen guten Lesefluss und ich konnte schnell in die gefühlvolle Handlung abtauchen.
Auch mit ihrem detaillierten und bildhaften Sprachstil hat mich Kristina Herzog von Beginn an mit in die ruhige und unaufgeregte Geschichte genommen, die mich begeistern konnte die Zeit während des Lesens völlig vergessen ließ. Ab der ersten Seite war ich wieder ein Teil der wunderbaren Familie von Cossin und freute mich so sehr die vielen liebgewonnenen Charaktere wieder zu treffen.
Dadurch, dass in diesem zweiten Band andere Figuren im Zentrum stehen, empfinde ich es als nicht unbedingt erforderlich, dass man den ersten Band im Vorfeld gelesen haben muss.

„So war das eben mit einer großen Familie: Selbst wenn man gar nicht in der Stimmung war, wurde man meist mitgerissen – sowohl von guter als auch von schlechter Laune.“

[Kapitel 1, Seite 13]

Während im ersten Band Friederike, die älteste der Cossin-Schwestern, im Mittelpunkt der Geschichte steht, tritt diese im zweiten Band in den Hintergrund und Charlotte tritt in den Vordergrund.
Charlotte ist so ganz anders als die Frauen zu dieser Zeit: Sie interessiert sich nicht für Männer und möchte keine Familie gründen – sie möchte unabhängig und frei sein und sich ganz der Geologie verschreiben. In ihrer Tante Tilly hat sie eine Befürworterin ihrer Lebenspläne, ansonsten eckt sie mit diesen überall an – auch bei ihrer Familie. Sie ist nicht gerne unter vielen fremden Menschen, Bälle und andere gesellschaftliche Treffen sind ihr zuwider, wohingegen sie jedoch keine Probleme hätte ein Symposium zu besuchen und dort vor vielen Wissenschaftlern zu sprechen. Doch Charlotte muss schmerzlich erkennen, dass sie als Frau, trotz ihrer hohen Bildung und ihres großen Wissens, in den wissenschaftlichen Kreisen der Männer nicht willkommen ist.

„Sie trug die gleichen Wunden mit sich, wie er selbst es tat. Beide waren gelenkt von dem Eindruck, sich selbst immerfort beweisen zu müssen und als Mensch nicht genug zu sein. Die Wissenschaft bildete die einzig verlässliche Komponente. Hier war seine soziale Unbeholfenheit kein Thema, sondern nur Verstand und Wissen relevant. Aber dieser Ausweg war der armen Charlotte verwehrt.“

[Kapitel 15, Seiten 202/ 203]

Ich mochte Charlottes ehrlichen und vor allem facettenreichen Charakter sehr gerne. Einerseits ist sie ein absoluter Familienmensch, auf der anderen Seite möchte sie aber auch oft mit sich alleine sein und Ruhe haben. Sie ist ihrer Zeit weit voraus und muss aufgrund der gesellschaftlichen Ordnungen immer wieder zurückstecken. Auch wenn sie oft und tief fällt, gibt sie ihre Träume und Wünsche nicht auf und versucht immer wieder auf die Füße zu kommen. Zudem durchläuft Charlotte während der Handlung eine enorme Wandlung, bleibt dabei aber immer sie selbst. Sie ist ein starker aber gleichzeitig unsicherer Charakter. Anfangs konnte ich sie etwas schwer durchschauen dann aber schloss ich sie ganz fest in mein Herz.
Ähnlich ging es mit mit Philipp. Auch sein Charakter ist anfangs schwer zu fassen, mit jeder weiteren Szene schließt man ihn aber immer mehr ins Herz. Er hat in seinem Leben schon einige Schicksalsschläge und auch Rückschläge erlebt und ist, ähnlich wie Charlotte, nicht gerne unter anderen Menschen. Zu Beginn wirkt er sehr in sich gekehrt und strahlt eine tiefe Traurigkeit und Verunsicherung aus. Seine Zukunft scheint als zukünftiger Graf sicher und vorherbestimmt und doch hat er seinen Platz – wie auch Charlotte – im Leben noch nicht gefunden. Ich konnte zu den beiden Hauptfiguren sehr schnell eine Beziehung aufbauen und ich fühlte deren inneren Verletzungen, ihrer Verzweiflung und ihren Unsicherheiten. Vor allem war die Anziehung zwischen den Beiden fühl- und spürbar.
Neben Charlotte und Philipp spielen noch einige weitere Figuren mit. Viele der vorkommenden Figuren sind bereits aus dem ersten Band bekannt, es kommen auch einige neue Figuren hinzu – sie alle konnten mich mit ihrer lebensechten Zeichnung und vor allem ihren authentischen Entwicklungen überzeugen.

„Die Regentropfen klopften unablässig auf das Dach der Kutsche und hüllten ihre kleine Welt hier drinnen in einen behaglichen Kokon der Geborgenheit. Sie beide waren hier im Inneren der Kutsche geschützt vor dem Unbill der Welt. Zu Charlotte fühlte er eine Bindung. Sie waren sich verblüffend ähnlich in ihren Bestrebungen und ihren Werten. Sie hatten vergleichbare Vorlieben und Abneigungen. Und er war dankbar, eine Freundin wie sie zu haben.“

[Kapitel 5, Seite 82]


Die geschichtlichen Hintergründe treten in dieser Geschichte in den Hintergrund, dafür bildet Kristina Herzog durch ihre glaubhaft gezeichneten Figuren ein sehr authentisches Bild der Gesellschaft Preußens im 19. Jahrhundert und gibt durch sie interessante Einblicke in die damalige Denk- und Lebensweisen. Schwerpunkt hier ist die Rolle der Frau und wie gebildete und forschende Frauen von der männlichen Bevölkerung gesehen – besser gesagt nicht gesehen wurden. Den größten Raum im Roman nimmt jedoch die, anfangs von Rückschlägen und Missverständnissen gezeichnete Liebesgeschichte zwischen Charlotte und Philipp ein. Am Ende dieser Rezension möchte ich mich bei Kristina Herzog ganz herzlich für dieses erneute unvergessliche Lese-Erlebnis, welches mich bestens unterhalten hat, bedanken. Und: Ich freue mich schon jetzt auf den dritten Band.

Fazit: „Ein fast tadelloser Graf – Die Cossin-Saga“ von Kristina Herzog ist ein lesenswerter und unterhaltsamer historischer Liebesroman, in welchen ich völlig versinken konnte und den ich sehr gerne gelesen habe. Die etwa 280 Seiten flogen so dahin und ich mochte die vielschichtigen Charaktere, die Irrungen und Wirrungen, die Dramatik und Romantik in dieser Geschichte sehr gerne. Sehr lesenswert!


*Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Das Gold der Weiden – Die Gunst der Fürsten“

von Martha Sophie Marcus

[Werbung*]

Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 23. Juli 2024
Verlag: Tinte & Feder
Ausgaben: Taschenbuch & eBook
ISBN: 978-2496712476
Seitenanzahl: 367
Preis: Taschenbuch 11,99€
Reihe: „Das Gold der Weiden“, Buch 02 von 02

Klappentext:
„Summerburg 1179: Um ihren Hof zu retten, heiratet der Pferdezüchter Micha seine Ziehschwester Sibilla. Doch wenig später erklärt der herzogstreue Burgvogt Micha zum Verräter. Schweren Herzens muss er mit seiner Frau den geliebten Hagenhof verlassen, wo er nach dem gewaltsamen Tod seiner Familie Zuflucht fand. Als berittener Krieger schließt Micha sich den Gegnern Herzog Heinrichs des Löwen an.
Können Micha und Sibilla trotz der Kriegsunruhen an ihrem Traum von einer eigenen Pferdezucht und einem Leben im friedlichen, befreiten Summerburg festhalten? Und wird Micha doch noch Gerechtigkeit für die Verbrechen an seiner Familie erlangen?“

Homepage:
https://martha-sophie-marcus.de/__der_sturz_des_loewen/

Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars, der Produktnennung und dem Link zur Homepage der Autorin muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.
– Meine ausführliche Rezension zum ersten Band findet ihr hier: „Das Gold der Weiden – Der Sturz des Löwen“

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Das Buch „Das Gold der Weiden – Die Gunst der Fürsten“ von Martha Sophie Marcus ist der zweite Band der historischen Romanreihe um den Ritter und Pferdezüchter Micha, welcher im 12. Jahrhundert in Norddeutschland zwischen den großen historischen Persönlichkeiten der Zeit, seinen eigenen Platz im Leben sucht.

„Auch Micha hatte schon vor langer Zeit eingesehen, dass er das Wohlwollen des richtigen Fürsten benötigte, wenn er sich etwas Bleibendes aufbauen wollte. Doch er wünschte, dass es nicht so gewesen wäre, denn die Gunst der Fürsten erschien ihm mehr denn je als unsicheres Fundament für alles, was von langer Dauer sein sollte.“

[17. Kapitel, Seite 204]

Norddeutschland im Oktober 1179: Micha und seine Ehefrau Sibilla leben auf dem verfallenen Anwesen seines Vaters. Doch die unsichere Zukunft zieht Micha und Sibilla zurück nach Summerberg – dort warten nicht nur die glücklichen Erinnerungen auf ihn, sondern auch die Mörder seiner Familie.
Als berittener Krieger schließt Micha sich den Gegnern von Herzog Heinrich des Löwen an. Es ist der Beginn einer Zeit voller Unruhen, Besatzungen und Kriegen. Dabei möchte Micha nur eines: Zusammen mit Sibilla eine eigene Pferdezucht aufbauen – und Gerechtigkeit für seine ermordete Familie finden.

Bereits seit vielen Jahren gehört die Autorin Martha Sophie Marcus zu den Autorinnen, deren Bücher ich sehr gerne lese. Mit ihrem Debüt „Herrin wider Willen“ und den beiden Teilen der Reihe „Novemberrosen“ konnte sie mich bestens unterhalten. Mit „Das Gold der Weiden – Der Sturz des Löwen“ hat sie im Juni 2023 den Auftakt einer stimmungsvollen und spannenden Dilogie vorgelegt, welcher mich auf einer spannende Zeitreise mitgenommen hat und mich mit den vielfältigen Figuren überzeugen konnte.
Da ich gerne wissen wollte, wie es mit all den Figuren und ihren Geschichten weitergeht, wollte ich auch diesen Abschluss der Buchreihe gerne lesen. Deshalb freute ich mich sehr, als die Autorin in den Sozialen Medien erneut Blogger und Bloggerinnen suchte, die ihr neues Buch rezensieren wollten – und ich meldete mich direkt. Das Buch erreichte mich liebevoll signiert und zusammen mit zwei Lesezeichen und einer Broschüre, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte.
Das wunderschöne Cover passt bestens zum ersten Band der Reihe und greift bekannte Motive aus diesem wieder auf – beispielsweise die Burg im Hintergrund und der Mann im Vordergrund.
Die 367 Seiten teilen sich auf einen Art Prolog, 28 Kapitel, ein Nachwort der Autorin und eine Personenliste auf. Über einzelnen Kapiteln und im Verlauf der Kapitel sind die Orts- und Zeitangaben vermerkt, was für eine gute räumliche und zeitliche Orientierung in der Geschichte sorgt.
Die chronologisch erzählte Handlung beginnt Ende Oktober 1179 und endet mit dem letzten Kapitel im Dezember 1181. Damit knüpft der zweite Band zeitlich fast unmittelbar an das Ende des ersten Bandes an, welchen man auch unbedingt im Vorfeld gelesen haben sollte. Nur so kann man die Geschehnisse und die Charaktere und deren Verhalten und Entwicklung richtig einordnen.

„»Was hätte es gebracht, es euch zu erzählen? Ihr hättet so wenig tun können wie ich. Es zu wissen, wäre nur eine Last für euch gewesen. Zudem hat dein Vater die Tat nie eingestanden. Alles weist darauf hin, dass die Morde an meiner Familie sein Werk sind, aber ich habe keine Beweise in der Hand. Nach all der Zeit wird mir kein Richter der Welt mehr mein Recht verschaffen können.«“

[6. Kapitel, Seiten 68/69]

Vor etwas über einem Jahr habe ich den Auftakt „Der Sturz des Löwen“ gelesen und ich hatte im Vorfeld Bedenken, ob ich nach dieser längeren Zeit wieder in die Geschichte finde.
Diese Bedenken waren nach den ersten Seiten wie weggewischt, denn ich war sofort wieder mitten im Geschehen, erinnerte mich an die einzelnen Charaktere und deren Geschichten und auch an die historischen Hintergründe. Wie auch im ersten Band wird es stellenweise sehr spannend, dann gibt es auch wieder ruhige Passagen, in denen die Charaktere und auch die Leser und Leserinnen durchatmen können.
Viele der Figuren und auch der Handlungsort in „Das Gold der Weiden – Der Sturz des Löwen“ sind fiktiv, die Autorin erwähnt im Nachwort, dass „ein Teil ihrer Geschichte und ein Teil des Schicksals des dort herrschenden Grafensgeschlechts an die reale Sommerschenburg angelehnt“ sind.
Micha und Sibilla sind zwei fiktive Figuren und stehen im Mittelpunkt der Geschichte. Sie lieben sich und sie streiten sich, es gibt Missverständnisse und gleichzeitig eine extrem starke Verbindung zwischen den Beiden – ich habe die Beiden unheimlich gerne und fest in mein Leseherz geschlossen – auch die vielen weiteren Figuren, welche zum größten Teil bereits aus dem ersten Band bekannt sind.

„» (…) Du willst mich zurücklassen, weil du denkst, dass du mich beschützen musst. Aber stell dir vor: Ich mache mir auch Sorgen um dich und glaube, dass ich lieber in deiner Nähe bleiben und dich beschützen sollte.(…)«“

[12. Kapitel, Seiten 151/ 152]


Neben vielen fiktiven Figuren stehen mit Heinrich der Löwe und Kaiser Friedrich I. (Barbarossa) zwei große historische Persönlichkeiten im Zentrum der Geschehnisse. Diese beiden (und weitere) historische Figuren hat Martha Sophie Marcus wunderbar in ihre Geschichte mit eingebunden, verwebt sie gekonnt mit den Lebensgeschichten ihrer fiktiven Figuren und sie alle konnten mich mit ihrer Lebensechtheit, ihrer Vielfältigkeit und ihren packenden Lebensgeschichten überzeugen. Martha Sophie Marcus zeichnet, wie im ersten Band, mit ihren vielen Figuren authentisches Bild der damaligen Gesellschaft, welche durch die Ständegesellschaft und das Lehnswesen geprägt war. Zum ersten Stand gehörte der Klerus, also alle Geistlichen, zum zweiten Stand zählten die Adligen, den dritten Stand bildeten die Bauern und einfachen Bürger. Der größte Teil der Menschen im Mittelalter gehörte zum dritten Stand – etwa 90 Prozent waren Bauern.
Nicht nur die Ständegesellschaft und das Lehnswesen prägten das Leben der Menschen im Mittelalter. Auch viele Krankheiten, Hunger, Kälte und politische Unruhen und Kriege bestimmten das Leben der Menschen. So kam es durch den aggressiven Herrschaftsausbau des Herzogs Heinrich in Sachsen und nördlich der Elbe zum Widerstand der anderen sächsischen „Großen“. Nach der Absetzung des Löwen kam es auch immer wieder zu massiven Auseinandersetzungen zwischen Gegnern und Anhängern von Herzog Heinrich. Diese mitunter komplexen geschichtlichen und gesellschaftlichen Hintergründe und Sachverhalte hat Martha Sophie Marcus akribisch recherchiert und werden in „Das Gold der Weiden – Die Gunst der Fürsten“ sehr anschaulich und ergreifend dargestellt.

Mit Wehmut, aber auch mit großer Zufriedenheit stelle ich diese Buchreihe nun ins Regal. Danke liebe Martha Sophie Marcus für das Rezensionsexemplar… und vor allem für die wunderbaren und lehrreichen Lesestunden.

Fazit: Martha Sophie Marcus lässt mit dem fulminanten Abschluss ihrer unterhaltsamen Dilogie längst vergangene Zeiten wieder aufleben, nimmt den Leser/ die Leserin mit auf eine atemberaubende Zeitreise und stellt komplexe Sachverhalte und geschichtliche Hintergründe anhand ihrer vielfältigen Charaktere und ihrer bildhaften Sprache anschaulich und nachvollziehbar dar. Sehr lesenswert!

* Ich habe für diese Rezension von der Autorin und vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Bereitstellung eines kostenlosen Rezensionsexemplars durch den Verlag, der Titelbezeichnung/ Namensnennung und der Link zur Verlagshomepage muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Eine grenzenlose Welt – Zukunft“

von Sonja Roos

[Werbung*]

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Achtung, Spoilergefahr! Bitte nicht lesen, wenn ihr die ersten Bände der Reihe noch nicht gelesen habt.
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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 21. August 2024
Verlag: Goldmann
Ausgaben: Paperback, eBook
ISBN:   978-3442494156
Seitenanzahl: 384 Seiten
Preise: 16€ (Paperback), 09,99€ (eBook)
Reihe: „Auswanderer-Saga“, Band 03 von 03

Klappentext:
„New York 1904: Eine Tragödie versetzt die Stadt in Aufruhr und verändert das Schicksal der vier deutschen Auswanderer, die sich in New York ein neues Leben aufgebaut haben: Als beim Untergang eines Ausflugsdampfers zahllose Menschen im East River ertrinken, ist unter den Opfern auch die Auswanderin Rosie. Während ihr Mann Simon in eine tiefe Krise stürzt und sich kaum noch um sein Lebenswerk, die Zeitung Morning Herald kümmert, vergräbt sich Rosies Cousine Marga in ihre Arbeit als Journalistin. Mit verbissenem Ehrgeiz will sie den Herald retten, worüber schließlich sogar ihre Ehe mit dem Fotografen Nando zu zerbrechen droht. Werden die drei es schaffen, ihren Herzen zu folgen, um am Ende doch noch ihr Glück zu finden?“

Homepage:
https://www.sonjaroos.de
https://www.penguin.de/buecher/sonja-roos-eine-grenzenlose-welt-zukunft/paperback/9783442494156

Hinweise:
Bitte lest diese Rezension nicht, wenn ihr die ersten beiden Bände noch nicht gelesen habt, diese aber noch lesen möchtet, Spoilergefahr!
Meine ausführliche Rezension zum ersten Band findet ihr hier: „Eine grenzenlose Welt – Aufbruch“, zum zweiten Band hier: Eine grenzenlose Welt – Schicksal“
– Das Buch habe ich freundlicherweise vom Goldmann Verlag als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.
– 
Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

Das Buch „Eine grenzenlose Welt – Zukunft“ von Sonja Roos ist der dritte und abschließende Band der ‚Auswanderer-Saga‘, welche im beginnenden 20. Jahrhundert vorwiegend in New York spielt.

„»Da unten liegt die großartigste Stadt der Welt mit all den Menschen, die Geschichten haben oder Geschichte schreiben werden. Wir müssen nur hinsehen und es für die Nachwelt festhalten.«“

[Kapitel 46, Seite 316]

New York, Juni 1904: Der Untergang des Ausflugdampfers „General Slocum“ reißt viele Menschen in den Tod und damit auch riesige Lücken in die Gesellschaft der Deutsch-Amerikaner in New York City.
Für die Auswanderer Maggie, Nando und Simon ist nach dem Untergang nichts mehr so, wie es davor war, denn Rosie ist unter den mehr als 1000 Toten. Die tiefe Trauer um seine geliebte Frau stürzt Simon in eine tiefe Krise und er kann sich kaum noch um sein Lebenswerk, die Zeitung „Morning Herald“, kümmern. Maggie, die um ihre geliebte Cousine trauert, möchte den Herald mit allen Mitteln retten – auch wenn sie dafür ihre Ehe mit Nando aufs Spiel setzt.

Mit großer Begeisterung habe ich den Auftakt „Eine grenzenlose Welt – Aufbruch“ und den zweiten Band „Eine grenzenlose Welt – Schicksal“ gelesen. Diese stimmungsvollen und farbenprächtige Geschichte hat es mir ab den ersten Seiten des ersten Bandes angetan und ich fand zu den vielfältigen Charakteren schnell einen Zugang. Zudem lernte ich eine Menge zu der Geschichte der Auswanderung im ausgehenden 19. Jahrhundert. Deshalb war es klar, dass ich auch den dritten und abschließenden Band „Eine grenzenlose Welt – Zukunft“ einfach lesen musste, um zu wissen, wie es mit all den liebgewonnen Figuren weitergeht und vor allem war ich gespannt, wie die Buchreihe enden wird.
Freundlicherweise bekam ich das Buch vom Goldmann Verlag als kostenloses und vorzeitiges Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte.

Das Cover des Buches passt hervorragend zum ersten und zweiten Band der Reihe, wodurch sich ein guter Wiedererkennungseffekt einstellt und auch die drei Teile als eine Einheit gesehen werden.
Es ist ein hellgrünen Farbtönen gehalten und zeigt in der rechten oberen Hälfte eine junge Frau im seitlichen Profil. Ihr offener Blick geht zur Seite. Mittig im Cover steht der Titel und Untertitel des Buches, darunter ist eine historische Ansicht der Freiheitsstatue auf der Liberty Island zu sehen.

Coverrechte: Goldmann Verlag

Das Buch ist, wie bereits die ersten beiden Bände, eine sehr hochwertig gestaltete Klappbroschur. Auf der vorderen Klappe werden die Hauptfiguren vorgestellt, die hintere Klappe beinhaltet ein Bild und eine kurze Biografie der sympathischen Autorin, sowie eine Übersicht der Trilogie. Das Innere der Klappen ist vorne und hinten leer geblieben.
Insgesamt umfasst das Buch 384 Seiten, welche sich auf 53 relativ kurze Kapitel, einen Prolog, einen Epilog und einem Nachwort und der Danksagung der Autorin aufteilen.
Die Handlung beginnt mit dem Prolog, welcher am 15. Juni 1904 ansetzt und damit direkt an an das Ende des zweiten Bandes anknüpft. Das erste Kapitel beginnt dann ein Jahr nach den Ereignissen des Prologs. Chronologisch arbeitet sich die Handlung auf den Epilog zu, nach dessen Ende wir uns im Juni 1907 befinden.
An dieser Stelle möchte ich anfügen, dass man unbedingt Band 1 und 2 der Reihe gelesen haben sollte, bevor man diesen dritten Band liest. Ansonsten fehlen viele Hintergrundinformationen zu den vielen und vielfältigen Charakteren und deren Hintergründe und Entwicklungen können nicht richtig erfasst werden.
Wie in den vorherigen Bänden war ich schnell wieder in der Geschichte drin – auch wenn ich bereits nach dem Prolog das Buch kurz zur Seite legen musste um tief durchzuatmen. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, wie die Geschichte ohne meine Leiblingsfigur Rosie weitergehen sollte.
Nach wie vor stehen in den einzelnen Kapiteln abwechselnd die verschiedenen Charaktere im Mittelpunkt. Deren einzelne Geschichten sind eng miteinander verknüpft und verbinden sich zu einer großen Geschichte, in der unheimlich viel passiert und in der sich immer wieder eine immense Spannung aufbaut.
Dies und der bildhafte und lebendige Sprache der Autorin sorgen dafür, dass man in längst vergangene Zeiten abtauchen kann, eine Menge erfährt und das Buch am liebsten am Stück durchlesen möchte.

„»Der liebe Gott hat uns viele Bürden gegeben, einem jeden Menschen. Als Entschädigung hat er uns auch die Liebe geschenkt, und die kann nicht sterben.«“

[Kapitel 18, Seite 138]

Ein Großteil der Figuren ist bereits aus dem ersten Band bekannt. Während sich einige authentisch weiterentwickelt haben, diese in ihrem Leben angekommen sind und ihre Träume und Wünsche erfüllt haben, heißt es auch schweren Herzens von einigen liebgewonnen Figuren frühzeitig Abschied zu nehmen.
Einigen der verbleibenden Figuren hätte ich immer wieder gerne zugerufen „Jetzt hört euch doch bitte mal zu!“ oder „Nein, so ist das nicht!“. Es ist ein ständiges Hin und Her, ein stetiges Bergauf und Bergab.
Zu den bereits bekannten Figuren gesellen sich auch einige neue Figuren hinzu und ergänzen diese mit ihren ganz eigenen Geschichten. Vor allem das Auftauchen der berühmten Nellie Bly kam unerwartet – aber sie fügt sich, trotz ihrer unangepassten Art, perfekt in die Handlung ein.
Macy und ihre Familie sind bereits im zweiten Band vorgekommen, in diesem dritten Band steht Macy mehr im Mittelpunkt der Geschichte. Ich mochte ihre ehrliche und offene Art und auch, wie souverän sie mit Rückschlägen und dem rauen und ungerechten Gegenwind aus der Gesellschaft umgeht.
Allzu detailliert gehe ich an dieser Stelle auf die einzelnen Figuren nicht ein, da ich sonst vieles von der Handlung vorwegnehme. Sonja Roos ist es perfekt gelungen, ihre fiktiven Figuren in den geschichtlichen Hintergrund einzubetten und gekonnt mit diesem und auch untereinander zu verbinden. Mit den Charakteren und ihren vielfältigen Geschichten habe ich während des Lesens den Zeitgeist gespürt und die vielen wahren Begebenheiten und mitunter erschütternden Ereignisse, welche die Protagonisten erleben, direkt miterlebt. Und genau das macht auch diesen dritten Teil zu einem gelungenen, unterhaltsamen, lehrreichen, unvergesslichen und vor allem hochemotionalen Lese-Erlebnis.

„Es war nicht so, dass sie Simons Trauer nicht verstand. Im Gegenteil, sie spürte sie ebenso, Tag für Tag. Ein Schmerz, der nie abebbte, der immer irgendwo lauerte, selbst wenn sie nur kurz vergaß, dass einer der wichtigsten Menschen in ihrem Leben nicht mehr da war.“

[Kapitel 01, Seite 22]

Den geschichtlichen und gesellschaftlichen Hintergrund von „Eine grenzenlose Welt – Zukunft“ bildet das beginnende 20. Jahrhundert. Während im ersten Band die große Auswanderungswelle im Vordergrund steht, setzt der zweite Band seinen Schwerpunkt in das Zeitungswesen und den Journalismus zu dieser Zeit. Im dritten Band stehen die vielen Katastrophen dieser Zeit im Zentrum der Geschichte.
Hier ist an erster Stelle der Untergang des Ausflugdampfers „General Slocum“ am 15. Juni 1904 zu nennen. Dieses Unglück vor New York gilt als größte zivile Schiffskatastrophe der USA und war für „Little Germany“ eine Zäsur, von der es sich nie wieder erholen sollte. Von den mindestens 1.388 Deutsch-Amerikanern an Bord starben mehr als 1000 – darunter viele Frauen und Kinder. Viele Familien hatten mindestens einen Toten zu beklagen, die Selbstmordrate stieg, leere Plätze in Kirchen und Schulen erinnerten die Überlebenden auf Dauer an die Katastrophe. Sonja Roos hat dieses Unglück direkt mit ihren fiktiven Hauptfiguren verbunden, denn auch Rosie Broder ist unter den Toten. Ich muss gestehen, dass mir der Untergang des Ausflugdampfers „Henry Slocum“ bisher noch nichts sagte – nun bin ich im Nachgang der Lektüre von diesem Unglück, dieser Verkettung furchtbarer Umstände, sehr bestürzt.
Neben diesem Schiffsunglück werden noch weitere Unglücke geschildert, auf die ich nicht näher eingehe, da ich sonst zu viel von der Handlung vorwegnehme.
Ein weiteres gesellschaftliches Thema ist die sogenannte Rassentrennung in den USA, welche dort von 1877 bis 1967 bestand. Diese Rassentrennung ist die rassistisch begründete, oftmals wirtschaftlich motivierte, zwangsweise räumliche und soziale Trennung von als „Rassen“ definierten Menschengruppen in einigen bis hin zu allen Bereichen des öffentlichen und privaten Lebens. Die Rassentrennung wurde durch Rassengesetze legitimiert.
Sonja Roos hat die vielen unterschiedlichen geschichtlichen und gesellschaftlichen Hintergründe und Themen sehr akribisch recherchiert und verbindet diese mit den Geschichten und Erlebnissen ihrer Protagonisten – so wird Geschichte erleb- und fühlbar.

Anfang des Jahres 2024 habe ich die Ankündigung dieser Buchreihe entdeckt: Schon der erste Band konnte mich im März bestens unterhalten, spätestens mit dem zweiten Band im Juni hatte ich die Geschichte und die Charaktere fest in mein Leseherz geschlossen. Nun habe ich den dritten und damit letzten Band gelesen … und jetzt heißt es Abschied zu nehmen von den großartigen Figuren, welche mich mit ihren wechselvollen Geschichten, ihren Entwicklungen und Entscheidungen überraschen und mitreißen konnten.
Die gesamte Buchreihe hat mich bestens unterhalten und mir die Geschichte der Auswanderungswelle des späten 19. Jahrhunderts/ des beginnenden 20. Jahrhunderts, die Geschichte und Schicksalsmomente der Stadt New York und auch die Geschichte des Zeitungwesens näher gebracht.
Danke liebe Sonja Roos für diesen gelungenen Abschluss, welche ich nun, mit einer ordentlichen Portion Wehmut aber auch großer Zufriedenheit zuklappe und ins Regal stelle.

Fazit: Das Buch „Eine grenzenlose Welt – Zukunft“ von Sonja Roos ist der großartige Abschluss einer wunderbaren und empfehlenswerten Buchreihe, welcher mich, wie die beiden vorherigen Bände, von der ersten bis zur letzten Seite begeistert, vor allem aber bewegt hat. Ich habe das Buch mit Tränen begonnen und mit Tränen beendet.
Sehr … sehr lesenswert!


* Ich habe für diese Rezension von der Autorin und vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Bereitstellung eines kostenlosen Rezensionsexemplars durch den Verlag, der Titelbezeichnung/ Namensnennung und der Link zur Verlagshomepage muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Das Pensionat an der Mosel – Schwestern im Geiste“

von Marie Pierre

[Werbung*]

Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 14. August 2024
Verlag: Heyne
Ausgaben: Paperback und eBook
ISBN:  978-3453427235
Seitenanzahl: 560 Seiten
Preise: 16€ (Taschenbuch), 12,99€ (eBook)
Reihe: „Das Pensionat an der Mosel“, Band 02 von 03

Klappentext:
„Diedenhofen, 1911. Zwischen Pauline Martin und dem preußischen Hauptmann Erich hat sich eine tiefe Freundschaft entwickelt. Auch wenn Pauline sich manchmal nach mehr sehnt, ist eine Liebesbeziehung für sie als Lehrerin undenkbar. Noch stärker als zuvor konzentriert sie sich auf ihre Schützlinge und stellt eine zusätzliche Lehrkraft ein. Rhona O’Meally soll ihren Schülerinnen nicht nur die englische Sprache, sondern auch die irische Kultur näherbringen. Rhona sorgt für frischen Wind, hat jedoch ein gefährliches Geheimnis. Als es im Pensionat zu Diebstählen kommt und in Diedenhofen vermehrt antipreußische Schmierereien auftauchen, gerät Pauline selbst unter Verdacht. Die politischen Spannungen verhärten sich – in der Moselstadt und in ganz Europa –, und Pauline muss für ihre Zukunft kämpfen.“

Homepage:
https://www.mariawpeter.de/sites/buecher.php (Website Autorin)
https://www.penguin.de/buecher/marie-pierre-schwestern-im-geiste/paperback/9783453427235
(Website Verlag)


Hinweise:
Bitte lest diese Rezension nicht, wenn ihr den ersten Band „Das Pensionat an der Mosel – Töchter des Aufbruchs“ noch nicht gelesen habt – Spoilergefahr!
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin als Vorab-Exemplar (PDF) und als Paperback zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Vorab-Exemplars und der Verlinkung zur Verlag-Homepage muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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Das Buch „Das Pensionat an der Mosel – Schwestern im Geiste“ von Marie Pierre ist der zweite Band einer Buchreihe, der hauptsächlich in der Stadt Diedenhofen (Thionville) im ehemaligen Reichsland Elsaß-Lothringen im Jahr 1911 spielt und einen weiteren Einblick in das turbulente Leben der jungen Lehrerin und Pensionat-Leiterin Pauline Martin zeigt.

„Von jeher war Pauline überzeugt, dass Sprachen nicht nur Türen zu neuen Welten öffneten, sondern auch die gegenseitige Verständigung – und somit zugleich das Verständnis – förderten.“

[Kapitel 01, Seite 16]

Diedenhofen (Thionville) im Reichsland Elsaß-Lothringen im Jahr 1911: Die junge Pensionat-Leiterin und Lehrerin Pauline freut sich auf ihre zusätzliche Lehrkraft Rhona O’Meally. Diese soll den Schülerinnen nicht nur Englisch beibringen, sondern auch die irische Kultur näher bringen. Doch von Anfang an nimmt Pauline etwas anderes, geheimnisvolles an der neuen Lehrerin wahr.
Als es im Pensionat zu Diebstählen kommt und in der Stadt immer wieder Schmierereien gegen die preußischen Besatzer auftauchen, braucht Pauline Hilfe und Unterstützung. Die erhält sie von dem preußischen Hauptmann Erich – die beiden eint mittlerweile eine tiefe Freundschaft.
Doch als sich die politischen Fronten nicht nur im Reichsland Elsaß-Lothringen immer weiter verhärten, geraten Paulines Zukunft und auch ihr Pensionat und dessen Bewohner in große Gefahr.

Marie Pierre ist das offene Pseudonym der Autorin Maria W. Peter, welche mich mit ihren starken und unvergesslichen Büchern wie „Die Festung am Rhein“„Die Melodie der Schatten“ und „Eine Liebe zwischen den Fronten“ begeistert hat.
Als die Autorin ihre neue Buchreihe ankündigte, wusste ich sofort, dass ich diese unbedingt lesen wollte, da mich die Bücher und die tiefgründigen Geschichten dieser Autorin immer wieder beeindrucken und auch der spannend klingende Klappentext sprach mich an. Die Zeit des beginnenden 20. Jahrhunderts empfinde ich als eine sehr spannende Zeit, aus der sich zudem vieles ableiten lässt, was dann im weiteren Verlauf des Jahrhunderts geschehen ist.
Der Auftakt „Das Pensionat an der Mosel – Töchter des Aufbruchs“ empfand ich durch die Spannung, die tiefe und dichte Atmosphäre, die vielfältigen Charaktere und der wunderbar dargestellten geschichtlichen und gesellschaftlichen Hintergründe als rundum gelungen. Ich habe so viel Neues über diese spannende Epoche gelernt und erfahren.
Natürlich wollte ich wissen, wie es mit all den Figuren und auch der Handlung weitergeht – deshalb musste ich den zweiten Band auch unbedingt lesen. Diesen zweiten Band bekam ich freundlicherweise von der Autorin einmal als Vorab-Exemplar (PDF) und einmal als Paperback zugesendet, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte.
Das Buch ist ein wunderschön gestaltetes Paperback. Auf der vorderen Klappe steht ein Textausschnitt, der schnell die Lust auf die Geschichte weckt, auf der hinteren Klappe wird die Autorin mit einer kurzen Biografie und einem Foto vorgestellt. Das absolute Highlight befindet sich in der Innenseite der vorderen Klappe: Hier sind verschiedene historische Ansichten des Ortes Diedenhofen (Thionville) zu sehen. Es ist einfach schön, wenn man die Handlungsorte direkt vor Augen hat. In der hinteren Klappe werden die drei Teile der Reihe nochmal vorgestellt.
Insgesamt hat das Buch 560 Seiten und gliedert sich in insgesamt 49 Kapitel auf. An das letzte Kapitel schließen sich ein Epilog, ein ausführliches Nachwort, eine Karte von Diedenhofen/ Thionville um das Jahr 1910, ein Glossar (Fachbegriffe), ein Glossar (Fremdsprachlich), ein Überblick über die wissenschaftliche Beratung und Reise- und Stöbertipps zu den Schauplätzen und Hintergründen an.
Das erste Kapitel beginnt im Februar 1911, der Epilog setzt im Mai 1911 an. Somit umfasst die gesamte Handlung des Buches also etwa drei Monate und beginnt unmittelbar nach den Geschehnissen des ersten Bandes. Da die Handlung des ersten Bandes immer wieder aufgenommen wird, empfehle ich, dass ihr den ersten Band der Reihe unbedingt vorher gelesen haben solltet. Nur so ist es möglich, die Entwicklung der Charaktere nachzuvollziehen und auch deren Handlungen und Denkweisen richtig einzuordnen.

Das Cover des zweiten Bandes passt sehr gut zum Cover des ersten Bandes und zeigt eine Collage aus zwei jungen Frauen in der Seitenansicht. Ihre Blicke gehen nach unten, beide lächeln.
In der Mitte des Covers befindet sich die Zeichnung eines herrschaftlichen Hauses, darunter der Titel und der Untertitel des Buches. Den unteren Bereich des Covers bildet die Ansicht einer kleinen Stadt, welche idyllisch an einem Fluss liegt, hinter der Stadt ist eine bergige Anhöhe zu sehen, hinter sich der schier endlos erscheinende Himmel erhebt.

Wie in ihren bisher erschienen Büchern zeichnet sich auch dieser Roman durch die exzellente, ambivalente und authentische Zeichnung der Figuren aus. Marie Pierre hat in dieser Buchreihe ganz besondere Charaktere geschaffen, welche auf der einen Seite stark sind, gleichzeitig aber auch vom Leben gezeichnet sind und ihre Schwächen, vor allem ihre Geheimnisse haben. Viele der Figuren sind bereits aus dem ersten Band bekannt und es war sehr spannend zu erleben, wie diese sich weiterentwickelt haben. Es kommen auch einige neue Figuren hinzu.

„»Herr von Schwegat, wie Sie sicher wissen, behandele ich alle meiner Schülerinnen gleich, mit derselben Fürsorge und demselben Respekt, völlig ungeachtet ihrer gesellschaftlichen oder religiösen Herkunft. (…) Denn nur so, (…) ist es möglich, in einer Institution wie dieser hier, die sich im Spannungsfeld zwischen deutscher und französischer Kultur befindet, mit allen daraus resultierenden Missstimmungen und Diskussionen, tatsächlich allen Schülerinnen gerecht zu werden.«

[Kapitel 10, Seiten 112/113]

Wie im ersten Band steht auch im zweiten Band die Pensionats-Leiterin Pauline im Mittelpunkt der Geschichte und der Geschehnisse. Nachdem sie vor einiger Zeit die Leitung des Mädchenpensionats übernommen hat, hat sie mit ihrer Familie gebrochen – Ein Zustand, welcher des Öfteren in ihr hochkommt und sie belastet.
Aus ihren Schülerinnen möchte Pauline starke, selbstständige, selbstbewusste und vor allem freie Frauen machen, die sich in einer von Männern regierten Welt gut zurechtfinden – dabei jedoch auch nie die Etikette verlieren. Beleidigungen und Verunglimpfungen mag sie überhaupt nicht. Pauline weiß genau, was sie will und setzt ihre Wünsche und Ziele auch schnell und zielgerichtet um. Auch wenn sie weiß, dass hinter vorgehaltener Hand viel über sie und ihr Pensionat geredet wird, gibt sie sich und ihre Einrichtung nicht auf. Im Herzen ist und bleibt Pauline Französin – durch die Besatzung der Preußen ist sie jedoch auch gleichzeitig im Inneren zwischen den zwei Kulturen zerrissen.
Pauline hat eine feine Beobachtungsgabe und ist eine so lebensbejahende und aufgeschlossene Figur, welche ich ab der ersten Seite fest ins Herz geschlossen habe und ich bin so gespannt, wie es mit ihr und ihrer Geschichte weitergehen wird.
Hauptmann Erich von Pliesnitz ist bereits aus dem ersten Band bekannt und wieder an Paulines Seite. Aus dem auf den ersten Blicks gefühllosen Preußen ist mittlerweile Paulines Freund und Vertrauter geworden – sie kann sich immer auf ihn verlassen. Doch auch Erich trägt die Last der Vergangenheit mit sich herum. Ich mochte die immense Entwicklung von Erich, aber auch, wie ambivalent er gezeichnet ist. Einerseits ist er sehr hart zu den Menschen in seiner beruflichen Umgebung, auf der anderen Seite kann er aber auch sehr empfindsam und freundlich sein. Auch bei ihm bleibt es spannend, wie seine Entwicklung weitergehen wird.
Mit der Lehrerin Rhona O’Meally kommt eine neue und hochinteressante Figur in die Geschichte. Bereits ab dem ersten Moment bemerkt Pauline (und auch der Leser und Leserin), dass Rhona etwas Geheimnisvolles und Düsteres umgibt. Doch wie auch Pauline tappen alle im Dunkeln und das Licht kommt erst nach und nach ins Dunkle.

„War es nicht auch Paulines persönliches Ziel, dass ihre Schülerinnen lernten, frei und ungezwungen ihre Meinung zu äußern? Besaß sie nicht auch selbst den Mut, durchaus heikle und unbequeme Themen im Unterricht anzuschneiden, wenn sie es als notwendig erachtete? Hatte sie in der neuen Lehrerin nicht also eine verwandte Seele, eine Schwester im Geiste getroffen? Jemand, der genau zu ihrer Schule passte?“

[Kapitel 15, Seite 157]


Einige Geschichten der Schülerinnen werden auch im zweiten Band wieder aufgegriffen – diesmal stehen jedoch zwei andere junge Mädchen im Zentrum der Geschichte: Esther und Charlotte. Diese beiden Mädchen könnten unterschiedlicher nicht sein und halten mit ihren Unstimmigkeiten und Streits Pauline auf Trap. Charlotte und auch ihr Bruder sorgten bei mir während des Lesens immer wieder für Kopfschütteln. Doch genau von solch unliebsamen Figuren lebt eine gute und authentische Geschichte.
Neben diesen Figuren spielen noch eine Vielzahl an Figuren, welchen größtenteils bereits aus dem ersten Band bekannt sind, kleine und große Rollen. Sie alle bilden mit ihren unterschiedlichen Charakteren und Eigenheiten ein stimmiges Bild der bunt gemischten Bevölkerung aus Deutschen und Franzosen im ehemaligen Reichsland Elsaß-Lothringen ab. Um nichts von der Spannung der Geschichte vorwegzunehmen, gehe ich an dieser Stelle nicht detailliert auf die zahlreichen Figuren ein.
Wie bereits im ersten Band arbeitet Marie Pierre in ihren Dialogen oft mit dem jeweiligen Zungenschlag ihrer Figuren. Dadurch wirken die Figuren nochmals lebendiger.
Geschickt verbindet Marie Pierre die einzelnen Geschichten ihrer größtenteils fiktiven Figuren zu einer großen und spannenden Geschichte und verwebt alles mit den akribisch recherchierten historischen Hintergründen.
Dabei waren die Spannungen, Zerwürfnisse und Differenzen, vor allem auch die Anziehungen zwischen den Figuren immer fühlbar und nahmen mich mit in die Geschichte, Geschehnisse und Geheimnisse hinein. Ich freue mich jetzt schon auf den dritten Band, welcher voraussichtlich am 12. Februar 2025 erscheint und bin gespannt, wie es mit all den Figuren weitergehen wird.

Nicht nur die lebensechten Figuren und deren mitreißenden Lebensgeschichten sorgten für einen guten Lesefluss. Vor allem der der bildhafte und wunderschöne Sprachstil der Autorin entführte mich ab der ersten Seite in vergangene Zeiten. Marie Pierre baut damit eine diffuse Atmosphäre und Spannung auf und sorgte dafür, dass ich das Buch nur ungern aus der Hand legen wollte.

„Ein malerisches Fleckchen Erde, dieser östliche Teil Lothringens. Ebenso wie Louises elsässische Heimat, mit dem er zwangsvereint war, stand er jedoch seit nunmehr vier Jahrzehnten unter der deutschen Knute, hin und hergerissen zwischen Anpassung und Widerstand, wirtschaftlichen Aufschwung und kultureller Entfremdung.“

[Kapitel 03, Seite 44]

Den Überblick über den geschichtlichen Hintergrund habe ich aus der Rezension zum ersten Band übernommen und stellenweise etwas ergänzt:

Den geschichtlichen Hintergrund bildet das Jahr 1911 im damaligen Reichsland Elsaß-Lothringen. Nach der Niederlage Frankreichs im Deutsch-Französischen Krieg (19. Juli 1870 bis 10. Mai 1871), musste Frankreich das Elsass und Teile von Lothringen an Deutschland abtreten und eine Kriegsentschädigung von fünf Milliarden Franc zahlen. Für Frankreich bedeuteten die deutschen Annexionen eine tiefe Demütigung, für die Bewohner der Gebiete war es der Verlust der eigenen Identität, Kultur und Vergangenheit.
Viele Bewohner Elsass-Lothringens nutzten die Möglichkeit, die französische Staatsangehörigkeit zu behalten und ihren Wohnsitz nach Frankreich zu verlegen. Bis zum Stichtag am 1. Oktober 1871 optierte rund 10 Prozent der Bevölkerung für Frankreich.

Bildquelle: Von F.E Bilz, Louis Gerstner Geographische Anstalt Leipzig, 1905

Während viele Elsässer und Lothringer ihre Heimat verließen, wanderten zahlreiche Deutsche ins „Reichsland“ ein, insbesondere Beamte und Militärs. Schon 1875 stellten die Einwanderer rund fünf Prozent der Gesamtbevölkerung, 1890 etwa zehn Prozent und 1910 rund 15 Prozent. Die neue deutsche Verwaltung, welche die französische auf allen Ebenen abgelöst hatte und häufig als Fremdherrschaft wahrgenommen wurde, verfolgte eine stark repressive Germanisierungspolitik, was immer wieder zu schweren Konflikten führte.
Die damalige Gesellschaft war von den Männern geprägt und dominiert. Frauen durften zu dieser Zeit nicht wählen und auch in Sachen Bildung standen Mädchen den Jungen hinten an.
Die sogenannten Mädchenpensionate wurden als Alternative zu den öffentlichen Schulen in Anspruch genommen, waren aber wegen des Schulgeldes nur für besserverdienende Familien eine Option. Erst im Jahr 1908 gab es in Preußen eine Bildungsreform, die es Mädchen fortan erlaubte zu studieren.
Diese geschichtlichen, vor allem aber die gesellschaftlichen Hintergründe hat Marie Pierre in ihrem Roman sehr gut dargestellt und nachgespürt. Der Leser/ die Leserin bekommt anhand der lebensecht gezeichneten fiktiven Figuren und deren vielfältigen Hintergründen eine Ahnung davon, wie das Leben, vor allem das Zusammenleben, der unterschiedlichen Menschen im Reichsland Elsaß-Lothringen war und welche alltäglichen Konflikte zwischen den Menschen herrschten.
Zwei weitere geschichtliche und gesellschaftliche Themen werden in diesem zweiten Band aufgegriffen: Zum einen der Kampf der Iren um Freiheit und Unabhängigkeit und zum anderen ein Teil der jüdischen Geschichte im deutschen Kaiserreich. An dieser Stelle empfehle ich euch das ausführliche Nachwort der Autorin – hier geht sie ausführlich auf diese Themenkomplexe ein.

„»Wäre es nicht schön, (…) wenn die Menschen wie dieser Fluss wären, sich miteinander verbinden könnten? Ungeachtet der Kultur, ungeachtet irgendwelcher oft willkürlich gesetzten Landesgrenzen?«
(…)
»Glauben Sie, dass dies eines Tages möglich sein wird? Möglich, das Trennende zu überwinden und sich stattdessen auf die Gemeinsamkeiten zu besinnen? All das Gute, was man miteinander teilt? Eine gemeinsame … Zukunft?«“

[Epilog, Seite 515]

Am Ende dieser Rezension möchte ich mich erneut ganz herzlich bei der Autorin für dieses lehrreiche und emotionale Lesevergnügen bedanken. Ich freue mich schon so sehr auf den dritten Band der Reihe und auf ein Wiedersehen mit den vielen (teils sehr liebgewonnenen) Figuren.

Fazit: Wie auch im ersten Band konnte mich in diesem zweiten Band die Spannung, die tiefe und dichte Atmosphäre, die absolut gelungenen und vielfältigen Charaktere und die wunderbar dargestellten geschichtlichen und gesellschaftlichen Hintergründe mitnehmen und überzeugen.
Bereits der erste Band hat mir sehr gut gefallen – meiner Meinung nach toppt der zweite Band „Schwestern im Geiste“ diesen nochmals – denn hier ist einfach alles dabei: Dramatik, Spannung, Historie und Liebe. Sehr lesenswert!

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Das Opernhaus – Samtschwarz die Nacht“

von Anne Stern

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 13. August 2024
Verlag: Rowohlt
Ausgaben: Paperback, eBook und Hörbuch
ISBN:  978-3499010927
Seitenanzahl: 416 Seiten
Preise: 18€ (Paperback), 09,99€ (eBook)
Reihe: „Die Dresden-Reihe“, Band 03 von 03

Homepage:
https://www.rowohlt.de/buch/anne-stern-das-opernhaus-samtschwarz-die-nacht-9783499010927

Klappentext:
„Die Leidenschaft und die Musik sind stärker als jede Vernunft.
Dresden 1869: Die gefeierte Violinistin Elise Jacobi hat die Liebe zur Musik an ihre Kinder weitergegeben. Tochter Netty probt an der Semperoper als Primaballerina für die Rolle ihres Lebens, Sohn Julius ist ein begabter Pianist und verliebt sich in die unabhängige Bankierstochter Rahel Cohn. Eine neue Generation wächst heran, die den Mut hat, nach der Freiheit zu greifen und neue Wege zu gehen. Doch dann kommt es zu einem verheerenden Feuer, bei dem das Königliche Theater in Schutt und Asche gelegt wird. Fassungslos stehen die Menschen vor den Trümmern. Auch für Elise ist der Anblick kaum zu ertragen, verbindet sie doch mit dem Hoftheater lang unterdrückte Gefühle für den ehemaligen Dekorationsmaler Christian Hildebrand. Bei den Maiaufstände vor zwanzig Jahren musste Christian aus der Stadt fliehen. In aller Heimlichkeit trägt Elise sein Andenken noch heute in ihrem Herzen – ebenso wie das große Geheimnis, das seit so vielen Jahren auf ihr lastet. Denn es hat die Kraft, alles zu zerstören, was sie sich seit Christians Flucht aufgebaut hat.“

*Hinweise:
– Bitte lese diese Rezension nicht, wenn du den ersten Band Dunkel der Himmel“ und den zweiten Band „Rot das Feuer“ noch nicht gelesen hast, dies aber noch möchtet – Spoilergefahr!
– Das Buch habe ich freundlicherweise vom Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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Das Buch „Das Opernhaus – Samtschwarz die Nacht“ von Anne Stern ist der dritte und abschließende Band einer Buchreihe, welche im 19. Jahrhundert in Dresden spielt und in deren Mittelpunkt die wechselvolle Geschichte der Semperoper steht.

„Beinahe war es Elise, als wäre es ihr eigener Leib, der dort brennte. Als habe man ihre Erinnerungen, ihre Wünsche und Träume und den letzten Rest ihrer Zuversicht heute den Flammen anheimgegeben.“

[Kapitel 17, Seite 177]

Dresden 1869: Elise Jacobi lebt mit ihrem zweiten Ehemann in Blasewitz bei Dresden. Ihre Liebe zur Musik hat sie an ihre beiden Kinder weitergegeben: Ziehtochter Netty hat die Rolle ihres Lebens bekommen und probt als Primaballerina an der Semperoper, ihr Sohn Julius ist ein begabter Pianist. Doch noch immer kann Elise nicht mit ihrer Vergangenheit abschließen, denn sie vermisst Christian – ihre erste große Liebe. Dieser lebt nach den Maiaufständen vor zwanzig Jahren in weiter Ferne. Außerdem lastet ein großes Geheimnis auf Elises Schultern, welches nicht nur ihre Vergangenheit berührt, sondern auch ihre Gegenwart und Zukunft.
Als es zu einem verheerenden Feuer kommt und das Königliche Theater in Schutt und Asche gelegt wird, stehen nicht nur Elise und ihre Familie fassungslos vor den verkohlten Trümmern.

Anne Stern gehört seit vielen Jahren zu meinen absoluten Lieblingsautorinnen. Ich lese ihre vielfältigen Geschichten sehr gerne und vor allem mit der Reihe um die Hebamme Hulda Gold im Berlin der 1920er Jahre hat sie sich in meine Leseherz geschrieben. Wann immer sie eine Neuerscheinung ankündigt, weiß ich, dass ich diese auch direkt lesen möchte.
Vor etwas mehr als einem Jahr konnte mich der Auftakt der ‚Dresden-Reihe‘ „Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie“ begeistern und auch der zweite Band „Das Opernhaus – Rot das Feuer“ konnte mich von Anfang bis Ende überzeugen. Ich war schon sehr gespannt auf den Abschluss dieser grandiosen Reihe – auch wenn immer etwas Wehmut mitschwingt, wenn eine geliebte Buchreihe zu Ende geht.
Diesen Band bekam ich ebenfalls vom Rowohlt Verlag als kostenloses Rezensionsexemplar zugesendet, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte.

Die Ausgabeart des Buches ist eine sehr hochwertig gestaltete Klappbroschur mit insgesamt 416 Seiten:
Auf der vorderen Klappe befindet sich ein Textausschnitt, welcher die Neugier auf die Geschichte weckt. In der vorderen Klappe befindet sich ein Kartenausschnitt von Dresden im Jahr 1869. Auf der hinteren Klappe wir die sympathische Autorin mit einer kurzen Biographie und einem Foto vorgestellt, im Inneren findet sich eine grafisch aufbereitete Übersicht über die drei Bände der Buchreihe.
Das Cover passt perfekt zu den vorherigen zwei Bänden der Reihe (der erste Band wird in der Neuauflage noch an Band 1 und 2 angepasst).
Zu sehen ist das angeschnittene Profil einer jungen Frau mit einer schwarzen Kopfbedeckung auf ihrem kurzen goldblonden Haaren. Mit ihrem durchdringenden Blick fängt sie direkt den Blick des Betrachters auf. Es handelt sich auch hier um einen Ausschnitt aus einem Gemälde der Künstlerin Ginette Beaulieu. Wie ich bereits bei den ersten beiden Bänden angemerkt habe, kann mich das Covermotiv nicht richtig abholen, da es auf mich etwas zu modern wirkt und nicht wirklich zur Geschichte passen mag. Doch das ist Geschmackssache und wichtiger als das Cover ist für mich immer der Inhalt. Und immerhin kann man sagen, dass der Rowohlt Verlag etwas Neues gewagt hat, weg von der Rückansicht einer Frau vor einem Gebäude/ einer Landschaft.
Der Reihentitel und der Untertitel stehen in einem glänzenden hellgrünen Kreis, welcher sich im linken oberen Bereich des Covers befindet.

Ich empfehle, dass man die ersten Bände unbedingt vor dem dritten Band gelesen hat, da man dann die Entwicklung der Figuren und alle anderen Begebenheiten und Ereignisse besser einordnen kann.
Der Prolog des Buches beginnt im Dezember 1859, das erste Kapitel setzt dann im August 1869 an. Insgesamt 41 Kapitel beinhaltet das Buch, das letzte Kapitel spielt im Januar 1870, der nachfolgende Epilog im Februar 1870. Es folgt ein ausführliches Nachwort und der Dank der Autorin.
Inklusive des Prologs und des Epilogs umfasst die gesamte Zeitspanne des Romans etwa 11 Jahre, ohne Prolog und Epilog circa fünf Monate.
Die Handlung des Buches wird chronologisch erzählt und beinhaltet immer wieder einzelne Kapitel, welche aus Zeitungsberichten oder Briefen bestehen – dies sorgte für eine zusätzliche Authentizität des Romans
Dadurch, dass die Ereignisse des Romans zusammenhängend und aufeinanderfolgend erzählt werden, konnte ich mich von Anfang an (wieder) perfekt in die Geschichte einfinden und auch den vielen und vielfältigen Figuren stets gut folgen. Auch die Datums- und Ortsangabe über jedem Kapitel sorgen für eine gute zeitliche und räumliche Orientierung. Sehr intensiv und gelungen empfand ich, dass eine Schlüsselszene des Romans aus verschiedenen Perspektiven geschildert wird.
Anne Stern hat einen so ausdrucksstarken, bildhaften und poetischen Sprachstil, der mich direkt in die Geschichte mitgenommen hat. Sie beschreibt kleine Begebenheiten am Rande, doch genau diese Beschreibungen füllen das Buch mit Leben und vor allem entsteht eine solch einnehmenden Atmosphäre – die Gedanken und Gefühle der Protagonisten werden direkt aus der Vergangenheit ins Hier und Jetzt transportiert, wodurch längst vergangene Zeiten vor den Augen der Leser und Leserinnen wieder lebendig werden und Geschichte so greifbar, vor allem aber fühlbar wird.
Dies alles – die gut zu verfolgende Handlung, die sich kontinuierlich aufbauende Spannung und die poetische Sprache – sorgten dafür, dass ich völlig in die Geschichte eintauchen konnte und die 416 Seiten so dahin flogen.

Viele der Figuren sind bereits aus den vorherigen Bänden bekannt und ich habe mich sehr gefreut, diese erneut zu treffen und zu sehen, wie sie sich authentisch weiterentwickelt haben. Aus Kindern sind mittlerweile junge Erwachsene geworden, welche mitten im Leben stehen, teilweise ihre Berufung bereits gefunden haben, teilweise ihren Platz im Leben noch suchen.

„Manchmal fragte sich Elise, woher ihre jüngste Schwester diese ungeheure, ja eiserne Stärke hatte, die Vergangenheit hinter sich lassen zu können, so schrecklich diese auch gewesen sein mochte. Sie selbst war nicht aus ähnlichen Holz geschnitzt. Bisweilen wünschte sie es sich, aber dann wieder fühlte sie sich ohne Grund verzagt und wankelmütig wie ein Stück Schilf im Wind. Besonders in letzter Zeit, da das Alter langsam, aber sicher nach ihr zu greifen schien.“

[Kapitel 1, Seite 25]


Nach wie vor steht die sympathische Elise im Zentrum der Geschichte, auch wenn sie und ihre Geschichte etwas in den Hintergrund treten und damit Raum für die Geschichten ihrer Kinder bietet. Elise ist noch immer eine sehr gefühlsbetonte Frau. Sie kann jedoch noch immer nicht mit ihrer Vergangenheit abschließen und sie trägt ein großes Geheimnis mit sich herum, dessen Geheimhaltung sie mehr und mehr belastet. Außerdem musste sie schwere Verluste hinnehmen, welche sie noch immer nicht überwunden hat. Mit all ihren (Selbst)zweifeln, ihrer inneren Zerrissenheit und ihren durchlebten Höhen und Tiefen ist Anne Stern mit Elise eine sehr lebensechte Figur gelungen, die mir mit ihrer mitreißenden Geschichte noch sehr lange im Kopf, vor allem aber im Herzen bleiben wird.
Ihre Kinder Netty und Julius haben sich mittlerweile von Kindern zu jungen Erwachsenen entwickelt und führen ihre eigenen Leben. Der Charakter von Julius ist am Anfang etwas schwer zu fassen – dieser entfaltet sich dann im Laufe der Geschichte immer mehr. Netty ist nach wie vor eine Frohnatur, welche sich von Nichts und Niemanden aus der Ruhe bringen lässt.
Auch Christian, Elises erste große Liebe, spielt wieder eine wichtige Rolle. Er hat ebenfalls eine immense Entwicklung durchlebt. Mittlerweile wohnt er zwar fernab von Dresden, doch noch immer hängt er sehr an der Vergangenheit und an dieser Stadt. Bereits im ersten und zweiten Band  mochte ich seine teils etwas unbeholfene, aber doch auch starke und entschlossene Art, welche mich sehr für ihn und seine Geschichte einnehmen konnte.
Neu in der Geschichte ist die Bankierstochter Rahel Cohn. Bereits nach wenigen Szenen hat sich diese starke, intelligente und facettenreiche Figur einen Platz in meinem Herzen gesichert. Ihre Zukunft als treusorgende Ehefrau scheint außer Frage zu stehen, sie ist eine begehrte Partie – doch Rahel möchte das alles nicht und sie bricht mit den Traditionen.
Neben diesen Hauptfiguren spielen auch in diesem dritten Band wieder eine Vielzahl weiterer Figuren eine Rolle. Ich möchte auf diese nicht detailliert eingehen, da ich sonst zu viel von der Handlung vorwegnehme. Diese zahlreichen Figuren hat Anne Stern sehr verschiedenartig, lebensecht und interessant dargestellt, mitunter konnten mich einige mit ihren Taten, Gedanken und Entwicklungen sehr überraschen. Alle zusammen stellen ein gutes Bild der damaligen Gesellschaft da und geben Einblicke in die Denkweisen und strengen Konventionen zu jener Zeit.

„«Ein modernes Land braucht Kunst und Musik ebenso wie Bildung und Gerechtigkeit.»

[Kapitel 23, Seite 235]

Es war eine Zeit, in der die Gesellschaft in großer Aufruhr war: Nach der Niederschlagung des ‚Dresdner Maiaufstand‘ im Jahr 1849, welcher gegen Ende der Deutschen Revolution von 1848/1849 der Versuch war, König Friedrich August II. von Sachsen zu stürzen und eine sächsische Republik zu etablieren, war die Märzrevolution in Sachsen beendet.
Viele „Haupträdelsführer“ befanden sich im Exil – so auch Gottfried Semper, der zusammen mit seinem Freund Richard Wagner als überzeugte Republikaner für bürgerliche Grundrechte kämpfte. Als Angehöriger der Dresdner Kommunalgarde ließ Semper Barrikaden umbauen, so dass diese effizienter verteidigt werden konnten. Er kehrte Dresden für immer den Rücken.

Als das von ihm erbaute erste Hoftheater im September 1869 Opfer eines Feuers wurde und Sachsens König Johann auf Drängen der Bürgerschaft ihn mit dem Bau des zweiten beauftragte, lieferte er zwar die Pläne, die Bauleitung übernahm jedoch sein Sohn Manfred Semper, der ebenfalls Architekt war. Dieser verheerende Brand der Semperoper am 21. September 1869 ist das zentrale Thema des Romans.


Ein weiteres Thema ist die Stellung der Frau in der Gesellschaft des 19. Jahrhunderts. Auch wenn sich bereits einiges zu Gunsten der Frauen verändert hat, stehen diese noch weit unter dem Mann – beispielsweise in Sachen Bildung: Frauen wurde der Zugang zum Studium strikt verwehrt. Dieses Thema wird mit der Bankierstochter Rahel Cohn sehr deutlich dargestellt.

„Dieser Stachel, der ihr im Herzen saß, schmerzte von Tag zu Tag mehr – sie konnte den Gedanken einfach nicht ertragen, keinen Anteil an der großen Welt haben zu dürfen, nur weil sie eine jüdische Frau war, eine minderjährige noch dazu, deren Geschicke ihre Familie bestimmte und nicht sie selbst.“

[Kapitel 10, Seite 107]

Nicht nur strikte Trennung zwischen Mann und Frau spaltete die Gesellschaft, sondern auch der immer weiter um sich greifende Hass auf die jüdische Bevölkerung. Beziehungen zwischen Christen und Juden waren nicht möglich, immer wieder wurde den Juden vorgeworfen, die Gesellschaft auszunehmen.
Der Autorin gelingt es diese geschichtlichen, gesellschaftlichen und politischen Themen in ihre spannende Handlung einzuweben und mit den Schicksalen und Lebensgeschichten ihrer Figuren zu verbinden.
Neben diesen Themen stellt Anne Stern, wie in den beiden vorherigen Bänden, die Macht vor allem die Kraft der Musik in den Fokus. Ihr immenses Wissen über verschiedene Stücke der klassischen Musik, die Opern und deren Entstehung und Handlung, lässt Anne Stern in ihren Roman gekonnt mit einfließen.

„«Nicht die Welt entscheidet, was für uns das Richtige ist.(…) Wir selbst formen mit unseren Entscheidungen vielmehr die Welt.»

[Kapitel 33, Seite 320]

Nun heißt es wieder Abschied von einer grandiosen Buchreihe zu nehmen. Alle drei Teile konnten mich bestens unterhalten. Persönlich hat mit der dritte Band am besten gefallen, da dieser unfassbar spannend und gleichzeitig sehr emotional ist.
Danke liebe Anne Stern für dieses mitreißende und lehrreiche Lesevergnügen.

Fazit: Vor etwas über einem Jahr begann ich mit dem ersten Band „Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie“ die Reise in das Dresden des 19. Jahrhunderts – und ich war unglaublich begeistert. Auch der zweite Band „Rot das Feuer“ konnte mich von Anfang bis Ende überzeugen. Der dritte Band ist ein spannendes und emotionales Finale und ich bin so berührt, hingerissen, aufgewühlt und beeindruckt. Was für eine Geschichte. Sehr lesenswert!

* Ich habe für diese Rezension von der Autorin und vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Bereitstellung eines kostenlosen Rezensionsexemplars durch den Verlag, der Titelbezeichnung/ Namensnennung und der Link zur Verlagshomepage muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Die Köchin – Süße Tage, bittere Stunden“

von Petra Durst-Benning

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 24. Juli 2023
Verlag: Blanvalet
Ausgaben: Hardcover
ISBN: 978-3-7645-0790-9
Seitenanzahl: 560 Seiten
Preis: 22,00€
Reihe: „Die Köchin 03/03“

Homepage:
https://www.penguin.de/buecher/petra-durst-benning-suesse-tage-bittere-stunden/buch/9783764507909

Klappentext:
„Südfrankreich, 1901. Ein Leben lang hat Fabienne von einem eigenen Restaurant geträumt. Nun wird dieser Traum endlich Wirklichkeit: In Gruissan, dem romantischen Ort am Mittelmeer, eröffnet sie direkt am Marktplatz ihr Restaurant. Schon bald kommen die Gäste von weit her, und Fabienne genießt den Erfolg. In dieser glücklichen Zeit scheint sich auch eine weitere Sehnsucht zu erfüllen – ihr geliebter Sohn, der ihr als Baby geraubt wurde, steht plötzlich vor der Tür. Doch das Wiedersehen verläuft völlig anders als erhofft, der junge Mann ist von bitterem Hass auf die unbekannte Mutter erfüllt. Seine Ablehnung stürzt Fabienne in eine tiefe Krise. Erst als es fast zu einer Katastrophe kommt, begreift sie, was wirklich zählt …“

Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise vom Blanvalet Verlag über das ‚Bloggerportal‘ zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.
– Hier findet ihr meine ausführliche Rezension zum ersten Band „Die Köchin – Lebe deinen Traum“ und zum zweiten Band „Die Köchin – Alte Hoffnung, neue Wege“ .
– Solltet ihr die ersten beiden Bände noch nicht gelesen haben, wollt diese aber lesen, dann diese Rezension bitte NICHT lesen, da ihr euch sonst spoilern könntet.

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Das Buch „Die Köchin – Süße Tage, bittere Stunden“ von Petra Durst-Benning ist der dritte und abschließende Band der Buchreihe um die Köchin Fabienne und zeigt wie diese sich im ausgehenden 19. Jahrhundert und beginnenden 20. Jahrhundert in Südfrankreich trotz aller Widrigkeiten ihren großen Lebenstraum erfüllt.

„Ihr großer Lebenstraum. Er hatte sie genährt, wenn ihre Seele hungrig war. Er hatte sie aufgerichtet, wenn sie strauchelte. Er hatte ihr die Kraft zum Weitermachen gegeben, wann immer sie vor Erschöpfung am liebsten alles hingeworfen hätte.“

[Seite 216]

Südfrankreich im Jahre 1901: Nachdem Fabienne ihr halbes Leben von einem eigenen Restaurant geträumt hat, soll sich dieser Traum im neuen Jahrhundert endlich erfüllen:
Zusammen mit ihrem Mann Yves und ihrer Tochter Violaine verschlägt es sie in den am Mittelmeer gelegenen Ort Gruissan, wo sie direkt am Marktplatz ihr Restaurant eröffnen. Schon bald sind Fabiennes außerordentliche Gerichte in aller Munde und das Restaurant erhält regen Zulauf.
Noch immer kann Fabienne mit dem Verlust ihres Sohnes nicht abschließen und als ihr Sohn eines Tages unverhofft vor ihrer Türe steht, kann sie ihr Glück kaum fassen. Doch das Wiedersehen verläuft völlig anders – ihr Sohn macht ihr bittere Vorwürfe und lehnt sie und ihr Leben komplett ab.
Fabienne stürzt in eine schwere Krise und muss dann lernen, was in ihrem Leben wirklich zählt.

Petra Durst-Benning und ihre einzigartigen Bücher begleiten mich mittlerweile schon seit über 16 Jahren und haben mich als Leserin sehr geprägt. Immer wieder schafft sie es, mich mit interessanten Themen, spannenden (historischen) Hintergründen und wunderbaren Schauplätzen zu begeistern und mich auf unvergessliche Reisen mitzunehmen.
Ich habe jeden einzelnen ihrer Romane mit großer Begeisterung gelesen und freute mich sehr, als sie Anfang des Jahres 2022 ihr neues Buch „Die Köchin – Lebe deinen Traum“ ankündigte. Nicht nur die Handlung und das interessante Thema weckten mein Interesse, sondern auch der Handlungsort: Am magischen Canal du Midi verbrachte ich als Kind und Jugendliche einige unvergessliche Urlaube mit meiner Familie. Auch der zweite Band „Die Köchin – Alte Hoffnung, neue Wege“, welcher ein Jahr später erschien, konnte mich von der ersten bis zur letzten Seite begeistern und ließ meine Vorfreude auf den dritten Band ins Unermessliche steigen.
Den dritten Band habe ich, wie bereits den zweiten Band, als kostenloses Rezensionsexemplar vom Blanvalet Verlag erhalten, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte.

Das Cover des dritten und letztes Bandes passt sehr gut zum zweiten Band (das Cover des ersten Bandes wurde im Zuge der Taschenbuchausgabe an Band 2 und 3 angepasst).
Im Vordergrund steht eine Frau, welche seitlich zum Betrachter steht und eine rosafarbene Bluse und einen grünen Rock trägt, um ihre Arme hat sie ein weißes Tuch geschlungen. Ihr offener Blick richtet sich zum Betrachter. Im Hintergrund zeigt sich eine Ansicht des Ortes Gruissan: Zu sehen ist der historische Stadtkern mit Häusern, welche sich kreisförmig um die alte Burganlage winden.
Dadurch, dass auf allen drei Bänden die selbe Frau zu sehen ist,hat die Reihe einen sehr gelungenen Wiedererkennungswert. Durch die veränderte Mimik und Gestik und ihrer Körperhaltung sieht man, wie Fabienne sich von Band zu Band verändert und weiterentwickelt hat.
Wie auch die ersten beiden Bände ist auch der dritte Band wieder als hochwertiges Hardcover mit Schutzumschlag erschienen. Auf der vorderen Klappe wird die Buchreihe vorgestellt, auf der hinteren Klappe findet sich ein Foto und eine kurze Biografie der Autorin.
Nach einem ein Motto des Verlages ‚Éditions Larousse‘ beginnt das Buch mit einem Vorwort der Autorin, in welchem sie auf die Handlung und die Figuren des vorherigen Bände eingeht. Dieses Vorwort weckte direkt die Lust auf die Geschichte und ich kam schnell wieder in der Geschichte und Handlung an.
Nach dem Vorwort beginnt die chronologisch erzählte Handlung, welche mit dem ersten Kapitel im Oktober 1891 in Marseille ansetzt. An das 44. und letzte Kapitel, welches im Mai 1903 spielt, schließen sich die ‚Anmerkungen‘ der Autorin und ein Rezepte-Teil an – diese Rezepte laden zum genussvollen Nachkochen ein.
Die Handlung knüpft ziemlich direkt an das Ende des zweiten Bandes an. Meiner Meinung nach ist es nicht unbedingt erforderlich, dass man den ersten und zweiten Band kennt, allerdings empfehle ich trotzdem, dass man diese bereits gelesen hat, da man nur dann die Begebenheiten, Figuren und ihr Verhalten/ ihre Entwicklung besser zuordnen und richtig verstehen kann.
Für mich fühlte es sich wie ein nach Hause kommen an und ich freute mich, die vielen Figuren wieder zu treffen und ihre Entwicklungen weiter zu verfolgen. Ab der ersten Seite war ich zurück in der Geschichte, bei der ich mich nicht nur als bloßer Zuschauer gefühlt habe, sondern als ein Teil der Geschichte.
Auch bei diesem dritten Band verspürt man während des Lesens einen ständigen Appetit – man merkt, wie sehr Petra Durst-Benning sich mit der Thematik des Kochens auseinandergesetzt und beschäftigt hat und wieviel Freude ihr es gemacht hat, diese Geschichte zu schreiben.

„Wie oft war sie in ihrem Leben schon völlig verzweifelt gewesen – und trotzdem hatte sie nie aufgegeben. Und ganz gleich, wie viele Steine man nach ihr warf – noch nie in ihrem Leben hatte sie die Steine zurück geworfen. (…) Sie würde die Steine aufsammeln und etwas Großes, Schönes daraus bauen (…).“

[Seite 99]

Die Köchin Fabienne steht auch in diesem finalen Band im Mittelpunkt der Geschichte. Während sie zu Beginn des ersten Bandes ein junges und stellenweise etwas leichtgläubiges Mädchen ist, ist sie in zweiten Band eine junge erwachsene Frau, die genau weiß, was sie beruflich erreichen möchte: Sie will als Köchin in einer Restaurantküche arbeiten – für die Erfüllung dieses Lebensziels ist sie bereit, alles zu geben. Im dritten Band möchte sie ein eigenes Restaurant eröffnen, auch wenn diese Erfüllung einige Neuanfänge fordert und sie immer wieder vor große Herausforderungen stellt. Dazu erfährt sie immer wieder Rückschläge, gerät ins Straucheln, doch sie gibt sich und ihren großen Lebenstraum nicht auf.
Privat ist Fabienne noch immer von dem Verlust ihres Sohnes gezeichnet. Sie kann und will damit nicht abschließen. Als dieser plötzlich vor ihrer Tür steht und mit ihr bricht, fällt Fabienne sehr tief und muss sich selbst Fehler und vor allem ihre Schwächen eingestehen.
Ihre offene, warmherzige, zurücknehmende und gleichzeitig kämpferische Art und auch, dass sie sich selbst Fehler eingestehen kann, ließ mich Fabienne schnell wieder für sich gewinnen.
Fest und unverrückbar an Fabiennes Seite ist ihr sympathischer Ehemann Yves – ein Charakter, den man einfach gerne haben muss. Er unterstützt Fabienne in all ihren Vorhaben und hat trotzdem auch immer ein wachsames Auge auf sie und merkt, wenn es ihr nicht gut geht.
Ganz besonders ins Herz geschlossen habe ich Fabiennes Tochter Violaine, welche mit ihrer stürmischen und impulsiven Art eine kindliche Leichtigkeit und Herzlichkeit in der Geschichte bringt.
Stéphanie, eine Bekannte (Freundin möchte ich sie in diesem Zusammenhang nicht mehr nennen) von Fabienne, ist wieder ein Teil der Geschichte: Diese undurchsichtige, rätselhafte Figur, machte es mir bereits im ersten und zweiten Band nicht leicht, sie zu mögen und als sympathisch zu empfinden. Auch wenn sie ihre Gründe hat, warum sie zu solch einer Frau geworden ist, konnte ich mich sehr schwer mit ihrer teils sehr egoistischen und toxischen Art identifizieren. Ihre Mutter setzt all dem noch die Krone auf und ich konnte stellenweise das Kopfschütteln über diese beiden Frauen nicht mehr seinlassen.
Sehr gefreut habe ich mich, dass auch Fabiennes Familie, hauptsächlich ihre Schwestern Lucy und Lily und auch Fabiennes Sohn, wieder tragende Rollen spielen. All diese Charaktere haben Ecken und Kanten und agieren mitunter unvorhergesehen, wodurch sie sehr authentisch und lebensecht wirken.
Neben diesen Hauptfiguren spielen noch eine Vielzahl an weiteren Charakteren große und kleine Rollen, auf diese möchte ich nicht zu detailliert eingehen, da ich sonst zu viel von der Handlung vorwegnehme. Viele von ihnen sind bereits aus den vorherigen Bänden bekannt, es kommen auch einige neue Figuren hinzu. Eines sei jedoch an dieser Stelle angemerkt: Das Auftauchen zweiter Figuren am Rande rührte mich zu Tränen.
Petra Durst-Benning schafft mit ihren vielen und vielfältigen Figuren ein sehr lebhaftes und stimmiges Bild der Gesellschaft des ausgehenden 19. Jahrhunderts und des beginnenden 20. Jahrhunderts.

„Warum war es einer Frau nicht erlaubt, zu tun, was sie wollte? Warum war sie dadurch unwillkürlich jemand, den man für seltsam, wenn nicht gar verrückt hielt?“

[Seite 43]

Den geschichtlichen und gesellschaftlichen Hintergrund von „Die Köchin – Süße Tage, bittere Stunden“ bildet das ausgehende 19. Jahrhundert und das beginnende 20. Jahrhundert in Südfrankreich:
Mittlerweile hat sich das Bild von Frauen in Restaurantküchen etwas gebessert – Standard ist es noch immer nicht. In den Restaurantküchen regieren, wie in vielen anderen Bereichen auch, noch immer die Männer. Doch auch hier gab es zu dieser Zeit Ausnahmen: In Lyon gab es ‚Les mères lyonnaises – Die Mütter Lyons‘. Das waren Frauen, welche sich aus ihrer finanziellen Not mit der Eröffnung eines eigenen Restaurants befreit und sich gegenseitig unterstützt und geholfen haben. Mit diesen mutigen und kämpferischen Frauen kam Fabienne im ersten Band in Kontakt – diese Verbindungen und Erfahrungen prägen Fabienne nach wie vor.
Noch immer sind viele Männer nicht bereit in Restaurantküchen zu kochen, in denen eine Frau das Sagen hat.
Ein weiteres Thema, welches im zweiten Band bereits als Nebenthema behandelt wurde, ist die Entstehung der Restaurant-Führer und Restaurant-Bewertungen und damit auch die Entstehung der ‚Sterne-Küche‘. Ein sehr interessantes Thema, auf welches die Autorin in ihrem Nachwort eingeht.
Auch die wechselvolle Geschichte des Canal du Midi (‚Kanal des Südens‘) spielt in diesem Band wieder eine große Rolle. Als im 17. Jahrhundert mit dem Bau begonnen wurde, verband er das Mittelmeer mit der Stadt Toulouse und sorgte dafür, dass frische und verderbliche Waren schneller ans Ziel kamen. Zu Beginn des ersten Bandes hat der Canal du Midi bereits vieles von seinem eigentlichen Nutzen verloren – eine Entwicklung, welche sich im zweiten und dritten Band fortsetzt. Die Waren werden bereits häufig mit der Eisenbahn durchs Land geschickt, was schneller geht, jedoch auch die Arbeitsplätze der ‚gens de l‘eau’ – den Wassermenschen‘ gefährdet.
In der heutigen Zeit ist der Canal du Midi eine touristische Attraktion und Sehenswürdigkeit und fördert damit die Wirtschaft der Region. Er wird mit Sport- und Hausbooten befahren und gehört seit 1996 zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Aus persönlicher Erfahrung kann ich euch diesen magischen Kanal und die malerische Umgebung dort sehr empfehlen. Unzählige Urlaube verbrachte ich dort und spazierte immer an den Ufern des Kanals entlang. Es ist ein Ort, an dem man die Zeit und alle Sorgen vergessen kann.

Fluss Hérault in der Stadt Agde (c) by Stefan P.


Mit absoluter Leichtigkeit vermittelt Petra Durst-Benning historische Daten und Fakten über die Regionen am Canal du Midi, über Narbonne, Marseille und des Ortes Gruissan, erzählt von den Bewohnern und deren vielfältigen Lebensweisen. Und eines ist für mich klar: Sollte ich nächstes Jahr wieder an die französische Mittelmeerküste fahren, werde ich Gruissan besuchen.
Auch die gesellschaftlichen und geschichtlichen Hintergründe hat Petra Durst-Benning wunderbar recherchiert und verwebt diese Fakten gekonnt mit den Lebensgeschichten ihrer fiktiven Figuren. Mit ihrem wunderbar leichten und bildhaften Sprachstil konnte mich Petra Durst-Benning ab der ersten Seite wieder mit in die Geschichte nehmen und mich bis zum Ende festhalten.
Vor etwa zwei Jahren habe ich Fabienne kennengelernt. Mit ihrer ehrlichen Art, ihrer Stärke und auch ihren Schwächen habe ich sie schnell in mein Herz geschlossen. Immer wieder durchlebten wir gemeinsam Höhen und Tiefen, standen vor großen Herausforderungen und auch Problemen – wir lachten, weinten und freuten uns zusammen.
Nun habe ich den letzten Band beendet und muss Fabienne schweren Herzens loslassen und ihrer Wege gehen lassen. Nicht nur sie, sondern auch die vielen anderen Figuren, die mit ihren Geschichten unvergessen bleiben werden. Danke liebe Petra Durst-Benning für dieses gefühlvolle, unterhaltsame und lehrreiche Lesevergnügen. Und ja: Ein gutes Buch ist immer zu kurz.

„Die gens de l’eau, also die Menschen, die vom Canal du Midi stammten und zu denen Fabienne sich zählte, waren zäh – aufgeben war für sie keine Option.“

[Seite 83]

Fazit: „Die Köchin – süße Tage, bittere Stunden“ von Petra Durst-Benning ist ein wundervoller Abschluss einer einzigartigen Buchreihe. Als Leserin fühlte ich mich nicht als bloßer Zuschauer… ich war ein Teil der Geschichte. Eine intensive Geschichte, welche zusammen mit den unvergesslichen Figuren für immer in meinem Kopf und Herzen bleiben wird. Macht es gut Fabienne, Yves, Violaine, Lily, Lucy und alle anderen. Irgendwann komme ich euch nochmal besuchen.
Sehr lesenswert!

* Ich habe für diese Rezension von der Autorin und vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Bereitstellung eines kostenlosen Rezensionsexemplars durch den Verlag, der Titelbezeichnung/ Namensnennung und der Link zur Verlagshomepage muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Eine grenzenlose Welt – Schicksal“

von Sonja Roos

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Hinweise:
Bitte lest diese Rezension nicht, wenn ihr den ersten Band „Eine grenzenlose Welt – Aufbruch“ noch nicht gelesen habt, diesen aber noch lesen möchtet. Spoilergefahr!
Meine ausführliche Rezension zum ersten Band findet ihr hier: „Eine grenzenlose Welt – Aufbruch“
– Das Buch habe ich freundlicherweise vom Goldmann Verlag als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.
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Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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Das Buch „Eine grenzenlose Welt – Schicksal“ von Sonja Roos ist der zweite Band der dreibändigen ‚Auswanderer-Saga‘ und spielt vorwiegend im ausgehenden 19. Jahrhundert in New York.

»Maggie, Träume sind schön, wenn man sonst nichts hat. Du musst jetzt aufwachen und der Wirklichkeit ins Auge sehen. So oder so muss dein Leben weitergehen, und du hast noch so viel mehr, du wirst es verschmerzen, wenn es nicht zu deinen Gunsten endet.«

[Kapitel 26, Seite 189]

New York/ San Francisco, 1899: Nach einem Zerwürfnis gehen die beiden Cousinen Rosie und Marga getrennte Wege: Rosie lebt mit ihrem Mann Simon in New York, Marga lebt und arbeitet als Journalistin in San Francisco und zieht ihren Sohn Nicky alleine groß. Doch nicht nur von ihrer Cousine ist Marga getrennt: Auch von ihrer großen Liebe Nando fehlt jede Spur.
Da erreicht Marga ein Hilferuf aus New York: Rosie benötigt ihre Hilfe und Unterstützung, denn auf Simon ist ein schwerer Anschlag verübt worden. Der Zeitungsverleger liegt seit dem im Koma und Rosie weiß nicht, wie es mit ihr und der Zeitung weitergehen soll. Marga eilt nach New York und kämpft um Vergebung, aber auch um die Liebe zu Nando.

Im März 2024 habe ich mit großer Begeisterung den stimmungsvollen und farbenprächtigen Auftakt „Eine grenzenlose Welt – Aufbruch“ gelesen. Ich fand zu den vielfältigen Charakteren schnell einen Zugang und habe zudem eine Menge zu der Geschichte der Auswanderung im ausgehenden 19. Jahrhundert gelernt. Deshalb war es klar, dass ich auch den zweiten Band „Eine grenzenlose Welt – Schicksal“ einfach lesen musste, um zu wissen, wie es mit all den liebgewonnen Figuren weitergeht.
Freundlicherweise bekam ich das Buch vom Goldmann Verlag als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte.

Das Cover des Buches passt hervorragend zum ersten Band der Reihe.
Es ist ein blau-lila Farbtönen gehalten und zeigt in der rechten oberen Hälfte ein Paar in einer innigen Umarmung, welche am Betrachter vorbei in die Ferne schauen.
Mittig steht der Titel und Untertitel des Buches, darunter ist eine Fotomontage, bestehend aus einer Stadt und einem Zug, zu sehen.

Das Buch ist, wie bereits der erste Band, eine sehr hochwertig gestaltete Klappbroschur. Auf der vorderen Klappe werden die vier Hauptfiguren Marga, Rosie, Simon und Nando vorgestellt, die hintere Klappe beinhaltet ein Bild und eine kurze Biografie der sympathischen Autorin, sowie eine Übersicht der Trilogie. Das innere der Klappen ist vorne und hinten leer geblieben.
Insgesamt umfasst das Buch 448 Seiten, welche sich auf 65 relativ kurze Kapitel und einen Epilog aufteilen.
Die Handlung beginnt 1899 in San Francisco und setzt damit etwa drei Jahre nach Ende des ersten Bandes an. Der Epilog endet im Juni des Jahres 1904, die Haupthandlung umfasst jedoch das Jahr 1899 und den Beginn des Jahres 1900. Mit einem absoluten Cliffhanger, einem ausführlichen Nachwort und der Danksagung der Autorin wird dieser Band beendet und ich kann eines bereits vorweg nehmen: Ich kann es kaum erwarten, den dritten Band der Reihe zu lesen.

An dieser Stelle möchte ich anfügen, dass man unbedingt den ersten Band der Reihe gelesen haben sollte, da ansonsten viele Hintergrundinformationen zu den vielen und vielfältigen Charakteren fehlen und deren Hintergründe und Entwicklungen ansonsten nicht richtig erfasst werden können.
Ab der ersten Seite war ich wieder in der Geschichte angekommen und flog nur so durch die Seiten. Ich konnte mir die Handlungsorte wunderbar vorstellen und mich wieder schnell in die bekannten und auch in die neuen Charaktere einfühlen – es fühlte sich wie ein ’nach Hause kommen‘ an.
Wie im ersten Band stehen in den einzelnen Kapiteln abwechselnd die verschiedenen Figuren im Mittelpunkt. Deren Geschichten sind miteinander eng verknüpft und verbinden sich zu einer großen Geschichte, in der unheimlich viel passiert und in der sich zudem zügig eine immense Spannung aufbaut.
Dies und der bildhafte und lebendige Sprache der Autorin sorgen dafür, dass man in längst vergangene Zeiten abtauchen kann und das Buch nur äußerst ungern aus den Händen legt.

„Sie hatten sich zugeprostet, wobei Maggie das aufgeregte Kribbeln spürte, das sie früher gehabt hatte, wenn es um ihre Arbeit ging (…). Endlich fühlte sie sich wieder gebraucht und gefordert. Endlich konnte sie wieder beweisen, was in ihr steckte. Der Gedanke brachte sie in der Dunkelheit des Gästezimmers zum Strahlen.“

[Kapitel 05, 50]

Ein Großteil der Figuren ist bereits aus dem ersten Band bekannt, wobei sich jede von ihnen sehr authentisch weiterentwickelt hat und einige mich mit ihren Entscheidungen mitunter (positiv) überraschen konnten.
Jede der vier Hauptfiguren ist in ihrem Leben in der neuen Welt angekommen und sie leben ihre Leben – auch wenn noch nicht alle am Ziel ihrer Träume und Wünsche sind und sie noch immer nicht ganz mit ihrer Vergangenheit abgeschlossen haben. Trotz vieler persönlicher Schicksals- und Rückschläge geben die vier nie auf und ihre Lebenswege führen sie, wenn auch mit Umwegen, immer wieder zusammen.
Ich habe sie alle mit ihren vielfältigen Lebensgeschichten in mein Herz geschlossen, wo sie mit Sicherheit noch lange bleiben werden, und bin schon sehr gespannt, wie es mit ihnen weitergehen wird.
Zu den bekannten und liebgewonnen Figuren gesellen sich auch einige neue Figuren hinzu und ergänzen diese mit ihren ganz eigenen Geschichten. Dabei sind auch einige unsympathische Charaktere, welche die Geschichte aber nochmal authentischer wirken lassen.
Ich möchte nicht detailliert auf die einzelnen Figuren eingehen, da ich sonst vieles von der Handlung vorwegnehme. Sonja Roos ist es perfekt gelungen, ihre fiktiven Figuren in den geschichtlichen Hintergrund einzubetten und gekonnt mit diesem und auch untereinander zu verbinden.
Mit den Charakteren und ihren vielfältigen Geschichten habe ich während des Lesens den Zeitgeist gespürt und die vielen wahren Begebenheiten und Ereignisse, welche die Protagonisten erleben auch direkt miterlebt. Und genau das macht das Buch zu einem gelungenen, unterhaltsamen und lehrreichen Lesevergnügen. Auch die Tragik, vor allem aber die Spannungen, Zerwürfnisse, Differenzen und auch Anziehungen zwischen den Figuren waren stets spürbar und ich flog nur so durch diese mitunter spannende und hochemotionale Geschichte.

„Er seufzte geschlagen. Im Grunde hatte Rosie ja recht. Und doch war er mit dem Herald verwachsen. Das Schicksal der Zeitung war auch sein Schicksal, und er konnte einfach nicht tatenlos hier herumliegen und dabei zusehen, wie Hearst ihm alles zunichtemachte – wieder einmal.“

[Kapitel 10, Seite 93]

Den geschichtlichen und gesellschaftlichen Hintergrund von „Eine grenzenlose Welt – Schicksal“ bildet das ausgehende 19. Jahrhundert und das beginnende 20. Jahrhundert.
Während im ersten Band die große Auswanderungswelle im Vordergrund steht, setzt der zweite Band seinen Schwerpunkt in das Zeitungswesen und den Journalismus zu dieser Zeit.
Die Entwicklung der Presselandschaft war ganz anders als im europäischen Zeitraum und vor allem durch die sogenannte „Penny Press“ geprägt. Der Journalist James Gordon Bennett war der Ansicht, dass die Öffentlichkeit auf keinen Fall ein ernstes Blatt kaufen würde, sondern dass die große Neugier eher mit Klatsch als mit Diskussionen zu befriedigen war.
In New York gab es im ausgehenden 19. Jahrhundert eine Vielzahl an unterschiedlichen Zeitungen, welche das städtische Leben, die Nachrichten und die Kultur abdeckten und die Vielfalt und das lebhafte Medienumfeld widerspiegelten, das New York City im Jahr 1892 zu bieten hatte. 
Ein weiteres, wenn auch nicht im Vordergrund stehendes Thema, ist die Geschichte der Mafia in New York City. Ich kann mir gut vorstellen, dass dieses interessante und spannende Thema im dritten Band noch etwas mehr in den Fokus gerückt wird.
Sonja Roos hat die vielen unterschiedlichen Hintergründe und Themen sehr akribisch recherchiert und verbindet diese mit den Geschichten und Erlebnissen ihrer Protagonisten.

» (…) Du musst dein Leben für dich leben und nicht für deine Eltern oder für eine engstirnige Gesellschaft. Du wirst schon einen Weg finden, der dich glücklich macht, und dann wirst du auch jemanden finden, mit dem du so sein kannst, wie du bist.(…)«


[Kapitel 42, Seite 287]

Danke liebe Sonja Roos für dieses großartige Leseerlebnis.
So… nach dem absoluten Cliffhanger am Ende des Buches freue ich mich schon so sehr auf den dritten Band „Eine grenzenlose Welt – Zukunft“, welcher am 21. August erscheinen wird.

Fazit: „Eine grenzenlose Welt – Schicksal“ ist ein emotionaler und gleichzeitig sehr spannender zweiter Band einer absolut lesenswerten Reihe. Ab der ersten Seite war ich wieder voll dabei, freute mich, die Figuren wieder zu treffen und ihre Geschichten und Entwicklungen weiter zu verfolgen.
Doch zum Ende hin gibt es wieder eine gnadenlose Vollbremsung, welche die Vorfreude auf den dritten Band ins Unermessliche steigen lässt.
Große Leseempfehlung.

* Ich habe für diese Rezension von der Autorin und vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Bereitstellung eines kostenlosen Rezensionsexemplars durch den Verlag, der Titelbezeichnung/ Namensnennung und der Link zur Verlagshomepage muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.